Hoher Markt 4

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1310
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Schuhhaus, Leinwandhaus
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Franz Klimscha, Gustav Pawek
Prominente Bewohner
PageID 32584
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 30.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
  • 1., Hoher Markt 4
  • 1., Landskrongasse 8

Frühere Adressierung
  • Nr.: 526 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 544 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 585 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 38.94" N, 16° 22' 21.04" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1, Hoher Markt 4 (Konskriptionsnummer 544), Landskrongasse 8; bis 1945 zusätzlich Camesinagasse 1.

Auf dem heutigen Grundstück befanden sich das Leinwandhaus und das Schuhhaus. Am 25. September 1428 werden auf demselben Grundstück noch zwei weitere Häuser erwähnt, die der Spitalmeister des Bürgerspitals für dieses kaufte. Sie wurden vermutlich zur Vergrößerung des Leinwand- und des Schuhhauses herangezogen. Das Schuhhaus wird bereits im Jahr 1310 erwähnt und ist wahrscheinlich mit dem „Irchhaus“ gleichzusetzen. Unter Irchern verstand man in dieser Zeit die Weißgerber. Ab dem 15. Jahrhundert befanden sich alle Gebäude im Besitz des Bürgerspitals, das diese um 1630 an den Bürgermeister Daniel Moser teils verkaufte, teils verschenkte. Spätere Besitzer waren der Bürgermeister Konrad Bramber und der Handelsmann und Rat des Äußeren Mathias Voltsberger, der Mitte des 17. Jahrhunderts am bereits sehr desolaten Gebäude Bauarbeiten vornehmen ließ. In einem Brief an den Kaiser schreibt er, dass er die Liegenschaft „bereits mehristen Theils in eine solche Perfection gebracht [habe], das sie andern Häusern gleich und wie der Augenschein zeigt, den Platz zieret ... “ (Kallbrunner Josef: Wohnungssorgen im alten Wien, S. 53 f.). An Voltsberger erinnert ein schönes Grabmal im nördlichen Seitenschiff des Stephansdomes.

Für die Jahre 1630 und 1758 fehlen genaue Daten, im Suttingerplan von 1684 erscheinen das Leinwandhaus und das Schuhhaus bereits zu einem verbaut. 1683 gibt es jedoch Hinweise auf zwei Häuser, 1701 wird wieder nur mehr eines genannt. Fest steht jedoch, dass beide Häuser seit 1640 besitzrechtlich vereint waren. Am 22. August 1712 wurde das Haus von dem Ratsherren und Tuchhändler Franz Jakob Ferner (1671-1712) erworben, der es noch im selben Jahr seiner Witwe Anna Katharina, geboren Barath (1774-1728) vermachte. Nach deren Tod am 14. Juli 1728 kam es an ihre sieben Kinder, die sich 1730 verglichen und es ihrem Bruder Franz Joseph Ferner überließen. Von 1730 bis 1741 waren Mitglieder der Familie Ferner die Vermieter des hofbefreiten Perückenmachers Johann Peter Keller, des zukünftigen Schwiegervaters von Joseph Haydn. Kellers Tochter Maria Anna Theresia Keller, Haydns spätere Ehefrau, wurde am 25. September 1730 im "Fernerischen Haus" geboren. Spätestens im Jahr 1775 waren die Gebäude zu einem verbaut, das 1877 die Erste österreichische Spar-Casse kaufte. Das Gebäude wurde beim großen Brand im April 1945, dem außer dem Haus Hoher Markt 5 die ganze Südseite des Hohen Marktes zum Opfer fiel, zerstört. Da die öffentliche Sicherheit gefährdet war, wurde die Ruine als erstes von 350 einsturzgefährdeten Wiener Gebäuden von amerikanischen Fachleuten gesprengt.

Neubau

1949/1950 wurde das heutige Gebäude nach Plänen von Franz Klimscha und Gustav Pawek errichtet. Dabei wurde die ehemalige Camesinagasse überbaut und durch einen Durchgang ersetzt. In Erinnerung an das alte Leinwandhaus wurde eine darauf hinweisende Skulptur aufgestellt und das Haus mit zwei Gedenk-Reliefs geschmückt.

Auf dem Relief links vom Eingang wird die älteste Ansicht des Hohen Marktes nachbildet, die erklärende Inschrift lautet: "Hier standen im 15. Jahrhundert das Leinwandhaus, die Verkaufsstelle und Börse der Leinwandhändler und das Zunfthaus der Schuster, das Schuhhaus, begrenzt vom Linnengässchen und der Schranne. Beide Zunfthäuser wurden im 16. u. 17. Jahrhundert als Schuldenarrest und Richtstätte verwendet. 1861 erstand ein neues Gebäude das 1877 von der Ersten Österreichischen Spar-Casse erworben wurde. Dieses fiel 1945 Bomben und Feuer zum Opfer und wurde in den Jahren 1949/50 durch die Erste Österreichische Spar-Casse aufgebaut, wobei die Camesinagasse, früher Linnengässchen, in die Bauchfläche einbezogen wurde."

Auf dem Relief rechts vom Eingang, das von Franz Waldmüller geschaffen wurde, ist neben einer Darstellung von Soldaten der 10. Legion in Vindobona zu lesen: "Der Baugrund des Hauses Hoher Markt 4 liegt innerhalb der einstigen römischen Lagerfestung Vindobona. Dieses Legionslager wurde um 100 n. Chr. von der 13. und 14. Legion erbaut. Das Haus überdeck an dieser Stelle teilweise die ehemalige Lagerhauptstraße, Via Principalis, die von der Hohen Brücke im Zuge der heutigen Landskrongasse verlief. Reges militärisches Treiben verschiedener Legionen spielte sich in diesem Umkreis ab. Besonders lange, von 115 n. Chr. Geb. bis zum Zusammenbruch der Römerherrschaft in unseren Gegenden, 4./5. Jahrhundert, verblieb die 10. Legion in Vindobona.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

im Leinwandhaus:

  • Leinwater
  • Bierausschank

im Schuhhaus:

  • Schuster
  • Weißgerber (nicht sicher)

Literatur