Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.3

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Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 3, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.3 - Concursprojekt Nr. 3
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43874
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Wettbewerbsprojekt Nr. 4.jpg
Bildunterschrift Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 3, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.3 - Concursprojekt Nr. 3

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Devise: Meister rührt sich und Geselle, in der Ordnung heil’gem Schutz; jeder freut sich seiner Stelle, biethet dem Verräther Trutz. Schiller.
Verfasser: unbekannt

Der namentlich nicht bekannte Projektant, der seine Denkschrift in Wien verfasst hatte, war offensichtlich ein Kenner der lokalen Verhältnisse. Seine nicht sehr umfangreichen Wettbewerbsunterlagen wurden am 12. Juli 1858 im Ministerium des Innern abgelegt. [1] Das Projekt wurde bei der Sitzung der Beurteilungskommission am 30. Oktober 1858 besprochen und der Berichterstatter, Sektionsrath Franz Matzinger, überbrachte den Entscheid, dass das "Projekt bei der Preisvertheilung nicht zu berücksichtigen" [2] wäre.

Städtebaulicher Entwurf

Wettbewerbsprojekt Nr. 3.

Schon in der Einleitung seiner Denkschrift führt der Verfasser aus: "Wir halten dafür, daß bei einer so großen Stadt, die Residenz eines der größten Herrscher Europas vor Allem für freie Luftcirculation für entsprechende Abfuhr der Abfälle für reiche Zufuhr fließenden Wassers als belebendes Element und für sinnige Baumpflanzungen an jedem freien Platze zur Förderung der Gesundheit der Einwohner zu sorgen sei." Sein Lösungsansatz für die bessere Luftsituation lautet dann auch sofort: "Für die freiere Luftcirculation wird durch die theilweise Abtragung der Basteimauern, und durch Öffnung neuer Communicationen gesorgt." Letztere waren für ihn Verbindungsstraßen zwischen der inneren Stadt und der Vorstädte. Für die innere Stadt schlug er wenige Abbrüche und geringe Straßenkorrekturen vor. Die kaiserliche Burg wollte er freistellen und dadurch städtebaulich hervorheben. Über die Gestaltung des Exerzierplatzes schrieb er: "Eine grüne Hegge und Bäume umringen den regelmäßigen Exerzierplatz, welcher hinwieder durch die neuen Gebäude für die Arcieren-Leibgarde etc. durch die Votivkirche und das Universitäts-Gebäude, so wie durch die neuen Gebäude neben dem Franzens- und dem Schottenthore, eine reitzende Einfaßung erhält." Die Donauregulierung thematisiert der Projektant nur in der Denkschrift, bezog dort aber eindeutig Stellung, indem er diese Arbeiten als unerlässlich und für die Stadterweiterung unbedingt notwendig erachtete, denn "die Haupt- und Residenzstadt würde sich dann leicht und schnell bis zum geregelten Hauptstrom ausdehnen können." Der Verfasser stellte von Anfang an klar, dass er mit dem vorhandenen Stadtkörper so schonend wie möglich umgehen wollte. Dies äußert sich besonders in den zurückhaltenden Demolierungsvorschlägen zur Stadtmauer, die er an mehreren Stellen beibehalten wollte. Seine Vision vom zukünftigen Wien war von einem Hang zum Pittoresken geprägt. "Die vier erhöhten Punkte, nemlich am Paradeisgarten, an der Bastion beim Fürst von Coburg’schen Palais an der Franz-Josefs-Kaserne, und an der Schottenbastey würden eine malerische Gruppierung, und eine wohlthätige Unterbrechung an den flachen Linien der sonstigen Umgebung gewähren, und dabei den Charakter einer wohl überdachten Unregelmäßigkeit im Kerne der Residenzstadt festhalten […]." Darüber hinaus forderte er öffentliche Brunnen an erhöhten Stellen und vor "abgestumpften Häuserecken", aber auch, "daß an den neuen Häusern längs der Quai-Straße, längs der Gürtelstraße, und endlich an allen die Stadt mit den Vorstädten verbindenden Hauptstraßen Laubgänge von 12’ Breite, und 24’ Höhe, errichtet werden."
Der Projektant bezeichnete seinen Stadtentwurf einmal als harmonisches Ganzes und an anderer Stelle schrieb er von "einem zusammengehörigen Ganzen", ohne dies jedoch näher zu erklären. Der Autor plante mehrere symmetrische Anlagen, etwa beim Theater vor "Neu-Wien", entlang der Achse von der neuen Brücke zum Palais Schwarzenberg oder in der Anlage zwischen Hofburg und Hofstallungen. Gleichzeitig gelang es ihm durch bewusst gesetzte Asymmetrien einen interessanten städtebaulichen Entwurf zu erstellen.
Am Ende seiner Denkschrift gab der Wettbewerbsteilnehmer die "Hauptgrundsätze" an, die sein Projekt prägten. Zur Gebäudehöhe blieb er vage, setzte jedoch die Anzahl der Etagen fest. "In den neuen Stadttheilen dürfen die neuen Gebäude nicht mehr als 3 Stöcke nebst Mezanin, erhalten. Die Höhe der Stockwerke und Mezzanine oberhalb der Laubgänge, wo solche stattfinden, und alle die gleiche Höhe haben sollen ist frei gestellt, und nur ist sie den sonstigen Dimensionen der einzelnen Gebäude anzupaßen."
Der Projektant reduzierte die geforderten 40 Klafter Breite für den Wiener Boulevard auf 30 Klafter. Trotz dieser Verringerung würde man das Referenzbeispiel Paris immer noch überbieten und gleichzeitig einen grandiosen Straßenzug in Wien einführen können.


Stellenwert

Der Projektant schlug einen die ganze Stadt umlaufenden Boulevard vor, der über oder knapp vor dem ehemaligen Stadtgraben lief. Dadurch schuf er Platz für eine schmale, aber bis zu zwei Blöcke tiefe Verbauung auf dem neu gewonnenen Terrain innerhalb des Boulevards. Den Großteil der neuen Straßenverläufe leitete er aus den vorhandenen auf das Glacis mündenden Straßen ab. Dadurch entstanden unterschiedliche Blockgrößen, neue Grundrissdispositionen, deren Wirkung er durch bauliche Arrangements und winkelige Straßenverläufe steigerte und so einen abwechslungsreichen Entwurf erstellte. Über die Vorgabe der Kaserne setzte er sich nicht hinweg, sodass er in diesem Bereich seinen Boulevard im 100 Klafter breiten Raum vor der Kaserne aufgehen ließ.[3]


Siehe auch:


Quellen



Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Fasz. 6143/M. I. 530/1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Wien 2015