Erstes Kaffeehaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Erstes Kaffeehaus, (2, Volksprater Prater). Hauptallee, Praterhütte 4, vor 1871 Nr. 14. Es wurde, gemeinsam mit dem Zweiten und [[Praterkaffeehäuser|Dritten Kaffeehaus]], vermutlich um das Jahr 1786 errichtet. Erstmals erwähnt wurde das erste Kaffeehaus bei einer Stadtbeschreibung de Lucas, 1799 wurde es von [[Franz Anton de Paula Gaheis]] genau beschrieben. 1802 wird es unter der Bezeichnung "Jüngling Coffe Haus" in den Eipeldauer-Briefen genannt. 1811 wurde das Kaffeehaus, das über eine große Musikbühne für Konzerte verfügte, durch eine Restauration erweitert. Das Erste Kaffeehaus, wie auch das Zweite Kaffeehaus, diente gewissermaßen als [[Konzertsäle|Konzertsaal]] in dem 1814 [[Ludwig van Beethoven]] mit seinem B-Dur-Trio das letzte Mal öffentlich als Pianist auftrat. Am 1. Mai 1824 konzertierte hier [[Josef Lanner]]. 1821 beschädigten ein Brand und 1830 eine Überschwemmung das Kaffeehaus (es "ragte wie ein Schiff aus den Fluten"). Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte das Kaffeehaus dem Herrn Benko, 1866 übernahm der Pächter der Dreherschen Bierhalle, Anton Vogelsang, das Kaffeehaus ("Vogelsangs Bierhalle") und veranstaltete dort Militärkonzerte. Das Kaffehaus wechselte recht häufig den Besitzer. 1898 gastierte das Internationale Varieté Brahma im Kaffeehaus, 1902 veranstaltete die Urania Vorträge und ab 1914 traten dort verschiedene Volkssänger auf. 1922 wurde in den Räumlichkeiten das "Hauptallee-Kasino" (Cabaret mondaine) eröffnet. 1923 konzertierte hier die Kapelle Geiger. In den 30er Jahren wurde das Lokal von Rummy-, Bridge- und Tischtennisspielern frequentiert.  
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Erstes Kaffeehaus, (2, Volksprater Prater). Hauptallee, Praterhütte 4, vor 1871 Nr. 14.
Hinter dem Kaffeehaus lag bis ins dritte Viertel des 19. Jahrhunderts das Wirtshaus "Zum goldenen Ochsen" (Praterhütte 5, [[Zur Praterfee]]), das zeitweise gemeinsam mit dem Zweiten Kaffeehaus bewirtschaftet wurde, etwas abseits das Wirtshaus "[[Zum braunen Hirschen (2)|Zum braunen Hirschen]]", (Praterhütte 6).
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Ende des 18. Jahrhunderts eröffneten im Wiener [[Prater]] einige [[Praterkaffeehäuser|Kaffeehäuser]], die quasi als sommerliche Zweigstellen der [[Kaffeehaus|Kaffeehäuser]] an der [[Schlagbrücke]], heute [[Schwedenbrücke]], dienten. Teilweise gehörten sie sogar denselben Besitzern. Ein Praterkaffeehaus gehörte Klara Mayer, Witwe des [[Freimaurer|Freimauers]] Johann Mayer, dem das später sogenannte [[Café Jüngling]] an der Schlagbrücke gehörte. Klara Mayers Nachfolger Johann Jüngling übernahm gemeinsam mit dem, durch ihn so benannten Café Jüngling das Kaffeehaus im Prater. [[Franz Anton de Paula Gaheis]] schrieb 1799 über Jünglings Praterkaffeehaus: "Da wo sich die Bäume der Au an die Allee andrängen, erblickt man unter deren Schatten ein Kaffeehaus. Es ist niedlich gebaut und von mehreren Nebenhütten, deren einige geschmackvoll ausgemalt sind, umgeben. Die Ebene vor denselben ist mit vielen Tischen besetzt, an denen die Spazierenden ausruhen, sich durch kühlende Getränke und den Anblick erquicken [...]." <ref>Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 113</ref> 1802 wird es unter der Bezeichnung "Jüngling Coffe Haus" in den Eipeldauer-Briefen genannt.
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Ab 1808 war das Kaffeehaus im Prater im Besitz des Stadtkaffeesieders Benko und es bildete sich allmählich der Name "Erstes Kaffeehaus" für das Sommercafé heraus. Derselbe Autor wie zuvor, Franz Anton de Paula Gaheis schrieb 10 Jahre nach seiner ersten Beschreibung über das Lokal: "In der ersten Reihe am Wege stehen 31 Tische. In der Mitte ist unter einem großen Regenschirm die Musikbühne. Mehrere Lusthütten, die alle mit Nr. 14 bezeichnet sind, gehören zu diesem sogenannten Ersten Kaffeehause, dessen Eigentümer Herr Benko ist." <ref>Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 113</ref> Bei Tag spendeten die Bäume Schatten an den Tischen und am Abend leuchteten Laternen in den Ästen. Seit 1811 war das Café auch Restaurant. Wie die Kaffeehäuser an der Schlagbrücke waren auch die sommerlichen Lokale im Prater für die gehobene Gesellschaft und dementsprechend elegant und dekadent ausgestattet. Das Erste Kaffeehaus, wie auch das [[Zweite Kaffeehaus]] im Prater, diente gewissermaßen als [[Konzertsäle|Konzertsaal]] in dem 1814 [[Ludwig van Beethoven]] mit seinem B-Dur-Trio das letzte Mal öffentlich als Pianist auftrat. Am 1. Mai 1824 konzertierte hier [[Josef Lanner]].
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1821 beschädigten ein Brand und 1830 eine Überschwemmung das Kaffeehaus. Nach dem Tod des Besitzers Benko im Jahr 1840 ging das Erste Kaffeehaus in den Besitz eines gewissen Georg Fleischmann über, der es bis 1854 betrieb. 1866 übernahm der Pächter der Dreherschen Bierhalle, Anton Vogelsang, das Kaffeehaus ("Vogelsangs Bierhalle") und veranstaltete dort Militärkonzerte. Das Kaffeehaus wechselte recht häufig den Besitzer. 1898 gastierte das Internationale Varieté Brahma im Kaffeehaus, 1902 veranstaltete die [[Urania]] Vorträge und ab 1914 traten dort verschiedene Volkssänger auf. 1922 wurde in den Räumlichkeiten das "[[Hauptallee]]-Kasino" (Cabaret mondaine) eröffnet. 1923 konzertierte hier die Kapelle Geiger. In den 30er Jahren wurde das Lokal von Rummy-, Bridge- und Tischtennisspielern frequentiert.  
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Hinter dem Kaffeehaus lag bis ins dritte Viertel des 19. Jahrhunderts das Wirtshaus "Zum goldenen Ochsen" (Praterhütte 5, [[Zur Praterfee]]), das zeitweise gemeinsam mit dem Zweiten Kaffeehaus bewirtschaftet wurde, und etwas abseits das Wirtshaus "[[Zum braunen Hirschen (2)|Zum braunen Hirschen]]", (Praterhütte 6).
  
  
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*Franz Gaheis: Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien 3. 1808, S. 74
 
*Franz Gaheis: Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien 3. 1808, S. 74
 
*Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen 2 (1838), S. 24 f.
 
*Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen 2 (1838), S. 24 f.
*Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register
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*Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 112-114
 
*Katalog der Beethoven-Zentenarausstellung. 1927, S. 4
 
*Katalog der Beethoven-Zentenarausstellung. 1927, S. 4
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 20
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 20
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993.
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993.
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum, Wien 2014.
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum, Wien 2014.
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 31. Mai 2016, 11:05 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges„Sonstiges“ befindet sich nicht in der Liste (Gebäude, Brücke, Denkmal, Sakralbau, Synagoge, Katholische Kirche, Brunnen, Kunst im öffentlichen Raum, Sakrale Freiplastik, Bad, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Bauwerks“.
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 22866
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 31.05.2016 durch DYN.magdalena egger
  • 2., Volksprater
  • Nr.: 14 (Bezirk: Prater, 1786, bis: 1871)
  • Nr.: 4 (Bezirk: Prater, 1871, bis: 1945)

Erstes Kaffeehaus (Praterhütte Nummer 4). Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1912.

Erstes Kaffeehaus, (2, Volksprater Prater). Hauptallee, Praterhütte 4, vor 1871 Nr. 14.

Ende des 18. Jahrhunderts eröffneten im Wiener Prater einige Kaffeehäuser, die quasi als sommerliche Zweigstellen der Kaffeehäuser an der Schlagbrücke, heute Schwedenbrücke, dienten. Teilweise gehörten sie sogar denselben Besitzern. Ein Praterkaffeehaus gehörte Klara Mayer, Witwe des Freimauers Johann Mayer, dem das später sogenannte Café Jüngling an der Schlagbrücke gehörte. Klara Mayers Nachfolger Johann Jüngling übernahm gemeinsam mit dem, durch ihn so benannten Café Jüngling das Kaffeehaus im Prater. Franz Anton de Paula Gaheis schrieb 1799 über Jünglings Praterkaffeehaus: "Da wo sich die Bäume der Au an die Allee andrängen, erblickt man unter deren Schatten ein Kaffeehaus. Es ist niedlich gebaut und von mehreren Nebenhütten, deren einige geschmackvoll ausgemalt sind, umgeben. Die Ebene vor denselben ist mit vielen Tischen besetzt, an denen die Spazierenden ausruhen, sich durch kühlende Getränke und den Anblick erquicken [...]." [1] 1802 wird es unter der Bezeichnung "Jüngling Coffe Haus" in den Eipeldauer-Briefen genannt.

Ab 1808 war das Kaffeehaus im Prater im Besitz des Stadtkaffeesieders Benko und es bildete sich allmählich der Name "Erstes Kaffeehaus" für das Sommercafé heraus. Derselbe Autor wie zuvor, Franz Anton de Paula Gaheis schrieb 10 Jahre nach seiner ersten Beschreibung über das Lokal: "In der ersten Reihe am Wege stehen 31 Tische. In der Mitte ist unter einem großen Regenschirm die Musikbühne. Mehrere Lusthütten, die alle mit Nr. 14 bezeichnet sind, gehören zu diesem sogenannten Ersten Kaffeehause, dessen Eigentümer Herr Benko ist." [2] Bei Tag spendeten die Bäume Schatten an den Tischen und am Abend leuchteten Laternen in den Ästen. Seit 1811 war das Café auch Restaurant. Wie die Kaffeehäuser an der Schlagbrücke waren auch die sommerlichen Lokale im Prater für die gehobene Gesellschaft und dementsprechend elegant und dekadent ausgestattet. Das Erste Kaffeehaus, wie auch das Zweite Kaffeehaus im Prater, diente gewissermaßen als Konzertsaal in dem 1814 Ludwig van Beethoven mit seinem B-Dur-Trio das letzte Mal öffentlich als Pianist auftrat. Am 1. Mai 1824 konzertierte hier Josef Lanner.

1821 beschädigten ein Brand und 1830 eine Überschwemmung das Kaffeehaus. Nach dem Tod des Besitzers Benko im Jahr 1840 ging das Erste Kaffeehaus in den Besitz eines gewissen Georg Fleischmann über, der es bis 1854 betrieb. 1866 übernahm der Pächter der Dreherschen Bierhalle, Anton Vogelsang, das Kaffeehaus ("Vogelsangs Bierhalle") und veranstaltete dort Militärkonzerte. Das Kaffeehaus wechselte recht häufig den Besitzer. 1898 gastierte das Internationale Varieté Brahma im Kaffeehaus, 1902 veranstaltete die Urania Vorträge und ab 1914 traten dort verschiedene Volkssänger auf. 1922 wurde in den Räumlichkeiten das "Hauptallee-Kasino" (Cabaret mondaine) eröffnet. 1923 konzertierte hier die Kapelle Geiger. In den 30er Jahren wurde das Lokal von Rummy-, Bridge- und Tischtennisspielern frequentiert. Hinter dem Kaffeehaus lag bis ins dritte Viertel des 19. Jahrhunderts das Wirtshaus "Zum goldenen Ochsen" (Praterhütte 5, Zur Praterfee), das zeitweise gemeinsam mit dem Zweiten Kaffeehaus bewirtschaftet wurde, und etwas abseits das Wirtshaus "Zum braunen Hirschen", (Praterhütte 6).


Literatur

  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935, S. 105 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 261 ff.
  • Czeike: Wien in alten Ansichtskarten 2/20, S. 58 f.
  • Franz Gaheis: Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien. 1799, S. 185 f.
  • Franz Gaheis: Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien 3. 1808, S. 74
  • Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen 2 (1838), S. 24 f.
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 112-114
  • Katalog der Beethoven-Zentenarausstellung. 1927, S. 4
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 20
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993.
  • Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum, Wien 2014.

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 113
  2. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 113