Raissa Adler

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Daten zur Person
Personenname Adler, Raissa
Abweichende Namensform Epstein, Raissa; Epstein, Raissa Timofevna
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368697
GND 126802181
Wikidata
Geburtsdatum 9. November 1872
Geburtsort Moskau
Sterbedatum 21. April 1962
Sterbeort New York
Beruf Autorin, Übersetzerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 26.02.2024 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Raissa Adler, * 9. November 1872 Moskau; † 21. April 1962 New York City, Frauenrechtlerin, Autorin, Übersetzerin.

Biografie

Raissa Adler wurde als Raissa Timofejewna Epstein in eine wohlhabende jüdische Familie hineingeboren. Nachdem sie privat unterrichtet worden war, ging sie 1895 zum Studium nach Zürich, da Frauen in Russland damals noch nicht studieren durften. Sie inskribierte Biologie, brach das Studium aber bereits nach drei Semestern ab und übersiedelte nach Wien.

Hier lernte sie Alfred Adler kennen, im Dezember 1897 heirateten sie in Smolensk, im August des darauffolgenden Jahres kam die Tochter Valentina Dina zur Welt. 1901 folgte die Tochter Alexandra, 1905 der Sohn Kurt und 1909 wurde die jüngste Tochter Cornelia ("Nelly") geboren.

In Wien fand Raissa Adler schnell Anschluss an die Frauenbewegung. Da Raissa Adler nicht die Auffassung ihres Mannes über die Rolle der Hausfrau in einem großbürgerlichen Haushalt teilte, entfremdete sich das Ehepaar immer mehr. Trotzdem unterstützte sie ihren Mann beim Aufbau der individualpsychologischen Vereinigung. Durch ihre Freundin Aline Furtmüller lernte sie Leo Trotzki während seines Wienaufenthaltes kennen und freundete sich mit seiner Familie an. Alfred Adler betreute Trotzkis Kinder medizinisch.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Raissa Adler neben Julius Tandler und Margarete Hilferding Mitbegründerin der "Internationalen Arbeiterhilfe". Raissa Adler trat für das Recht auf Mutterschutz ein, wobei ihr das Selbstbestimmungsrecht der Frauen ein wichtiges Anliegen war. Im "Bund gegen Mutterschaftszwang" setzte sie sich für den einfachen Zugang zu Verhütungsmitteln sowie für die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs ein.

Als Ausschussmitglied der "Roten Hilfe" trat sie schließlich der Kommunistischen Partei bei. Unmittelbar nach dem Bürgerkrieg 1934 wurde Raissa Adler wegen ihres politischen Engagements vorübergehend verhaftet. Trotzdem musste Alfred Adler all seine Überredungskunst aufwenden, um seine Frau davon zu überzeugen, Österreich zu verlassen und in die USA zu gehen. Während die Kinder Alexandra und Kurt in den USA in medizinischen Berufen Fuß fassen konnten und Nelly sich hier als Schauspielerin versuchte, war Valentine, die mit ihrem Mann, einem russischen Publizisten, in Berlin gelebt hatte, nach Hitlers Machtergreifung nach Moskau geflohen. In der Sowjetunion wurde sie Opfer der stalinistischen Säuberungen.

Nach dem Tod ihres Mannes wohnte Raissa Adler 1937 vorübergehend in der Schweiz. 1940 kehrte sie in die USA zurück, wo sie zurückgezogen lebte und 1962 starb.

Quellen

  • Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv: Personenmappe Raissa Adler [TP 589]

Literatur

  • Clara Kenner: Der zerrissene Himmel. Emigration und Exil der Wiener Individualpsychologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007
  • Rüdiger Schiferer: Raissa Adler (1872-1962). Von der bürgerlichen Frauenbewegung zum Österreichischen Trozkismus. In: Doris Ingrisch / Ilse Korotin / Charlotte Zwiauer: Die Revolutionierung des Alltags. Frankfurt a. M. [u. a.]: P. Lang 2004.

Weblinks