Clemens Wenzel Lothar Metternich

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Metternich, Clemens Wenzel Lothar
Abweichende Namensform
Titel Graf, Fürst
Geschlecht männlich
PageID 2746
GND
Wikidata
Geburtsdatum 15. Mai 1773
Geburtsort Koblenz
Sterbedatum 11. Juni 1859
Sterbeort Wien
Beruf Diplomat, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.10.2014 durch DYN.leopolm7
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Familiengruft (Friedhofskirche St. Wenzel), Plasy, Tschechische Republik
  • 3., Rennweg 27-29 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 24. Oktober 1813)
  • Ritter vom Goldenen Vlies
  • Militär-Maria-Theresia-Orden
  • Großkreuz des St. Stephan-Ordens

  • Gesandter am französischen Hof (1806 bis 1809)
  • Gesandter am preussischen Hof (1803 bis 1806)
  • Haus-Hof- und Staatskanzler (1821 bis 1848)
  • Minister des Äußeren (08.10.1809)

  • 1. Gattin Maria Eleonore Gräfin KaunitzDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 3. Gattin Melanie Gräfin Zichy-FerrarisDie Verwendung von „3. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Metternich Clemens Wenzel Lothar Graf (20. Oktober 1813 Fürst [Verleihung zugleich für die Nachkommen]), * 15. Mai 1773 Koblenz, † 11. Juni 1859 Vorstadt Landstraße 545 (3, Rennweg 27-29; Schloss Plass, Böhmen [Plasy, Tschechische Republik von Metternich erworben], Familiengruft Friedhofskirche St. Wenzel), Staatsmann, Sohn des kurtrierischen Ministers und späteren kaiserlichen Diplomaten Franz Georg Metternich (1746-1818; 30. Juni 1803 Fürst von Ochsenhausen) und dessen Gattin Maria Beatrix Gräfin Kageneck (1755-1828), erste Gattin (1795) Maria Eleonore („Lori") Gräfin Kaunitz (1775-1825; Enkelin des Staatskanzlers Wenzel Fürst Kaunitz; der Ehe entstammte [neben Sohn Viktor, der als junger Diplomat starb] Leontine [1811-1861], aus deren Ehe [1835] mit Moritz Graf Sändor die berühmte Pauline Metternich stammte), zweite Gattin (1827) Antonie (Antoinette) Freiin v. Leykam (* 1806, † 17. Jänner 1829; Sohn dieser Ehe war der Diplomat Richard Metternich [* 7. Jänner 1829 Wien, † 1. März 1895 Wien], der 1856 seine Nichte Pauline heiratete), dritte Gattin (1831) Melanie Gräfin Zichy-Ferraris (1805-1854; in dieser Ehe wurde Paul Clemens Metternich [1834-1906] geboren.).

Metternich, der einer alten rheinländischen Adelsfamilie entstammte (ab 1664 bzw. 1670 Freiherrenstand, ab 1679 Grafenstand) war 1791 Statthalter der Niederlande, 1801-1806 Gesandter in Dresden und Berlin, 1806 Botschafter in Paris, 1809 (als Nachfolger Graf Stadions) Minister des Äußeren und amtierte dann 1810-1848 als Staatskanzler (1821 Haus-, Hof-, und Staatskanzler), wobei er ab 1836 (als Rivale Franz Anton Kolowrats) ein entscheidendes Wort als Mitglied der die Regentschaft Kaiser Ferdinands I. befürwortenden Staatskonferenz zu sprechen hatte. Metternich ist die maßgebliche politische Persönlichkeit des Vormärz. Er arrangierte die Vermählung von Erzherzögin Marie Louise mit Napoleon (was ihm diese nie verzieh), brachte nach der Niederlage des Korsen die diplomatische Führung an sich und stellte als „Kutscher Europas" auf dem Wiener Kongress (1814/1815) das europäische Kräftegleichgewicht wieder her. Seine Außenpolitik stärkte die Stellung Österreichs im Deutschen Bund und in Italien, wobei er sich auf die von ihm mitbegründete Heilige Allianz zu stützen vermochte. Innenpolitisch erscheint die Rolle Metternichs wesentlich problematischer. Als leidenschaftlicher Gegner von „Demokratie", Liberalismus u. nationalen Strömungen schuf er ein konservatives, vornehmlich, auf den Polizeiapparat und die Zensur (Sedlnitzky) gestütztes Regime, als dessen einzige Ziele die Erhaltung der staatlichen Ordnung von 1815 und die Unterdrückung jeder revolutionären Bewegung anzusehen sind. Dieses „Metternichsche System", dessen Auswirkungen in der historischen Betrachtung (ungeachtet der staatsmännischen Größe Metternichs) oftmals durch den kulturellen Glanz der Biedermeierepoche und dessen kleinbürgerlicher Atmosphäre verdrängt werden, führte zwangsläufig zu sozialen und wirtschaftlichen Missständen, deren Spannungen sich erst in der Revolution von 1848 lösten. Die Revolutionäre erzwangen am 13. März 1848 Metternichs Entlassung. Er musste (verkleidet) nach London fliehen, kehrte jedoch 1851 (nach dem Sieg des Neoabsolutismus) nach Wien zurück und übte als Berater Franz Josephs I. nochmals für kurze Zeit politischen Einfluss aus. Metternich besaß ein Palais auf dem Rennweg, das Kunstschätze von erlesener Qualität beherbergte (Metternichpalais); es wurde während der Revolution 1848 vom Volk geplündert. Metternich war Träger höchster Auszeichnungen (darunter Ritter des Goldenen Vlieses, Großkreuz des ungarischen Stephan-Ordens, Goldenes Zivilverdienstzeichen und Militär-Maria-Theresien-Orden); Ehrenbürger der Stadt Wien (24. Oktober 1813).

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 rückte seit dem Zweiten Weltkrieg in der Historiografie zu Clemens Wenzel Fürst Metternich vor allem sein außenpolitisches Wirken in das Zentrum der Betrachtung. Dieser zufolge werde er, so die Kommission, primär als Politiker gesehen, dem das Verdienst zukomme, dem deutschen Nationalismus Einhalt geboten und einen großen Krieg verhindert zu haben. Unbestritten sei jedoch seine maßgebliche Verantwortung bei den staatlichen Repressionsmaßnahmen gegen liberale und demokratische Bewegungen.

Metternichgasse

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912. Band 21 und 23
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 11
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Register zu den Nachträgen in Wurzbachs "Biographischem Lexikon des Kaiserthums Österreich". Wien 1923
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck / Wien / München: Tyrolia 1962 (Studien der Wiener Katholischen Akademie, 2)
  • Heinrich von Srbik: Metternich. Der Staatsmann und der Mensch. München: Bruckmann, 3 Bde. 1925-1954
  • Viktor Bibl: Metternich. Der Dämon Österreichs. Leipzig / Wien: Günther 1936
  • Egon Cäsar Conte Corti: Metternich und die Frauen 1948. Gekürzte Neuaufl. Wien: Kremayr & Scheriau 1977
  • Dorothy Gies McGuigan: Metternich, Napoleon und die Herzögin von Sagan. Wien: Molden 1979
  • Georg Kugler: Metternich und seine Gäste. Graz / Wien: Styria 1991
  • Gerda Mraz / Gottfried Mraz: Österreichische Profile. Maximilian I., Wallenstein, Prinz Eugen, Maria Theresia, Kaunitz, Franz II., Erzherzog Carl, Metternich, Radetzky, Franz Joseph I.. Wien [u.a.]: Athenäum 1981, S. 157 ff.
  • Richard Blaas: Metternich. in: Der Wiener Kongress, 1. September 1814 bis 9. Juni 1815. [Ausstellung veranstaltet vom Bundesministerium für Unterricht gemeinsam mit dem Verein der Museumsfreunde, 1. Juni bis 15. Oktober 1965, Schauräume der Hofburg, Kaiserappartements, Wien]. Wien 1965, S. 185 ff.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollinek 1956, S. 505
  • Oliver Rathkolb et al.: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 205