Edmund Eysler
Edmund Eysler, * 12. März 1874 Wien, † 4. Oktober 1949 Wien, Komponist.
Biografie
Als Sohn des jüdischen Kaufmanns Bernhard Eisler geboren und zum Ingenieurberuf bestimmt, führte Edmund Eysler die Bekanntschaft mit Leo Fall zum Studium am Wiener Konservatorium, das er mit Auszeichnung absolvierte. Seine Lehrer waren Anton Door, Robert und Johann N. Fuchs, zu seinen Mitschülern gehörten neben Leo Fall unter anderen Ernst Decsey, Carl Lafite und Franz Schmidt.
Die künstlerische Laufbahn Eyslers begann im Salon Bertha von Suttners, bei deren musikalisch-literarischen Abenden er die Klavierbegleitung prominenter Sängerinnen übernahm. Sein erstes gedrucktes Werk war der Bertha von Suttner gewidmete Walzer "Friedensklänge". Außerdem betätigte sich Eysler als Klavierlehrer und Kapellmeister. Sein erstes größeres Werk, das Ballett "Schlaraffenland", wurde zwar vom Ballettmeister der Hofoper, Josef Hassreiter, anerkannt, doch vom Hofopern-Direktor Gustav Mahler wegen zu hoher Ausstattungskosten abgelehnt. Nach dem Textbuch "Der Hexenspiegel" (von Ignatz Schnitzer, dem Textautor des "Zigeunerbaron") gestaltete Eysler, durch einen Vorschuss seines Verlegers finanziell gesichert, in einem Landhäuschen in Grinzing (19, Himmelstraße 4; Gedenktafel enthüllt 4. Juni 1966) eine Oper. Diese wurde allerdings von Mahler ebenfalls abgelehnt. Hier in Grinzing entstand unter anderem die unsterbliche Melodie "Küssen ist keine Sünd'", aus Eyslers Operette "Bruder Straubinger".
Anschließend arbeitete Eysler als Klavierspieler und Hauskomponist bei Gabor Steiner, der das Vergnügungsetablissement "Venedig in Wien" beim Praterstern leitete und auf dessen Sommerbühne auch eine Kopie von Ernst von Wolzogens Berliner "Überbrettl", das sogenannte "Unterbrettl", seine Heimstätte hatte. Als der Librettist des verstorbenen Carl Zeller, Moritz Georg West, den "Bruder Straubinger" skizzierte und einen Komponisten suchte, stieß er auf Eysler, dessen Musik zum "Hexenspiegel" einen ausgezeichneten Grundstock abgab. Nach mehrmaliger Umarbeitung fand das Werk die Zufriedenheit der Auftraggeber und wurde der Direktion Karczag-Wallner im Theater an der Wien angeboten. Als Gabor Steiner davon hörte, erhielt Eysler die sofortige Kündigung. Alexander Girardi verhalf der Operette bei ihrer Uraufführung am 20. Februar 1903 zu einem durchschlagenden Erfolg; Eysler war mit einem Schlag berühmt. Auf Anraten des Direktors Karczag änderte der Komponist zu dieser Zeit seinen Namen Eisler auf Eysler (Karczag: "Mit Ypsilon kannst du berühmt werden").
Seit dieser Zeit schuf er ein Meisterwerk nach dem anderen. Die bekanntesten seiner insgesamt rund 60 Operetten sind (in Klammer Ort und Jahr der Uraufführung): "Schützenliesl" (Carltheater, 1905), "Künstlerblut" (Carltheater, 1906), "Vera Violette" (Apollotheater, 1908), "Der unsterbliche Lump" (Bürgertheater, 1910), "Der Frauenfresser" (Bürgertheater, 1911), "Der lachende Ehemann" (Bürgertheater, 1912), "Ein Tag im Paradies" (Bürgertheater, 1913), "Hanni geht tanzen" (Apollotheater, 1915), schließlich "Die goldene Meisterin", der zweite Höhepunkt seines Schaffens (Theater an der Wien, 1927), und "Wiener Musik" (Bürgertheater, 1947). Ignatz Schnitzer, M. G. West, Carl Lindau, Felix Dörmann und Leo Stein waren Eyslers Librettisten. Auch viele seiner Wienerlieder wurden sehr bekannt (darunter "Ich liebe dich unendlich, mein Wien", das man als patriotisches Glaubensbekenntnis des Komponisten werten kann). Eysler leitete das "Silberne Zeitalter" der Wiener Operette ein.
Edmund Eysler heiratete 1897 Leopoldine Allnoch, ein Jahr später trat er zur katholischen Kirche über. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurden seine Werke von den [Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] verboten, doch anstatt zu flüchten, fand er Unterschlupf bei Verwandten und Freunden. Sein Titel "Bürger ehrenhalber der Stadt Wien" bot ihm zusätzlichen Schutz. Nach dem Krieg erzielte er mit der Operette "Wiener Musik" (Burgtheater, 1947) einen letzten großen Erfolg.
Am 4. Oktober 1949 starb Edmund Eysler in Wien an den Folgen eines Sturzes von der Bühne. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 46 A) beigesetzt.
Nach Edmund Eysler wurde 1955 die Eyslergasse im 13. Wiener Gemeindebezirk benannt. 1974 enthüllte man im Schönbornpark im 8. Bezirk das Eyslerdenkmal, zudem sind in Wien verschiedene Eysler-Gedenktafeln angebracht.
Zahlreiche Musikhandschriften und ein Teilnachlass von Edmund Eysler befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
- Meldezettel von Edmund Eysler (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Edmund Eysler
- Wienbibliothek Digital: Edmund Eysler
Literatur
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
- Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 48
- Helmut Kretschmer: XVII. Hernals. Wien [u. a.]. Wien: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 17), S. 54
- Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u. a.]. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 38
- Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
- Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 1974
- Ernst Hilmar: Edmund Eysler (1874−1949). Ausstellung der Wiener Stadtbibliothek anläßlich der 20. Wiederkehr seines Todestages. Wien: Selbstverlag 1969
- Erinnerungen an Edmund Eysler. In: Das Döblinger Heimatmuseum. Band 9. Wien: Verein Döblinger Heimatmuseum 1964−1970, 1966, S. 1 ff.
- Das Wiener Heimatbuch − Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 193, S. 215, S. 239
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 104 f.
- Walter Jary: Edmund Eysler. Ein Meister der Wiener Operette. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Band 9. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959−1969. 1960, S. 31 f.
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A−K. Mainz: Schott 1959
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u. a.]: Pechan 1959, S. 23, S. 218, S. 230, S. 271
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 193
- Dem Andenken Edmund Eyslers. Kondolzenz des Bundeskanzlers − Beisetzung in einem Ehrengrab. In: Wiener Zeitung, 06.10.1949, S. 3
- Robert Maria Prosl: Edmund Eysler. Aus Wiens zweiter klassischer Operettenzeit. Wien: Kühne 1947
Edmund Eysler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.