Israelitischer Bethausverein Ansche Emunah

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Bekanntgabe der Änderung der Statuten des Israelitischen Bethausvereins Ansche Emunah, 20. Mai 1930
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1929
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 67551
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdisches Bethaus, Jüdische Geschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Israelitischer Bethausverein Ansche Emunah.jpg
Bildunterschrift Bekanntgabe der Änderung der Statuten des Israelitischen Bethausvereins Ansche Emunah, 20. Mai 1930
  • 20., Karl-Meißl-Straße 2

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48° 13' 45.39" N, 16° 22' 18.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Israelitische Bethausverein Ansche Emunah (=Männer des Glaubens) wurde 1929 in Wien gegründet und unterhielt bis 1938 in 20., Karl-Meißl-Straße 2/30 ein jüdisches Bethaus und Vereinslokal. Die Proponenten Eisig Nussbaum, 1929 wohnhaft in 20., Karl-Meißl-Straße 11, Abraham Schmarak, 20., Karl-Meißl-Straße 9/24, Rubin Gromer, 20., Staudingergasse 9 und andere reichten die Statuten im Juli 1929 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck war „die Pflege des religiösen Lebens im Sinne der jüdisch religiösen Tradition“ (Statut 1929, § 2). „Der Zweck des Vereines wird erreicht 1.) Durch organisatorische Zusammenfassung traditionstreuer Juden, 2.) durch Abhaltung von Lehrkursen an Samstagen im Vereinslokale, 3.) durch gesellige Veranstaltungen, 4.) Durch Unterhaltung einer Bibliothek“ (§ 3). „Ordentliches Mitglied“ konnte „jeder männliche Jude, der in Gesinnung und Lebenswandel auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums steht" und "das 20. Lebensjahr vollendet hat (…)" werden. (§ 4).[1] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Vereinsauflösung 1938, Novemberpogrom

Das Bethaus des Vereins Ansche Emunah wurde bereits am 1. März 1938 geschlossen und war zur Zeit der Machtübernahme der Nationalsozialisten bereits ohne Vermögen. Während des Novemberpogroms wurde das Bethaus geplündert. Die amtliche Auflösung sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf der Jahre 1938 und 1940. [2]

Vereinsvorstand 1938

Bedeutende Rabbiner

Der Rabbiner des Vereins Ansche Emunah war Israel Leib Rabin, , † 21. Dezember 1962 New York.[5]

Nachkriegszeit

Im Jahr 1963 stellte Chana Rabin, *16. September 1885 Baligrod, Polen, 1938 wohnhaft 20., Karl-Meißl-Straße 30/2, 1963 wohnhaft 2., Lilienbrunngasse 8/15 einen Antrag an den „Fonds zur Hilfestellung an politisch Verfolgte, die ihren Wohnsitz und ständigen Aufenthalt im Ausland haben (Hilfsfonds)“ wegen „Berufsschaden“. Sie wies sich als „Inhaberin und Leiterin des Bethauses Ansche Emunah" aus. Sie war die Witwe des „Vereinsrabbiners“ des Vereins „Ansche Emunah“ Israel Rabin. Der „Fonds zur Hilfestellung politisch Verfolgter, die ihren Wohnsitz und ständigen Aufenthalt im Ausland haben (Hilfsfonds)“ schrieb daraufhin am 26. April 1963 an die Magistratsabteilung 62, welche am 22. Mai 1963 antwortete, dass Chana Rabin in den Vereinsakten nicht vorkommt und keine solche Funktion von ihr darin angegeben ist. [6] Am 24. Juni 1963 suchte Chana Rabin, *16. September 1885 aus ihrem Exilland USA um Leistungen nach dem Opferfürsorgegesetz an. Daraus geht hervor, dass Rabbiner Israel Leib Rabin 1934 in die USA, nach New York gefahren sei und wegen des Anschlusses 1938 nicht mehr zurück nach Wien konnte und Chana Rabin das Bethaus mit ihren Töchtern Chaja und Tauba Chawa allein betrieben habe. An jüdischen Feiertagen kamen bis zu 100, an Freitagen und Samstagen 30 Betende jeweils zweimal täglich in das Bethaus. Das Einkommen der Familie Rabin daraus betrug 400 Schilling. Nach dem Anschluss wurde das Bethaus sofort geschlossen und die Rabins verloren ihre Existenz. Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 wurden ihnen „alle wertvollen religiösen Einrichtungen (…) sowie auch wertvolle unersetzbare religiösen Werke“ (…) weggenommen. Im Jahr 1939 wurden die Rabins zwangsweise in eine Sammelwohnung in 2., Lilienbrunngasse 8/15, wo sie ein Zimmer erhielten, umgesiedelt. Im Jahr 1941 gelang ihnen die Flucht nach Cuba. Chana Rabin schrieb in ihrem Antrag: "Mein Bethaus Ansche Emunah (...) wurde mir im Jahre 1938 (...) konfisciert, von welchem ich und meine Familie mein ganzes Einkommen gezogen habe (sic!). Ich musste im August 1941 auswandern, bin seit damals krank, und konnte nie mehr wieder einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Seit Dec. 1962 bin ich Witwe (...)". Daraufhin erkundigte sich die zuständige Magistratsabteilung 12 - Wien Sozial (1902-2003) am 4. Juli 1963 bei der Israelitischen Kultusgemeinde danach, "ob es 1938 private Bethäuser in Wien gab und ob aus deren Inanspruchnahme der Besitzer seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte (...)". Die Kultusgemeinde antwortete am 20. August 1963, dass es "Vereinsbethäuser", bei denen die „Besucher einen Beitrag gezahlt" hätten, um den Vorbeter etc. zu bezahlen, gegeben habe. Die Magistratsabteilung 12 Wien scheute sogar keine Mühe, in den Häusern 20., Karl-Meißl-Straße 1 und 2 Nachschau zu halten, ob es tatsächlich dort ein Bethaus gab . Eine ältere Bewohnerin erinnerte sich, dass in den Wohnungen der Türnummern 44 und 45 ein „Betraum“, wo „anschließend ein Rabbiner“ wohnte, war. Die Hausverwaltung gab lediglich Auskunft, dass die Wohnung, Tür Nr. 30 bis 1938 an die Rabins vermietet war. Dort soll sich auch das Bethaus befunden habe. Das Antragsverfahren zog sich bis 1964 hin. Chana Rabin musste einen Zeugen finden, Dokumente und Nachweise schicken. Im August und September 1964 erhielt Chana Rabin einen Opferausweis und eine Entschädigung in der Höhe von 10.000 Schilling zuerkannt. Enttäuscht schrieb sie am 19. Oktober 1964 aus New York eine Berufung: „Der Betrag von Zehntausend Schilling ist für diese große Verluste (sic!), die ich und meine zwei Töchter erlitten haben, überhaupt gar keine Vergütung“. Der Berufung wurde keine Folge gegeben mit der Begründung, dass es für alle Einkommensverluste 10.000 Schilling bezahlt würden. Auf die individuellen Schicksale ging man nicht ein.<ref> Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 208, A 36: Rabin Channa, geb. 16.9.1885

Quellen

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 127.
  • Jahresberichte der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1932, 1936.
  • Jüdisches Jahrbuch 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 102.

Einzelnachweise