Helene Scheu-Riesz

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Daten zur Person
Personenname Scheu-Riesz, Helene
Abweichende Namensform Scheu-Riess, Helene
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 7416
GND 117222836
Wikidata Q1350058
Geburtsdatum 18. September 1880
Geburtsort Wien
Sterbedatum 8. Jänner 1970
Sterbeort Wien
Beruf Schriftstellerin, Verlegerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum 30. Jänner 1970
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 8, Ring 3, Gruppe 1, Nummer 15
  • 13., Larochegasse 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Helene Scheu-Riesz, * 18. September 1880 Wien, † 8. Jänner 1970 Wien, Schriftstellerin, Verlegerin.

Biografie

Helene Riesz war das einzige Kind des Olmützer Weinhändlers Adolf Riesz. Als das Mädchen neun Monate alt war, zog die Familie nach Klosterneuburg. Helene besuchte die erste Gymnasiale Mädchenschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung in Wien und arbeitete dann als Sprachlehrerin. Daneben war sie vor allem publizistisch tätig und schrieb für verschiedene Wiener Zeitungen. 1904 veröffentlichte Helene Scheu-Riesz ihren ersten Roman "Werden".

Im selben Jahr trat sie aus dem jüdischen Glauben aus und heiratete den Juristen Gustav Scheu. 1909 trat Helene Scheu-Riesz in die evangelische Kirche ein. 1905 und 1912 wurden die beiden Kinder des Ehepaares Scheu, Friedrich und Elisabeth, geboren.

Nach Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert betrieben Helene Scheu-Riesz und ihr Mann einen Salon, in dem unter anderen Alban Berg, Anton von Webern, Oskar Kokoschka, die Schauspielerinnen Elisabeth Neumann-Viertel und Helene Weigel, Arnold Schönberg und Adolf Loos verkehrten. Von Letzerem ließen sie auch ihr Haus in der Larochegasse 3 in Hietzing planen.

Die Schriftstellerin engagierte sich auch in der Frauenbewegung. Bereits 1900 gründete sie gemeinsam mit Yella Hertzka, Margarete Jodl, Marie Lang und Dora von Stockert-Meynert den Ersten Wiener Frauenklub. Später schloss sie sich sozialdemokratischen Frauenorganisationen an und unterstützte die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Daneben arbeitete sie weiterhin als Publizistin und Übersetzerin.

Ein wesentliches Anliegen von Helene Scheu-Riesz, die mit Eugenie Schwarzwald befreundet war und der Reformpädagogik nahestand, war es auch, Kinder und Jugendliche mit guter Literatur zu versorgen. Einerseits setzte sie sich theoretisch mit dem Thema auseinander und verfasste etwa für Zeitungen Ratgeber und Rezensionen, andererseits schrieb und übersetzte sie selbst Kinderbücher, gab von 1905 bis 1907 die Buchreihe "Jugendspiegel" und ab 1910 "Konegens Kinderbücher" heraus. 1923 gründete sie den Sesam-Verlag, um preisgünstige Literatur für Kinder und Jugendliche veröffentlichen zu können.

Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes ging Helene Scheu-Riesz 1937 in die USA, wo ihre Tochter bereits erfolgreich ein Architekturstudium abgeschlossen hatte. Auch hier gründete sie einen Verlag und arbeitete als Übersetzerin. 1954 kehrte sie in ihr Haus in Hietzing zurück und versuchte wieder, im Verlagswesen Fuß zu fassen. Weiterhin war sie an Schulfragen interessiert und widmete sich der Förderung des künstlerischen Nachwuchses wie etwa als Mitinitiatorin der "Dramatischen Werkstatt" (für junge Bühnenschriftsteller und Regisseure) in Salzburg oder der "Emil Hertzka-Gedächtnisstiftung" (für junge Komponisten).

Helene Scheu wurde auf dem Zentralfriedhof im Ehrengrab ihres Mannes Gustav beigesetzt.

Literatur

  • Lore Brandl-Berger u.a.: Frauen in Hietzing. Wien 2014−2016, Infokarte Nr. 27.
  • Susanne Blumesberger [Hg.]: Helene Scheu-Riesz (1880−1970). Eine Frau zwischen den Welten. Wien: Präsens Verlag 2005
  • Österreichische Nationalbibliothek / Susanne Blumesberger [Red.]: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 3. München: Saur 2002
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Daniela Wessely: Der Verlag von Carl Konegen in Wien unter Berücksichtigung der Verlagslandschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1997
  • Rathaus-Korrespondenz, 15.09.1950

Weblinks