Aline Furtmüller

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Daten zur Person
Personenname Furtmüller, Aline
Abweichende Namensform Klatschko, Aline; Klacko, Aline; Furtmüller Lina
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 44335
GND 117540595
Wikidata Q1563365
Geburtsdatum 20. Oktober 1883
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1. Dezember 1941
Sterbeort Haverford, Delaware County, Pennsylvania (USA)
Beruf Lehrerin, Kommunalpolitikerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Wiener Gemeindebezirk
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.5.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.11.1923)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (30.11.1923 bis 12.2.1934)

Aline Furtmüller, * 20. Oktober 1883 Wien, † 1. Dezember 1941 Haverford, Delaware County (USA), Lehrerin, Kommunalpolitikerin.

Biografie

Aline Furtmüller wurde als Tochter des aus Russland nach Wien geflüchteten Revolutionärs Samuel Klatschko und dessen Gattin Anna (geborene Lwoff) geboren. Klatschko unterhielt nicht nur Kontakte zur russischen Emigration, sondern auch zu österreichischen Sozialdemokraten wie Viktor Adler. Nach Ablegung der Matura studierte Furtmüller an der Universität Wien von 1903 bis 1904 Französisch mit dem erklärten Wunsch, als Lehrerin beruflich tätig zu werden.

Als Mitglied im Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein, in dem sie seit 1900 verkehrte, kam Aline Furtmüller mit führenden sozialdemokratischen Parteifunktionären wie Karl Renner, Otto Bauer oder Robert Danneberg in Berührung, die den Verein regelmäßig besuchten. Dort lernte Furtmüller auch ihren späteren Ehemann, den Lehramtskandidaten Carl Furtmüller, kennen, den sie 1904 heiratete. Ihm folgte sie ins mittelböhmische Kladno (Kladen), wo Carl Furtmüller 1904 eine Stelle als Gymnasiallehrer erhielt. Aline Furtmüller begriff diesen bis 1909 währenden Zeitabschnitt als "Verbannungsjahre"[1], wurde jedoch selbst pädagogisch aktiv: So gründete sie 1905 eine Ortsgruppe des Vereins Freie Schule und organisierte Vorträge für Arbeiter. Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1909 unterrichtete sie an einer Mädchenmittelschule.

Nach dem Ersten Weltkrieg kandidierte Aline Furtmüller für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 3. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1934 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Aline Furtmüller zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern. Gleichzeitig war sie Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Bezirk. Daneben lud das Ehepaar Furtmüller regelmäßig zu prominent besuchten politischen Diskussionen in die eigene Wohnung ein.

Nach dem 12. Februar 1934 wurde Aline Furtmüller vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime für einige Wochen inhaftiert. Danach entließ man sie, ebenso wie Carl Furtmüller, fristlos aus dem Schuldienst. In der Folge war sie für die illegalisierten "Revolutionären Sozialisten" tätig. Nach dem "Anschluss" im März 1938 emigrierte Aline Furtmüller gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Paris, wo sie Mitglieder des "Kreises österreichischer Sozialisten" in der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten wurden. Nach Beginn der Westoffensive der Deutschen Wehrmacht flüchtete das Ehepaar Furtmüller weiter nach Südfrankreich. Anlässlich eines illegalen Grenzübertritts nach Spanien wurden sie verhaftet und mehrere Monate in spanischen Gefängnissen interniert. Nach ihrer Haftentlassung im Jänner 1941 konnten sie schließlich nach New York emigrieren. Im September 1941 gehörte Aline Furtmüller neben Friedrich Adler und anderen zur Mitunterzeichnerin des Protestes österreichischer Sozialdemokraten im Exil gegen Versuche der Bildung einer österreichischen Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl. Ende Dezember 1941 verstarb Aline Furtmüller in Haverford/Pennsylvania an Leukämie.

1949 wurde ein vor dem Zweiten Weltkrieg errichteter Gemeindebau in der Ziegelofengasse 12–14 in Wien-Margareten auf "Aline-Furtmüller-Hof" umbenannt. Nach dem Tod ihres Ehemannes Carl erfolgte die Änderung des Namens der Wohnhausanlage auf Furtmüllerhof.

Werke

  • Aline Furtmüller: Der Kampf der Geschwister. In: Alfred Adler / Carl Furtmüller [Hg]: Heilen und Bilden. Ärztlich-pädagogische Arbeiten des Vereins für Individualpsychologie. 1. Auflage. München Reinhardt, 1914, S. 262 ff.
  • Aline Furtmüller: Pour jouer en classe! Zwei anspruchslose Reimspiele für das zweite Jahr des Französischunterrichts. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1920
  • Aline Furtmüller: Frauenarbeit und Frauenbewußtsein. In: Käthe Leichter [Red.]: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich. Hg. von der Kammer für Arbeiter und Angestellte. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte 1930, S. 465 ff.
  • Aline Furtmüller: Notre livre de francais. Lehrbuch für deutsche und allgemeine Mittelschulen sowie verwandte Schulgattungen. Drei Bände. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1924 / 1925 / 1930

Literatur

  • Oskar Achs: Zwischen Gestern und Morgen. Carl und Aline Furtmüllers Kampf um die Schulreform. Wien: LIT Verlag 2017
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 956
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918−1934. Wien: 1995
  • Daniela Ritt-Krenek: Aline Furtmüller. Leben und Flucht einer Sozialdemokratin (1883–1941). Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1994
  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emogration nach 1933−1945 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933−1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte / Research Foundation for Jewish Immigration, New York, in Zusammenarbeit mit Werner Röder und Herbert A. Strauss. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Bearbeitet von Dieter Marx Schneider und Louise Forsyth. München [u. a. ]: De Gruyter Saur 1980, S. 210
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861−1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 11.11.2019]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die sozialdemokratischen Gemeinderätinnen von Wien. In: Die Unzufriedene. Eine unabhängige Wochenschrift für alle Frauen, 11.06.1932, S. 4