Beatrixgasse
48° 12' 9.59" N, 16° 23' 2.47" E zur Karte im Wien Kulturgut
Beatrixgasse (3). Einer der ältesten Straßenzüge des 3. Bezirks (urkundlich ab dem 17. Jahrhundert), benannt (1862, nachweisbar 1870) nach Maria Beatrix von Este-Modena, Gatte Erzherzog Ferdinand, († 1829; Modenapalais [3]). Hieß zuvor Bockgasse. (zwischen Landstraße Hauptstraße und Ungargasse; benannt nach dem Einkehr- gasthof „Zum schwarzen Bock", Beatrixgasse 1, bereits 1701 erwähnt) beziehungsweise Rabengasse (zwischen Ungargasse und Heumarkt). Die Häuserzeile zwischen Reisnerstraße und Salesianergasse liegt mit ihren Vorderfronten am Heumarkt (Beatrixgasse 26-32, Heu- markt 7-13; zum Teil großräumige Höfe, wie etwa Beatrixgasse 26, Heumarkt 7) und stammt teilweise aus dem Vormärz. Nummer. 4-12 haben sich in geschlossener Reihe biedermeierlicher Wohn- häuser mit teilweise einheitlicher Fassadengestaltung erhalten. Auf der Seite mit ungeraden Nummern standen zwischen Bahn- linie und Salesianergasse einige repräsentative Bauten (Nummer 19- 19a, 27, 29), die demoliert wurden; dieser Abschnitt wurde zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend verän- dert.
Gebäude
Nr. 1: Einkehrwirtshaus „Zum schwarzen -» Bock", A. 20. Jahrhundert Hotel Beatrix. Nr. 2: „Zum gold.-»• Brunnen". Nr. 3: Urspr. ein Meierhof des Bürgerspi-tals, im Vormärz Besitz des Bankiers Georg Simon Freiherr von -»• Sina; M. 19. Jahrhundert wurde von Josef Stauffer die Reitschule des Reiterbundes err.; Gedenktafel für Adolf ->• Kirchl; Gedenktafel (1912) für Oscar ->• Baumaim (Büste von Josef ->• Engel- hart). Nr. 3a: Wohnhaus von Mizzi ->• Zwerenz; Nr. 4:->• Ablasserhof. Nr. 4b: Gedenktafel Adalbert ->• Stifter (wohnte hier 1828 und 1836); Wohnhaus von Jakob ->• Degen. Nr. 5-7 (Neubau; Fassadenrelief von Oskar Thiede mit In-schrift „Hier stand in früheren Zeiten die Herberge der Ungarn"): Auf dem Areal stand der Stadel des Klosters Himmelpforte, E. 18. Jahrhundert das Himmelpforthaus; im alten Haus Nr. 5 wohnten der Schauspieler Adolf ->• Wimmer, Anton Gerstner (1795-1840, Professor der prakt. Geometrie), die Buchhändlerfamilie Gräffer (der Rudolf -»• Gräffer entstammte) und der serb. Gelehrte Vuk Stefanovic Karadzic (1787-1864); im alten Haus Nr. 7 wohnte der Sammler Franz Ferdinand Gömmel.
Nr. 8 (Ungarg. 5): „Zur schö-nen Sklavin"; viergeschoss. elfachs. Fassaden, Hof mit Wandbrunnen (Medusenhaupt als Wasserspeier). Unter den Hausbesitzern scheint der Bildhauer Franz Xaver ->• Messerschmidt auf, unter den Bewohnern Ludwig van -t- Beethoven (1823/24, wh. [mit seinem Neffen Karl -> Beethoven] Tür 25; Gedenktafel von Anton Grath, 1924; Voll- endung der 9. Symphonie), Klavierfabrikant Andreas ->• Stein, Franz R. von -> Hauslab, Franz -> Ficker u. versch. griech. Handelsleute.
Nr. 10: „Zum gold. Raben"; hier wohnten Ida ->• Pfeiffer und der Chefredakteur der WZ (1900/01) Oskar Teuber. Nr. 14-14b (Linke Bahng. 9, Münzg. 5): ehem. K. K. Stück-Bohrerei (Kanonenbohre-rei); Linke Bahng. 9: ehem. Beatrixbad. Nr. 16-16a: 1869 im Besitz von Peter und Rudolf -> Gerl; hier wohnte Eugen -»• Guglia. Im alten Haus Nr. 16 fand (lt. Bauernfeld) 1825 eine große „Schubertiade" statt. Nr. 17 (Linke Bahng. 11): ->• Tierärztliche Hochschule.
Nr. 18: Wohn- haus Adalbert .->• Stifters (1837/38; Gedenktafel [irrig 1837-39], enth. Mai 1936). Nr. 19-19a (Rechte Bahng. 6): Urspr. Palffysches Haus im Hof (demoliert 1904), später „Zau-berschloß" und zuletzt „Fürstenhof' gen., vor dem sich die 2. Schleuse des ->• Wiener Neustädter Kanals (mit dem Kanal-Schleusenzieher-Haus) befand. Im alten Haus Nr. 19 wohnte 1826-29 Adalbert -»• Stifter. Das Gasthaus „Zum Fürstenhof' war ein stark frequentiertes Tanzlokal, in dem sich am 24. 6. 1848 der Erste allg. Arbeiterverein konstituierte.
Nr. 20: erb. 1833 von Josef -»• Kornhäusel. Nr. 22 (Reisnerstraße 7): -+ Teilhof; hier wohnten der Ka- pellmeister Josef Wilt (t 1874; Schwiegervater der Opern-sängerin Marie ->• Wilt) und der Komponist Alfons -> Czi-bulka. Nr. 23 (Reisnerstraße 10): Hier wohnte 1839 (Apr.-Sept.) Adalbert -»• Stifter. Nr. 24: Wohnhau*- „Zum eiser-nen Hut", erb. 1820, abgebrochen um 1971. Nr. 25-27:ehem. Maximilianpalais. Nr. 26: Hier wohnte der Redak-teur Julian -»• Sternberg. Nr. 29-31: ehem. Modenapalais. N. 31: -»• Gewerbehaus. Nr. 34 (Am Heumarkt 13): ehem. Gasthof „Zum gold. Löwen". Im Vorgängerbau des heut. Hauses wurde am 6. 10. 1843 durch den Musikschriftsteller Dr. August Schmidt der Wiener Männergesang-Verein gegr. (Gedenktafel); Sterbehaus von Peter -»• Fendi (1842; Atelier 3, Reisnerstraße 21).
Literatur
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 23 ff.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Die Beatrixgasse. In: Wiener Geschichtsblätter 36. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1981, S. 1 ff.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Band 2. Wien: 1958 ff., S. 27 ff.
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 117 f.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 10 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 88