Zwangsarbeiterlager Mengergasse 33

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Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution Zwangsarbeiterlager
Datum von 1944
Datum bis 1945
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57549
GND
WikidataID
Objektbezug Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien, Juden, Meidling, NS-Zeit
Quelle
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri

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Frühere Adressierung
  • Lager Mengergasse (1944, bis: 1945)

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48° 15' 22.13" N, 16° 24' 36.06" E  zur Karte im Wien Kulturgut

In 21., Mengergasse 33, Ostmarkgasse 30 sowie Mengergasse 35 befand sich von 1944 bis 1945 das vermutlich auch als "Lager XXI" bezeichnete Lager für ungarisch-jüdische Deportierte und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der nationalsozialistischen Zeit.

Das Lager bestand mindestens ab Anfang Juli 1944 bis April 1945. Das "Lager Mengergasse" umfasste zumindest das Gebäude einer städtischen "Jungen- und Mädchen"-Hauptschule (im Handbuch des Reichsgaues Wien 65/66 für 1944 mit Hauptadresse Ostmarkgasse 30), offenbar auch das daneben befindliche Kindergartengebäude (jetzt Volksschule und Hort Mengergasse 33 und Kindergarten Mengergasse 35). Die heute noch bestehende Benennung Ostmarkgasse 30 war laut 1944 auch Standort einer "Hilfsschul"-Expositur (zugehörig zur Hilfsschule 21., Leopold-Ferstl-Gasse 9).

Die Betroffenen wurden in Viehwaggons über Strasshof in das Lager deportiert. Laut einer Auflistung aus dem Sommer 1944 waren im Lager Mengergasse 639 Menschen ungarisch-jüdischer Herkunft interniert, darunter 303 Frauen, 137 Männer und 199 Kinder. Von den 639 Personen wurden 283 als "arbeitsfähig" eingestuft (44 Prozent).

Am 27. Oktober 1944 bestätigte die Bauunternehmung Leo Arnoldi (19., Peter-Jordan-Straße 74) einem im Lager Mengergasse untergebrachten "Jupomann", der Zionstern und Jupobinde tragen musste (Jupo war die Judenpolizei, das waren Ordner mit wenigen Befugnissen), dass er auf der rund einen Kilometer entfernten "Baustelle Wien XXI., Töllergasse 8 eingesetzt" war und für "Botengängen und Kanzleiarbeiten" verwendet wurde. Daneben wurden Personen (wohl meist Männer) aus dem Lager Mengergasse zur Zwangsarbeit in Baufirmen wie Adalbert Kallinger (21., Brünner Straße) und anderen Stellen vor allem in Floridsdorf sowie hauptsächlich Frauen und Kinder (in einer eigenen "Kinderbrigade") für Aufräumarbeiten nach Luftangriffen eingesetzt.

Auch im Volksgerichtsakt von Dr. Siegfried Seidl befindet sich eine Liste eines jüdischen Arztes, der diese 1946 als Zeuge im Prozess gegen Seidl vorgelegt hat.[1] Es handelt sich dabei um Lager ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Bezirken 10 bis 25 und außerhalb Wiens sowie die Firmen, denen die Lager zugeordnet waren. Demnach befand sich an der Adresse Megergasse 33-35 ein Lager für ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der Firma "Mörtinger & Tades Baumeister VI. Getreidemarkt 7". Die Firma bediente sich der Arbeitskraft von 70 Personen (18 Männer, 50 Frauen und 11 Kinder), von denen anfangs 43 als "arbeitsfähig" eingestuft waren.

Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien, Juden

Quellen

Weblinks

Literatur

  • Hermann Rafetseder: Lager und lagerartige Unterkünfte der NS-Zeit in Wien für das Online-Lexikon "Wien Geschichte Wiki", auf Basis von Material des Österreichischen Versöhnungsfonds. 108 Lager-Artikel und vier "Bonus-Tracks", erstellt im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Linz: Eigenverlag 2017
  • Kinga Frojimovics Éva Kovacs: Jews in a "Judenrein" City: Hungarian Jewish Slave Laborers in Vienna (1944-1945). In: Hungarian Historical Review 4/3 (2015), S. 705-736
  • Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen 2014, S. 327 und 601
  • Eleonore Lappin-Eppel: Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen. Wien: LIT-Verlag 2010
  • Eleonore Lappin: Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in Wien 1944/45. In: Martha Keil / Klaus Lohrmann [Hg.]: Studien zur Geschichte der Juden in Österreich. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1994, 140-165
  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1 - Vg Vr-Strafakten: Vr 770/1946: Dr. Siegfried Seidl & Mittäter.