Gumpendorfer Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Juni 2017, 22:17 Uhr

Grundriss der Pfarrkirche „Zum heiligen Aegidius" (1823)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Zum heiligen Aegidius
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Franz Sebastian Rosenstingl
Prominente Bewohner
PageID 29065
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.06.2017 durch DYN.krabina
Bildname Gumpendorfer Kirche.jpg
Bildunterschrift Grundriss der Pfarrkirche „Zum heiligen Aegidius" (1823)
  • 6., Gumpendorfer Straße 109
  • 6., Brückengasse 5

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48° 11' 26.68" N, 16° 20' 52.72" E  zur Karte im Wien Kulturgut

„Mariahilf“ ist keine Zahl.„Mariahilf“ ist keine Zahl. Gumpendorfer Kirche (6, Gumpendorfer Straße bei 109, Ecke Brückengasse; Pfarrkirche „Zum heiligen Aegidius" [Ägyd; Jagdpatron]). Am 24. Oktober 1244 wird erstmals ein dem heiligen Ägyd geweihter Altar urkundlich erwähnt. Die romanische Kapelle war an einen älteren Westturm aus Quadersteinen (mit eingestreuten römischen Inschriftsteinen aus der Zeit Trajans) angebunden. Die Lage am Steilrand gegen den Mühlbach (einen nördlichen Nebenarm des Wienflusses) spricht dafür, dass es sich um einen an der Furt durch die Wien gelegenen ehemaligen römischen Wachtturm handelt.[1]

Zwischen 1293 und 1305 dürfte Ulrich von Capellen, ein Kampfgefährte Rudolfs von Habsburg, der 1293 die Vogtei über Gumpendorf erwarb, die erste baulichen Erweiterung zu einer größeren Kirche vorgenommen haben (romanisches Langhaus in der Breite des alten Turms, an diesen angebaut). Sein Sohn Jans und sein Enkel Eberhard ließen 1351 an das Langhaus einen gotischen Chor anbauen. Am 15. März 1360 erfolgte die förmliche Übergabe der Kirche an den Zisterzienserabt Christian des oberösterreichischen Stifts Baumgartenberg, doch behielten die Herren von Capellen die seit 1293 in ihrer Hand befindlichen Vogteirechte. Zum Pfarrsprengel gehörten damals neben Gumpendorf auch Reinprechtsdorf, Hundsturm, Fünfhaus, Sechshaus und Reindorf. 1529 (Erste Türkenbelagerung) wurden Kirche und Pfarrhof von den Türken niedergebrannt, beim Wiederaufbau behielt man die Anlage unverändert bei.

Am 27. Mai 1571 wurde die Kirche von Abt Mathias lehnsweise und am 10. Oktober 1678 uneingeschränkt dem Wiener Schottenstift (Benediktiner) abgetreten. 1765 wurde Benno Pointner Abt des Schottenstifts. Er widmete sich als bald dem Neubau der Gumpendorfer Kirche. Der Turm wurde abgetragen. Seine Quadern fanden für die Fundamente und den Sockel der weiter nördlich (an der Gumpendorfer Straße) gelegenen Pfarrkirche Verwendung.

Äußeres

Am 19. März 1770 fand die Einweihung der 1765-1770 vom Hofarchitekten Franz Sebastian Rosenstingl neuerbauten Kirche statt (die weiterhin dem Schottenkloster unterstand). Die Bauausführung lag in den Händen des bürgerlichen Baumeisters Josef Reymund. 1772 wurden Sakristei und Oratorium angebaut, 1789 wurde der gotische Chor abgerissen, 1792 fügte Reymund die (leicht konkav geschwungene und bereits klassizistisch geprägte) Hauptfassade mit der großen Pilasterordnung und dem Turm hinzu, der das Aussehen der Kirche prägt. Im selben Jahr wurde die Kirche durch Erzbischof Siegmund Graf Hohenwart eingeweiht.

1807 verschwanden die letzten Reste der alten Kirche. An der Fassade befinden sich zwei Steinstatuen (heiliger Josef und heiliger Leopold) von Steinmetz Fögalle (1825), im Sockel an der Westseite zwei eingemauerte Bruchstücke eines monumentalen römischen Inschriftsteins. Die alte Kirche stand dort, wo später ein zweiter Pfarrhofgarten angelegt wurde. 1845 wurde der alte (1683 zerstört und 1704 wieder aufgebaute) Pfarrhof abgerissen und durch Baumeister Joseph Adelpodinger neu errichtet. 1891 erhielt die Kirche von Josef Straka moderne Deckengewölbe. 1945 übernahmen Eucharistiner die Pfarre Gumpendorf. Sie ließen das Kloster neu erbauen. 1963 kamen bei der Freilegung des Sockels der Pfarrkirche Quadern und römische Inschriftfragmente zum Vorschein.

Inneres

Die Kirche besitzt einen längsovalen Hauptraum, weist seitlich je drei flache Nischen sowie einen zweijochigen, gerade abschließenden Chor auf. Der Hochaltar stammt von Joseph Klieber und Baumeister Lechner (1826); auch die Skulpturen (heilige Dreifaltigkeit, heiliger Petrus, heiliger Paulus) schuf Klieber, wogegen die beiden Engel aus der Werkstätte von Franz Anton Zauner stammen. Der Altaraufbau entspricht der Art des Biedermeier und ist eine für Wien typische Arbeit des späten Klassizismus. Das Hochaltargemälde („Die Glorie des heiligen Ägidius") malte Joseph Abel (1820); der Heilige trägt auf dem Bild den Benediktinerhabit. (Das früher verehrte Bild des heiligen Ägyd war ein von Franz Anton Maulbertsch gemaltes Fresko, das Prälat Benno 1770 in Auftrag gegeben hatte; es wurde jedoch um 1820 [da man die dargestellte Jagdpartie als zu weltlich ablehnte] durch das heutige Bild von Abel ersetzt.) Die Tabernakelengel entstanden unter der Leitung von Franz Anton Zauner.

Künstler, hervorzuheben sind die Altarblätter der Seitenaltäre.

  • Linke Mitte: Altar „Taufe Christi" (1780) mit Bild von Martin Johann Schmidt („Kremser Schmidt"), darunter „Hl. Anna" vom selben Künstler, die beiden Statuen (heiliger Josef, heiliger Michael) sowie die vier Reliefs an den Pfeilersockeln von Johann Georg Dorfmeister.
  • Links beim Chor: Altar „Jesus bei Maria und Martha" (1771) mit Bild von Theodor Jachimowiz (1838), darunter Bild „Hl. Josef" vom Kremser Schmidt. Rechts Mitte: Altar „Christus am Kreuz" (1782) mit Bild von Josef Redl (1802), darunter Maria-Hilf-Bild (Kopie nach Lucas Cranach), die beiden Statuen (Maria, heiliger Johannes) sowie die vier Reliefs an den Pfeilersockeln von Dorfmeister.
  • Rechts beim Chor: Altar „Unbefleckte Empfängnis Mariens" (1779) mit Bild vom Kremser Schmidt, links davon die um 1540 entstandene Gnadenstatue „Unsere liebe Frau von Gumpendorf“. Die klassizistische Kanzel entwarf Adam Vogl (1803), die Orgel baute Friedrich Deutschmann (1812); die Kirchenbänke sind spätbarock.

Kultgegenstände

In der Kirche befindet sich (links vom Eingang über den Beichtstühlen) ein zu den Wiener Kirchenkrippen gezähltes früheres Altarbild, das die Heiligen drei Könige darstellt (um 1600), das dem Kapuziner P. Cosmas da Castrofranco zugeschrieben wird, sich ursprünglich in der Kunstkammer Rudolfs II. befunden hatte und über das (1795 aufgehobene) Schwarzspanierkloster auf Umwegen nach Gumpendorf gekommen ist. Zu den Kultgegenständen zählt auch eine Marienstatue, die „Maria Feuer" genannt wird (die Statue hatte unversehrt einen Brand überstanden). Joseph Haydn ( † 31. Mai 1809), der seit 1793 in der Vorstadt Gumpendorf ein Haus besaß beziehungsweise bewohnte, wurde am 1. Juni 1809 in dieser Kirche eingesegnet (Gedenktafel mit Bronzerelief von Robert Ullmann).

Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 154 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 140 f.
  • Helmut Kretscher: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 78 ff.
  • Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 19 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 76 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 63
  • Wilhelm Pertlik: Die Gumpendorfer Kirche. In: Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 113 ff.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 95 (Brückengasse)
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 163 ff.
  • Anselm Weißenhofer: Baugeschichte der Pfarrkirche zum hl. Ägyd in Gumpendorf. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Band 10. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1928, S. 209 ff.
  • Joseph Schönbrunner: Das Hauptaltarbild der Pfarrkirche in Gumpendorf zu Wien. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1890, S. 61
  • Hans Wolf: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Band 2/6. 1955, S. 90
  • Theodor Wiedemann: Gedenkblätter der 100-jährigen Jubelfeier der Pfarrkirche zum hl. Aegydius. 1870
  • Meinrad Adolph: Gedenkbuch der Wiener Vorstadt-Pfarre zum hl. Ägyd in Gumpendorf. 1857
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, s. 237 f.

Einzelnachweise

<references>

  1. Im Gegensatz zur spätbarocken Kirche, die in der von den Häusern 6, Brückengasse 5-7, gebildeten Ecke steht, befand sich die romanische Kapelle auf dem Terrain der heutigen Häuser 6, Mollardgasse 40-42.