Reichsbrücke

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Zweite Reichsbrücke (1956)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Brücke
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung Kronprinz-Rudolf-Brücke
Benannt nach Rudolf (Kronprinz von Österreich-Ungarn)
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24038
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Schwarzes Wien
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Letzte Änderung am 11.01.2021 durch WIEN1.lanm08pil
BildnameName des Bildes Reichsbrücke.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Zweite Reichsbrücke (1956)
  • 2., Lassallestraße
  • 22., Wagramer Straße

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48° 13' 38.40" N, 16° 24' 28.71" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Reichsbrücke (2., 22.).

Benennung

Im September 1868 ordnete Kaiser Franz Joseph I. den Bau einer stabilen Brücke über die Donau an, die in direkter Verlängerung der 1862 so benannten Praterstraße und der Schwimmschulstraße (heute Lassallestraße) errichtet werden sollte. Jenseits des im Zuge der Donauregulierung zu begradigenden Strombettes sollte die geplante Brücke in die Reichsstraße Richtung Kagran, Gänserndorf und Mähren (heute Wagramer Straße) münden. (Als Reichsstraßen wurden damals vom cisleithanischen Staat erhaltene Straßen bezeichnet.)

Im August 1872 wurde schließlich unter der Führung von Mathias Waniek, Leiter des Straßen- und Wasserbau-Departements im Innenministerium, mit dem Bau der "Reichsstraßenbrücke" – so der vorläufige Name der Brücke – begonnen. 1876 wurde das Bauwerk als "Kronprinz-Rudolf-Brücke" eröffnet. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Ausrufung der Republik im November 1918 wurde sie 1919 "Reichsbrücke" benannt.

1. Brücke:

Brückenkopf der Kronprinz-Rudolph-Brücke (Reichsbrücke) bei Kaisermühlen, um 1875

Als „Kronprinz-Rudolf-Brücke" 1872-1876 im Zuge der Donauregulierung über das noch trockene Bett der (regulierten) Donau (vor dem Durchstich des Rollerdamms) erbaut (Gesamtlänge 1019,7 Meter, ursprüngliche Gesamtbreite 11,4 Meter, Fahrbahnbreite 7,58 Meter, vier Stromöffnungen mit etwa 80 Meter Lichtweite, Baukosten 7,38 Millionen Kronen). Für die Fundierung wurden erstmals in Wien Senkkasten verwendet, die mittels Druckluftverfahren auf den bis zu 17 Meter unter dem Nullwasserspiegel liegenden tragfähigen Grund abgesenkt wurden. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte (Stadtratsbeschluss von 6. November 1919) die Umbenennung in Reichsbrücke. Die Brücke erwies sich im Laufe der Jahrzehnte als zu schmal für den gestiegenen Verkehr.

2. Brücke:

Einsturz der Reichsbrücke am 1. August 1976

1934-1937 wurde die Reichsbrücke nach Plänen von Siegfried Theiß und Hans Jaksch (künstlerische Gestaltung Clemens Holzmeister) als Kettenbrücke neu erbaut und am 10. Oktober 1937 von Vertretern der Ständestaatsdiktatur feierlich eröffnet. Der Neubau war bereits während der Ersten Republik initiiert worden, vor allem, um die Brücke den zunehmenden Verkehrserfordernissen anzupassen. Das Bundesministerium für Handel und Verkehr schrieb den Wettbewerb für den Umbau beziehungsweise Neubau vom 27. Februar bis 18. März 1933 aus. Die Errichtung der Kettenbrücke erfolgte an der Stelle der alten Reichsbrücke. Dazu wurden die Pfeiler stromabwärts verlängert und das alte Tragwerk um 26 Meter verschoben. Die neue Brücke konnte so in der Achse der alten gebaut werden. Der Verkehr über die Donau musste nicht auf längere Zeit unterbunden werden. Die neue Brücke besaß je zwei Fahrspuren für Autos, zwei Richtungsgleise für die Straßenbahn und Gehwege an beiden Seiten. Die Flutbrücke über das Überschwemmungsgebiet blieb erhalten und wurde nur verbreitert Verkehrsstadt. Das neue Bauwerk wurde bald zu einem der Wahrzeichen der Stadt, aber auch des "Schwarzen Wien".

Nach Beschädigungen im Kampf um Wien 1945 wurde die Reichsbrücke wiederhergestellt. Warum die Brücke im Unterschied zu den meisten anderen Donaubrücken von den auf dem Rückzug befindlichen deutschen Einheiten nicht gesprengt wurde, ist seither Thema der Geschichtsschreibung. Die Brücke trug von 11. April 1946, dem Jahrestag der Einnahme Wiens, bis 18. Juli 1956 als Dank für die Befreiung Wiens den Namen "Brücke der Roten Armee". Ihr Standort befand sich bis 1955 im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt. Die auffallende Silhouette der Brücke war nun Jahrzehnte lang Teil der allegorischen Darstellung Wiens.

In den Morgenstunden des 1. August 1976 stürzte die Brücke ein. Zu dem Zeitpunkt befanden sich nur zwei Fahrzeuge auf der Brücke. Das eine Fahrzeug war ein städtischer Gelenkbus, der Verkehrsbedienstete abholen und zum Einsatz bringen sollte. Der Bus stand mitten im Strom auf dem im Wasser liegenden Brückenteil. Der Fahrer konnte leicht verletzt geborgen werden. Der Fahrer eines zweiten PKW wurde beim Einsturz getötet. Ein Strompfeiler hatte aufgrund von Materialermüdung nachgegeben.

3. Brücke:

Am 16. Oktober 1976 wurde eine Straßenbahnnotbrücke, am 21. Dezember 1976 eine Autonotbrücke fertiggestellt; bis Jänner 1977 waren die Brückenteile der eingestürzten Reichsbrücke aus dem Strom entfernt. Am 8. November 1980 wurde die neue Brücke dem Verkehr übergeben. In ihrem Untergeschoß wurden Gleise für die U-Bahn-Linie U1 verlegt, deren Abschnitt vom Praterstern nach Kagran am 3. September 1982 in Betrieb genommen wurde. (Ohne den Einsturz der 2. Reichsbrücke wäre diese Verlängerung wohl nicht so schnell entstanden.) Die neue Reichsbrücke weist beim Mexikoplatz eine längere Rampe auf als ihre Vorgängerinnen. Dadurch wurde die Fahrbahn der Engerthstraße beim Platz beziehungsweise bei der Brücke unterbrochen (zuvor war hier die Straßenbahnlinie 11 verkehrt). Die Brücke dient als Doppelstockbrücke in zwei Ebenen dem Auto- und dem U-Bahn-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr. Das Brückendeck als obere Verkehrsebene nimmt sechs Fahrspuren für den Autoverkehr auf. In zwei darunter liegenden Hohlkästen befinden sich die Gleise für die U-Bahn. Die Geh- und Radwege sind ebenfalls unterhalb der Fahrbahn angeordnet. Die Versorgungsleitungen sind zwischen den beiden U-Bahn-Hohlkästen untergebracht. Die Gesamtlänge der Reichsbrücke beträgt 864,50 Meter, die maximale Spannweite 169,60 Meter.

Ein 1998 erstelltes Instandsetzungskonzept wurde Ende Juni 2003 in Angriff genommen und bis Ende 2005 realisiert. Das Konzept beinhaltete neben der Erneuerung des Belags und der Abdichtung die Errichtung eines modernen Leitwandsystems mit einem Fluchtweg im Schutz zwischen den Leitwänden und der Randkonstruktion, eine Erneuerung der Untersichtfertigteile, die Neugestaltung der Mittelstreifenkonstruktion, die Adaptierung der Anschlüsse an die Rampen zur Donauinsel für die Ausbildung von Bushaltestellen der Nachtbuslinien sowie die Verbreiterung des Wegenetzes und die Veränderung der bestehenden Stiegenanlagen.

Am 10. Juni 2004 kollidierte das deutsche Donaukreuzfahrtschiff "MS Wiking-Europe" bei einem riskanten Wendemanöver flussaufwärts der Reichsbrücke mit dem Mittelpfeiler derselben, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten.

Videos

Alte Reichsbrücke - Einsturz/Ersatzbrücke (1977), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 454 (Ausschnitt)
Die neue Reichsbrücke (1977), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 507 (Ausschnitt)

Literatur

  • Walter Jaksch: Geschichte der Reichsbrücke. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 1946-1988. Heft 32 (1977), S. 293 ff.

Zur 1. und 2. Brücke

  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Anton Schroll & Co. 1996, S. 663
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 260 f.
  • Festschrift 100 Jahre Stadtbauamt 1835-1935 (1935), S. 119 f., S. 125
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Leopoldstadt. Eine Insel mitten in der Stadt. Wien: Mohl 1978, S. 35 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905, S. 279 f.
  • Peter Payer: Die Reichsbrücke. Zur Geschichte eines Mythos. In: Walter Hufnagel (Hg.), Querungen. Brücken-Stadt-Wien. Wien: 2002, S. 111-122
  • Inge Podbrecky: Unsichtbare Architektur. Bauen im Austrofaschismus: Wien 1933/1934–1938 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 61)
  • Friedrich Schneider: Die Reichsbrücke. Die schicksalhafte Geschichte eines 110 -jährigen Donauüberganges. 1876-1986. Wien: 1987
  • Hans Smital: Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf. Wien: Verlag der Gemeinde 1903, S. 286, S. 290
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 181

Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2020, S. 159-161.

  • Wettbewerb für den Umbau der Reichsbrücke, in: Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1932, H. 43-44, S. 235f.
  • Wettbewerb für den Umbau der Reichsbrücke, in: Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1933, H. 9-10, S. 62f.
  • Wien 1848-1888. Denkschrift zum 2. December 1888. Band 1. Wien: Konegen in Comm. 1888, S. 306

Zur 3. Brücke

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 109
  • wien.at aktuell. Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 15 (Oktober 2003), S. 11
  • Info-Unterlage der MA 29 (Brückenbau)