Else Federn: Unterschied zwischen den Versionen

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Else Federn, * 1874, † 28. Jänner 1946 Bristol, Fürsorgerin, Philanthropin.
 
Else Federn, * 1874, † 28. Jänner 1946 Bristol, Fürsorgerin, Philanthropin.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
Else Federn wurde als Tochter des Arztes [[Josef Salomon Federn]], der aus einer Prager Gelehrtenfamilie kam, und dessen Frau [[Ernestine Spitzer|Ernestine]], geborene Spitzer, geboren. Sie hatte fünf Geschwister, von denen einige im Gegensatz zu Else später das Judentum verließen. Schon die Mutter war sozial engagiert und hatte gemeinsam mit ihrem Sohn Karl die "Kunstschule für Frauen und Mädchen" ins Leben gerufen.
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Else Federn wurde als Tochter des Arztes [[Josef Salomon Federn]], der aus einer Prager Gelehrtenfamilie stammte, und dessen Frau [[Ernestine Spitzer|Ernestine]], geborene Spitzer, geboren. Sie hatte fünf Geschwister, von denen sich einige, im Gegensatz zu Else, später vom Judentum abwandten. Schon die Mutter war sozial engagiert und hatte gemeinsam mit ihrem Sohn Karl die "Kunstschule für Frauen und Mädchen" ins Leben gerufen.
  
Else besuchte die Schule des Frauenerwerbsvereins und litt in ihrer Jugend unter instabiler Gesundheit. Ende der 1890er Jahre lernte sie über [[Marie Lang]] (1858-1934) die Idee der Settlement-Bewegung nach britischem Vorbild kennen, unter deren Ägide seit den 1880er Jahren Nachbarschaftszentren in Armenvierteln geschaffen worden waren. Um 1900 gab es bereits über hundert solcher Einrichtungen in Großbritannien, den USA, kontinentaleuropäischen Ländern und Japan. Die zentrale Idee war nicht Wohltätigkeit im Sinn von Almosengabe, sondern Hilfe zur Selbsthilfe vor allem durch Bildungsveranstaltungen. Federn verbrachte während eines Ferienaufenthalts in England im Sommer 1899 (nach anderen Quellen: im Sommer 1900) einige Zeit im ältesten Frauen-Settlement, dem Londoner "Women's University Settlement", wo sie mitarbeitete und die Funktionsweise der Organisation kennenlernen konnte.
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Else Federn besuchte die Schule des Frauenerwerbsvereins und litt in ihrer Jugend unter instabiler Gesundheit. Ende der 1890er Jahre lernte sie über [[Marie Lang]] (1858–1934) die Idee der Settlement-Bewegung nach britischem Vorbild kennen, unter deren Ägide seit den 1880er Jahren Nachbarschaftszentren in Armenvierteln geschaffen worden waren. Um 1900 gab es bereits über hundert solcher Einrichtungen in Großbritannien, den USA, kontinentaleuropäischen Ländern und Japan. Die zentrale Idee war nicht Wohltätigkeit im Sinn von Almosengabe, sondern Hilfe zur Selbsthilfe vor allem durch Bildungsveranstaltungen. Federn verbrachte während eines Ferienaufenthalts in England im Sommer 1899 (nach anderen Quellen: im Sommer 1900) einige Zeit im ältesten Frauen-Settlement, dem Londoner "Women's University Settlement", wo sie mitarbeitete und die Funktionsweise der Organisation kennenlernen konnte.
  
Als der "[[Verein Wiener Settlement]]" 1901 im Bezirk Ottakring gegründet wurde, übernahm Else als Arbeitsleiterin eine führende Rolle im Projekt. Neben der Bildungsarbeit konzentrierte sich der Verein auf Kinder- und Jugendfürsorge, aber auch Schwangeren- und Alkoholikerberatung sowie Obdachlosenbetreuung. Außerdem versuchte die grundsätzlich überparteiliche Organisation auf die Frauengesetzgebung Einfluss zu nehmen, etwa durch Initiativen zugunsten einer sogenannten “Mütterfreizeit“ oder der Möglichkeit für Frauen, Vormundschaften zu übernehmen.
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Als der "[[Verein Wiener Settlement]]" 1901 im Bezirk Ottakring gegründet wurde, übernahm Else als Arbeitsleiterin eine führende Rolle im Projekt. Neben der Bildungsarbeit konzentrierte sich der Verein auf Kinder- und Jugendfürsorge, aber auch Schwangeren- und Alkoholikerberatung sowie Obdachlosenbetreuung. Außerdem versuchte die grundsätzlich überparteiliche Organisation auf die Frauengesetzgebung Einfluss zu nehmen, etwa durch Initiativen zugunsten einer sogenannten "Mütterfreizeit" oder der Möglichkeit für Frauen, Vormundschaften zu übernehmen.
  
 
Als Vereinssitz konnte 1917 das 1913 neu erbaute Haus [[Lienfeldergasse]] 60c erworben werden, das anschließende Haus 60d gehörte ebenfalls zum Verein Wiener Settlement.  
 
Als Vereinssitz konnte 1917 das 1913 neu erbaute Haus [[Lienfeldergasse]] 60c erworben werden, das anschließende Haus 60d gehörte ebenfalls zum Verein Wiener Settlement.  
  
Else Federn wurde bereits wenige Tage nach dem "Anschluss" im März 1938 als Arbeitsleiterin abgelöst. Die allein stehende Frau konnte im Herbst 1938 nach Großbritannien flüchten, wo sie zunächst bei einem Bruder Aufnahme fand. Sie pflegte Kontakte zu anderen Flüchtlingen aus Österreich und bemühte sich um Einreisebewilligungen für Wiener Freundinnen und Freunde.
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Else Federn wurde bereits wenige Tage nach dem "Anschluss" im März 1938 als Arbeitsleiterin abgelöst. Die alleinstehende Frau konnte im Herbst 1938 nach Großbritannien flüchten, wo sie zunächst bei einem Bruder Aufnahme fand. Sie pflegte Kontakte zu anderen Flüchtlingen aus Österreich und bemühte sich um Einreisebewilligungen für Wiener Freundinnen und Freunde.
  
 
Im März 1939 übersiedelte sie in das "University Settlement" nach Bristol, wo sie im Sommer 1945 schwer erkrankte und im Jänner 1946 starb.
 
Im März 1939 übersiedelte sie in das "University Settlement" nach Bristol, wo sie im Sommer 1945 schwer erkrankte und im Jänner 1946 starb.
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2012 wurde in Wien-Ottakring der [[Else-Federn-Park]] nach der Wohltäterin benannt.  
 
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==Quellen==
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*[https://search.wienbibliothek.at/permalink/f/1t3elt5/WBR_alma2161133220004516 Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Federn, Else [Sign.: TP-011891<nowiki>]</nowiki>]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Zehn Jahre Settlement-Arbeit in Wien. Separatabdruck aus: Zeitschrift für Kinderschutz und Jugendfürsorge 3 (1911), Nr. 10
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* [http://www.augustin.or.at/zeitung/tun-und-lassen/zur-geschichte-eines-fruehen-internationalen-sozialprojekts.html Elisabeth Malleier: Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Das Ottakringer Settlement.] [Stand: 16.09.2015]
*Elisabeth Malleier: Das Ottakringer Settlement. Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Wien: Verband Wiener Volksbildung 2005
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* Elisabeth Malleier: Das Ottakringer Settlement. Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Wien: Verband Wiener Volksbildung 2005
*Elisabeth Malleier: Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Das Ottakringer Settlement. URL:  http://www.augustin.or.at/zeitung/tun-und-lassen/zur-geschichte-eines-fruehen-internationalen-sozialprojekts.html [Stand: 16.09.2015]
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* Elisabeth Malleier: Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung vor 1938. In: Margarete Grandner / Edith Saurer [Hg.]: Geschlecht, Religion und Engagement. Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Wien [u. a.]: Böhlau 2005 (L'Homme Schriften, 9), S. 79–102
* Elisabeth Malleier: Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung vor 1938. In: Margarete Grandner / Edith Saurer [Hg.]: Geschlecht, Religion und Engagement. Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 2005 (L'Homme Schriften, 9), S. 79-102
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* Zehn Jahre Settlement-Arbeit in Wien. Separatabdruck aus: Zeitschrift für Kinderschutz und Jugendfürsorge 3 (1911), Nr. 10
* [https://fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2804 Frauen in Bewegung: Else Federn]
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* [https://fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2804 Frauen in Bewegung: Federn, Else]
*Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Federn, Else [Sign.: TP-011891]
 
  
 
==Link==
 
==Link==
* [https://oe1.orf.at/artikel/656079/Else-Federn Else Federn. Gründerin des Wiener Settlement. Sendung der Ö1-Reihe "Frauenmacht" , 7.11.2019]
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* [https://oe1.orf.at/artikel/656079/Else-Federn Else Federn. Gründerin des Wiener Settlement. Sendung der Ö1-Reihe "Frauenmacht", 07.11.2019]

Aktuelle Version vom 10. November 2023, 16:28 Uhr

Else Federn, um 1930
Daten zur Person
Personenname Federn, Else
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 43920
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1874
Geburtsort
Sterbedatum 28. Jänner 1946
Sterbeort Bristol
Beruf Fürsorgerin, Philanthropin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Else Federn.jpg
Bildunterschrift Else Federn, um 1930

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Unterschrift von Else Federn in einem Brief an Hugo Adolf Bernatzik, 1935

Else Federn, * 1874, † 28. Jänner 1946 Bristol, Fürsorgerin, Philanthropin.

Biografie

Else Federn wurde als Tochter des Arztes Josef Salomon Federn, der aus einer Prager Gelehrtenfamilie stammte, und dessen Frau Ernestine, geborene Spitzer, geboren. Sie hatte fünf Geschwister, von denen sich einige, im Gegensatz zu Else, später vom Judentum abwandten. Schon die Mutter war sozial engagiert und hatte gemeinsam mit ihrem Sohn Karl die "Kunstschule für Frauen und Mädchen" ins Leben gerufen.

Else Federn besuchte die Schule des Frauenerwerbsvereins und litt in ihrer Jugend unter instabiler Gesundheit. Ende der 1890er Jahre lernte sie über Marie Lang (1858–1934) die Idee der Settlement-Bewegung nach britischem Vorbild kennen, unter deren Ägide seit den 1880er Jahren Nachbarschaftszentren in Armenvierteln geschaffen worden waren. Um 1900 gab es bereits über hundert solcher Einrichtungen in Großbritannien, den USA, kontinentaleuropäischen Ländern und Japan. Die zentrale Idee war nicht Wohltätigkeit im Sinn von Almosengabe, sondern Hilfe zur Selbsthilfe vor allem durch Bildungsveranstaltungen. Federn verbrachte während eines Ferienaufenthalts in England im Sommer 1899 (nach anderen Quellen: im Sommer 1900) einige Zeit im ältesten Frauen-Settlement, dem Londoner "Women's University Settlement", wo sie mitarbeitete und die Funktionsweise der Organisation kennenlernen konnte.

Als der "Verein Wiener Settlement" 1901 im Bezirk Ottakring gegründet wurde, übernahm Else als Arbeitsleiterin eine führende Rolle im Projekt. Neben der Bildungsarbeit konzentrierte sich der Verein auf Kinder- und Jugendfürsorge, aber auch Schwangeren- und Alkoholikerberatung sowie Obdachlosenbetreuung. Außerdem versuchte die grundsätzlich überparteiliche Organisation auf die Frauengesetzgebung Einfluss zu nehmen, etwa durch Initiativen zugunsten einer sogenannten "Mütterfreizeit" oder der Möglichkeit für Frauen, Vormundschaften zu übernehmen.

Als Vereinssitz konnte 1917 das 1913 neu erbaute Haus Lienfeldergasse 60c erworben werden, das anschließende Haus 60d gehörte ebenfalls zum Verein Wiener Settlement.

Else Federn wurde bereits wenige Tage nach dem "Anschluss" im März 1938 als Arbeitsleiterin abgelöst. Die alleinstehende Frau konnte im Herbst 1938 nach Großbritannien flüchten, wo sie zunächst bei einem Bruder Aufnahme fand. Sie pflegte Kontakte zu anderen Flüchtlingen aus Österreich und bemühte sich um Einreisebewilligungen für Wiener Freundinnen und Freunde.

Im März 1939 übersiedelte sie in das "University Settlement" nach Bristol, wo sie im Sommer 1945 schwer erkrankte und im Jänner 1946 starb.

2012 wurde in Wien-Ottakring der Else-Federn-Park nach der Wohltäterin benannt.

Quellen

Literatur

  • Elisabeth Malleier: Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Das Ottakringer Settlement. [Stand: 16.09.2015]
  • Elisabeth Malleier: Das Ottakringer Settlement. Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts. Wien: Verband Wiener Volksbildung 2005
  • Elisabeth Malleier: Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung vor 1938. In: Margarete Grandner / Edith Saurer [Hg.]: Geschlecht, Religion und Engagement. Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Wien [u. a.]: Böhlau 2005 (L'Homme Schriften, 9), S. 79–102
  • Zehn Jahre Settlement-Arbeit in Wien. Separatabdruck aus: Zeitschrift für Kinderschutz und Jugendfürsorge 3 (1911), Nr. 10
  • Frauen in Bewegung: Federn, Else

Link