Georg Kreisler: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
(Wikidata2021-15)
K (Textersetzung - „==Links==“ durch „==Weblinks==“)
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
 
|Personenname=Kreisler, Georg
 
|Personenname=Kreisler, Georg
 
|Geschlecht=männlich
 
|Geschlecht=männlich
|GND=118715895
 
 
|Geburtsdatum=18.07.1922
 
|Geburtsdatum=18.07.1922
 
|Geburtsort=Wien
 
|Geburtsort=Wien
Zeile 8: Zeile 7:
 
|Sterbedatum unbekannt=Nein
 
|Sterbedatum unbekannt=Nein
 
|Sterbeort=Salzburg
 
|Sterbeort=Salzburg
|Beruf=Schriftsteller; Komponist; Sänger; Kabarettist;
+
|Beruf=Schriftsteller; Komponist; Sänger; Kabarettist
|Quelle=Gedenktage;
+
|Nachlass=Akademie der Künste Berlin;
 +
|Objektbezug=1945 bis heute
 +
|Quelle=Gedenktage; Gedenktage-GW
 
|WikidataID=Q45275
 
|WikidataID=Q45275
 +
|GND=118715895
 
}}
 
}}
 
{{Auszeichnung
 
{{Auszeichnung
Zeile 16: Zeile 18:
 
|Verleihung=29.01.1988
 
|Verleihung=29.01.1988
 
|Übernahme=22.04.1988
 
|Übernahme=22.04.1988
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Schweizer Kabarett-Preis Cornichon
 +
|Verleihung=1994
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire
 +
|Verleihung=2004
 +
}}
 +
{{Auszeichnung
 +
|Auszeichnung=Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg
 +
|Verleihung=2010
 
}}
 
}}
 
Georg Kreisler, * 18. Juli 1922 Wien, † 22. November 2011 Salzburg, Schriftsteller, Komponist, Sänger, [[Kabarett]]ist.
 
Georg Kreisler, * 18. Juli 1922 Wien, † 22. November 2011 Salzburg, Schriftsteller, Komponist, Sänger, [[Kabarett]]ist.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
Georg Kreisler stammte aus Wien; sein Vater war Anwalt und wenig begeistert von den musikalischen Ambitionen seines Sohnes. Dieser lernte Klavier, Geige und Musiktheorie, doch 1938 musste die Familie vor dem [[NS-Zeit|NS-Regime]] nach New York flüchten. Hierbei war ihr Verwandter, der Regisseur [[Walter Reisch]] behilflich, der dem jungen Kreisler erste Jobs als [[Klavier]]begleiter und Korrepetitor beschaffte. Bald darauf naturalisiert, wurde er bei der US-amerikanischen Armee dem Unterhaltungsprogramm für die kämpfende Truppe zugeteilt. Danach traf er in Hollywood auf Charlie Chaplin, für dessen Film "Monsieur Verdoux" (1947) er Chaplins nur gepfiffene Melodien zu Papier brachte und auch am Klavier zu hören ist.  
+
Georg Kreisler wurde als einziges Kind eines jüdischen Anwalts in Wien geboren; der Vater war wenig begeistert von den musikalischen Ambitionen seines Sohnes, der Klavier, Geige und Musiktheorie lernte. 1938 musste die Familie vor dem [[NS-Zeit|NS-Regime]] nach New York flüchten. Hierbei war ihr Verwandter behilflich, der Drehbuchautor und Regisseur [[Walter Reisch]], der dem jungen Kreisler erste Jobs als [[Klavier]]begleiter und Korrepetitor beschaffte und Kontakte zum Filmgeschäft herstellte. 1943 wurde Kreisler naturalisiert und in die US-amerikanische Armee eingezogen. Während seiner Stationierung in England teilte man ihn dem Unterhaltungsprogramm für die kämpfende Truppe zu. 1945 kehrte er in die USA zurück und arbeitete im Filmgeschäft. Unter anderem traf er in Hollywood auf Charlie Chaplin, für dessen Film "Monsieur Verdoux" (1947) er Chaplins nur gepfiffene Melodien zu Papier brachte und auch am Klavier zu hören ist.  
 +
 
 +
1946 übersiedelte Kreisler nach New York und trat in Nachtclubs auf. 1955 zog es ihn zurück nach Wien. Hier trat er mit dem aus Haifa zurückgekehrten [[Gerhard Bronner]] in [[Kabarett]]-Shows und im Fernsehen auf, wollte jedoch bald wieder eigene Wege gehen. Mit seiner dritten Ehefrau [[Topsy Küppers]] lebte er ab 1958 in München und gab Chansonabende. 1962 übersiedelte das Paar wieder nach Wien. Ihre gemeinsame, allzu satirische TV-Sendung "Die heiße Viertelstunde" wurde 1968 nach Publikumsprotesten wieder abgesetzt. Auch aus solchen Erfahrungen heraus blieb Georg Kreisler ein Ruheloser und wechselte oft den Wohnsitz. 1976 ging er nach Berlin und trat ab 1977 mit seiner späteren Ehefrau Barbara Peters auf.
 +
 
 +
Kreislers Markenzeichen wurde ein rabenschwarzer bis zynischer Humor in den Texten, verbunden mit virtuos-lyrischer Klavierbegleitung; als Meisterwerk gilt "[[Tauben]] vergiften" (1962). Dies verstörte das Publikum ebenso wie seine Auseinandersetzung mit seiner [[Juden|jüdischen]] Herkunft und der Shoah auf den Schallplatten "Nichtarische Arien" (1966) und "Literarisches und Nichtarisches" (1971) oder auch in der Theaterproduktion "Heute Abend: Lola Blau" (1971).
 +
 
 +
Insgesamt schrieb Kreisler etwa 700 Songs, viele davon gelten als Klassiker des Kabaretts. Hinzu kamen [[Oper]]n, [[Operette]]n, Musicals, [[Theater]]stücke und nach dem Ende seiner Bühnenlaufbahn Romane, Kurzgeschichten und Satiren. 2009 veröffentlichte Georg Kreisler seine Autobiografie unter dem Titel "Letzte Lieder".
 +
 
 +
==Literatur (Auswahl)==
 +
* Das hab ich alles schon mal erlebt … Henning von Vogelsang und Timo Fehrensen im Gespräch mit Georg Kreisler. Hohenems. Wien: Bucher 2012
 +
* Georg Kreisler: Letzte Lieder. Autobiografie. Frankfurt am Main: Fischer 2011
 +
* Michael Custodis / Albrecht Riethmüller [Hg.]: Georg Kreisler. Grenzgänger. Freiburg: Rombach 2009 (Litterae, 169)
 +
* Stefan Balzter: Die Chansons Georg Kreislers und ihre Stellung in der Entwicklung des deutschsprachigen Kabaretts. München: Grin 2007
 +
* Hans-Juergen Fink / Michael Seufert: Georg Kreisler gibt es gar nicht. Die Biographie. München: Scherz 2005
 +
* Georg Kreisler: Die alten bösen Lieder. Ein Erinnerungsbuch. Wien: Ueberreuter 1989
  
Hinzu kamen Auftritte in New Yorker Bars, doch 1955 zog es Kreisler zurück nach Wien. Hier trat er mit dem aus Haifa zurück gekehrten [[Gerhard Bronner]] in [[Kabarett]]-Shows und im TV auf, doch bald wollte er wieder eigene Wege gehen. Kreislers Markenzeichen wurde ein rabenschwarzer bis zynischer Humor in den Texten, verbunden mit virtuos-lyrischer Klavierbegleitung; als Meisterwerk gilt "[[Tauben]] vergiften" (1962). Dies verstörte das Publikum ebenso wie seine Auseinandersetzung mit seiner [[Juden|jüdischen]] Herkunft und der Shoah auf den Schallplatten "Nichtarische Arien" (1966) und "Literarisches und Nichtarisches" (1971) oder auch in der Theaterproduktion "Heute Abend: Lola Blau" (1971).
 
  
1968 wurde seine allzu satirische TV-Sendung "Die heiße Viertelstunde" nach Publikumsprotesten wieder abgesetzt. Auch aus solchen Erfahrungen heraus blieb er ein Ruheloser und wechselte oft den Wohnsitz; so lebte er von 1972 bis 1975 in Israel. Insgesamt schrieb Kreisler über 800 Songs, viele davon gelten als Klassiker des Kabaretts. Hinzu kamen [[Oper]]n, [[Operette]]n, Musicals, [[Theater]]stücke und [[Bücher]].
+
Literatur von und über Georg Kreisler finden Sie im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118715895 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
  
 
==Video==
 
==Video==
{{Video|Player=YouTube|ID=B2PH3hXSA0Y|Breite=390|Höhe=250|Text=[http://www.youtube.com YouTube], Stadt Wien: [https://www.youtube.com/watch?v=B2PH3hXSA0Y Georg Kreisler - Taubenvergiften im Park], 2 Min. 19 Sek. [Stand: 29. Mai 2020]}}
+
* [https://www.youtube.com/watch?v=B2PH3hXSA0Y Georg Kreisler Taubenvergiften im Park], 2 Min. 19 Sek. [Stand: 2. August 2021]
  
==Links==
+
==Weblinks==
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kreisler Wikipedia: Georg Kreisler]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kreisler Wikipedia: Georg Kreisler]
 +
*[https://www.georgkreisler.info/ Info-Seite: Georg Kreisler]
 +
*[https://www.kabarettarchiv.at/Biografie-Georg-Kreisler Österreichisches Kabarettarchiv: Georg Kreisler]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 10:59 Uhr

Daten zur Person
Personenname Kreisler, Georg
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 38130
GND 118715895
Wikidata Q45275
Geburtsdatum 18. Juli 1922
Geburtsort Wien
Sterbedatum 22. November 2011
Sterbeort Salzburg
Beruf Schriftsteller, Komponist, Sänger, Kabarettist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Akademie der Künste Berlin
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (Verleihung: 29. Jänner 1988, Übernahme: 22. April 1988)
  • Schweizer Kabarett-Preis Cornichon (Verleihung: 1994)
  • Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire (Verleihung: 2004)
  • Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (Verleihung: 2010)

Georg Kreisler, * 18. Juli 1922 Wien, † 22. November 2011 Salzburg, Schriftsteller, Komponist, Sänger, Kabarettist.

Biografie

Georg Kreisler wurde als einziges Kind eines jüdischen Anwalts in Wien geboren; der Vater war wenig begeistert von den musikalischen Ambitionen seines Sohnes, der Klavier, Geige und Musiktheorie lernte. 1938 musste die Familie vor dem NS-Regime nach New York flüchten. Hierbei war ihr Verwandter behilflich, der Drehbuchautor und Regisseur Walter Reisch, der dem jungen Kreisler erste Jobs als Klavierbegleiter und Korrepetitor beschaffte und Kontakte zum Filmgeschäft herstellte. 1943 wurde Kreisler naturalisiert und in die US-amerikanische Armee eingezogen. Während seiner Stationierung in England teilte man ihn dem Unterhaltungsprogramm für die kämpfende Truppe zu. 1945 kehrte er in die USA zurück und arbeitete im Filmgeschäft. Unter anderem traf er in Hollywood auf Charlie Chaplin, für dessen Film "Monsieur Verdoux" (1947) er Chaplins nur gepfiffene Melodien zu Papier brachte und auch am Klavier zu hören ist.

1946 übersiedelte Kreisler nach New York und trat in Nachtclubs auf. 1955 zog es ihn zurück nach Wien. Hier trat er mit dem aus Haifa zurückgekehrten Gerhard Bronner in Kabarett-Shows und im Fernsehen auf, wollte jedoch bald wieder eigene Wege gehen. Mit seiner dritten Ehefrau Topsy Küppers lebte er ab 1958 in München und gab Chansonabende. 1962 übersiedelte das Paar wieder nach Wien. Ihre gemeinsame, allzu satirische TV-Sendung "Die heiße Viertelstunde" wurde 1968 nach Publikumsprotesten wieder abgesetzt. Auch aus solchen Erfahrungen heraus blieb Georg Kreisler ein Ruheloser und wechselte oft den Wohnsitz. 1976 ging er nach Berlin und trat ab 1977 mit seiner späteren Ehefrau Barbara Peters auf.

Kreislers Markenzeichen wurde ein rabenschwarzer bis zynischer Humor in den Texten, verbunden mit virtuos-lyrischer Klavierbegleitung; als Meisterwerk gilt "Tauben vergiften" (1962). Dies verstörte das Publikum ebenso wie seine Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Herkunft und der Shoah auf den Schallplatten "Nichtarische Arien" (1966) und "Literarisches und Nichtarisches" (1971) oder auch in der Theaterproduktion "Heute Abend: Lola Blau" (1971).

Insgesamt schrieb Kreisler etwa 700 Songs, viele davon gelten als Klassiker des Kabaretts. Hinzu kamen Opern, Operetten, Musicals, Theaterstücke und nach dem Ende seiner Bühnenlaufbahn Romane, Kurzgeschichten und Satiren. 2009 veröffentlichte Georg Kreisler seine Autobiografie unter dem Titel "Letzte Lieder".

Literatur (Auswahl)

  • Das hab ich alles schon mal erlebt … Henning von Vogelsang und Timo Fehrensen im Gespräch mit Georg Kreisler. Hohenems. Wien: Bucher 2012
  • Georg Kreisler: Letzte Lieder. Autobiografie. Frankfurt am Main: Fischer 2011
  • Michael Custodis / Albrecht Riethmüller [Hg.]: Georg Kreisler. Grenzgänger. Freiburg: Rombach 2009 (Litterae, 169)
  • Stefan Balzter: Die Chansons Georg Kreislers und ihre Stellung in der Entwicklung des deutschsprachigen Kabaretts. München: Grin 2007
  • Hans-Juergen Fink / Michael Seufert: Georg Kreisler gibt es gar nicht. Die Biographie. München: Scherz 2005
  • Georg Kreisler: Die alten bösen Lieder. Ein Erinnerungsbuch. Wien: Ueberreuter 1989


Literatur von und über Georg Kreisler finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Video

Weblinks