Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi

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Daten zur Person
Personenname Coudenhove-Kalergi, Richard Nikolaus
Abweichende Namensform Aoyama, Eijiro
Titel Graf, Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 31059
GND 118677101
Wikidata Q78525
Geburtsdatum 16. November 1894
Geburtsort Tokio
Sterbedatum 27. Juli 1972
Sterbeort Schruns
Beruf Politiker, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 28.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Gstaad
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1962)
  • Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen (Übernahme: 18. Mai 1950)
  • Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern der BRD (Verleihung: 1972)

Richard Nikolaus (Graf) Coudenhove-Kalergi, * 16. November 1894 Tokio, † 27. Juli 1972 Schruns, Vorarlberg, Politiker, Schriftsteller.

Biografie

Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi war der Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten, Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi (1859–1906), sowie dessen japanischer Frau Mitsuko Aoyama (1874–1941). Der Doppelname weist auf die Herkunft aus flämischem sowie byzantinisch-kretischem Adel hin. Er wuchs auf dem Familiengut Ronsperg in Westböhmen (heute: Poběžovice, Tschechien) auf und besuchte unter anderem Schulen in Pilsen und in Wien, wo er am Theresianum maturierte. Anschließend studierte er an den Universitäten Wien und München Philosophie und Geschichte und promovierte − vom Kriegsdienst aus gesundheitlichen Gründen befreit − 1917 zum Doktor der Philosophie.

Zunächst arbeitete Coudenhove-Kalergi als Journalist. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde er tschechoslowakischer Staatsbürger, empfand sich selbst aber als übernationalen Europäer. 1922 kompilierte er seine Ideen für eine friedliche Zukunft des Kontinents in einem programmatischen Aufsatz, der als Gründungsdokument der Paneuropa-Bewegung gilt. Ein Jahr später publizierte er das Buch "Paneuropa", das einen mehrstufigen Zusammenschluss der europäischen Staaten (ohne Großbritannien und Russland) bis hin zur Gründung der "Vereinigten Staaten von Europa" entwarf. Die Zeitschrift "Paneuropa" unterstützte ab 1924 sein Anliegen.

Die von ihm gegründete "Paneuropa-Union" mit Sitz in Wien hielt im Oktober 1926 ihren ersten Kongress ab, bei dem Coudenhove-Kalergi zum Präsidenten der Organisation, die zahlreiche Ländergruppen umfasste, gewählt wurde. Zu den wichtigsten österreichischen Unterstützern zählten Ignaz Seipel und Karl Renner, aus Deutschland Konrad Adenauer, Albert Einstein und Thomas Mann, außerdem der mehrmalige französische Ministerpräsident Aristide Briand oder der tschechoslowakische Außenminister Edvard Beneš. Zeitweise bemühte sich Coudenhove-Kalergi, den faschistischen Diktator Benito Mussolini für seine Idee zu gewinnen, was heute kritisch gesehen wird.

Zu den entschiedensten Gegnern der Paneuropa-Idee zählten die Nationalsozialisten. Nachdem seine Bewegung in Deutschland bereits zuvor verboten worden war, musste Coudenhove-Kalergi nach dem "Anschluss" 1938 aus Wien flüchten und fand schließlich in der Schweiz, dann in Frankreich (ab 1939) und ab 1940 in den USA Exil. In dieser Phase begann seine enge Zusammenarbeit mit Otto von Habsburg, mit dem er auch einen (erfolglosen) Versuch unternahm, eine österreichische Exilregierung ins Leben zu rufen.

1946 kehrte Coudenhove-Kalergi nach Europa zurück und ließ sich in der Schweiz nieder. 1947 gründete er hier die "Europäische Parlamentarier-Union", die später mit der "Europäischen Bewegung" fusionierte. Über diese Bewegung nahm er auch Einfluss auf die Entwicklung des Europarates. 1954 reaktivierte er die "Paneuropa-Union", deren Sitz 1965 nach Brüssel verlegt wurde. Die Präsidentschaft in dieser Organisation behielt er bis zu seinem Tod im Juli 1972.

Coudenhove-Kalergi begleitete auch in der Zweiten Republik seine Vision auf vielfältige publizistische Weise, darunter "Der Kampf um Europa" (1949) und "Eine Idee erobert Europa" (1958). 1950 erhielt er als erster Preisträger überhaupt den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. 1982 wurde in Erinnerung an den Vorkämpfer der Europa-Idee eine Grünfläche in Wien-Hietzing in Coudenhove-Park benannt.

Der Schriftsteller und Politiker war in erster Ehe mit der Schauspielerin Ida Roland verheiratet.

Quellen

Literatur

  • Walter Göhring: Richard Coudenhove-Kalergi. Ein Leben für Paneuropa. Wien: Kremayr & Scheriau 2016
  • Johannes Lau: Richard Coudenhove-Kalergi. Der ambivalente Vordenker Europas. In: Der Standard, 24.10.2016
  • Richard Coudenhove-Kalergi. Leben und Wirken. Hg. von der Europa-Gesellschaft Coudenhove-Kalergi. Wien / Graz: NWV − Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2010
  • Richard Coudenhove-Kalergi: Ausgewählte Schriften zu Europa. Wien / Graz: NWV − Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2006
  • Anita Ziegerhofer-Prettenthaler: Botschafter Europas. Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger und dreißiger Jahren. Wien [u. a.]: Böhlau 2004
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992

Weblinks