Floridsdorfer Kirche (21, Pius-Parsch-Platz): Unterschied zwischen den Versionen

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Floridsdorfer Kirche (21, Pius-Parsch-Platz; Pfarrkirche „Zum heiligen Josef" [St. Josef der Arbeiter]).  
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Floridsdorfer Kirche ([[21]]., [[Pius-Parsch-Platz]]; [[Pfarre|Pfarrkirche]] „Zum heiligen Josef" [St. Josef der Arbeiter]).  
  
#Die Bewohner der neuen Ansiedlung [[Floridsdorf]] (1786) versuchten erstmals 1794, die Bewilligung für einen Kapellenbau zu erlangen (Grundsteinlegung 4. Mai 1801 an der Stelle des heutigen Parkplatzes vor der Kirche; Baumeister Josef Mittendorfer der Ältere). 1809 rissen die Franzosen die Kapelle teilweise ab, um einen Batteriestand einrichten zu können, danach erfolgte der komplette Abbruch der Ruine. Neue Bestrebungen zu einem Kirchenbau fallen ins Jahr 1828 (Baubeginn 1. September 1834 ohne Bewilligung, Genehmigung 20. Mai 1835, Schlusssteinlegung 27. September 1835; Baumeister Josef Mittendorfer der Jüngere). Am 10. April 1836 wurde die Errichtung der selbständigen Lokalie und damit die Abtrennung von der Pfarre Leopoldau wirksam. 1887 wurde eine Vorhalle zugebaut. 1881-1889 wirkte hier der Sozialrevolutionär [[Rudolf Eichhorn]] als Seelsorger.  
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== Die Kapelle ==
#Hinter der Jakobskirche wurde 1936-1938 (Grundsteinlegung 20. September 1936, Benefizierung 19. Dezember 1937, Weihe erst 1958) nach Plänen von [[Robert Kramreiter]] ein Neubau errichtet. Die Jakobskirche wurde 1938/1939 abgetragen. Der Architekt hatte in enger Übereinstimmung mit dem Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch (1884-1954) eine bis dahin nicht gewohnte Bauform gewählt, das einem christozentrisches Kirchenverständnis Ausdruck verleihen sollte. Im 20 Meter hohen Kirchenportal stehen in drei Reihen übereinander je vier steinerne Apostelfiguren (von Robert Ullmann). Von der Vorhalle führen drei Tore ins Kircheninnere, das bis zum Hochaltar (aus schwarzem bleu-belge Marmor) eine stufenweise Höherlagerung aufweist. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, jedoch wieder aufgebaut und 1955 im Inneren vollständig renoviert. Im Krieg zerstörte Fenster wurden nach Entwürfen des akademischen Malers Seelos mit Glasgemälden versehen. 1983-1985 wurde die Kirche generalsaniert (Weihe des Volksaltars 12. Oktober 1986); heiliger Josef als Zimmermann mit Jesuskind und Kirchenmodell von [[Alfred Crepaz]] (linkes Seitenschiff, Mosaik-Kreuzwegbilder mit eingefügtem Christkönigsmosaik von Gottlieb Schuller. - In der links angeschlossenen Jakobskapelle befindet sich der originale Hochaltar der alten Pfarrkirche.
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Die Bewohner der neuen Ansiedlung [[Floridsdorf]] (1786) versuchten erstmals 1794, die Bewilligung für einen Kapellenbau zu erlangen (Grundsteinlegung 4. Mai 1801 an der Stelle des heutigen Parkplatzes vor der Kirche. Baumeister war Josef Mittendorfer der Ältere. 1809 rissen die Franzosen die [[Kapellen|Kapelle]] teilweise ab, um einen Batteriestand einrichten zu können, danach erfolgte der komplette Abbruch der Ruine.  
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== Der erste Kirchenbau ==
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Neue Bestrebungen zu einem Kirchenbau fallen ins Jahr 1828 (Baubeginn 1. September 1834 ohne Bewilligung, Genehmigung 20. Mai 1835, Schlusssteinlegung 27. September 1835; Baumeister Josef Mittendorfer der Jüngere). Am 10. April 1836 wurde die Errichtung der selbstständigen Lokalie und damit die Abtrennung von der [[Leopoldau (Pfarre)|Pfarre Leopoldau]] wirksam. 1887 wurde eine Vorhalle zugebaut. 1881 bis 1889 wirkte hier der Sozialrevolutionär [[Rudolf Eichhorn]] als Seelsorger.  
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== Der zweite Kirchenbau ==
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Hinter der Jakobskirche wurde 1936 bis 1938 (Grundsteinlegung 20. September 1936, Benefizierung 19. Dezember 1937, Weihe erst 1958) nach Plänen von [[Robert Kramreiter]] ein Neubau errichtet, der im Zuge der Forcierung des [[Kirchenbau im schwarzen Wien|Kirchenbaus]] im [[Schwarzes Wien|schwarzen Wien]] des [[Ständestaat|Dollfuß-/Schuschnigg-Regime]] entstand. Die ursprüngliche Jakobskirche wurde 1938/1939 abgetragen.
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Der Architekt hatte in enger Übereinstimmung mit dem Klosterneuburger Chorherrn [[Pius Parsch]] (1884-1954) eine bis dahin nicht gewohnte Bauform gewählt, das einem christozentrisches Kirchenverständnis Ausdruck verleihen sollte. Im 20 Meter hohen Kirchenportal stehen in drei Reihen übereinander je vier steinerne Apostelfiguren (von [[Robert Ullmann]]). Von der Vorhalle führen drei Tore ins Kircheninnere, das bis zum Hochaltar (aus schwarzem bleu-belge Marmor) eine stufenweise Höherlagerung aufweist.  
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Die Kirche wurde im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] schwer beschädigt, jedoch wieder aufgebaut und 1955 im Inneren vollständig renoviert. Im Krieg zerstörte Fenster wurden nach Entwürfen des akademischen Malers Seelos mit Glasgemälden versehen. 1983 bis 1985 wurde die Kirche generalsaniert (Weihe des Volksaltars 12. Oktober 1986).
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Der [[Joseph (Heiliger)|Heilige Josef]] als Zimmermann mit Jesuskind und Kirchenmodell von [[Alfred Crepaz]] befindet sich im linken Seitenschiff. Die Mosaik-Kreuzwegbilder mit eingefügtem Christkönigsmosaik stammen von Gottlieb Schuller. In der links angeschlossenen Jakobskapelle befindet sich der originale Hochaltar der alten Pfarrkirche.
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==Siehe auch==
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* [[Kirchenbau im schwarzen Wien]]
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* [[Bautätigkeit im schwarzen Wien]]
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* [[Schwarzes Wien (Topografie)|Karte der Bautätigkeit im schwarzen Wien]]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 430 ff.  
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* Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 167 f.
*Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ¹21), S. 40 ff.
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* Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 430 ff.
*Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ²21), S. 42 f.  
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* Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Anton Schroll & Co. 1996, S. 618 f.
*Robert Kramreiter, Pius Parsch: Neue Kirchenkunst im Geiste der Liturgie. 1939  
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* Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ¹21), S. 40 ff.
*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 268 f.  
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* Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ²21), S. 42 f.  
*Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 191
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* Robert Kramreiter, Pius Parsch: Neue Kirchenkunst im Geiste der Liturgie. 1939
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* Johannes Kraus: Liturgie und Kirchenbau. Pius Parsch und Robert Kramreiter: Pioniere des neuen Kirchenbaus, dargestellt am Beispiel der Floridsdorfer Pfarrkirche. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 36. Jahrgang, Nr. 2 (1. Oktober 1995), S. 34-36
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* Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 268 f.  
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* Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 191
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* [https://www.vr-elibrary.de/doi/pdf/10.7767/9783205205852 Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017]
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== Weblinks ==
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* [https://www.erzdioezese-wien.at/Wien-Floridsdorf Pfarre Floridsdorf der Erzdiözese Wien] (eingesehen am 19.07.2022)

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:46 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1801
Datum bis
Andere Bezeichnung Pfarrkirche "Zum heiligen Josef"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Heiliger Joseph
Einlagezahl
Architekt Robert Kramreiter
Prominente Bewohner
PageID 21559
GND
WikidataID
Objektbezug Kirche, Sakralbauten, Erzdiözese Wien
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Schwarzes Wien
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 21., Pius-Parsch-Platz

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48° 15' 30.77" N, 16° 23' 59.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Floridsdorfer Kirche (21., Pius-Parsch-Platz; Pfarrkirche „Zum heiligen Josef" [St. Josef der Arbeiter]).

Die Kapelle

Die Bewohner der neuen Ansiedlung Floridsdorf (1786) versuchten erstmals 1794, die Bewilligung für einen Kapellenbau zu erlangen (Grundsteinlegung 4. Mai 1801 an der Stelle des heutigen Parkplatzes vor der Kirche. Baumeister war Josef Mittendorfer der Ältere. 1809 rissen die Franzosen die Kapelle teilweise ab, um einen Batteriestand einrichten zu können, danach erfolgte der komplette Abbruch der Ruine.

Der erste Kirchenbau

Neue Bestrebungen zu einem Kirchenbau fallen ins Jahr 1828 (Baubeginn 1. September 1834 ohne Bewilligung, Genehmigung 20. Mai 1835, Schlusssteinlegung 27. September 1835; Baumeister Josef Mittendorfer der Jüngere). Am 10. April 1836 wurde die Errichtung der selbstständigen Lokalie und damit die Abtrennung von der Pfarre Leopoldau wirksam. 1887 wurde eine Vorhalle zugebaut. 1881 bis 1889 wirkte hier der Sozialrevolutionär Rudolf Eichhorn als Seelsorger.

Der zweite Kirchenbau

Hinter der Jakobskirche wurde 1936 bis 1938 (Grundsteinlegung 20. September 1936, Benefizierung 19. Dezember 1937, Weihe erst 1958) nach Plänen von Robert Kramreiter ein Neubau errichtet, der im Zuge der Forcierung des Kirchenbaus im schwarzen Wien des Dollfuß-/Schuschnigg-Regime entstand. Die ursprüngliche Jakobskirche wurde 1938/1939 abgetragen.

Der Architekt hatte in enger Übereinstimmung mit dem Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch (1884-1954) eine bis dahin nicht gewohnte Bauform gewählt, das einem christozentrisches Kirchenverständnis Ausdruck verleihen sollte. Im 20 Meter hohen Kirchenportal stehen in drei Reihen übereinander je vier steinerne Apostelfiguren (von Robert Ullmann). Von der Vorhalle führen drei Tore ins Kircheninnere, das bis zum Hochaltar (aus schwarzem bleu-belge Marmor) eine stufenweise Höherlagerung aufweist.

Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, jedoch wieder aufgebaut und 1955 im Inneren vollständig renoviert. Im Krieg zerstörte Fenster wurden nach Entwürfen des akademischen Malers Seelos mit Glasgemälden versehen. 1983 bis 1985 wurde die Kirche generalsaniert (Weihe des Volksaltars 12. Oktober 1986).

Der Heilige Josef als Zimmermann mit Jesuskind und Kirchenmodell von Alfred Crepaz befindet sich im linken Seitenschiff. Die Mosaik-Kreuzwegbilder mit eingefügtem Christkönigsmosaik stammen von Gottlieb Schuller. In der links angeschlossenen Jakobskapelle befindet sich der originale Hochaltar der alten Pfarrkirche.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 167 f.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 430 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Anton Schroll & Co. 1996, S. 618 f.
  • Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ¹21), S. 40 ff.
  • Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, ²21), S. 42 f.
  • Robert Kramreiter, Pius Parsch: Neue Kirchenkunst im Geiste der Liturgie. 1939
  • Johannes Kraus: Liturgie und Kirchenbau. Pius Parsch und Robert Kramreiter: Pioniere des neuen Kirchenbaus, dargestellt am Beispiel der Floridsdorfer Pfarrkirche. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 36. Jahrgang, Nr. 2 (1. Oktober 1995), S. 34-36
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 268 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 191
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017

Weblinks