Inzersdorfer Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Inzersdorfer Kirche ([[23]]., [[Draschestraße]] 105, [[Pfarre|Pfarrkirche]] [1217 beziehungsweise 1637] „[[Inzersdorf (Pfarre)|Heiliger Nikolaus]]").  
 
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'''1)''' Inzersdorf gehört zu den ältesten Pfarren von Wien (Gründung einer von St. Stephan unabhängigen Pfarre 1217 durch Ulrich von Rodaun, der damals die Herrschaft Inzersdorf besaß). Die alte Kirche war ein einschiffiges schlichtes Gotteshaus und stand in unmittelbarer Nähe des alten Schlosses; sie wurde 1529 zerstört, der Pfarrhof verfiel. Da die neuen Gutsbesitzer aus dem Haus Geyer von Osterburg Protestanten waren, sank die Inzersdorfer Kirche zu einer Filialkirche von Atzgersdorf herab und wurde erst wieder 1637 selbständige Pfarre. Maria Antonia Gräfin Auersperg ließ die Kirche 1742 renovieren, ebenso ihr Nachfolger Ferdinand Bonaventura Graf Harrach, der 1763 das neue Schloss errichten ließ. Am 8. Juni 1817 brannte die Kirche ab.  
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==Erste Pfarrkirche==
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Inzersdorf gehört zu den ältesten Pfarren Wiens und wurde 1217 durch Ulrich von [[Rodaun (Ort)|Rodaun]], der damals die Herrschaft [[Inzersdorf (Ort)|Inzersdorf]] besaß, als eine von [[St. Stephan (Pfarre)|St. Stephan]] unabhängige Pfarre gegründet. Die alte Kirche war ein einschiffiges schlichtes Gotteshaus und stand in unmittelbarer Nähe des alten Schlosses Inzersdorf. Die Kirche wurde 1529 während der sogenannten [[Erste Türkenbelagerung (1529)|Ersten Türkenbelagerung]] zerstört, der Pfarrhof verfiel. Die neuen Gutsbesitzer stammten aus dem Haus [[Geyer von Osterberg|Geyer von Osterburg]] und waren Protestanten. Bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Inzersdorfer Kirche von der bischöflichen Verwaltung in Wien als eine Filialkirche der [[Atzgersdorf (Pfarre)|Pfarre Atzgersdorf]] geführt und wurde erst 1637 zur selbstständigen und nun wieder katholischen Pfarre. Maria Antonia Gräfin [[Auersperg]] ließ die Kirche 1742 renovieren, ebenso ihr Nachfolger Ferdinand Bonaventura Graf [[Harrach]], der 1763 das neue Schloss Inzersdorf errichten ließ. Am 8. Juni 1817 brannte die Kirche ab.  
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==Zweite Pfarrkirche==
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Die heutige Kirche ließ zwischen 1817 und 1820 der Schlossbesitzer Fürst Jakob a Sancto Mauro, Herzog von Corigliano-Saluzzo, als klassizistisch-romantischen Zentralbau mit gedrückter Kuppel (Rotunde mit Altarapsis und Campanile [nördlich an den kurzen Chor anschließend] nach dem Vorbild oberitalischer Kirchen) errichten, der mit der barocken Tradition brach. [[Alois Miesbach]] (Gutsbesitzer ab 1826) ließ die Kirche erweitern (Säulenvorbau 1846). Der spätklassizistische Umbau wurde vom Architekten [[Peter Nobile]] geplant, der die Kirchenmauern um 4m erhöhte und ein neues Dach aufsetzen ließ.
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Aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu Liesingsbach und Mühlbach hatte man in der Inzersdorfer Kirche immer wieder mit Feuchtigkeit und Nässe zu kämpfen. 1835 wurde das Dach mit einer neuen Kupfersimsdeckung ausgestattet, die Kirche war 1841 hedoch erneut baufällig. Nach Einrichtung einer vorübergehenden Notkirche im Schloss Inzersdorf wurden unter [[Alois Miesbach]] in den Jahren 1844 bis 1845 erneut Umbauarbeiten vorgenommen (nach Plänen des Architekten Mathias Vlast). Das Kuppeldach wurde abgetragen, eine ganz neue Dachkonstruktion mit flachem Kegel aufgesetzt und das Mauerwerk abermals erhöht.
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1882 wurde in der Apsis das Christuskreuz (eine Nachbildung des 1945 in St. Stephan fast völlig zerstörte Lettnerkreuzes) angebracht. Das ursprüngliche Hochaltarbild (heiliger [[Nikolaus (Heiliger)|Nikolaus]]) befindet sich an der rechten Kirchenseite, das Bild an der linken Seite zeigt [[Maria, Mutter Jesu (Muttergottes)|Maria]] mit dem Jesuskind, zu ihren Füßen knieend die heilige Elisabeth und der heilige Johannes. In den Jahren 1980 bis 1981 wurde die Kirche grundlegend renoviert und der Altarraum neu gestaltet.
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==Die Kapelle==
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Die [[Kapellen|Kapelle]] an der Ostseite ließ 1860 [[Heinrich Drasche]] von Wartinberg für seinen verstorbenen Onkel [[Alois Miesbach]] anbauen. Das Innere wurde romantisch ausgestaltet. 1978 wurde die Kapelle zu einer Werktags-(Marien-)kapelle umgestaltet.
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==Links==
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*[https://www.pfarresanktnikolaus.at/wp/ Pfarre St. Nikolaus in Inzersdorf] (Stand: 19.09.2022)
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* [https://www.erzdioezese-wien.at/Wien-Inzersdorf-St-Nikolaus Erzdiözese Wien - Pfarre Inzersdorf] (Stand: 19.09.2022)
  
'''2)''' Die heutige Kirche ließ 1817-1820 der Schlossbesitzer Fürst Jakob a Sancto Mauro, Herzog von Corigliano-Saluzzo, als klassizistisch-romantischen Zentralbau mit gedrückter Kuppel (Rotunde mit Altarapsis und Campanile [nördlich an den kurzen Chor anschließend] nach dem Vorbild oberitalischer Kirchen) errichten, der mit der barocken Tradition brach. [[Alois Miesbach]] (Gutsbesitzer ab 1826) ließ die Kirche erweitern (Säulenvorbau 1846); die Kapelle an der Ostseite ließ 1860 Richard Dräsche von Wartinberg anbauen. Das Innere wurde romantisch ausgestaltet; 1882 wurde in der Apsis das Christuskreuz (eine Nachbildung des 1945 in St. Stephan fast völlig zerstörte Lettnerkreuzes) angebracht; das ursprüngliche Hochaltarbild (heiliger Nikolaus) befindet sich an der rechten Kirchenseite, das Bild an der linken Seite zeigt Maria mit dem Jesuskind, zu ihren Füßen knieend die heilige Elisabeth und der heilige Johannes. 1978 wurde die Grabkapelle, die Heinrich Dräsche (Erbe der Wienerberger Ziegelwerke) 1860 an der Ostseite der Kirche für seinen verstorbenen Onkel Alois Miesbach hatte errichten lassen, zu einer Werktags-(Marien-)kapelle umgestaltet, 1980/1981 die Kirche grundlegend renoviert und der Altarraum neu gestaltet.
 
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
*Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 466 f.  
 
*Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 466 f.  
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 195
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*A. Grimm: Chronik von Inzersdorf.
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*Albert Ilg: Die Pfarrkirche zu Inzersdorf am Wienerberge. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1887, S. 54 f.
 
*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 276  
 
*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 276  
*Albert Ilg: Die Pfarrkirche zu Inzersdorf am Wienerberge. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1887, S. 54 f.
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*Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus (Hg.): 200 Jahre Kirchenweihe Inzersdorf St. Nikolaus. Festschrift anlässlich der feierlichen Konsekrierung der Pfarrkirche Inzersdorf St. Nikolaus vor 200 Jahren am 6. Dezember 1821. Wien 2021
 
*Fritz Prechtl: 750 Jahre Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus. Festschrift, 1967  
 
*Fritz Prechtl: 750 Jahre Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus. Festschrift, 1967  
*A. Grimm: Chronik von Inzersdorf.
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*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 195

Version vom 19. September 2022, 16:12 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1217
Datum bis
Andere Bezeichnung Pfarrkirche „Heiliger Nikolaus"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Inzersdorf, Nikolaus (Heiliger)
Einlagezahl
Architekt Peter Nobile
Prominente Bewohner
PageID 14293
GND
WikidataID
Objektbezug Kirche, Erzdiözese Wien, Katholische Kirche, Katholiken, Sakralbauten
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.09.2022 durch DYN.kroellnicole
  • 23., Draschestraße 105

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48° 9' 1.27" N, 16° 20' 49.28" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Inzersdorfer Kirche "Zum heiligen Nikolaus".

Inzersdorfer Kirche (23., Draschestraße 105, Pfarrkirche [1217 beziehungsweise 1637] „Heiliger Nikolaus").

Erste Pfarrkirche

Inzersdorf gehört zu den ältesten Pfarren Wiens und wurde 1217 durch Ulrich von Rodaun, der damals die Herrschaft Inzersdorf besaß, als eine von St. Stephan unabhängige Pfarre gegründet. Die alte Kirche war ein einschiffiges schlichtes Gotteshaus und stand in unmittelbarer Nähe des alten Schlosses Inzersdorf. Die Kirche wurde 1529 während der sogenannten Ersten Türkenbelagerung zerstört, der Pfarrhof verfiel. Die neuen Gutsbesitzer stammten aus dem Haus Geyer von Osterburg und waren Protestanten. Bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Inzersdorfer Kirche von der bischöflichen Verwaltung in Wien als eine Filialkirche der Pfarre Atzgersdorf geführt und wurde erst 1637 zur selbstständigen und nun wieder katholischen Pfarre. Maria Antonia Gräfin Auersperg ließ die Kirche 1742 renovieren, ebenso ihr Nachfolger Ferdinand Bonaventura Graf Harrach, der 1763 das neue Schloss Inzersdorf errichten ließ. Am 8. Juni 1817 brannte die Kirche ab.

Zweite Pfarrkirche

Die heutige Kirche ließ zwischen 1817 und 1820 der Schlossbesitzer Fürst Jakob a Sancto Mauro, Herzog von Corigliano-Saluzzo, als klassizistisch-romantischen Zentralbau mit gedrückter Kuppel (Rotunde mit Altarapsis und Campanile [nördlich an den kurzen Chor anschließend] nach dem Vorbild oberitalischer Kirchen) errichten, der mit der barocken Tradition brach. Alois Miesbach (Gutsbesitzer ab 1826) ließ die Kirche erweitern (Säulenvorbau 1846). Der spätklassizistische Umbau wurde vom Architekten Peter Nobile geplant, der die Kirchenmauern um 4m erhöhte und ein neues Dach aufsetzen ließ.

Aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu Liesingsbach und Mühlbach hatte man in der Inzersdorfer Kirche immer wieder mit Feuchtigkeit und Nässe zu kämpfen. 1835 wurde das Dach mit einer neuen Kupfersimsdeckung ausgestattet, die Kirche war 1841 hedoch erneut baufällig. Nach Einrichtung einer vorübergehenden Notkirche im Schloss Inzersdorf wurden unter Alois Miesbach in den Jahren 1844 bis 1845 erneut Umbauarbeiten vorgenommen (nach Plänen des Architekten Mathias Vlast). Das Kuppeldach wurde abgetragen, eine ganz neue Dachkonstruktion mit flachem Kegel aufgesetzt und das Mauerwerk abermals erhöht.

1882 wurde in der Apsis das Christuskreuz (eine Nachbildung des 1945 in St. Stephan fast völlig zerstörte Lettnerkreuzes) angebracht. Das ursprüngliche Hochaltarbild (heiliger Nikolaus) befindet sich an der rechten Kirchenseite, das Bild an der linken Seite zeigt Maria mit dem Jesuskind, zu ihren Füßen knieend die heilige Elisabeth und der heilige Johannes. In den Jahren 1980 bis 1981 wurde die Kirche grundlegend renoviert und der Altarraum neu gestaltet.

Die Kapelle

Die Kapelle an der Ostseite ließ 1860 Heinrich Drasche von Wartinberg für seinen verstorbenen Onkel Alois Miesbach anbauen. Das Innere wurde romantisch ausgestaltet. 1978 wurde die Kapelle zu einer Werktags-(Marien-)kapelle umgestaltet.

Links

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 466 f.
  • A. Grimm: Chronik von Inzersdorf.
  • Albert Ilg: Die Pfarrkirche zu Inzersdorf am Wienerberge. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1887, S. 54 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 276
  • Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus (Hg.): 200 Jahre Kirchenweihe Inzersdorf St. Nikolaus. Festschrift anlässlich der feierlichen Konsekrierung der Pfarrkirche Inzersdorf St. Nikolaus vor 200 Jahren am 6. Dezember 1821. Wien 2021
  • Fritz Prechtl: 750 Jahre Pfarre Inzersdorf St. Nikolaus. Festschrift, 1967
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 195