Marie Franzos

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Franzos, Marie
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Franzos, Maria; Franzos, Marie; Franzos, Mizzi; Maro, Francis (Pseudonym)
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  50493
GNDGemeindsame Normdatei 116720298
Wikidata Q17297094
GeburtsdatumDatum der Geburt 17. September 1870
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 6. August 1941
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Übersetzerin, Frauenrechtlerin, Bibliothekarin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 13.07.2023 durch DYN.krabina
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 6., Gumpendorfer Straße 25 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldene Medaille Litteris et Artibus (Verleihung: 1905)


Marie Franzos, * 17. September 1870 Wien, † 6. August 1941 Wien, Übersetzerin, Frauenrechtsaktivistin, Bibliothekarin.

Biografie

Marie Franzos kam als Tochter von Max Franzos und seiner Frau Berta, geborene Ostersetzer, in Wien zur Welt. Ihr Vater war Advokat und Präsident des Verwaltungsrats der Papierfabrik Steyrermühl. Ihre Mutter arbeitete als Übersetzerin und übertrug beispielsweise die Bücher des Japanexperten Lafcadio Hearn aus dem Englischen ins Deutsche. Marie Franzos war die Nichte des Schriftstellers und Publizisten Karl Emil Franzos.

Sie besuchte die Damenakademie in Wien, wo sie die Staatsprüfung für Französisch ablegte. Danach begann sie als Autodidaktin Sprachen zu lernen, darunter Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Italienisch und Spanisch. Wie ihre Mutter fing sie an, als Übersetzerin zu arbeiten. Spätestens ab 1896 verwendete Marie Franzos das männliche Pseudonym Francis Maro, ab 1913 erschienen ihre Veröffentlichungen unter eigenem Namen.

Marie Franzos machte sich vor allem als Übersetzerin von Werken skandinavischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller einen Namen. Zwischen 1896 und 1938 übertrug sie mehr als 100 Bücher von 33 Autorinnen und Autoren aus dem Schwedischen, Dänischen und Norwegischen ins Deutsche. Sie übersetzte Prosa-Texte, wie Romane, Novellen, Theaterstücke, Essays und Aufsätze. Darunter fanden sich viele Werke namhafter Persönlichkeiten, beispielsweise der ersten weiblichen Literaturnobelpreisträgerin von 1909, Selma Lagerlöf, von Per Hallström, der zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert war, oder Ellen Key. Darüber hinaus hielt Marie Franzos Vorträge und leitete Konferenzen, die sich mit skandinavischer Literatur beschäftigten. Sie war somit nicht nur Übersetzerin, sondern auch Vermittlerin skandinavischer Literatur im deutschsprachigen Raum, wo viele skandinavische Autorinnen und Autoren erst durch ihre Übersetzungen rezipiert und bekannt wurden. Für ihren Einsatz im Bereich der skandinavischen Literatur wurde ihr 1905 durch König Oskar von Schweden und Norwegen die Goldene Medaille Litteris et Artibus verliehen.

Neben ihrer Tätigkeit als Übersetzerin engagierte sich Marie Franzos auch für frauenrechtliche Angelegenheiten. Sie war Mitglied und Bibliothekarin des 1893 gegründeten "Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins" und dadurch mit namhaften Vertreterinnen der Frauenbewegung wie beispielsweise Auguste Fickert, Rosa Mayreder, Marie Lang oder Marianne Hainisch bekannt. Aufgrund interner Spannungen trat Marie Franzos 1906 wieder aus. Bibliothekarin war sie auch in dem im November 1900 eröffneten Wiener Frauenclub. 1913 schien sie als außerordentliches Mitglied im "Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien" auf.

Die Berufstätigkeit von Marie Franzos wurde durch die beiden Weltkriege massiv erschwert. Bereits während des Ersten Weltkriegs litt sie unter den Auswirkungen von Zensurbestimmungen, da die Kommunikation mit ihren europaweit verstreuten Projektpartnern nur noch auf Deutsch erfolgen durfte. Immer wieder kam es auch zu Problemen bei der Übermittlung der für sie so wichtigen Korrespondenzen, da Briefe vielfach verloren gingen. Zudem wurden geplante Buchprojekte kriegsbedingt nicht realisiert.

Noch dramatischer waren für die aus einer jüdischen Familie stammenden Marie Franzos die Folgen des Anschlusses und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Bereits in den 1930er Jahren hatte sie mit finanziellen Problemen zu kämpfen und es fiel ihr zunehmend schwer, Aufträge zu erhalten. 1938 wurden ihr alle Übersetzungsarbeiten entzogen. Diese Repression versuchte sie zu umgehen, indem sie Bekannte ersuchte, unter deren Namen übersetzen zu dürfen. Unterstützung erhielt sie von schwedischen Autoren, die wie Per Hallström und Hjalmar Söderberg auf ihren Anteil am Honorar verzichteten. Per Hallström setzte sich auch dafür ein, dass Marie Franzos von der Schwedischen Akademie ab 1939 eine finanzielle Subvention erhielt.

Marie Franzos verstarb im August 1941 in Wien. Im Totenbeschaubefund ist als Todesursache "Arteriosklerosis, Myodegeneratio cordis, Hypertonie" angegeben (WStLA, M.Abt.116 – Standesamt Innere Stadt, A3 – C; ST – Sterbebuchakten: Nr. 1141/41).

Im Kontext ihrer produktiven Tätigkeit als Übersetzerin pflegte Marie Franzos eine umfangreiche Korrespondenz mit zahlreichen Autorinnen und Autoren. Mit einigen von ihnen, darunter Per Hallström, Ellen Key und Selma Lagerlöf, stand sie über Jahrzehnte hinweg im Briefwechsel. Auch mit zahlreichen Verlagen, Zeitschriften und Theatern war sie in Kontakt. Der Nachlass von Marie Franzos befindet sich in verschiedenen Archiven und Bibliotheken in Österreich, Deutschland und Schweden. Einige wenige Exemplare − vereinzelte Briefe und Postkarten an Käthe Braun-Prager oder Auguste Fickert sowie eine Postkarte von Selma Lagerlöf − finden sich auch in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

Links