Historischer Atlas von Wien – Flächennutzung, Landbesitz und politisches System

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WStLA, Historischer Atlas von Wien, 4.2.1.2.: Grenzen im Wiener Raum
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Bildunterschrift WStLA, Historischer Atlas von Wien, 4.2.1.2.: Grenzen im Wiener Raum

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Seit den städtischen Anfängen spielten Grenzen im Wiener Raum für die Stadtentwicklung eine zentrale Rolle. Schon das ummauerte Römerlager Vindobona bildete einen Kern der hochmittelalterlichen Stadt, die freilich deutlich über diesen Kern hinaus wuchs. Mit der Stadterweiterung um 1200 war dieser begrenzt, doch griff der Burgfrieden weit in den Bereich der Vorstädte und Vororte hinaus. Innerhalb der Stadtmauern bildeten sich Viertel. Weitere wichtige Grenzen definierte der 1704 errichtete Linienwall und die Katastralgemeindegrenzen von 1829 bzw. aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser außerhalb der Stadtbefestigungen gelegenen Zone spielten bis 1848 Grundherrschaften eine zentrale Rolle, wenngleich in der frühen Neuzeit die Stadt über einen Teil der Vorstädte die Herrschaft übernahm. Für die Zeitschnitte 1779 und um 1825 bietet sich gleichwohl ein komplexes grundherrschaftliches Besitzmuster in den Vorstädten und Vororten. Ende des 18. Jahrhunderts spielte der Magistrat zwar bereits eine dominante Rolle, doch waren kirchliche Grundherren (Schotten, Klosterneuburg) und das Bürgerspital noch immer bedeutsam. Auch von der Grundherrschaft bereite Flächen existierten in größerer Zahl. Diese Situation bestand bis zum Ende der Grundherrschaften 1848 fort. Für die Flächennutzung der im Vormärz erstellte Franziszeische Kataster eine präzise Grundlage. Dabei zeigt sich der Vordringen gewerblich-industrieller Nutzungen rund um die Industrialisierungsachsen. Eine besonders detaillierte Darstellung der Flächennutzung mit Bezug auf Wohngebäude, öffentliche Bauten und Bauart unter Einbeziehung der Vororte liefert der Katasterplan von 1863. Die Flächennutzung der entwickelten Industriestadt spiegelt sich in der bezirksweisen, georeferenzierten Aufbereitung für das Jahr 1920 (mit Ausnahme der Bezirke 13 und 21). Zu diesem Zeitpunkt wird auch bereits die flächendeckende Ausbreitung des gründerzeitlichen Wohnbaus erkennbar.

Die Veränderungen des politischen Systems und dessen Entwicklung vom Kurien- zum allgemeinen, gleichen Wahlrecht zeigen die Karten zu den Gemeinderatswahlen der Jahre 1891-1932. Dabei wird der Wandel von der liberal zur christlichsozial und schließlich sozialdemokratisch dominierten Stadtregierung erkennbar. Während die Wahlen zu den Gemeinderatswahlen 1891 in den ersten beiden Wahlkörpern, in denen Höchstbesteuerte, Beamte und Angestellte wahlberechtigt waren, dominierte in allen Bezirken mit Ausnahme der Bezirke 16-18 die liberale Fortschrittspartei. Im politisch bedeutungslosen dritten Wahlkörper war bereits die antiliberale Opposition im Vormarsch. Eine erste große Wende brachten die Gemeinderatswahlen 1895 in deren weiterer Folge 1897 die Christlichsoziale Partei unter Karl Lueger zur stärksten politischen Kraft wurde und dies bis zum Ende der Monarchie blieb. Ab den Gemeinderatswahlen 1900 gelang es den Sozialdemokraten im 4. Wahlkörper allmählich in den Arbeiterbezirken lokale Mehrheiten zu erlangen, was allerdings hinsichtlich der politischen Kräfteverhältnisse wie sie durch das Wahlrecht vorgegeben waren nichts Wesentliches änderte. Die Gemeinderatswahlen in der Ersten Republik bis zur Beseitigung demokratischer Verhältnisse durch das Dollfuß-Schuschnigg-Regime waren dann im Rahmen des allgemeinen, gleichen und freien Frauen- und Männerwahlrecht durch die klare Sozialdemokratische Mehrheit gekennzeichnet. Lediglich in den bürgerlichen Bezirken 1, 4 und 6-8 konnte die Christlichsoziale Partei bis einschließlich 1927 Mehrheiten auf Bezirksebene halten, ehe 1932 alle Bezirke sozialdemokratisch regiert waren. Auf der staatlichen Ebene waren es die Wahlen von 1897, 1901 und schließlich 1907 die in das allgemeine, gleiche Männerwahlrecht mündeten. Sie erbrachten ähnliche Ergebnisse, wobei im Rahmen des allgemeinen gleichen Männerwahlrechts im Jahr 1907 die Bezirke 10, 11, 14, 16, 20 und 21 sozialdemokratische Mehrheiten aufwiesen. 1911 kamen die Bezirke 3, 5 und 12 dazu. Die Geschichte der Wiener Wahlergebnisse in der Republik Österreich sind für die 1. Republik von der konstituierenden Nationalversammlung 1919 bis zur letzten demokratischen Wahl im Jahr 1930 dargestellt. Die Mehrheitsverhältnisse entsprechen dabei weitgehend jenen der Gemeinderatswahlen.

siehe auch Historischer Atlas von Wien

Karten

Stadtentwicklung und Flächennutzung 1770-1868

Flächennutzung 1920

Grenzen und Grundherrschaften 1779-1900

Wahlergebnisse 1891-1932

Literatur

  • Ferdinand Opll, Alte Grenzen im Wiener Raum (Kommentare zur Historischen Atlas von Wien 4), Wien-München 1986
  • Walter Sauer, Grund-Herrschaft in Wien 1700-1848. Zu Struktur und Funktion intermediärer Gewalten in der Großstadt (Kommentare zur Historischen Atlas von Wien 5), Wien 1993
  • Maren Seliger, Karl Ucakar, Wahlrecht und Wählerverhalten in Wien 1848-1932. Privilegien, Partizipationsdruck und Sozialstruktur (Kommentare zur Historischen Atlas von Wien 3), Wien-München 1984