Olga Wisinger-Florian

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Olga Wisinger-Florian
Daten zur Person
Personenname Wisinger-Florian, Olga
Abweichende Namensform Florian, Olga
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 11414
GND 117412929
Wikidata Q275513
Geburtsdatum 1. November 1844
Geburtsort Wien
Sterbedatum 27. Februar 1926
Sterbeort Grafenegg
Beruf Malerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 20. November 1929
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 21, Reihe G1, Nummer 26
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname OlgaWisinger-Florian.jpg
Bildunterschrift Olga Wisinger-Florian

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Präsidentin im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1900 bis 1916)
  • Vizepräsidentin im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1895 bis 1900)

  • bairische goldene Ludwigs-Medaille für Kunst und Wissenschaft (Verleihung: 1891)
  • Goldene Medaille der Pariser Weltausstellung (Verleihung: 1900)
  • Weltausstellungs-Medaille der Weltaussstellung in Chicago (Verleihung: 1893)
  • Kleine Goldene Staatsmedaille (Verleihung: 1897)
  • Große Goldene Staatsmedaille (Verleihung: 1905)

Olga Wisinger-Florian, * 1. November 1844 Wien, † 27. Februar 1926 Grafenegg, Konzertpianistin, Malerin.

Biografie

Olga Wisinger-Florian kam 1844 als Tochter des Franz Florian, Beamter in der kaiserlichen Kabinettskanzlei, und dessen Ehefrau Anna, geborene List, auf die Welt. Bereits als Kind erhielt sie eine Malausbildung, die sie jedoch nach einigen Jahren aufgab, um sich zur Konzertpianistin auszubilden. Sie wurde von Julius Epstein, dem Lehrer Gustav Mahlers, in Klavier unterrichtet und trat als Solopianistin in Konzerten auf. 1873 musste sie ihre Karriere als Musikerin wegen einer Krankheit, die die Beweglichkeit ihrer Hände beeinträchtigte, aufgeben und wandte sich wieder der Malerei zu.

Im Mai 1874 heiratete sie den rund 20 Jahre älteren, wohlhabenden Apotheker Franz Wisinger, Besitzer der "Apotheke zum Goldenen Adler". Der gemeinsame Sohn Oscar kam im März 1875 auf die Welt. Kurz darauf intensivierte Olga Wisinger-Florian ihre malerische Tätigkeit. Zu ihren Lehrern zählten Melchior Fritsch und August Schaeffer sowie Emil Jakob Schindler, der sie von 1880 bis 1884 unterrichtete. Gemeinsam mit Marie Egner und Carl Moll gehörte sie zum Kreis von Schülerinnen und Schülern, die Schindler in sein Schloss nach Plankenberg bei Neulengbach einlud und mit denen er auch verschiedene Studienreisen, unter anderem nach Duino (1881) oder Břeclav (1882), unternahm.

Als Malerin debütierte Olga Wisinger-Florian 1878 im Wiener Kunstverein. Ab 1881 stellte sie regelmäßig bei den Jahresausstellungen des Künstlerhauses aus. Ab 1883 führte sie ein Schüleratelier; zu ihren Schülerinnen gehörten auch Töchter aus adeligen Kreisen. Olga Wisinger-Florian bemühte sich um Anschluss an die höhere Gesellschaft, deren Vertreter bald auch zu den Käuferinnen und Käufern ihrer Werke zählten. 1886 kaufte Kaiser Franz Joseph I. anlässlich der Jahresausstellung im Künstlerhaus ihre Landschaftsstudie "Wäscherin im Gebirge". 1893 erhielt sie die Weltausstellungs-Medaille für ihr Bild "Morgen am Strand von Abbazia" bei der Weltausstellung in Chicago. Ihr Gemälde "Weiße Rosen" wurde auf der Pariser Weltausstellung 1900 mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Einige ihrer Werke wurden für die kaiserliche Galerie erworben, aber die Künstlerin war auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und beschickte Ausstellungen beispielsweise in München, Berlin, Prag, London oder Paris. Olga Wisinger-Florian zählt zu den wichtigsten VertreterInnen des Stimmungsimpressionismus und den bedeutendsten Landschafts- und BlumenmalerInnen des Fin de Siècle.

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1890 führte sie die Apotheke als Witwenbetrieb weiter. Da die Konzession an die Dauer ihrer Witwenschaft gebunden war, wäre eine neuerliche Eheschließung vermutlich mit ökonomischen Einbußen verbunden gewesen. Olga Wisinger-Florian nahm rege am gesellschaftlichen Leben teil und war ein gern gesehener Gast.

Ihr künstlerischer Erfolg war nicht nur ihrer Begabung als Malerin geschuldet, sondern auch ihrem Talent zur Kommunikation und Vernetzung. Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt einige Korrespondenzen der Künstlerin. Olga Wisinger-Florian thematisierte in Briefen und Tagebuchaufzeichnungen die zeitgenössische, systematische Benachteiligung, die sie aufgrund ihres Geschlechts erfuhr. Sie klagte darüber, dass ihre Bilder schlecht gehängt oder die Künstlerinnen nicht zu Ausstellungseröffnungen eingeladen wurden. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft bildender Künstler Wiens – Künstlerhaus blieb Frauen verwehrt. Olga Wisinger-Florian gehörte gemeinsam mit Marie Egner und Tina Blau zu den wenigen Malerinnen, die bereits zu Lebzeiten erfolgreich waren, die an prominenten öffentlichen Ausstellungen teilnehmen konnten und auch von der Presse positiv wahrgenommen wurden. Besonders mit Marie Egner verband sie eine lange Freundschaft. Gemeinsam mit Marianne von Eschenburg, Susanne Granitsch, Marie Müller, Teresa Feodorowna Ries, Eugenie Breithut-Munk und Bertha von Tarnóczy gehörten beide der Gruppe "Acht Künstlerinnen" an, die in den Jahren 1901 bis 1912 regelmäßig Ausstellungen im Kunstsalon Pisko organisierte. Damit reagierten die acht Malerinnen auf den männlich dominierten Kulturbetrieb, der ihnen vielfach Auftrittschancen und die Mitgliedschaft in angesehenen Vereinen, wie beispielsweise der Secession, verwehrte.

Vermutlich von Beginn an zählte Olga Wisinger-Florian auch zu den Mitgliedern des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Ab 1891 gehörte sie dem Ausschuss des Vereins an und von 1900 bis 1916 stand sie dem Verein als Präsidentin vor. Im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien bildete sich die Freundschaft zu Bertha von Suttner heraus, die sie zu Friedenskongressen in Rom und Bern begleitete. Olga Wisinger-Florian trat Suttner's "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" bei und engagierte sich an ihrer Seite in der Friedensbewegung.

Ab 1895 machten sich zunehmend gesundheitliche Probleme bei der Künstlerin bemerkbar. 1912 zog sie sich nach Grafenegg zurück, wo ihr die Herzogin von Ratibor ein zum Schloss gehörendes Landhaus zur Verfügung stellte. Dort verbrachte die gegen Ende ihres Lebens hin erblindete Malerin ihre letzten Jahre. Nach ihrem Tod, im Dezember 1926, wurde ihr Nachlasse über das Kunsthaus Albert Kende versteigert.

Quellen

Literatur

  • Stella Rollig / Rolf H. Johannsen: Sag's durch die Blume! Wiener Blumenmalerei von Waldmüller bis Klimt. Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 22. Juni bis 30. September 2018 in der Orangerie des Unteren Belvedere, Wien. München: Prestel 2018
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 3565 f.
  • Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938) Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015, S. 327–340
  • Frauen in Bewegung: 1848–1938: Olga Wisinger-Florian [Stand: 27.05.2019]
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2 1892 ff.. Wien: Daberkow
  • Reingard Witzmann [Hg.]: Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900. Wien: Eigenverlag 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125), S. 218
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830-1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 178
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995, S. 124
  • Renate Wagner: Olga Wisinger-Florian. In: Frauenblatt, 13.07.1991, S. 8 f.
  • Wiener Zeitung, 02.03.1926
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 26.02.1951.
  • Wikipedia: Olga Wisinger-Florian

Weblinks