Weihnachtsbräuche

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Der Nikolaus bringt Geschenke und den "Lichterbaum". Franz Xaver Paumgarten: Illustriertes Erinnerungsbüchlein für die Wiener Kaufmannsfamilie Carl Baumann, 1820
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Objektbezug Weihnachten
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.12.2021 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Christbaum1.jpg
Bildunterschrift Der Nikolaus bringt Geschenke und den "Lichterbaum". Franz Xaver Paumgarten: Illustriertes Erinnerungsbüchlein für die Wiener Kaufmannsfamilie Carl Baumann, 1820

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Die Art und Weise wie das Weihnachtsfest begangen wird, war im Laufe der Jahrhunderte großen Veränderungen unterworfen. Der Nikolaus- (Advent) und der Weihnachtstag erschienen nicht säuberlich getrennt. Nikolaus, der vom Krampus begleitete Gabenbringer (der später auch einen kleinen Lichterbaum mitbrachte), hatte viel früher seinen festen Platz im Brauchtum als das gabenspendende Christkind. Noch Karoline Pichler berichtet 1817, dass nach alter österreichischer Sitte die Bescherung durch den Nikolaus erfolgte.

Es bleibt daher auch offen, an welchem der beiden Tage (Nikolaustag oder Weihnachten) das Wiener Bürgertum bereits im Spätmittelalter Geschenke, so genannte Ehrengaben, an den Landesfürsten beziehungsweise an verdiene Persönlichkeiten überreichte, die schon im "Fürstenbuch" des Jans Enenkel (13. Jahrhundert), im Gültenbuch (1418) und in den städtischen Kammeramtsrechnungen (15. Jahrhundert) verzeichnet sind.

Genaueres über Weihnachtsbräuche ist erst aus dem 18. Jahrhundert bekannt. Zu den ältesten Bräuchen gehört dabei das "Räuchern" mit Weihrauch. An den Vorabenden des Christ-, Neujahrs-, und Dreikönigstags zogen Geistliche und Kirchendiener von Haus zu haus, um Gespenster und Teufel "auszuräuchern" und wurden dafür mit Speis und Trank bewirtet.

Die Christmette und die Krippenspiele sind als Relikte der alten Weihnachtskultur feste Bestandteile des Brauchtums auf Wiener Boden. Beide "Institutionen" wurden von der Aufklärung heftig bekämpft, blieben jedoch im Volksleben verankert - die Christmette bis heute, die Krippenspiele bis ins ausgehende 19. Jahrhundert. Bevor Christbaum und Bescherung Christnacht (24. Dezember) und Weihnachtstag prägten, war die Christmette der eigentliche Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten. Seit alters war es gebräuchlich, sich vor dem Besuch der Mette bei Unterhaltung und Spiel (Karten-, Würfel- und Pfänderspiele) gesellig zusammenzufinden. Auch Zukunftsbefragungen waren in der Christnacht, die zu den Rauhnächten gehört, üblich. Am beliebtesten waren Wachs- und Bleigießen (diese wurden später auf den Silvestertag verlegt), "Lösselspiele" und andere abergläubische Spiele, wie Ofenlochschauen und Schuhwerfen. Stand die Spitze eines über die Schulter geworfenen Schuhs der Türe zu, so galt dies als Zeichen für eine baldige Heirat. Alle diese abergläubischen, vor allem aber die ausschweifenden Vergnügungen wurden besonders von Autoren der [Joseph II.|josephinischen Zeit]] angeprangert und erbittert bekämpft. Versuche die Christmette abzuschaffen oder auf den frühen Morgen des 25. Dezember zu verlegen scheiterten jedoch[1].

Weihnachtskrippe in einer Aufbahrungshalle auf dem Zentralfriedhof (1938).

Das Symbol der Weihnachtszeit war jahrhundertelang die Krippe gewesen. Die Wurzeln der Krippendarstellung reichen bis ins Mittelalter zurück, wobei die eigentlichen Krippen erst im 16. Jahrhundert von Italien nach Österreich kamen. Ab den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die Krippen durch Christbäume zurückgedrängt und bilden seither nur ein zusätzliches Symbol, dessen Tradition sich in Wien allerdings erhalten hat.

Zusammenstellen einer Weihnachtskrippe (1971).

Der endgültige Sieg des Christbaums über die Krippe fällt in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts. Mit ihm änderte sich auch die Gewohnheit des Schenkens: während bis dahin der Nikolo die Geschenke gebracht hatte und Weihnachten (zumindest nach den Vorstellungen der Geistlichkeit) ein religiös-besinnliches Fest sein sollte, so ist es seither das Christkind, das die Gaben unter den festlich geschmückten Weihnachtsbaum legt.

Zu den Weihnachtsbräuchen gehört auch der Christkindlmarkt.

Christkindlmarkt Am Hof (1901)

Literatur

  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 247-262
  • Felix Czeike: Weihnachtsbräuche im alten Wien. In: Wiener Monatshefte 12 (1965), S. 24 ff.
  • Felix Czeike: Advent- und Weihnachtsbräuche im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 220 ff.
  • Wiener Geschichtsblätter 46 (1991), S. 35 ff.
  • Felix Czeike: Krippen als Weihnachtssymbol. In: Wienmagazin 12 (1990), S. 26

Einzelnachweise

  1. Felix Czeike: Advent- und Weihnachtsbräuche im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 225.