Burgtheater (Gebäude)

Aus Wien Geschichte Wiki
Version vom 2. September 2013, 19:00 Uhr von WIEN1.lanm08w08 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Bauwerk |Art des Bauwerks=Gebäude |Jahr von=1888 |Frühere Bezeichnung=K.k Hofburgtheater; Hof-Burgtheater |Benannt nach=Burg |Architekt=Gottfried Semper; C…“)

Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung K.k Hofburgtheater, Hof-Burgtheater
Benannt nach Burg
Einlagezahl
Architekt Gottfried Semper, Carl von Hasenauer
Prominente Bewohner
PageID 13896
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 2.09.2013 durch WIEN1.lanm08w08
  • 1., Universitätsring 2

Frühere Adressierung

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 37.15" N, 16° 21' 40.92" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neues Burgtheater (1, Franzensring 12 [Dr.-Karl-Lueger-Ring 2]; 1888 K.k. Hofburgtheater; 16. November 1918 Hof-Burgtheater; 3. Dezember 1918 Burgtheater).

Nach fast einem Vierteljahrhundert des Planens und Bauens wurde das neue Burgtheater am 14. Oktober 1888 mit Franz Grillparzers „Esther" und Friedrich Schillers „Wallensteins Lager" eröffnet.

Der erste Spatenstich zum neuen Burgtheater, das teilweise auf den Gründen des ehemaligen Paradeisgartels am damaligen Franzensring erbaut wurde, erfolgte am 16. Dezember 1874; die Pläne stammen von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer (Innengestaltung); der Zuschauerraum mußte wegen schlechter Akustik 1897 umgebaut werden.

Während des Baues wurde in die linke Unterfahrt ein Quaderstein von der alten Löwelbastei („1544") eingesetzt, die sich ehemals hier ausgedehnt hatte.

Äußeres

Der Bau ist durch einen mächtigen vorgewölbten Mittelteil geprägt, auf dessen hoher Attika sich ein 18 m langes Basrelief von Rudolf Weyr („Bacchantenzug") befindet, darüber auf der Balustrade die Kolossalgruppe „Apollo mit den Musen Melpomene und Thalia" (tragische und komische Muse) von Carl Kundmann. Nach beiden Seiten erstrecken sich weitausladende Flügelbauten, die unter anderem die beiden Logentreppen aufnehmen; an den äußeren Enden besitzen sie Durchfahrten mit darüberliegenden Loggien, an den Stirn- und Rückenfronten sind sie durch allegorische Figurengruppen von Johannes Benk geschmückt, die Tugenden und Leidenschaften symbolisieren, die gleichermaßen das Leben und das Drama beherrschen (Liebe/Haß, Heroismus/Egoismus, Demut/Herrschsucht).

In den Nischen der Seitenfassaden befinden sich Statuen von Viktor Tilgner (Hanswurst, Falstaff, Phaedra, Don Juan) und Hans Gasser (Prometheus, Genoveva). Die Kolossalbüsten oberhalb der Fenster des ersten Stocks im Mittelbau schuf Viktor Tilgner (Mitte: Goethe, Schiller, Lessing; links: Calderon, Shakespeare, Moliere; rechts: Halm, Grillparzer, Hebbel); in den Zwickeln darunter Gestalten aus Dramen der jeweiligen Dichter, die vorderen von Weyr, die anderen von Tilgner, Silbernagl und Costenoble.

An der Vorderseite der beiden Flügel sind Zwickelfigurenpaare von Tilgner angebracht (links Kleist und Otto Ludwig, rechts Kotzebue und Bauernfeld); auch alle übrigen Bauteile tragen reichen figuralen Schmuck.

Inneres

Der ursprüngliche Zuschauerraum war eine Verbindung von Logen- und Rangtheater (1945 zerstört). Die prachtvollen Feststiegen in den Seitenflügeln sind original erhalten geblieben (Deckengemälde, die die Entwicklung des Theaters darstellen; rechts [Volksgartenseite] „Dionysostheater in Athen" von Franz Matsch, Globetheater in London von Gustav Klimt und Molieretheater in Paris von Ernst Klimt; links Theater in Taormina von Gustav Klimt, Mysterienbühne des Mittelalters von Franz Matsch und „Hanswurst auf dem Jahrmarkt" von Ernst Klimt).

Auf den Mittelpodesten der gleichartig gestalteten Stiegenhäuser stehen in Wandnischen Standbilder bedeutender Schauspieler (im linken Stiegenhaus links von Carl Costenoble: Thespis, Kallipides, Quintus Roscius, Richard Burbadge, rechts von Anton Paul Wagner: Sebastian de Prado, Maria Calderon, Jean Baptiste Poquelin [Moliere], David Garrick; im rechten Stiegenhaus links Johann Friedrich Ferdinand Fleck, Ferdinand Johann Baptist Esslair, Ludwig Devrient und Carl Seydelmann [alle von Josef Fritsch], rechts Caroline Neuber, Friedrich Ludwig Schröder, Konrad Ekhof und August Wilhelm Iffland [alle von Josef Lax]).

Auf den Treppenpodesten stehen Schauspielerbüsten: links Friedrich Halm, Friedrich Hebbel, Eduard von Bauernfeld, Franz Grillparzer (alle von Viktor Tilgner), Gerhart Hauptmann (von Gottfried Behn), Anton Wildgans (von Georgi), Adolf Wilbrandt (von Caspar von Zumbusch); rechts Josef Kainz (von Sandor Jaray), Hugo Thimig (von Stemolak), Josef Lewinsky und Charlotte Wolter (von Viktor Tilgner), Max Devrient und Ernst Hartmann (von Hans Dietrich) und Georg Reimers (von Kaminsky), bei den Stiegeneingängen Büsten von Raoul Aslan und Albert Heine (beide von Andre Roder).

Über den Eingangstüren zu den Parterrelogen allegorische Marmorgruppen von Johannes Benk (links Wahrheit und Dichtung, rechts Weisheit und Schönheit), im Vestibül des Logenhauses Porträtstatuen von Bühnengrößen (unter anderen Joseph von Sonnenfels und Friedrich Schreyvogel von Johann Silbernagl, Heinrich Laube und [[Franz Dingelstedt von Heinrich Natter); die Deckengemälde im Foyer stammen von Eduard Charlemont und die Marmorhermen im Vestibül der Kaiserstiege von Viktor Tilgner, den Fries auf der Stiegenrotunde malte August Eisenmenger; im ersten und zweiten Foyer hängen Schauspielerporträts (siehe Burgtheatergalerie).

Am 12. März (Bombentreffer) und 12. April 1945 (Artillerietreffer, Brand) wurden die Räumlichkeiten des Zuschauerhauses weitgehend zerstört. Der Spielbetrieb wurde bereits am 30. April 1945 im Ronacher, das Buschbeck als Ausweichbühne gefunden hatte, wieder aufgenommen (Eröffnung mit Grillparzers „Sappho").

Der Wiederaufbau (1948-1955) erfolgte aufgrund des Ergebnisses einer Ausschreibung, zu der zwölf Architekten eingeladen worden waren, durch Michel Engelhart (dessen Pläne auf den Bestand die größte Rücksicht nahmen); akustische Mängel und die schlechten Sichtverhältnisse des ursprünglich lyraförmig angelegten Logentheaters wurden behoben (Weglassen der Hofloge, Einführung von zwei Rängen), außerdem eine Hub-Schiebebühne hohen technischen Standards eingebaut. Unter Direktor Rott erfolgte am 15. Oktober 1955 die Wiedereröffnung (mit Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende").

Literatur

  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, insbes. S. 199 ff. (1741-1776), 334 ff. (1821-1848), 372 ff. (1848-1918)
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30-32, S. 102 ff. (altes Burgtheater). S. 311 ff. (neues Burgtheater)
  • Heinrich Laube: Das Burgtheater. 1868
  • Otto Michtner: Das alte Burgtheater als Opernbühne. In: Theatergeschichte Österreichs. Band 3/1, 1970
  • Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnertor 1747-1776. In: Theatergeschichte Österreichs. Band 3/2, 1971
  • Franz Dingelstedt: Aus der Briefmappe eines Burgtheaterdirektors. 1925
  • 150 Jahre Burgtheater, 1776-1926. 1926
  • Lucia Dorninger: Die Hausdichter des Burgtheaters. Diss. Univ. Wien 1961
  • Hugo Ellenberger: Das Burgtheater (Österreich-Reihe 41; 1957; Grundriß mit Reihenfolge der Außenplastiken: S. 66f.)
  • Rudolf Lothar: Das Wiener Burgtheater. Ein Wahrzeichen österreichischer Kunst und Kultur. 1934
  • Heinz Kindermann: Das Burgtheater. 1939
  • Fritz Judtmann: Die Baugeschichte des neuen Burgtheaters. In: 175 Jahre Burgtheater. 1954, S. 415 ff.
  • F. Horch: Das Burgtheater unter Laube und Wilbrandt. 1925
  • Fred Hennings: Zweimal Burgtheater. 1955
  • Fred Hennings: Heimat Burgtheater. 3 Bände. 1972-1974
  • Ernst Haeusserman: Die Burg. 1963
  • Ernst Haeussermann: Im Banne des Burgtheaters. Reden und Aufsätze. 1966
  • Viktor Reimann: Die Adelsrepublik der Künstler. 1963
  • Kurt Kahl: Die Wiener und ihr Burgtheater. 1974
  • Margaret Dietrich: Das Burgtheater und sein Publikum. 1976
  • M. Alth: Burgtheater 1776-1976. Aufführungen und Besetzungen. 2 Bände. 1979
  • Peter Csendes [Hg.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs I. Österreich 1848-1918. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1989, S. 195f.

Gebäude

  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, S. 168 ff.; Band 2, S. 478f.; Band 4, S. 215 ff.; Band 8/2, S. 198 ff.; Band 9/3, S. 123 ff. (Plastiken); Band 11, S. 169 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 32
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 29 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 62 f.
  • Rudolf Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus. Eine Chronik 1861-1951. Wien: Gesellschaft Bildender Künstler Wiens 1951, S. 97 ff. (künstlerische Ausschmückung)
  • Josef Mayerhöfer (Hg.): Burgtheater und Historismus. Katalog Grafenegg 1976
  • György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 1976
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken. 1976
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 403 ff.