Am Tabor: Unterschied zwischen den Versionen

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Am Tabor (2, Leopoldstadt), benannt (4. Juli 1890) nach dem Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße. Herzog Albrecht V. ließ zur Abwehr der Hussiten im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten Donauarm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige Brücke sicherte und die Bezeichnung „Tabor" erhielt. Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs Albrechts V. errichtet (1439); sie überquerten erstmals den gesamten unregulierten Strom. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441-1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähr, bewährte. Der Name Tabor ging später auf das anläßlich einer erneuten Schiffbarmachung der „Kleinen Donau" (1698) und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der „Tabormaut" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene [[Mauthaus am Tabor|Mauthaus]] (2, Am Tabor 2, Taborstraße 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude (errichtet im Zuge der Anlage des [[Linienwall|Linienwalls]] 1704 [Begrenzung zur Donau]) und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt („Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher Nordbahnstraße). Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des Unteren Werds, die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte [[Schlagbrücke]] mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an [[Taborstraße]] genannt.
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Am Tabor (2, Leopoldstadt), benannt (4. Juli 1890) nach dem Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße. Herzog Albrecht V. ließ zur Abwehr der Hussiten im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten Donauarm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige Brücke sicherte und die Bezeichnung „Tabor" erhielt. Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs Albrechts V. errichtet (1439); sie überquerten erstmals den gesamten unregulierten Strom. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441-1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähren bewährte. Der Name Tabor ging später auf das anlässlich einer erneuten Schiffbarmachung der „Kleinen Donau" (1698) und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der „Tabormaut" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene [[Mauthaus Am Tabor|Mauthaus]] (2, Am Tabor 2, Taborstraße 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude (errichtet im Zuge der Anlage des [[Linienwall|Linienwalls]] 1704 [Begrenzung zur Donau]) und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt („Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher Nordbahnstraße). Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des Unteren Werds, die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte [[Schlagbrücke]] mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an [[Taborstraße]] genannt.
 
==Gebäude: ==
 
==Gebäude: ==
Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt („Taborlinie", bis 1893; 2, Am Tabor 7, Alliiertenstraße 2) mit einem dazugehörigen Gebäude (2, Alliiertenstraße 4), das Brükkenmeisterhaus (2, Trunnerstraße 3) und das Augartenwachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2, Grünanlage am südlichen Ende der Nordwestbahnstraße); das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich 2, Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (heute Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung). Nummer 5: [[Verklärungskirche]]; Nummer 7: [[Auferstehung-Christi-Kirche (2)|Auferstehung-Christi-Kirche]].
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Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt („Taborlinie", bis 1893; 2, Am Tabor 7, Alliiertenstraße 2) mit einem dazugehörigen Gebäude (2, Alliiertenstraße 4), das Brückenmeisterhaus (2, Trunnerstraße 3) und das Augartenwachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2, Grünanlage am südlichen Ende der Nordwestbahnstraße); das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich 2, Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (heute Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung). Nummer 5: [[Verklärungskirche]]; Nummer 7: [[Auferstehung-Christi-Kirche (2)|Auferstehung-Christi-Kirche]].
  
 
== Literatur ==  
 
== Literatur ==  

Version vom 10. August 2014, 22:02 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Straße„Straße“ befindet sich nicht in der Liste (Bezirk, Grätzel, Verkehrsfläche, Friedhof, Gewässer, Berg, Vorort, Ort, Herrschaft, Vorstadt, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Objekts“.
Datum von
Datum bis
Name seit 04.07.1890
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße
Bezirk 2
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Verklärungskirche, Auferstehung-Christi-Kirche
PageID 22873
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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48° 13' 28.75" N, 16° 23' 12.36" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Am Tabor (2, Leopoldstadt), benannt (4. Juli 1890) nach dem Brückenkopf zur Verteidigung Wiens am Ende der damaligen Taborstraße. Herzog Albrecht V. ließ zur Abwehr der Hussiten im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts am zweiten Donauarm bei Wien eine Schanze aufführen, die auch die dortige Brücke sicherte und die Bezeichnung „Tabor" erhielt. Die Bezeichnung Tabor kommt in Mitteleuropa des öfteren für befestigte Brücken, Lager, Wagenburgen und Städte vor. Die Taborbrücken wurden aufgrund des Brückenbriefs Albrechts V. errichtet (1439); sie überquerten erstmals den gesamten unregulierten Strom. Die Befestigung wurde in der Art errichtet, wie sie der Hussitenführer Ján Zizka bei der so gut wie unüberwindlichen Hussitenburg Tabor in Böhmen zuerst angewendet hatte. Der Wiener Tabor war von jeher ein strategisch wichtiger Punkt, der sich schon in den Kriegen 1425 und 1441-1446 als Hauptverteidigungsstellung gegen Böhmen und Mähren bewährte. Der Name Tabor ging später auf das anlässlich einer erneuten Schiffbarmachung der „Kleinen Donau" (1698) und der damit verbundenen Verlegung des Donauübergangs und der „Tabormaut" an die verlängerte Taborstraße hier entstandene Mauthaus (2, Am Tabor 2, Taborstraße 80) über, dann auf das nachmalige Linienamtsgebäude (errichtet im Zuge der Anlage des Linienwalls 1704 [Begrenzung zur Donau]) und schließlich auf den gesamten hier entstandenen Teil der Leopoldstadt („Am Tabor" seit 1890; Nummer 2-12 früher Nordbahnstraße). Die eigentliche Haupt- und Kommerzialstraße des Unteren Werds, die wegen der vielen dort vorhandenen, meist schon im 16. Jahrhundert erwähnten Einkehrwirtshäuser bemerkenswert war - sie verband die alte Schlagbrücke mit dem Tabor und den Taborbrücken -, wurde von dieser Zeit an Taborstraße genannt.

Gebäude:

Neben dem Mauthaus befanden sich Am Tabor noch mehrere staatliche Gebäude: das k. k. Linienmautamt („Taborlinie", bis 1893; 2, Am Tabor 7, Alliiertenstraße 2) mit einem dazugehörigen Gebäude (2, Alliiertenstraße 4), das Brückenmeisterhaus (2, Trunnerstraße 3) und das Augartenwachthaus (samt Wohngebäude der Niederösterreichischen Wasserbaudirektion; 2, Grünanlage am südlichen Ende der Nordwestbahnstraße); das Materialiendepot der Niederösterreichen Wasserbaudirektion befand sich 2, Trunnerstraße 1-5, Alliiertenstraße 1 (heute Bundesanstalt für Pflanzenschutz und Samenprüfung). Nummer 5: Verklärungskirche; Nummer 7: Auferstehung-Christi-Kirche.

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 242 f.
  • Meßner, Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, 123
  • Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926, S. 121
  • Leopold Mathias Weschel: Die Leopoldstadt bey Wien. Wien: Gedruckt bey Anton Strauß 1928, 1824, S. 584
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 134 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 53