Marie Lang

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Daten zur Person
Personenname Lang, Marie
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 28812
GND 120994429
Wikidata Q1897401
Geburtsdatum 8. März 1858
Geburtsort Wien
Sterbedatum 14. Oktober 1934
Sterbeort Altmünster, Oberösterreich
Beruf Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Lang Marie, * 8. März 1858 Wien, † 14. Oktober 1934 Altmünster, Oberösterreich, Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin.

Biografie

Marie Lang wurde als Tochter des Zimmermanns Karl Wisgrill und der Schauspielerin Emilie Wisgrill, geborene Scholz, in Wien geboren. Sie war in erster Ehe mit dem Hofjuwelier Theodor Köchert und in zweiter Ehe mit dem Rechtsanwalt Edmund Lang verheiratet.

Durch Rosa Mayreder kam sie Ende der 1880er Jahre in Kontakt zu dem von Auguste Fickert gegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV). Rhetorisch brillant, wurde sie eine der engagiertesten Kämpferinnen für die Frauenrechte. 1898 nahm sie als Vertreterin des AÖFV am Internationalen Frauenkongress in London teil. Dort lernte sie die internationale Settlement-Bewegung kennen und regte Else Federn an, diese Ideen in Wien umzusetzen. Lang gründete am 8. Februar 1901 den Wiener "Verein Settlement" mit und fungierte bis 1909 als Vizepräsidentin. Als Schwerpunkte des in Ottakring beheimateten Vereins bildeten sich Kinderbetreuung, Jugendfürsorge und Mütterberatung heraus. Die Angebote umfassten unter anderem Kindergarten, Hort, Mittagstisch, Ferienlager, Berufsberatung, Erholungsurlaub für Mütter, Nachhilfeunterricht, Leihbibliothek und Tuberkulosefürsorge.

Marie Lang gab ab 1899 gemeinsam mit Rosa Mayreder und Auguste Fickert die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus. Nach Meinungsverschiedenheiten mit den anderen Herausgeberinnen trat sie aus dem AÖFV aus und führte die "Dokumente" noch bis 1902 alleine weiter.

Lang setzte sich vor allem für Mutterschutz und die Rechte unehelicher Kinder ein. Sie trat gegen die Reglementierung der Prostitution auf. Außerdem kämpfte sie für die Aufhebung des "Lehrerinnenzölibats" – berufstätigen Frauen in einigen Berufsgruppen war die Eheschließung verboten. Sollten sie dennoch heiraten, wurden sie gekündigt und verloren den Anspruch auf Ruhegeld. Am längsten – in Vorarlberg bis 1949 – galt diese Regelung bei den Lehrerinnen.

Im Kreis um Marie und ihren Mann Edmund Lang traf sich die sozial und künstlerisch interessierte Gesellschaft Wiens. Lang war auch Mitglied in der von Friedrich Eckstein gegründeten Wiener Loge der Theosophischen Gesellschaft Adyar und daher besonders an diesen Themen interessiert.

1904 folgte ein schwerer Einschnitt in Langs Leben. Ihr 1885 geborener Sohn Heinz hatte eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit Lina Loos, der jungen Frau des Architekten Adolf Loos. Als Loos die Beziehung beendete, nahm sich Heinz Lang im August 1904 das Leben. Nach diesem tragischen Ereignis und nach dem Tod ihres Mannes 1918 zog sich Lang immer weiter aus der Frauenbewegung zurück. Sie warf sich vor, ihr Kind nicht beschützt zu haben, wandte sich mehr der Familie zu und widmete sich vermehrt ihren beiden Enkelkindern.

Marie Lang brachte ihre letzten Jahre im Hause ihres Sohnes aus erster Ehe, Erich Köchert, bei Altmünster am Traunsee zu, wo sie am 14. Oktober 1934 verstarb.

Marie-Lang-Weg

Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Hermann Degener [Hg.]: Degeners Wer ist's. Berlin: Degener 1935 (1908);
  • Frau im Korsett. Katalog Hermesvilla. Wien: Historisches Museum der Stadt Wien 1984
  • Grete Wiesenthal: Die ersten Schritte. Wien: Agathonverlag 1947
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003. Band 88, S. 214
  • Die Österreicherin, 4/1928, 7/1934, 5/1938
  • Volksblatt Magazin, 28.07.1989, S. 2 f.
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Lang, Marie [Signatur]
  • René Freund: Das gesprengte Korsett. Rosa Mayreder und Marie Lang. In: Ders.: Land der Träumer. Zwischen Größe und Größenwahn – verkannte Österreicher und ihre Utopien. 2. Auflage. Wien: Picus Verlag 2000, S. 51-69
  • Helmut Zander: Die theosophische Gesellschaft Adyar in Österreich. In: Ders.: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884 - 1945. Band 1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008, S. 220-223
  • Friedrich Eckstein: Alte, unnennbare Tage: Erinnerungen aus siebzig Lehr- und Wanderjahren. Neuauflage. Hamburg: Severus-Verlag 2010 [Erstausgabe Wien: Reichner 1936]
  • Elisabeth Malleier: Das Ottakringer Settlement. Zur Geschichte eines frühen internationalen Sozialprojekts1. Auflage. Wien: Verband Wiener Volksbildung/Edition Volkshochschule 2005
  • Ulrich Nachbaur: Lehrerinnenzölibat. Zur Geschichte der Pflichtschullehrerinnen in Vorarlberg im Vergleich mit anderen Ländern. Regensburg: Roderer 2011 [online: https://www.vorarlberg.at/pdf/v08nachbaurlehrerinnenzoe.pdf; Stand: …]
  • Brigitte Pellar: Arbeit mit Zwangszölibat. In: Arbeit&Wirtschaft 07/08/2010
  • Frauen in Bewegung 1848-1938: Marie Lang [Stand: 13.04.2016]
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Marie Lang [Stand: 13.04.2016]
  • Gisela Behrendt: Lehrerinnen-Zölibat [Stand: 13.04.2016]

Weblinks