Collaltopalais: Unterschied zwischen den Versionen

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|Frühere Bezeichnung=Czieglhaus; Im Elend; Zum Elend
 
|Frühere Bezeichnung=Czieglhaus; Im Elend; Zum Elend
 
|Benannt nach=Rombald Graf Collalto
 
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|Prominente Bewohner=Francois Josef Lefebvre; Stanislaus Kostka
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Paul Harrer: Wien, seine Häuser;
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Paul Harrer: Wien, seine Häuser;

Version vom 25. Februar 2015, 14:12 Uhr

Am Hof 13, Collalto-Palais, 1898
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Czieglhaus, Im Elend, Zum Elend
Benannt nach Rombald Graf Collalto
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Francois Josef Lefebvre, Stanislaus Kostka
PageID 21345
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 25.02.2015 durch DYN.elwu
Bildname HMW 023954.jpg
Bildunterschrift Am Hof 13, Collalto-Palais, 1898
  • 1., Am Hof 13
  • 1., Schulhof 8
  • 1., Parisergasse 1
  • Nr.: 235 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 420 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 453 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 40.71" N, 16° 22' 6.91" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Collaltopalais (1, Am Hof 13, Schulhof 8, Parisergasse 1; Konskriptionsnummer 420).

Vorgängerbauten

Haus A

Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses stammt vom 19. Jänner 1420. Da die Besitzerin Jüdin (Haus A gehörte im Gegensatz zu Haus B zur Judenstadt) war, wurde es noch in diesem Jahr beschlagnahmt. Herzog Albrecht V. schenkte es gemeinsam mit dem benachbarten Urbanihaus (Am Hof 12) am 5. August 1421 Hans von Puchheim. In dieser Urkunde wurde es "Czieglhaus" (Ziegelhaus) genannt. Puchheim verkaufte es im Jahr 1437. Der nachfolgende Besitzer gestattete dem Karmeliterkloster, aus seinem Haus eine Tür zum Klosterfriedhof auszubrechen, damit die Mönche zum Brunnen gelangen konnten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Haus wegen nicht bezahlter Steuern von der Stadt eingezogen und 1499 verkauft. 1571 kam es in den Besitz des Bürgermeisters Bartholomäus Prantner. Später gehörte es dem protestantischen Grafen Georg Thurzo, der auch im Besitz des Hauses B war.

Haus B

Haus B wird im Jahr 1421 erstmals urkundlich erwähnt. Zwischen 1482 und 1521 fehlen jegliche Daten, es dürfte aber in dieser Zeit den Namen "Im Elend" beziehungsweise "Zum Elend" erhalten haben. Aus dem Jahr 1521 erfährt man, dass es lange "zu frembder Hand gelegen" war. Was darunter zu verstehen ist, ist unklar. Es gibt die Vermutung, dass es sich hierbei um eine Herberge für Fremde handelte. Im selben Jahr wurde es von der Stadt eingezogen und an den Ratsherren Sebastian Schrantz (den Älteren) verkauft. Er vererbte es seinem Sohn, dem späteren Bürgermeister Sebastian Schrantz (dem Jüngeren) und dessen Geschwistern Thomas, Anna, Margarethe und Dorothea. Später kam Sebastian Schrantz in den Alleinbesitz und verkaufte es 1560 um 2.600 Gulden an Ferdinand I., der dort die adelige Landschaftsschule einrichten ließ. Noch im selben Jahr wurde das Gebäude um 1.000 Gulden für die Schule adaptiert, deren Leitung dem Jesuitenorden übertragen wurde. Das Unternehmen scheiterte jedoch am Widerstand der Stände, denn diese weigerten sich, dem Orden ihre Kinder anzuvertrauen. Daher versetzen die Jesuiten ihre Konviktisten hierher, unter denen sich der später heiliggesprochene Stanislaus Kostka befand. Auf Befehl des protestantenfreundlichen Kaisers Maximilian II. mussten die Jesuiten das Haus 1565 räumen (die Konviktisten übersiedelten in das Haus "Zum großen Jordan" [Stadt 404; Judenplatz 2]). 1585 gehörte das damalige Freihaus dem Reichshofrat und Hofkammerpräsidenten Wolf Unverzagt, dessen Sohn Hans Christoph es 1611 oder 1614 dem Grafen Georg Thurzo verkaufte.


Collaltopalais

Nach Georg Thurzos Tod erbte dessen Sohn Emmerich die beiden Häuser. Da er sich aber der Rebellion schuldig gemacht hatte, wurden die Häuser auf kaiserlichen Befehl vom 29. Oktober 1620 beschlagnahmt und dem k.k. Generalleutnant Rombald Graf Collalto († 1696) geschenkt. Die Häuser verblieben im Besitz der Familie und wurden laut Czeike (Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien) um 1671 zu einem Palais zusammengebaut. Die Hauptfassade wurde zwischen 1715 und 1725 erneuert, wobei der bekrönende Dreieckgiebel abgetragen und das qualitätvolle schmiedeeiserne Balkongitter angebracht wurde. Das Collaltopalais bildete einen Teil der seinerzeit geschlossenen barocken Verbauung des Platzes Am Hof. Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser) hingegen gibt an, dass die Häuser erst zwischen 1749 und 1771 zusammengebaut wurden.

Das Palais wurde mit der Altane der danebenliegenden "Neun-Chöre-der-Engel-Kirche" (Alte Jesuitenkirche) durch einen Schwibbogen verbunden, sodass ein Durchgang vom Platz Am Hof zum Schulhof entstand (Vor der Erbauung der oberwähnten kleinen Häuser befand sich hier bis 1421 der Judengarten).

In der zweiten Oktoberwoche 1762 trat im Palais der damals siebenjährige Wolfgang Amadeus Mozart erstmals vor der Öffentlichkeit der Stadt auf (Gedenktafel der Mozartgemeinde Wien, enthüllt 22. Juni 1956).

1804 wurde gegen den Schulhof zu im Haushof ein dreistöckiger Trakt mit klassizistischer Fassade aufgeführt. 1809 wohnte im Collaltopalais der französische General Francois Josef Lefebvre, Herzog von Danzig.

1842 hatte hier ein armer Tabaktrafikant namens Johann Karl (später Freiherr von) Sothen seinen Laden. Er führte in Wien das so genannte Promessenspiel ein und gelangte durch verschiedene Finanztransaktionen zu großem Reichtum. Unter anderem erwarb er die Herrschaft Cobenzl und ein Haus am Graben, war aber auch anderwärts begütert. So ließ er zum Beispiel die Elisabethkapelle im 19. Bezirk errichten und ausstatten. Er rühmte sich, dass hier durch seine Stiftung 15.000 Jahre lang Messen für sein Seelenheil gelesen werden könnten. Nachdem er am 10. Juni 1881 von einem Förster, den er entlassen hatte, erschossen worden war, setzte man ihn in dieser Kapelle bei.

Die Ecke Schulhof/Parisergasse wurde am 8. April 1945 durch eine der letzten Bombe beschädigt. Hier stürzte das Gebäude auf einer Fläche von dreißig Quadratmetern vollkommen ein. Auch die benachbarten Hausteile wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Fast gleichzeitig schlug eine zweite Bombe am Schulhof ein. Sie durchschlug die Mauer im zweiten Stock und verwüstete Wohnungen. Nach dem Krieg konnte das Palais wieder repariert werden.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre


Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 29
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 7
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 6
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 62
  • Ruediger Engerth: Hier hat Mozart gespielt. 1968, S. 18, 94
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 327
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 308-312