Ignaz Franz Castelli: Unterschied zwischen den Versionen

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Ignaz Franz Castelli, auch "der letzte Wiener" genannt, * 6. März 1781 Stadt (Hornmacherhaus [ehemaliges Pedellhaus der Universität], heute Neubau 1, Bäckerstraße 22, Postgasse 5), † 5. Februar 1862 Stadt 677 ([[Heiligenkreuzer Hof]]; Hütteldorfer Ortsfriedhof, seit 22. Juni 1895 Ehrengrab Zentralfriedhof, Gruppe 0; Porträtkopf auf dem Grabstein von [[Hans Scherpe]]), Dichter, Beamter.
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Ignaz Vinzenz (ab der Firmung Franz) Castelli, auch "der letzte Wiener" genannt, * 6. März 1781 Stadt (Hornmacherhaus [ehemaliges Pedellhaus der Universität], heute Neubau [[1]]., [[Bäckerstraße 22]], [[Postgasse 5]]), † 5. Februar 1862 Stadt 677 ([[Heiligenkreuzer Hof]]; [[Hütteldorfer Friedhof|Hütteldorfer Ortsfriedhof]], seit 22. Juni 1895 Ehrengrab [[Zentralfriedhof]], Gruppe 0; Porträtkopf auf dem Grabstein von [[Hans Scherpe]]), Dichter, [[Beamter]].
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==Biografie==
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Nach Studium (Dr. jur., Universität Jena) wurde er Beamter der [[Niederösterreichische Landstände|Niederösterreichischen Stände]]. 1805 verfolgten ihn die [[Franzosen]] wegen seiner "Wehrmannlieder", und Castelli musste nach Ungarn fliehen. 1809/1810 war Castelli Herausgeber des "Sammlers", 1810/1811 der "Thalia" und des "Wiener Conversationsblatts".
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1811-1814 wirkte er als [[Theater]]dichter am [[Kärntnertortheater]]; er verfasste rund 200 Theaterstücke, Lustspiele und [[Oper]]ntexte, bearbeitete viele französische Stücke für das deutsche Theater und stand nicht nur als Dichter, sondern auch als Kritiker in enger Beziehung zur Wiener Bühne; er war einer der fruchtbarsten Autoren seiner Zeit.
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Eine Zeitlang wohnte er im sogenannte Bärenmühlenhaus ([[4]]., [[Operngasse]] 18-20), 1815 zog er mit seiner Lebensgefährtin Friederike Mayer ins [[Freihaus auf der Wieden]]; den Sommer verbrachten sie in Friederikes Landhaus in [[Hütteldorf]] ([[14]]., [[Rettichgasse]] 2-4).
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Castelli war Mitarbeiter vieler [[Zeitschriften]] und lange Zeit Berichterstatter über Wiener Bühnenaufführungen für die "Abendzeitung" in Dresden. 1818 begründete er die Geselligkeitsrunde [[Ludlamshöhle]] (die im [[Gasthaus]] [[Zum Blumenstock (1, Ballgasse 3)|"Zum Blumenstock"]] ([[1]]., [[Ballgasse 3]]), ihren Sitz hatte); 1823 wohnte Castelli 1., [[Ballgasse 4]].  
  
Nach Studium (Dr. jur., Universität Jena) wurde er Beamter der niederösterreichischen Stände. 1805 verfolgten ihn die Franzosen wegen seiner „Wehrmannlieder", und Castelli mußte nach Ungarn fliehen. 1809/1810 war Castelli Herausgeber des „Sammlers", 1810/1811 der „Thalia" und des „Wiener Conversationsblatts".  
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1833-1837 leitete Castelli die [[Niederösterreichische Landesbibliothek]], die unter ihm von der Prälatenstube des [[Niederösterreichisches Landhaus|Niederösterreichischen Landhauses]] in die Ratsstube mit dem anschließenden [[Wappensaal]] verlegt wurde (wo sie bis 1922 blieb).  
  
1811-1814 wirkte er als Theaterdichter am Kärntnertortheater; er verfaßte rund 200 Theaterstücke, Lustspiele und Operntexte, bearbeitete viele französische Stücke für das deutsche Theater und stand nicht nur als Dichter, sondern auch als Kritiker in enger Beziehung zur Wiener Bühne; er war einer der fruchtbarsten Autoren seiner Zeit.  
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Castelli galt als Hauptvertreter des gemütlichen, zuweilen etwas derben Wiener [[Humor|Humors]], seine erfolgreichste Publikation waren die "Wiener Lebensbilder", die zunächst als "Humoristische Aufsätze" zwischen 1825 und 1832 in der "Wiener Zeitschrift" erschienen und in mehrmals erweiterten Sammelausgaben als Buch veröffentlicht wurden (1828, 1835, 1844). Obwohl er darin im Vergleich zu den anderen Verfassern des Typus der "[[Wiener Lebensbilder]]" am meisten realistische Akzente bei der Darstellung des Alltags vorwiegend des Kleinbürgertums setzte, blieben diese fiktionale Erzählungen.
  
Eine Zeitlang wohnte er im so genannte Bärenmühlenhaus (4, Operng. 18-20), 1815 zog er mit seiner Lebensgefährtin Friederike Mayer ins [[Freihaus]]; den Sommer verbrachten sie in Friederikes Landhaus in Hütteldorf, das Castelli nach ihrem Tod (1833) erbte (14, Rettichgasse 2-4).  
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Castelli war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und gründete 1847 den [[Wiener Tierschutzverein|Tierschutzverein]]. Seine umfangreiche Sammlung von 12.000 Wiener Schauspielerporträts und Theaterzetteln (seit 1600) wurde von der [[Hofbibliothek]] angekauft.  
  
Castelli war Mitarbeiter vieler Zeitschriften und lange Zeit Berichterstatter über Wiener Bühnenaufführungen für die „Abendzeitung" in Dresden. 1818 begründete er die Geselligkeitsrunde [[Ludlamshöhle]] (die im Gasthaus „Zum Blumenstock", 1, Ballgasse 3, ihren Sitz hatte); 1823 wohnte Castelli 1, Ballgasse 4.  
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1835 erschien eine Gesamtausgabe seiner Gedichte (sechs Bände), 1843 wurden seine "Sämtlichen Werke" in 16 Bänden herausgegeben (<sup>2</sup>1848; Neue Folge in sechs Bänden 1858), gleichzeitig wurde eine Auswahl seiner Schriften veröffentlicht (22 Bände 1844-1859); 1861 publizierte er "Memoiren meines Lebens" (vier Bände, kommentierte Neuausgabe von Josef Bindtner in "Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich", IX/X [1914]), eine treffende Schilderung der kulturellen Verhältnisse Wiens im [[Vormärz]]. Diese Schriften bilden auch eine Quelle für die Lokal- und Theatergeschichte Wiens. Mehrere hundert Autographe ([[Briefe]], Manuskripte, Lebensdokumente) befinden sich in der [[Wienbibliothek im Rathaus]].
  
1833-1837 leitete Castelli die Niederösterreichische Landesbibliothek, die unter ihm von der Prälatenstube des niederösterreichischen  Landhauses in die Ratsstube mit dem anschlißenden Wappensaal verlegt wurde (wo sie bis 1922 blieb).  
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[[Ehrenbürger]] von Wien (5. Februar 1835) in Anerkennung seiner Dienstleistungen während der Besetzung Wiens durch die Franzosen 1805 sowie seines wohltätigen und schriftstellerischen Wirkens. Siehe auch [[Castelligasse]].
  
Castelli, der als Hauptvertreter des gemütlichen, zuweilen etwas derben Wiener Humors gilt, war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und gründete 1847 den [[Wiener Tierschutzverein|Tierschutzverein]]. Seine umfangreiche Sammlung von 12.000 Wiener Schauspielerporträts und Theaterzetteln (seit 1600) wurde von der Hofbibliothek angekauft.
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== Werke: Ausgaben der "Lebensbilder" ==
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* [http://data.onb.ac.at/rep/10339BB2 ÖNB: Ignaz Franz Castelli: Wiener Lebensbilder. Skizzen aus dem Leben und Treiben in dieser Hauptstadt. Wien: Tendler 1828]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/105B9203 ÖNB: Ignaz Franz Castelli: Wiener Lebensbilder. Skizzen aus dem Leben und Treiben in dieser Hauptstadt. Wien: Tendler 2. A. 1835]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/102B6A28 ÖNB: Ignaz Franz Castelli: Wiener Lebensbilder. Skizzen aus dem Leben und Treiben in dieser Hauptstadt. (Sämmtliche Werke Bd.10) Wien: Pichler 1844]
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* Ignaz Franz Castelli: Wiener Lebensbilder. Skizzen aus dem Leben und Treiben in dieser Hauptstadt. Hrsg. von Wolfgang Katzenschlager. Weitra: Bibliothek der Provinz [2012]
  
1835 erschien eine Gesamtausgabe seiner Gedichte (sechs Bände), 1843 wurden seine „Sämtlichen Werke" in 16 Bänden herausgegeben (<sup>2</sup>1848; Neue Folge in sechs Bänden 1858), gleichzeitig wurde eine Auswahl seiner Schriften veröffentlicht (22 Bände 1844-1859); 1861 publizierte er „Memoiren meines Lebens" (vier Bände, kommentierte Neuausgabe von Josef Bindtner in „Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich", IX/X [1914]), eine treffende Schilderung der kulturellen Verhältnisse Wiens im Vormärz. Diese Schriften bilden auch eine Quelle für die Lokal- und Theatergeschichte Wiens. Mehrere hundert Autographe (Briefe, Manuskripte, Lebensdokumente) befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
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==Quelle==
  
Ehrenbürger von Wien (5. Februar 1835) in Anerkennung seiner Dienstleistungen während der Besetzung Wiens durch die Franzosen 1805 sowie seines wohltätigen und schriftstellerischen Wirkens. Siehe auch [[Castelligasse]].
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrparte/content/pageview/3153813 Wienbibliothek digital: Partezettel]
  
==Literatur==
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== Literatur ==
* Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
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* Barbara Tumfahrt: Ignaz Franz Castelli als Übersetzer französischer Theaterstücke. Ein Beitrag zum österreichischen Übersetzungswesen im 19. Jahrhundert. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1996
* Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
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* Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 365-378 (zu den "Wiener Lebensbildern")
 
* Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
 
* Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
* Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
 
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
 
* Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923 [Gesamtaufnahme]
 
 
* Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
 
* Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
* Josef Bindtner: Biographie Castellis. In: Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. München: Müller 1913 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 9), S. V ff.  
+
* Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
* Ignaz Franz Castelli: Untermieter im Parnaß. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Stamprech. Graz / Wien [u.a.]: Stiasny 1958
+
* Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland-Verlag 1966, S. 13 ff. (Ignaz Franz Castelli. Der Vater der Ludlamshöhle)
 
* Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 375
 
* Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 375
* Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland-Verlag 1966, S. 13 ff. (Ignaz Franz Castelli. Der Vater der Ludlamshöhle)
+
* Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
* Friedrich Bermann: Castelli als Zeitdichter. Diss. Univ. Wien. Wien 1927
 
* Walter Martinetz: Iganz Franz Castelli als Dramatiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1932
 
* Barbara Tumfahrt: Ignaz Franz Castelli als Übersetzer französischer Theaterstücke. Ein Beitrag zum österreichischen Übersetzungswesen im 19. Jahrhundert. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1996
 
 
* Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechen 1961
 
* Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechen 1961
 +
* Ignaz Franz Castelli: Untermieter im Parnaß. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Stamprech. Graz / Wien [u.a.]: Stiasny 1958
 
* Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 538
 
* Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 538
 +
* Josef Bindtner: Biographie Castellis. In: Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. München: Müller 1913 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 9), S. V ff.
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* Walter Martinetz: Ignaz Franz Castelli als Dramatiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1932
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* Friedrich Bermann: Castelli als Zeitdichter. Diss. Univ. Wien. Wien 1927
  
==Links==
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==Weblinks==
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Franz_Castelli Wikipedia: Ignaz Franz Castelli]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Franz_Castelli Wikipedia: Ignaz Franz Castelli]
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* [https://www.deutsche-biographie.de/pnd118667424.html#ndbcontent NDB: Castelli, Ignaz Franz]
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* [https://doi.org/10.1553/0x002811ab Österreichisches Biographisches Lexikon: Castelli, Ignaz Franz]
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* [https://www.deutsche-biographie.de/pnd118667424.html#adbcontent ADB: Castelli, Ignaz Franz]
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* [https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Castelli,_Ignaz_Franz Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich: Castelli, Ignaz Franz]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 13:52 Uhr

Ignaz Franz Castelli (um 1860)
Daten zur Person
Personenname Castelli, Ignaz Vinzenz Franz
Abweichende Namensform
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 16554
GND 118667424
Wikidata Q78813
Geburtsdatum 6. März 1781
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. Februar 1862
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Beamter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 18
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Ignazfranzcastelli.jpg
Bildunterschrift Ignaz Franz Castelli (um 1860)
  • 1., Bäckerstraße 22 (Geburtsadresse)
  • 1., Postgasse 5 (Geburtsadresse)
  • 4., Operngasse 18-20 (Wohnadresse)
  • 1., Ballgasse 4 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 5. Februar 1835, Übernahme: 7. Mai 1835)

  • Leiter der Niederösterreichischen Landesbibliothek (1833 bis 1837)

Ignaz Vinzenz (ab der Firmung Franz) Castelli, auch "der letzte Wiener" genannt, * 6. März 1781 Stadt (Hornmacherhaus [ehemaliges Pedellhaus der Universität], heute Neubau 1., Bäckerstraße 22, Postgasse 5), † 5. Februar 1862 Stadt 677 (Heiligenkreuzer Hof; Hütteldorfer Ortsfriedhof, seit 22. Juni 1895 Ehrengrab Zentralfriedhof, Gruppe 0; Porträtkopf auf dem Grabstein von Hans Scherpe), Dichter, Beamter.

Biografie

Nach Studium (Dr. jur., Universität Jena) wurde er Beamter der Niederösterreichischen Stände. 1805 verfolgten ihn die Franzosen wegen seiner "Wehrmannlieder", und Castelli musste nach Ungarn fliehen. 1809/1810 war Castelli Herausgeber des "Sammlers", 1810/1811 der "Thalia" und des "Wiener Conversationsblatts".

1811-1814 wirkte er als Theaterdichter am Kärntnertortheater; er verfasste rund 200 Theaterstücke, Lustspiele und Operntexte, bearbeitete viele französische Stücke für das deutsche Theater und stand nicht nur als Dichter, sondern auch als Kritiker in enger Beziehung zur Wiener Bühne; er war einer der fruchtbarsten Autoren seiner Zeit.

Eine Zeitlang wohnte er im sogenannte Bärenmühlenhaus (4., Operngasse 18-20), 1815 zog er mit seiner Lebensgefährtin Friederike Mayer ins Freihaus auf der Wieden; den Sommer verbrachten sie in Friederikes Landhaus in Hütteldorf (14., Rettichgasse 2-4).

Castelli war Mitarbeiter vieler Zeitschriften und lange Zeit Berichterstatter über Wiener Bühnenaufführungen für die "Abendzeitung" in Dresden. 1818 begründete er die Geselligkeitsrunde Ludlamshöhle (die im Gasthaus "Zum Blumenstock" (1., Ballgasse 3), ihren Sitz hatte); 1823 wohnte Castelli 1., Ballgasse 4.

1833-1837 leitete Castelli die Niederösterreichische Landesbibliothek, die unter ihm von der Prälatenstube des Niederösterreichischen Landhauses in die Ratsstube mit dem anschließenden Wappensaal verlegt wurde (wo sie bis 1922 blieb).

Castelli galt als Hauptvertreter des gemütlichen, zuweilen etwas derben Wiener Humors, seine erfolgreichste Publikation waren die "Wiener Lebensbilder", die zunächst als "Humoristische Aufsätze" zwischen 1825 und 1832 in der "Wiener Zeitschrift" erschienen und in mehrmals erweiterten Sammelausgaben als Buch veröffentlicht wurden (1828, 1835, 1844). Obwohl er darin im Vergleich zu den anderen Verfassern des Typus der "Wiener Lebensbilder" am meisten realistische Akzente bei der Darstellung des Alltags vorwiegend des Kleinbürgertums setzte, blieben diese fiktionale Erzählungen.

Castelli war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und gründete 1847 den Tierschutzverein. Seine umfangreiche Sammlung von 12.000 Wiener Schauspielerporträts und Theaterzetteln (seit 1600) wurde von der Hofbibliothek angekauft.

1835 erschien eine Gesamtausgabe seiner Gedichte (sechs Bände), 1843 wurden seine "Sämtlichen Werke" in 16 Bänden herausgegeben (21848; Neue Folge in sechs Bänden 1858), gleichzeitig wurde eine Auswahl seiner Schriften veröffentlicht (22 Bände 1844-1859); 1861 publizierte er "Memoiren meines Lebens" (vier Bände, kommentierte Neuausgabe von Josef Bindtner in "Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich", IX/X [1914]), eine treffende Schilderung der kulturellen Verhältnisse Wiens im Vormärz. Diese Schriften bilden auch eine Quelle für die Lokal- und Theatergeschichte Wiens. Mehrere hundert Autographe (Briefe, Manuskripte, Lebensdokumente) befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Ehrenbürger von Wien (5. Februar 1835) in Anerkennung seiner Dienstleistungen während der Besetzung Wiens durch die Franzosen 1805 sowie seines wohltätigen und schriftstellerischen Wirkens. Siehe auch Castelligasse.

Werke: Ausgaben der "Lebensbilder"

Quelle

Literatur

  • Barbara Tumfahrt: Ignaz Franz Castelli als Übersetzer französischer Theaterstücke. Ein Beitrag zum österreichischen Übersetzungswesen im 19. Jahrhundert. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1996
  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 365-378 (zu den "Wiener Lebensbildern")
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland-Verlag 1966, S. 13 ff. (Ignaz Franz Castelli. Der Vater der Ludlamshöhle)
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 375
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechen 1961
  • Ignaz Franz Castelli: Untermieter im Parnaß. Eingeleitet und ausgewählt von Franz Stamprech. Graz / Wien [u.a.]: Stiasny 1958
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 538
  • Josef Bindtner: Biographie Castellis. In: Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. München: Müller 1913 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 9), S. V ff.
  • Walter Martinetz: Ignaz Franz Castelli als Dramatiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1932
  • Friedrich Bermann: Castelli als Zeitdichter. Diss. Univ. Wien. Wien 1927

Weblinks