Österreichische Akademie der Wissenschaften: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 4: Zeile 4:
 
Österreichische Akademie der Wissenschaften, (1, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; Gebäude: [[Aula]]), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.  
 
Österreichische Akademie der Wissenschaften, (1, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; Gebäude: [[Aula]]), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.  
  
Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei englische und französische Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter [[Joseph Calasanz Arneth|Arneth]], [[Joseph von Hammer-Purgstall|Hammer-Purgstall]], [[Joseph Franz Freiherr von Jacquin|Jacquin]], [[Joseph Johann Littrow|Littrow]] und [[Johann Josef Prechtl|Prechtl]]) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, daß Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftliche Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichen Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).  
+
Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei englische und französische Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter [[Joseph Calasanz Arneth|Arneth]], [[Joseph von Hammer-Purgstall|Hammer-Purgstall]], [[Joseph Franz von Jacquin|Jacquin]], [[Joseph Johann Littrow|Littrow]] und [[Johann Josef Prechtl|Prechtl]]) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, daß Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftliche Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichen Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).  
  
 
Zum ersten Präsident wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.  
 
Zum ersten Präsident wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.  

Version vom 12. Februar 2014, 16:01 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1847
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.02.2014 durch WIEN1.lanm09mer
  • Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien (1847, bis: 1921)
  • Akademie der Wissenschaften in Wien (1921, bis: 1947)

Die Karte wird geladen …

48° 12' 31.82" N, 16° 22' 37.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Österreichische Akademie der Wissenschaften, (1, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; Gebäude: Aula), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.

Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei englische und französische Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter Arneth, Hammer-Purgstall, Jacquin, Littrow und Prechtl) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, daß Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftliche Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichen Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).

Zum ersten Präsident wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.

Die Akademie hat seit 29. Oktober 1857 ihren Sitz in der Aula der Alten Universität (am damaligen Universitätsplatz). Sie übernahm weitgesteckte Forschungsaufgaben (Rohstoffforschung, geophysikalische Beobachtungen, Herausgeber österreichisch Geschichtsquellen unter anderem; 1848 erschien der erste Jahrgang der Reihe "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen", 1849 der erste Band der Quellenedition „Fontes rerum Austriacarum"); 1850 brachten beide Klassen den ersten Band ihrer Denkschrift heraus, 1851 den Almanach. 1857 führte die wissenschaftliche Betreuung der Novara-Expedition (Weltumseglung) zu einer weltumspannenden Ausweitung des Tätigkeitsfeldes. Geopolitische Interessen der Monarchie und Internationale Zusammenarbeit wurden in den folgenden Jahrzehnten bestimmend für die Arbeit der Akademie der Wissenschaften. Zunächst provisorisch im Polytechnikum untergebracht, erfolgte bis 1857 die Übersiedlung in die Alte Universität (die bis dahin im Gefolge der Oktoberrevolution 1848 als Kaserne benutzt worden war). Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in "Akademie der Wissenschaften in Wien" (1921); ein Akademie-Gesetz (1921) schuf die rechtlichen Grundlagen; der wissenschaftlichen Entwicklung wurde durch Einbeziehung neuer Forschungsrichtungen Rechnung getragen. 1947 erfolgte die Umbenennung in "Österreichische Akademie der Wissenschaften"; es kam zur Gründung zahlreicher Institute und zur Ausgestaltung zu einer der führenden Forschungsinstitutionen Österreichs.

Die Akademie der Wissenschaften besteht (1990) aus der mathematischen-naturwissenschaftlichen Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technische Wissenschaft) und der philosophisch-historischen Klasse (Philosophie, Geschichte und Altertumskunde, Kunst-, Musik-, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geographie und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften), hat in jeder Klasse 33 wirkliche inländische Mitglieder (von denen 17 in Wien und Umgebung wohnen müssen) und 100 korrekte Mitglied (über 70 Jahre alte wirkliche und korrekte Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahl nicht eingerechnet), dazu 24 Ehrenmitglied (acht in der Gesamtakademie und je acht in jeder Klasse). Die wirklichen Mitglieder (1990: 115) wählen den Präsidenten und den Vizepräsidenten für jeweils drei Jahre sowie den Generalsekretär und den Sekretär für jeweils vier Jahre (die durch den Bundespräsident bestätigt werden müssen) sowie neue Mitglieder. Ein Großteil der Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird (1990) in den über 70 Kommissionen, 17 Instituten und vier Forschungsstellen geleistet, die Arbeiten der Mitglieder und anderer Wissenschaftler werden gefördert, außerdem gibt die Akademie der Wissenschaften wissenschaftliche Publikationen heraus; sie verfügt über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (1000 Schriftentauschpartner, fast 5.800 Zeitungen und Schriftenreihen) und (seit 1973) einen eigenen Verlag.

Bedeutende Forscher (Auswahl):

Präsidenten:

  • Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall (1847-1849)
  • Andreas Freiherr von Baumgartner (1849-1865)
  • Theodor von Karajan (1866-1869)
  • Karl Freiherr von Rokitansky (1869-1878)
  • Alfred R. von Arneth (1879-1897)
  • Eduard Sueß (1898-1911)
  • Eugen R. von Böhm-Bawerk (1911-1914)
  • Viktor Edler von Lang (1915-1919)
  • Oswald Redlich (1919-1938)
  • Heinrich von Srbik (1938-1945)
  • Ernst Späth (1945/1946)
  • Heinrich Ficker (1947-1951)
  • Richard Meister (1951-1963)
  • Erich Schmid (1963-1969, 1970-1973)
  • Albin Lesky (1969/1970)
  • Herbert Hunger (1973-1982)
  • Erwin Plöckinger (1982-1985)
  • Hans Tuppy (1985-1987)
  • Hermann Vetters (1987)
  • o. Univ Prof. Dr. Otto Hittmair (1987-1991; Rektor der Technischen Universität 1977-1979: Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften 1982; * 16. März 1924 Innsbruck)
  • o. Univ.-Prof. Dr. Werner Welzig (1991-2003; * 13. August 1935 Wien)
  • o. Univ.-Prof. (Technische Universität Wien) Dr. techn. et phil. Herbert Mang (ab 2003; 1991 Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der Technischen Universität; * 5. Jänner 1942 Wien)

Literatur

  • Richard Meister: Geschichte der Akademien der Wissenschaft in Wien 1847-1947. 1947
  • Richard Meister: Die denkwürdigsten Tage des Hauses der Akademien. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 107 (1957)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (1990; Broschüre)
  • Renate Wagner-Rieger: Das Haus der Österreichische Akademie der Wissenschaften. 1972
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 296 f.