Österreichische Nationalbibliothek: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Anfänge der ehemaligen kaiserlich-königlichen Hofbibliothek (ab 6. August 1920 als Nationalbibliothek Besitz der Republik Österreich, seit 1945 Österreichische Nationalbibliothek) reichen bis in die Zeit des späten 14. Jahrhunderts zurück. Bedeutende Bücherliebhaber und -sammler der Frühzeit waren Albrecht III. (für den eigens Handschriften angefertigt wurden [die berühmteste ist das 1368 vollendete „Evangeliar des Johannes von Troppau"]), Friedrich III. (der den bereits umfangreichen Buchbesitz des Hauses Habsburg vereinigte), Maximilian I. (der die Sammlung durch eigene Schöpfungen [Theuerdank, Weißkunig] sowie Handschriften aus dem Besitz seiner Gemahlinnen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza bereicherte und durch die Berufung der Humanisten [[Konrad Celtes|Celtes]] und [[Johannes Cuspinian|Cuspinian]] der wissenschaftlichen Nutzung erschloss) sowie Ferdinand I.  
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Die Anfänge der ehemaligen kaiserlich-königlichen Hofbibliothek (ab 12. November 1918 in staatlicher Verwaltung [[Deutschösterreich]]s, vom 6. August 1920 an Nationalbibliothek, seit 1945 Österreichische Nationalbibliothek) reichen bis in die Zeit des späten 14. Jahrhunderts zurück. Bedeutende Bücherliebhaber und -sammler der Frühzeit waren Albrecht III. (für den eigens Handschriften angefertigt wurden [die berühmteste ist das 1368 vollendete „Evangeliar des Johannes von Troppau"]), Friedrich III. (der den bereits umfangreichen Buchbesitz des Hauses Habsburg vereinigte), Maximilian I. (der die Sammlung durch eigene Schöpfungen [Theuerdank, Weißkunig] sowie Handschriften aus dem Besitz seiner Gemahlinnen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza bereicherte und durch die Berufung der Humanisten [[Konrad Celtes|Celtes]] und [[Johannes Cuspinian|Cuspinian]] der wissenschaftlichen Nutzung erschloss) sowie Ferdinand I.  
  
Einen großen Aufschwung nahm die „Palatina" unter Leitung von [[Hugo Blotius]], der 1575 von Maximilian II. nach Wien berufen und zum ersten offiziellen Hofbibliothekar bestellt wurde. Nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) reiste Peter Lambeck noch im selben Jahr im Auftrag Leopolds I. nach Schloss Ambras bei Innsbruck und brachte von dort 583 Handschriften sowie 1489 Druckwerke in die Hofbibliothek. Der Raummangel im Minoritenkloster (in dessen südlichen Kreuzgangflügel die Bibliothek 1558-1623 untergebracht war) beziehungsweise in der Hofburg (wo sich die Bibliothek 1623-1630 im Gebäude der Kammerbuchhaltung befand, das auf einem Teil des Areals des heutigen Reichskanzleitrakts stand) erzwang eine Übersiedlung ins ebenda liegende ehemalige Harrach-Haus, in dem die Bibliothek 1630-1726 verblieb. Leopold I. beabsichtigte zwar bereits 1680, ein eigenes Bibliotheksgebäude zu errichten, doch verhinderten die Belagerung Wiens durch die [[Türken]] [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|1683]] und die folgenden Kriege den Neubau. Erst 1723 konnte ihn [[Karl VI.]] durch [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] auf dem [[Josefsplatz]] planen und (nach dessen baldigen Tod) durch dessen Sohn [[Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach]] bis 1726 erbauen lassen; in diesem Trakt befindet sich auch der Prunksaal (in dem ca. 200.000 Bände untergebracht sind, darunter die 15.000 Bände umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen).  
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Einen großen Aufschwung nahm die „Palatina" unter Leitung von [[Hugo Blotius]], der 1575 von Maximilian II. nach Wien berufen und zum ersten offiziellen Hofbibliothekar bestellt wurde. Nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) reiste Peter Lambeck noch im selben Jahr im Auftrag Leopolds I. nach Schloss Ambras bei Innsbruck und brachte von dort 583 Handschriften sowie 1489 Druckwerke in die Hofbibliothek. Der Raummangel im Minoritenkloster (in dessen südlichen Kreuzgangflügel die Bibliothek 1558-1623 untergebracht war) beziehungsweise in der Hofburg (wo sich die Bibliothek 1623-1630 im Gebäude der Kammerbuchhaltung befand, das auf einem Teil des Areals des heutigen Reichskanzleitrakts stand) erzwang eine Übersiedlung ins ebenda liegende ehemalige Harrach-Haus, in dem die Bibliothek 1630-1726 verblieb. Leopold I. beabsichtigte zwar bereits 1680, ein eigenes Bibliotheksgebäude zu errichten, doch verhinderten die Belagerung Wiens durch die [[Türken]] [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|1683]] und die folgenden Kriege den Neubau. Erst 1723 konnte ihn [[Karl VI.]] durch [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] auf dem [[Josefsplatz]] planen und (nach dessen baldigem Tod) durch dessen Sohn [[Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach]] bis 1726 erbauen lassen; in diesem Trakt befindet sich auch der Prunksaal (in dem ca. 200.000 Bände untergebracht sind, darunter die 15.000 Bände umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen).  
  
 
Die beiden Flügelbauten wurden erst 1767-1773 von [[Nikolaus Pacassi]] angefügt (der linke, der teilweise vor der Fassade der [[Augustinerkirche]] liegt, gehört zur Bibliothek, im rechten liegen die [[Redoutensäle]]). 1760 zeigten sich unter der Kuppel Senkungen, die erst durch langwierige Arbeiten beseitigt werden konnten (Maulbertsch musste damals die Deckenfresken Grans restaurieren). Während der Beschießung Wiens durch die kaiserliche Armee am 31. Oktober 1848 fing das Dach der Hofbibliothek  Feuer; die Bibliotheksbeamten Ernst Birk und Faust Pachler bekämpften unter größten Schwierigkeiten den Brand und retteten damit den Prunksaal und die Bibliotheksbestände; im anschließenden Hofnaturalienkabinett fiel damals unter anderem die ausgestopfte Figur des [[Angelo Soliman]] den Flammen zum Opfer.  
 
Die beiden Flügelbauten wurden erst 1767-1773 von [[Nikolaus Pacassi]] angefügt (der linke, der teilweise vor der Fassade der [[Augustinerkirche]] liegt, gehört zur Bibliothek, im rechten liegen die [[Redoutensäle]]). 1760 zeigten sich unter der Kuppel Senkungen, die erst durch langwierige Arbeiten beseitigt werden konnten (Maulbertsch musste damals die Deckenfresken Grans restaurieren). Während der Beschießung Wiens durch die kaiserliche Armee am 31. Oktober 1848 fing das Dach der Hofbibliothek  Feuer; die Bibliotheksbeamten Ernst Birk und Faust Pachler bekämpften unter größten Schwierigkeiten den Brand und retteten damit den Prunksaal und die Bibliotheksbestände; im anschließenden Hofnaturalienkabinett fiel damals unter anderem die ausgestopfte Figur des [[Angelo Soliman]] den Flammen zum Opfer.  
  
Abgesehen von den ständigen Vermehrungen des  Bücherbestands durch Kauf und Pflichtexemplare wurde der Bestand der Bibliothek um die Sammlungen [[Johannes Sambucus]]', Philipp Eduard Fuggers, Prinz Eugens, Georg Wilhelm Freiherr von Hohendorffs erweitert und durch die Bibliotheken der von Joseph II. aufgehobenen Klöster "bereichert". 1906 wurde der Augustinersaal Lesesaal. Die alte „Palatina" wurde am 6. August 1920 als „Nationalbibliothek" in den Besitz der Republik Österreich übernommen und führt seit 1945 die Bezeichnung „Österreichische Nationalbibliothek" (ÖNB). 1955 wurde der Prunksaal renoviert, 1966 der im Parterre der Neuen Burg nach modernen bibliothekarischen Grundsätzen eingerichtete Hauptlesesaal und 1992 der (1988 begonnene) Tiefspeicher eröffnet (der auf eine Kapazität von 4 Millionen Bänden ausgelegt ist); in den Tiefgeschossen (Zugang vom Heldenplatz) befindet sich neben Bücherspeichern auch der Zeitschriften-Lesesaal. Die gesetzliche Grundlage für die Österreichische Nationalbibliothek ist das Forschungsorganisationsgesetz (FOG) von 1981, in dem 13 Hauptaufgaben aufgelistet sind. Ein Übergreifen des Brands der Redoutensäle (27. November 1992) auf den Prunksaal konnte verhindert werden.
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Abgesehen von den ständigen Vermehrungen des  Bücherbestands durch Kauf und Pflichtexemplare wurde der Bestand der Bibliothek um die Sammlungen [[Johannes Sambucus]]', Philipp Eduard Fuggers, Prinz Eugens, Georg Wilhelm Freiherr von Hohendorffs erweitert und durch die Bibliotheken der von Joseph II. aufgehobenen Klöster "bereichert". 1906 wurde der Augustinersaal Lesesaal.  
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Die alte „Palatina" führt seit 6. August 1920 den Namen „Nationalbibliothek" und seit 1945 die Bezeichnung „Österreichische Nationalbibliothek" (ÖNB). 1955 wurde der Prunksaal renoviert, 1966 der im Parterre der Neuen Burg nach modernen bibliothekarischen Grundsätzen eingerichtete Hauptlesesaal und 1992 der (1988 begonnene) Tiefspeicher eröffnet (der auf eine Kapazität von 4 Millionen Bänden ausgelegt ist); in den Tiefgeschoßen (Zugang vom Heldenplatz) befindet sich neben Bücherspeichern auch der Zeitschriftenlesesaal. Die aktuelle gesetzliche Grundlage für die Österreichische Nationalbibliothek ist das Forschungsorganisationsgesetz (FOG) von 1981, in dem 13 Hauptaufgaben aufgelistet sind. Ein Übergreifen des Brands der Redoutensäle (27. November 1992) auf den Prunksaal konnte verhindert werden.
  
 
==== 3) Bestände und Sammlungen ====
 
==== 3) Bestände und Sammlungen ====
  
1. Druckschriftensammlung: Die Sammlung geht auf die Sammlungen zahlreicher habsburger Landesfürsten zurück und wurde auch durch Legate und Ankäufe laufend erweitert. Zu den besonders wertvollen Beständen gehören die Bibliothek. des Humanisten [[Wolfgang Lazius]] (erworben 1565) und des Augsburger Patriziers P. E. Fugger (1656), die Ambraser Büchersammlung (1665), die Bibliothek des Prinzen Eugen (1737), die Bibliothek der (alten) Universität (1756), die Fideikommißbibliothek (1921), die Bibliothek Maximilians von Mexiko (1924) und die China-Bibliothek von [[Rosthorngasse|Rosthorn]] (1949). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Sammlungsschwerpunkt auf geisteswissenschaftliche Literatur gelegt (wogegen andere Fachgebiete von der [[Universitätsbibliothek]] sowie speziellen Fachbibliotheken der Universitäten, Hochschuleen und Akademien betreut werden). Spezialliteratur zu den jeweiligen Fachgebieten sowie Sonderbestände (beispielsweise Nachlässe) und Objekte (beispielsweise Globen, Papyri) befinden sich auch in den anderen Sammlungen der Österreichische Nationalbibliothek. Die Sammlung umfaßte (31. Dezember 1994) 2,794.048 Bücher und Sammelwerke. <br />
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1. Druckschriftensammlung: Die Sammlung geht auf die Sammlungen zahlreicher habsburgischer Landesfürsten zurück und wurde auch durch Legate und Ankäufe laufend erweitert. Zu den besonders wertvollen Beständen gehören die Bibliothek des Humanisten [[Wolfgang Lazius]] (erworben 1565) und des Augsburger Patriziers P. E. Fugger (1656), die Ambraser Büchersammlung (1665), die Bibliothek des Prinzen Eugen (1737), die Bibliothek der (alten) Universität (1756), die Fideikommißbibliothek (1921), die Bibliothek Maximilians von Mexiko (1924) und die China-Bibliothek von [[Rosthorngasse|Rosthorn]] (1949). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Sammlungsschwerpunkt auf geisteswissenschaftliche Literatur gelegt (wogegen andere Fachgebiete von der [[Universitätsbibliothek]] sowie speziellen Fachbibliotheken der Universitäten, Hochschuleen und Akademien betreut werden). Spezialliteratur zu den jeweiligen Fachgebieten sowie Sonderbestände (beispielsweise Nachlässe) und Objekte (beispielsweise Globen, Papyri) befinden sich auch in den anderen Sammlungen der Österreichische Nationalbibliothek. Die Sammlung umfaßte (31. Dezember 1994) 2,794.048 Bücher und Sammelwerke. <br />
  
 
2. Handschriften- und Inkunabelsammlung: Die Sammlung beinhaltet Handschriften aus fast allen Schriftkulturen vom 4. bis ins 20. Jahrhundert (insbesondere zahlreiche mit Miniaturmalereien geschmückte abendländische, slawische, orientalische und islamische Handschriften aus dem 8.-16. Jahrhundert), Autographen, Nachlässe, Inkunabeln, Bucheinbände, Mikrofilme fremder Handschriften und Kleinbilddias. Sie umfasste (31. Dezember 1994) unter anderem 51.170 Handschriften und 7.956 Inkunabeln.<br />
 
2. Handschriften- und Inkunabelsammlung: Die Sammlung beinhaltet Handschriften aus fast allen Schriftkulturen vom 4. bis ins 20. Jahrhundert (insbesondere zahlreiche mit Miniaturmalereien geschmückte abendländische, slawische, orientalische und islamische Handschriften aus dem 8.-16. Jahrhundert), Autographen, Nachlässe, Inkunabeln, Bucheinbände, Mikrofilme fremder Handschriften und Kleinbilddias. Sie umfasste (31. Dezember 1994) unter anderem 51.170 Handschriften und 7.956 Inkunabeln.<br />
  
3. Kartensammlung und Globenmuseum: Landkarten wurden in der Hofbibliothek bereits ab dem 16. Jahrhundert gesammelt, doch wurde die Kartensammlung erst 1906 eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Übernahme der Bestände der ehemaligen habsburger Familien-Fideikommißbibliothek, der ehemaligen Sammlung Alberts von Sachsen-Teschen und des Militärgeographischen Instituts; während der Zwischenkriegszeit begann der planmäßige Ausbau der Ansichtensammlung. Am 31. Dezember 1994 besaß die Kartensammlung 248.154 Kartenblätter,
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3. Kartensammlung und Globenmuseum: Landkarten wurden in der Hofbibliothek bereits ab dem 16. Jahrhundert gesammelt, doch wurde die Kartensammlung erst 1906 eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Übernahme der Bestände der ehemaligen habsburgischen Familien-Fideikommißbibliothek, der ehemaligen Sammlung Alberts von Sachsen-Teschen und des Militärgeographischen Instituts; während der Zwischenkriegszeit begann der planmäßige Ausbau der Ansichtensammlung. Am 31. Dezember 1994 besaß die Kartensammlung 248.154 Kartenblätter, 283.000 Ansichten und 58.000 Bände Fachbibliothek. Die größte Kostbarkeit ist der berühmte „Atlas Blaeu - Van der Hern" (aus 50 Bänden bestehender barocker Sammelatlas mit über 2.000 kolorierten Kupferstichtafeln und Handzeichnungen; von Prinz Eugen 1730 erworben). - Das Globenmuseum wurde 1956 eröffnet. Die hauseigenen Bestände erfuhren eine wesentliche Erweiterung durch Schenkungen anderer Institute und Privater. Die Kollektion umfasst 250 Exponate (Erd- und Himmelsgloben, Mond- und Marsgloben, Armillarsphären und Tellurien), dazu eine Reihe von Reliefdarstellungen. Das Museum besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung von vor 1850 entstandenen Globen.<br />
283.000 Ansichten und 58.000 Bände Fachbibliothek. Die größte Kostbarkeit ist der berühmte „Atlas Blaeu - Van der Hern" (aus 50 Bänden bestehender barocker Sammelatlas mit über 2.000 kolorierten Kupferstichtafeln und Handzeichnungen; von Prinz Eugen 1730 erworben). - Das Globenmuseum wurde 1956 eröffnet. Die hauseigenen Bestände erfuhren eine wesentliche Erweiterung durch Schenkungen anderer Institute und Privater. Die Kollektion umfasst 250 Exponate (Erd- und Himmelsgloben, Mond- und Marsgloben, Armillarsphären und Tellurien), dazu eine Reihe von Reliefdarstellungen. Das Museum besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung von vor 1850 entstandenen Globen.<br />
 
  
 
4. Österreichisches Literaturarchiv.<br />
 
4. Österreichisches Literaturarchiv.<br />
  
5. Musiksammlung (1, Augustinerstraße 1): Durch den Ankauf der Bibliothek Albert Fuggers kamen 1655 wertvolle Musikalien an die Hofbibliothek; Dr. Gottfried Freiherr van Swieten (Präfekt der Bibliothek 1777-1803) förderte die musikalischen Belange in besonderem Maß; einen entscheidenden Zuwachs erhielt die Sammlung ab 1826 (Präfekt Moritz Graf Dietrichstein-Proskau-Leslie) durch die Überstellung der Altbestände der Hofmusikkapelle in die Hofbibliothek; Anton Schmid (1787-1857) war der erste Musikbibliothekar von wissenschaftlichem Format, der eine umfassende Erschließung der Musikalien zustande brachte; 1906 erhielt die Sammlung einen eigenen Lesesaal; seit 1920 befindet sie sich im vierten Stock des Albertina-Gebäudes und hat sich zu einem Archiv wertvollsten musikalischen Kulturguts entwickelt. Die Sammlung umfasst 49.159 Musikhandschriften (Autographen, Chorbücher des 15.-17. Jahrhunderts, Notenmaterialien der Hofmusikkapelle, der Wiener Oper und
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5. Musiksammlung (1., [[Augustinerstraße]] 1): Durch den Ankauf der Bibliothek Albert Fuggers kamen 1655 wertvolle Musikalien an die Hofbibliothek; Dr. Gottfried Freiherr van Swieten (Präfekt der Bibliothek 1777-1803) förderte die musikalischen Belange in besonderem Maß; einen entscheidenden Zuwachs erhielt die Sammlung ab 1826 (Präfekt Moritz Graf Dietrichstein-Proskau-Leslie) durch die Überstellung der Altbestände der Hofmusikkapelle in die Hofbibliothek; Anton Schmid (1787-1857) war der erste Musikbibliothekar von wissenschaftlichem Format, der eine umfassende Erschließung der Musikalien zustande brachte; 1906 erhielt die Sammlung einen eigenen Lesesaal; seit 1920 befindet sie sich im vierten Stock des [[Albertina]]-Gebäudes und hat sich zu einem Archiv wertvollsten musikalischen Kulturguts entwickelt. Die Sammlung umfasst 49.159 Musikhandschriften (Autographen, Chorbücher des 15.-17. Jahrhunderts, Notenmaterialien der Hofmusikkapelle, der Wiener Oper und
aus anderen Archiven und Musiksammlung Leopolds I., Karls VI. und Franz' I.), ca. 107.000 Musikdrucke (Notendrucke mit Schwerpunkt auf Österreichische Komponisten, Sammlung Hoboken [musikaliche Erst- und Frühdrucke], Raritäten zur Geschichte des frühen Notendrucks), ca. 8.000 Bände Textbücher, ca. 48.000 Bände Musikliteratur, Nachlaßbestände (ca. 20.000 Objekte, darunter Berg, Bruckner, Marx, Pfitzner, Schreker und Clemens Krauss), ein Photogrammarchiv (ca. 61.000 Blätter Reproduktionen), Mikroformen (ca. 1.400 Stück) und Tonträger (ca. 12.000  Schallplatten und CDs, ca. 4.000 Tonbänder).<br />
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aus anderen Archiven und Musiksammlung Leopolds I., Karls VI. und Franz' I.), ca. 107.000 Musikdrucke (Notendrucke mit Schwerpunkt auf Österreichische Komponisten, Sammlung Hoboken [musikaliche Erst- und Frühdrucke], Raritäten zur Geschichte des frühen Notendrucks), ca. 8.000 Bände Textbücher, ca. 48.000 Bände Musikliteratur, Nachlaßbestände (ca. 20.000 Objekte, darunter Berg, Bruckner, Marx, Pfitzner, Schreker und Clemens Krauss), ein Photogrammarchiv (ca. 61.000 Blätter Reproduktionen), Mikrofiches (ca. 1.400 Stück) und Tonträger (ca. 12.000  Schallplatten und CDs, ca. 4.000 Tonbänder).<br />
  
6. Papyrussammlung: Die 1899 begründete Sammlung enthält 137.864 Papyri aus drei Jahrtausenden (Pharaonen, Ptolemäer, römische Provinz und byzantinisches Reich), die auf eine Sammlung Erzherzog Rainers zurückgeht und zu den größten der Welt gehört; Dauerausstellung. Die Sammlung betreut drei wichtige Publikationsreihen (Corpus Papyrorum Raineri; Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek; Fachzeitschrift Tyche).<br />
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6. Papyrussammlung: Die 1899 begründete Sammlung enthält 137.864 Papyri aus drei Jahrtausenden (Pharaonen, Ptolemäer, römische Provinz und byzantinisches Reich). Sie geht auf eine Sammlung Erzherzog Rainers zurück und zählt zu den größten der Welt; Dauerausstellung. Die Sammlung betreut drei wichtige Publikationsreihen (Corpus Papyrorum Raineri; Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek; Fachzeitschrift Tyche).<br />
  
7. Porträtsammlung und Bildarchiv (1, Neue Burg, Corps-de-Logis-Trakt): Die Porträtsammlung (Graphische Sammlung) wurde von Franz II. (I.) gegründet, wobei er in gewisser Hinsicht an die Tradition der Renaissance anknüpfte (in der das Porträt als das wichtigste Charakteristikum
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7. Porträtsammlung und Bildarchiv (1., [[Neue Burg]], Corps-de-Logis-Trakt): Die Porträtsammlung (Graphische Sammlung) wurde von Franz II. (I.) gegründet, wobei er in gewisser Hinsicht an die Tradition der Renaissance anknüpfte (in der das Porträt als das wichtigste Charakteristikum des Individuums angesehen wurde). 1785 begann die Sammlung von Kupferstichen, 1828 kaufte Franz I. die Sammlung (über 22.000 Blätter) des Schweizers Johann Kaspar Lavater (1741-1801). 1921 wurde die Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eingegliedert. Sie umfasst zur Zeit ca. 500.000 Blätter (Porträts, historische Ereignisbilder, topographische Ansichten, Pflanzen- und Tierdarstellungen). Das Bildarchiv entstand 1939 aus dem „Österreichischen Lichtbild- und Filmdienst" beziehungsweise der „Österreichischen Lichtbildstelle". Es besteht aus über einer Million Fotonegativen (darunter rund ein Drittel Glasnegative), rund 300.000 Fotopositiven (seit den Anfängen der Fotografie) und ca. 20.000 Farbdiapositiven und wurde 1947 mit der Porträtsammlung zu einer Doppelsammlung vereinigt. Als dritter Teil ist dieser Sammlung die Fideikommißbibliothek (kaiserliche Familienbibliothek) angeschlossen (ca. 117.000 Bände).<br />
des Individuums angesehen wurde). 1785 begann die Sammlung von Kupferstichen, 1828 kaufte er die Sammlung (über 22.000 Blätter) des Schweizers Johann Kaspar Lavater (1741-1801). 1921 wurde die Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eingegliedert. Sie umfasst zur Zeit ca. 500.000 Blätter (Porträts, historische Ereignisbilder, topographische Ansichten, Pflanzen- und Tierdarstellungen). Das Bildarchiv entstand 1939 aus dem „Österreichischen Lichtbild- und Filmdienst" beziehungsweise der „Österreichischen Lichtbildstelle". Es besteht aus über einer Million Fotonegativen (darunter rund ein Drittel Glasnegative), rund 300.000 Fotopositiven (seit den Anfängen der Fotografie) und ca. 20.000 Farbdiapositiven und wurde 1947 mit der Porträtsammlung zu einer Doppelsammlung vereinigt. Als dritter Teil ist dieser Sammlung
 
die Fideikommißbibliothek (kais. Familienbibliothek) angeschlossen (ca. 117.000 Bände).<br />
 
  
 
8. Theatersammlung: [[Österreichisches Theatermuseum]]<br />
 
8. Theatersammlung: [[Österreichisches Theatermuseum]]<br />
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==== 4) Leiter ====
 
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(die Titel wurden wiederholt geändert) der Hofbibliothek (1575-1920), Nationalbibliothek (1920-1945) beziehungsweise Österreichische. Nationalbibliothek (seit 1945):<br />
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(die Titel wurden wiederholt geändert) der Hofbibliothek (1575-1920), Nationalbibliothek (1920-1945) beziehungsweise Österreichischen Nationalbibliothek (seit 1945):<br />
 
Hofbibliolhekare:
 
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* Dr. [[Hugo Blotius]] (1575-1608)
 
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* Franz Maria Freiherr von Carnea-Steffaneo (1807-1809)
 
* Franz Maria Freiherr von Carnea-Steffaneo (1807-1809)
 
* Joseph Maximilian Graf Tenczyn-Ossolinski (1809-1826)
 
* Joseph Maximilian Graf Tenczyn-Ossolinski (1809-1826)
* [[Moritz Johann zu Nikolsburg Dietrichstein|Moritz Graf Dietrichstein]](-Proskau-Leslie)(1826-1845)
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* [[Moritz Johann zu Nikolsburg Dietrichstein|Moritz Graf Dietrichstein]]-Proskau-Leslie (1826-1845)
 
* Eligius Freiherr von Münch-Bellinghausen (Pseudonym [[Friedrich Halm]]; 1845-1871)
 
* Eligius Freiherr von Münch-Bellinghausen (Pseudonym [[Friedrich Halm]]; 1845-1871)
 
Vorstand
 
Vorstand

Version vom 14. April 2017, 16:52 Uhr

Josefsplatz 2, Hofbibliothek (Prunksaal), um 1900
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1390 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Hugo Blotius, Sebastian Tengnagel, Peter Lambeck, Pius Nikolaus von Garelli, Gerhard van Swieten, Gottfried van Swieten, Moritz Johann zu Nikolsburg Dietrichstein, Friedrich Halm, Ernst von Birk, Josef Bick, Josef Stummvoll, Leopold Nowak
PageID 15172
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 14.04.2017 durch DYN.wolfgang j kraus
Bildname HMW 105018 00011.jpg
Bildunterschrift Josefsplatz 2, Hofbibliothek (Prunksaal), um 1900
  • 1., Josefsplatz 1
  • kaiserlich-königliche Hofbibliothek (bis: 1920)
  • Nationalbibliothek (1920, bis: 1945)

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48° 12' 19.92" N, 16° 21' 59.72" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Nationalbibliothek, Österreichische (ÖNB; 1., Josefsplatz 1, Heldenplatz)

1) Gebäude

Hofburg

2) Institution

Die Anfänge der ehemaligen kaiserlich-königlichen Hofbibliothek (ab 12. November 1918 in staatlicher Verwaltung Deutschösterreichs, vom 6. August 1920 an Nationalbibliothek, seit 1945 Österreichische Nationalbibliothek) reichen bis in die Zeit des späten 14. Jahrhunderts zurück. Bedeutende Bücherliebhaber und -sammler der Frühzeit waren Albrecht III. (für den eigens Handschriften angefertigt wurden [die berühmteste ist das 1368 vollendete „Evangeliar des Johannes von Troppau"]), Friedrich III. (der den bereits umfangreichen Buchbesitz des Hauses Habsburg vereinigte), Maximilian I. (der die Sammlung durch eigene Schöpfungen [Theuerdank, Weißkunig] sowie Handschriften aus dem Besitz seiner Gemahlinnen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza bereicherte und durch die Berufung der Humanisten Celtes und Cuspinian der wissenschaftlichen Nutzung erschloss) sowie Ferdinand I.

Einen großen Aufschwung nahm die „Palatina" unter Leitung von Hugo Blotius, der 1575 von Maximilian II. nach Wien berufen und zum ersten offiziellen Hofbibliothekar bestellt wurde. Nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) reiste Peter Lambeck noch im selben Jahr im Auftrag Leopolds I. nach Schloss Ambras bei Innsbruck und brachte von dort 583 Handschriften sowie 1489 Druckwerke in die Hofbibliothek. Der Raummangel im Minoritenkloster (in dessen südlichen Kreuzgangflügel die Bibliothek 1558-1623 untergebracht war) beziehungsweise in der Hofburg (wo sich die Bibliothek 1623-1630 im Gebäude der Kammerbuchhaltung befand, das auf einem Teil des Areals des heutigen Reichskanzleitrakts stand) erzwang eine Übersiedlung ins ebenda liegende ehemalige Harrach-Haus, in dem die Bibliothek 1630-1726 verblieb. Leopold I. beabsichtigte zwar bereits 1680, ein eigenes Bibliotheksgebäude zu errichten, doch verhinderten die Belagerung Wiens durch die Türken 1683 und die folgenden Kriege den Neubau. Erst 1723 konnte ihn Karl VI. durch Johann Bernhard Fischer von Erlach auf dem Josefsplatz planen und (nach dessen baldigem Tod) durch dessen Sohn Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach bis 1726 erbauen lassen; in diesem Trakt befindet sich auch der Prunksaal (in dem ca. 200.000 Bände untergebracht sind, darunter die 15.000 Bände umfassende Bibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen).

Die beiden Flügelbauten wurden erst 1767-1773 von Nikolaus Pacassi angefügt (der linke, der teilweise vor der Fassade der Augustinerkirche liegt, gehört zur Bibliothek, im rechten liegen die Redoutensäle). 1760 zeigten sich unter der Kuppel Senkungen, die erst durch langwierige Arbeiten beseitigt werden konnten (Maulbertsch musste damals die Deckenfresken Grans restaurieren). Während der Beschießung Wiens durch die kaiserliche Armee am 31. Oktober 1848 fing das Dach der Hofbibliothek Feuer; die Bibliotheksbeamten Ernst Birk und Faust Pachler bekämpften unter größten Schwierigkeiten den Brand und retteten damit den Prunksaal und die Bibliotheksbestände; im anschließenden Hofnaturalienkabinett fiel damals unter anderem die ausgestopfte Figur des Angelo Soliman den Flammen zum Opfer.

Abgesehen von den ständigen Vermehrungen des Bücherbestands durch Kauf und Pflichtexemplare wurde der Bestand der Bibliothek um die Sammlungen Johannes Sambucus', Philipp Eduard Fuggers, Prinz Eugens, Georg Wilhelm Freiherr von Hohendorffs erweitert und durch die Bibliotheken der von Joseph II. aufgehobenen Klöster "bereichert". 1906 wurde der Augustinersaal Lesesaal.

Die alte „Palatina" führt seit 6. August 1920 den Namen „Nationalbibliothek" und seit 1945 die Bezeichnung „Österreichische Nationalbibliothek" (ÖNB). 1955 wurde der Prunksaal renoviert, 1966 der im Parterre der Neuen Burg nach modernen bibliothekarischen Grundsätzen eingerichtete Hauptlesesaal und 1992 der (1988 begonnene) Tiefspeicher eröffnet (der auf eine Kapazität von 4 Millionen Bänden ausgelegt ist); in den Tiefgeschoßen (Zugang vom Heldenplatz) befindet sich neben Bücherspeichern auch der Zeitschriftenlesesaal. Die aktuelle gesetzliche Grundlage für die Österreichische Nationalbibliothek ist das Forschungsorganisationsgesetz (FOG) von 1981, in dem 13 Hauptaufgaben aufgelistet sind. Ein Übergreifen des Brands der Redoutensäle (27. November 1992) auf den Prunksaal konnte verhindert werden.

3) Bestände und Sammlungen

1. Druckschriftensammlung: Die Sammlung geht auf die Sammlungen zahlreicher habsburgischer Landesfürsten zurück und wurde auch durch Legate und Ankäufe laufend erweitert. Zu den besonders wertvollen Beständen gehören die Bibliothek des Humanisten Wolfgang Lazius (erworben 1565) und des Augsburger Patriziers P. E. Fugger (1656), die Ambraser Büchersammlung (1665), die Bibliothek des Prinzen Eugen (1737), die Bibliothek der (alten) Universität (1756), die Fideikommißbibliothek (1921), die Bibliothek Maximilians von Mexiko (1924) und die China-Bibliothek von Rosthorn (1949). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Sammlungsschwerpunkt auf geisteswissenschaftliche Literatur gelegt (wogegen andere Fachgebiete von der Universitätsbibliothek sowie speziellen Fachbibliotheken der Universitäten, Hochschuleen und Akademien betreut werden). Spezialliteratur zu den jeweiligen Fachgebieten sowie Sonderbestände (beispielsweise Nachlässe) und Objekte (beispielsweise Globen, Papyri) befinden sich auch in den anderen Sammlungen der Österreichische Nationalbibliothek. Die Sammlung umfaßte (31. Dezember 1994) 2,794.048 Bücher und Sammelwerke.

2. Handschriften- und Inkunabelsammlung: Die Sammlung beinhaltet Handschriften aus fast allen Schriftkulturen vom 4. bis ins 20. Jahrhundert (insbesondere zahlreiche mit Miniaturmalereien geschmückte abendländische, slawische, orientalische und islamische Handschriften aus dem 8.-16. Jahrhundert), Autographen, Nachlässe, Inkunabeln, Bucheinbände, Mikrofilme fremder Handschriften und Kleinbilddias. Sie umfasste (31. Dezember 1994) unter anderem 51.170 Handschriften und 7.956 Inkunabeln.

3. Kartensammlung und Globenmuseum: Landkarten wurden in der Hofbibliothek bereits ab dem 16. Jahrhundert gesammelt, doch wurde die Kartensammlung erst 1906 eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Übernahme der Bestände der ehemaligen habsburgischen Familien-Fideikommißbibliothek, der ehemaligen Sammlung Alberts von Sachsen-Teschen und des Militärgeographischen Instituts; während der Zwischenkriegszeit begann der planmäßige Ausbau der Ansichtensammlung. Am 31. Dezember 1994 besaß die Kartensammlung 248.154 Kartenblätter, 283.000 Ansichten und 58.000 Bände Fachbibliothek. Die größte Kostbarkeit ist der berühmte „Atlas Blaeu - Van der Hern" (aus 50 Bänden bestehender barocker Sammelatlas mit über 2.000 kolorierten Kupferstichtafeln und Handzeichnungen; von Prinz Eugen 1730 erworben). - Das Globenmuseum wurde 1956 eröffnet. Die hauseigenen Bestände erfuhren eine wesentliche Erweiterung durch Schenkungen anderer Institute und Privater. Die Kollektion umfasst 250 Exponate (Erd- und Himmelsgloben, Mond- und Marsgloben, Armillarsphären und Tellurien), dazu eine Reihe von Reliefdarstellungen. Das Museum besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung von vor 1850 entstandenen Globen.

4. Österreichisches Literaturarchiv.

5. Musiksammlung (1., Augustinerstraße 1): Durch den Ankauf der Bibliothek Albert Fuggers kamen 1655 wertvolle Musikalien an die Hofbibliothek; Dr. Gottfried Freiherr van Swieten (Präfekt der Bibliothek 1777-1803) förderte die musikalischen Belange in besonderem Maß; einen entscheidenden Zuwachs erhielt die Sammlung ab 1826 (Präfekt Moritz Graf Dietrichstein-Proskau-Leslie) durch die Überstellung der Altbestände der Hofmusikkapelle in die Hofbibliothek; Anton Schmid (1787-1857) war der erste Musikbibliothekar von wissenschaftlichem Format, der eine umfassende Erschließung der Musikalien zustande brachte; 1906 erhielt die Sammlung einen eigenen Lesesaal; seit 1920 befindet sie sich im vierten Stock des Albertina-Gebäudes und hat sich zu einem Archiv wertvollsten musikalischen Kulturguts entwickelt. Die Sammlung umfasst 49.159 Musikhandschriften (Autographen, Chorbücher des 15.-17. Jahrhunderts, Notenmaterialien der Hofmusikkapelle, der Wiener Oper und aus anderen Archiven und Musiksammlung Leopolds I., Karls VI. und Franz' I.), ca. 107.000 Musikdrucke (Notendrucke mit Schwerpunkt auf Österreichische Komponisten, Sammlung Hoboken [musikaliche Erst- und Frühdrucke], Raritäten zur Geschichte des frühen Notendrucks), ca. 8.000 Bände Textbücher, ca. 48.000 Bände Musikliteratur, Nachlaßbestände (ca. 20.000 Objekte, darunter Berg, Bruckner, Marx, Pfitzner, Schreker und Clemens Krauss), ein Photogrammarchiv (ca. 61.000 Blätter Reproduktionen), Mikrofiches (ca. 1.400 Stück) und Tonträger (ca. 12.000 Schallplatten und CDs, ca. 4.000 Tonbänder).

6. Papyrussammlung: Die 1899 begründete Sammlung enthält 137.864 Papyri aus drei Jahrtausenden (Pharaonen, Ptolemäer, römische Provinz und byzantinisches Reich). Sie geht auf eine Sammlung Erzherzog Rainers zurück und zählt zu den größten der Welt; Dauerausstellung. Die Sammlung betreut drei wichtige Publikationsreihen (Corpus Papyrorum Raineri; Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek; Fachzeitschrift Tyche).

7. Porträtsammlung und Bildarchiv (1., Neue Burg, Corps-de-Logis-Trakt): Die Porträtsammlung (Graphische Sammlung) wurde von Franz II. (I.) gegründet, wobei er in gewisser Hinsicht an die Tradition der Renaissance anknüpfte (in der das Porträt als das wichtigste Charakteristikum des Individuums angesehen wurde). 1785 begann die Sammlung von Kupferstichen, 1828 kaufte Franz I. die Sammlung (über 22.000 Blätter) des Schweizers Johann Kaspar Lavater (1741-1801). 1921 wurde die Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eingegliedert. Sie umfasst zur Zeit ca. 500.000 Blätter (Porträts, historische Ereignisbilder, topographische Ansichten, Pflanzen- und Tierdarstellungen). Das Bildarchiv entstand 1939 aus dem „Österreichischen Lichtbild- und Filmdienst" beziehungsweise der „Österreichischen Lichtbildstelle". Es besteht aus über einer Million Fotonegativen (darunter rund ein Drittel Glasnegative), rund 300.000 Fotopositiven (seit den Anfängen der Fotografie) und ca. 20.000 Farbdiapositiven und wurde 1947 mit der Porträtsammlung zu einer Doppelsammlung vereinigt. Als dritter Teil ist dieser Sammlung die Fideikommißbibliothek (kaiserliche Familienbibliothek) angeschlossen (ca. 117.000 Bände).

8. Theatersammlung: Österreichisches Theatermuseum

9. Der Österreichischen Nationalbibliothek angeschlossen ist das Esperantomuseum.

4) Leiter

(die Titel wurden wiederholt geändert) der Hofbibliothek (1575-1920), Nationalbibliothek (1920-1945) beziehungsweise Österreichischen Nationalbibliothek (seit 1945):
Hofbibliolhekare:

  • Dr. Hugo Blotius (1575-1608)
  • Sebastian Tengnagel (1608-1636)
  • Dr. Wilhelm Rechberger (1636-1650)
  • Matthäus Mauchter (1650-1663)
  • Dr. Peter Lambeck (1663-1680)
  • Daniel Nessel (1680-1700)
  • Hermann von Grevenbruck (1700-1705)
  • Johann Benedikt Gentilotti von Engelsbrunn (1705-23)

Präfekten:

Vorstand

Direktoren

Generaldirektoren und Generaldirektorinnen


Literatur

  • Festschrift der Nationalbibliothek in Wien. Herausgegeben zur Feier des 200-jährigen Bestehens des Gebäudes. Wien: Staatsdruckerei [österr. Verlag] 1926
  • Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift. Hrsg. zum 25jährigen Dienstjubiläum des Generaldirektors Univ.-Prof. Dr. Josef Bick von Josef Stummvoll in Zusammenarbeit mit den Sammlungsdirektoren Otto Brechnler, Joseph Gregor, Alois Kisser [u.a.]. Wien: Bauer 1948
  • Alphons Lhotsky: Zur Frühgeschichte der Wiener Hofbibliothek. In: Mitteilungen des Instituts für Österr. Geschichtsforschung. Wien [u.a.]: Böhlau [u.a.] 1880 - lfd., Band 59,3/4, 1951, S. 330-363
  • Alphons Lhotsky: Die Bibliothek Kaiser Friedrichs III. In: Alphons Lhotsky: Aufsätze und Vorträge. Band 2: Das Haus Habsburg. Wien: Verl. für Geschichte u. Politik 1971, S. 223-238
  • Alphons Lhotsky: Die Wiener Palatina und die Geschichtsforschung unter Sebastian Tengnagel. In: Alphons Lhotsky: Aufsätze und Vorträge. Band 3: Historiographie. Wien: Verl. für Geschichte u. Politik 1972, S. 242 ff.
  • Franz Wawrik: Zur Vorgeschichte und Entstehung der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1990 - lfd., Band 47/48,1991/92, S. 141-161
  • Walther Buchowiecki: Der Barockbau der ehemaligen Hofbibliothek in Wien. Ein Werk J. B. Fischers von Erlach. Beiträge zur Geschichte des Prunksaales der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien: Prachner 1957 (Museion: Neue Folge: Reihe 2: Allgemeine Veröffentlichungen, 1)
  • Die Österreichische Nationalbibliothek. Geschichte, Bestände, Aufgaben. Wien: Österreich. Nationalbibliothek ³1964 (Biblos-Schriften, 39)
  • Waltraud Blauensteiner: Die Restaurierung des Prunksaales der Nationalbibliothek. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 10.1956, S. 125-130