Johann Nestroy

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Nestroy, Johann
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Nestroy, Johann, Nepomuk, Eduard, Ambrosius
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16944
GNDGemeindsame Normdatei 118587080
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. Dezember 1801
GeburtsortOrt der Geburt Stadt
SterbedatumSterbedatum 25. Mai 1862
SterbeortSterbeort Graz
BerufBeruf Schauspieler, Schriftsteller, Theaterdirektor, Sänger
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 16.01.2020 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  22. September 1890
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nr. 6
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
BildnameName des Bildes Johann Nestroy.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Nestroydenkmal (2016)
  • 1., Bräunerstraße 3 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor des Leopoldstädter Theaters (1854 bis 1860)

Nestroy Johann, * 7. Dezember 1801 in Wien (1, Bräunerstraße 3), † 25. Mai 1862 Graz, St. Leonhard 765 (Elisabethstraße 14; Währinger Ortsfriedhof, seit 1881 Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gr. 32A, Nr. 6), Schauspieler (Komiker), Theaterdichter, Theaterdirektor, Sänger, Sohn des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Johann Nestroy (1763-1834) und dessen Gattin Maria Magdalena Constantin (1781-1814).

Handschrift

Biographie

Nestroy verlebte seine Kindheit und Jugend in der Inneren Stadt. 1808 bis 1810 besuchte er die angesehene Volksschule von St. Anna, 1811 bis 1813 die ersten drei Grammatikklassen des Akademischen Gymnasiums und von 1813 bis 1816 die zwei so genannten Humanitätsklassen im Schottenstift. Wie sein Vater sollte auch der junge Nestroy Jurist werden, brachte aber von Anfang an für diesen Beruf keinerlei Neigung auf. Schon vor seiner widerwilligen Immatrikulation an der juridischen Fakultät der Universität Wien (1820) entdeckte er seine Leidenschaft für das Sing- und Sprechtheater und auch seine eigene schöne Bassbaritonstimme. Während der Schulzeit und der Vorbereitung auf das Studium wurden seine künstlerischen Talente vom Hauskonzert- und Haustheaterwesen in den gut situierten Familien Wiens so stark angeregt , dass er schließlich das vorgegebene Berufsziel vernachlässigte, um sich gänzlich seiner Gesangsausbildung zuzuwenden. Am 8. Dezember 1818 gab er sein Debüt in Händels Oratorium "Timotheus". 1822 brach er sein Jusstudium ab und erhielt am 24. August dieses Jahres die Gelegenheit, am k. k. Hoftheater nächst dem Kärntnertor den Sarastro in Mozarts "Zauberflöte" zu singen. Die Kritik für den jungen Künstler fiel überaus positiv aus, so dass er in weiteren Rollen debütieren konnte und einen Vertrag an der Hofoper für zwei Jahre erhielt. Ein Engagement am Deutschen Theater in Amsterdam (1823–1825) brachte dann seinem Spieltrieb mit über zweihundert Gesangs- und Sprechrollen die reichste Entfaltungsmöglichkeit. In dieser Zeit schrieb er auch sein erstes Stück, "Prinz Friedrich von Korsika" (erst 1841 aufgeführt), sein einziges ernstes Drama überhaupt.

Schon vor seinem Aufenthalt in Amsterdam hatte Nestroy Wilhelmine von Nespiesny kennengelernt, die er im September 1823 heiratete und die ihn 1827 wegen eines anderen Mannes verließ. 1824 gebar sie ihm den Sohn Gustav. 1825 wechselte Nestroy von Amsterdam nach Brünn und danach trat er abwechselnd auf der Grazer und der Preßburger Bühne auf. In Graz lernte er nach der Enttäuschung mit Wilhelmine von Nespiesny die Schauspielerin Marie Weiler kennen, mit der er eine lebenslange, nicht immer friktionsfreie Verbindung eingehen sollte. Zu dieser Zeit wandte er sich auch von Gesangsrollen ab und entwickelte sich zum Komiker in Sprechstücken. In den Jahren 1828/1829 entstanden die ersten drei abendfüllenden Stücke: "Die Verbannung aus dem Zauberreiche", "Der Einsilbige" und "Der Tod am Hochzeitstage". Nach einem Gastspiel im März 1831 im Theater in der Josefstadt und einem von der Cholera überschatteten Gastspiel in Lemberg erhielt Nestroy durch einen Vertrag mit dem bekannten Theaterdirektor Carl Carl die Chance am Theater an der Wien und etwas später im Leopoldstädter Theater aufzutreten. Ebenso wurde er damals schon als Autor angestellt, mit der Verpflichtung jährlich zwei neue Stücke abzuliefern. Für Nestroy bedeutete dieser, gleichwohl ausbeuterische Vertrag, Aufstieg und Sicherung der bürgerlichen Existenz, die er in den nächsten Jahrzehnten zur Wohlhabenheit ausbaute. In den Jahren 1841 bis 1847 begeisterte er bei Gastspielreisen auch das Publikum in Deutschland und legte so den Grundstein für seine weit über Wien und Österreich hinausreichende Wirkung. 1854 übernahm Nestroy die Direktorenstelle des Carl-Theaters, des vormaligen Leopoldstädter Theaters, die er bis 1860 innehatte, bevor er sich nach Graz zurückzog, wo er seinen Lebensabend verbrachte.

Wie als Schauspieler erreichte Nestroy auch als Bühnenautor um 1830 seinen Durchbruch bei Publikum und Kritik. 1833 entstand das bis heute bekannteste und am meisten gespielte Werk aus seiner Zauberspielphase, nämlich "Der böse Geist Lumpazivagabundus“. Zwischen 1833 und 1881 wurde das Stück über tausendmal gespielt. Einen zweiten Schwerpunkt dieser Phase bilden die frühen Parodien, z. B. "Nagerl und Handschuh“ (1832), "Robert der Teuxel“ (1833), "Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab“ (1835), "Die verhängnisvolle Faschingsnacht“ (1839) und die Possen "Zu ebener Erde und erster Stock“ (1835), "Die beiden Nachtwandler“ (1836), "Eine Wohnung ist zu vermieten [...]“ (1837), "Das Haus der Temperamente“ (1837).

In einer zweiten Phase dramatischen Schaffens von etwa 1840 bis 1849 wandte Nestroy sich noch stärker der sprachlichen und dramaturgischen Ausformung der satirischen Posse zu. Nestroy fing in den Komödien dieser Zeit – etwa "Der Färber und sein Zwillingsbruder“ (1840), "Der Talisman“ (1840), "Das Mädl aus der Vorstadt“ (1842), "Die Papiere des Teufels“ (1842), "Einen Jux will er sich machen“ (1842), "Liebesgeschichten und Heiratssachen“ (1843), "Der Zerrissene“ (1844) – sein gesellschaftliches Umfeld, die Welt der Bürger und Spießer ein und entwickelte sich zum politischen Satiriker. Mit "Der Unbedeutende“ (1846) und "Der Schützling“ (1847) schrieb er sozialkritische Volksstücke. "Freiheit in Krähwinkel“ (1848), "Lady und Schneider“, "Der alte Mann mit der jungen Frau“, "Höllenangst“ (alle 1849) beweisen das gesellschaftspolitische Engagement des Satirikers Nestroy. Die Stücke der letzten Phase, von 1850 bis 1859, sind weniger satirisch-aggressiv, sie wirken eher resignativ, von bitterem Pessimismus getönt, so etwa "Mein Freund“ (1851) und "Kampl“ (1852). Mit den letzten Einaktern "Frühere Verhältnisse“ und "Häuptling Abendwind“ beweist Nestroy jedoch in seinem Todesjahr noch einmal die nicht erlahmte satirische Kraft seiner Dichtung.

Nach seinem Rückzug nach Graz stand er am 29. April 1862 zum letzten Mal auf der Bühne. Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls am 25. Mai 1862 in Graz. Von hier nach Wien überführt, wurde Nestroys Leichnam auf dem Währinger Friedhof beigesetzt und fand 1881 zusammen mit den sterblichen Überresten von Marie Weiler in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof seine letzte Ruhestätte. Sein dichterischer Nachlass kam 1923 in die Obhut der damaligen Wiener Stadtbibliothek, wo er noch heute das Zentrum der Nestroyforschung in der ganzen Welt darstellt.

Würdigungen: 20-Schilling-Münze (2001). Schaffung eines Johann-Nestroy-Theaterpreises, der zwei bisher verliehene Auszeichnungen, nämlich den Nestroyring und die Josef-Kainz-Medaille, ersetzt.

Nestroydenkmal, Nestroygasse (2), Nestroygasse (14), Nestroygasse (23), Nestroyhof, Nestroyplatz.

Quellen

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 9. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1956
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Werk- und Literaturverzeichnis, Hauptrollen)
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Kurt Kahl: Johann Nestroy oder der wienerische Shakespeare. Wien [u.a.]: Molden 1970
  • Franz H. Mautner: Nestroy. Heidelberg: Stiehm 1974
  • Reinhard Urbach [Hg.]: Nestroy. Stich- und Schlagworte. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1976
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 44 ff.
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 305 ff.
  • Johann Nestroy. Ausstellung anläßlich der hundertsten Wiederkehr seines Todestages. Juni - August 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1962 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 10)
  • Leo Tönz: Die künstlerische Eigenständigkeit und Eigenart Nestroys. Diss. Univ. Wien. Wien 1969
  • Johann Nestroy: Ausgewählte Werke. Hg. von Hans Weigel. Gütersloh: Mohn [ca. 1962]
  • Rudolf Holzer: Die Wiener Vorstadtbühnen. Alexander Girardi und das Theater an der Wien. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1951, S. 472 ff.
  • Alfred Orel: Opernsänger Johann Nestroy. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 14 (1958), S. 94 ff.
  • Heinz Schöny: Neues zur Stammtafel Nestroys, in: Zeitschrift Adler. Band 6 (1962-1964), H. 15/16, S. 193 f.
  • Heinz Schöny: Die Vorfahren des Dichters Johann Nestroy. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 11 (1977/1979), Heft l, S. 3 ff.
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 409 ff. (Werkverzeichnis)
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 192, S. 217
  • Das Josefstädter Heimatmuseum 2, S. 43 ff, S. 46 f.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 215 f.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 213
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 569
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 182, S. 222
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 377 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 20, S. 85
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 47
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 76f.
  • Walter Obermaier: Aus Johann Nepomuk Nestroys Familie. Dokumente und Aktenstücke. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 52/53 (1996/1997), S. 307 ff.
  • Wendelin Schmidt-Dengler: Nestroy – Die Launen des Glücks. Wien/München: Deuticke 2001
  • Walter Schübler: Nestroy. Eine Biografie in 30 Szenen. Wien: Residenz Verlag 2001
  • Otto Basil: Johann Nestroy. Reinbek: Rowohlt 2001
  • Jürgen Hein: Nestroy und die Nachwelt – Internationale Nestroy-Gespräche 1975–2000: Ergebnisse und Perspektiven. Wien: Lehner 2001
  • Jürgen Hein/Claudia Meyer: Theaterg’schichten: Ein Führer durch Nestroys Stücke. Wien: Lehner 2001
  • Michael Lorenz: "An Unknown Child of Johann Nestroy" Wien, 2015.

Links