Gutenbergkino

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1915
Datum bis 1972
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57789
GND
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Objektbezug
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  • 3., Rennweg 87

Frühere Adressierung

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48° 11' 31.83" N, 16° 23' 41.39" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Rennweg am Generalstadtplan von 1912

Das Gut(t)enbergkino (3., Rennweg 87, Ecke Oberzellergasse 22) wurde 1915 gegründet und hatte laut eingereichtem Plan einen schmalen Saal mit 159 Sitzplätzen, der Fassungsraum wurde jedoch bereits 1915 für 210 Sitzplätze genehmigt und diese auch mehrmals angeführt (unter anderem 1919, 1920, 1922 und 1934) mit 210 Sitzplätzen festgestellt wurde.

Gründung bis Arisierung des Gutenbergkinos

Erste Inhaberin der Kinematografenlizenz wurde am 6. November 1915 Marie Seidl (1., Schwertgasse 3), die den Antrag "einverständlich mit Frau Marie Sandmann, Eigentümerin des Hauses Konsk.-Nr. und Grundbuchs-Einl.-Z. 1362 des III. Bezirkes, Or.-Nr. 22 Oberzellergasse, Ecke Rennweg die angesuchte Bewilligung, in diesem Hause bauliche Umgestaltungen vorzunehmen [...]"[1]

Am 2. Jänner 1919 wurde in der Sitzung des I. Senates die Übertragung der Kinolizenz auf Leontine Herzog (geborene Steiner, *10. Jänner 1877 in Seitz, Tschechoslowakei, wohnhaft 2., Praterstraße 22) diskutiert (die den Betrieb schon seit 1. Juni 1918 führte), in der von einem Begutachter auch angemerkt wurde, dass im Bezirk "bereits eine grosse Anzahl von Kinos [bestehen], welche sich gegenseitig schwere Konkurrenz machen und sich an Schundvorstellungen überbieten. Im vorliegenden Falle wurde ausserdem die Konzession erst vor wenigen Jahren von Marie Seidl erworben und soll nun in einem günstigen Zeitpunkte offenbar mit grossen Gewinne weitergegeben werden."[2] Dennoch wurde Leontine Herzog im Jänner 1919 die Kinolizenz erteilt.

Das Kino schien so gut zu laufen, dass bei einer "Unvermutete[n] Revision" festgestellt wurde, dass das Kino stark überfüllt ist. Trotzdem sind noch auf der Gasse eine Menge Leute angestellt, die Einlass begehren. Einige drängten sich auch in den überfüllten Raum hinein." Da zusätzliche Sessel, die den "Verkehr" behinderten, wurden darauf hingewiesen, dass "[d]er genehmigte Fassungsraum von 210 Plätzen [...] nicht überschritten werden" dürfe.[3]

Trotz diverser kleinerer Beanstandungen (technische Mängel, Anzeigen wegen des Jugendschutzgesetzes und wegen des Zeigens nicht einfuhrgemeldeter Filme) - die jedoch auch bei anderen Kinos an der Tagesordnung standen - wurde die Kinematografenlizenz von Leontine Herzog in den folgenden Jahren alle drei Jahre verlängert. In einem am 24. April 1929 bei der zuständigen Magistratsabteilung 52 eingelangten Schreiben ersucht Leontine Herzog, ihren Sohn Adolf Herzog (*3. Jänner 1910, wohnhaft 2., Praterstraße 22/22) als Geschäftsführer einzusetzen, damit "im Falle meiner Abwesenheit vom Betrieb jemand verläßlicher mich vertritt." Er habe zudem in den letzten Jahren schon mitgearbeitet und sei mit allem vertraut.[4] Dem Ansuchen wurde stattgegeben und Adolf Herzog führte bis zum "Anschluss" das Kino mit seiner Mutter. Ab 1931 wurden Tonfilme gespielt.

Das Kino wurde nach dem "Anschluss" 1938 arisiert und Hans Seper (3., Oberzellergasse 8) als neuem Inhaber übertragen, der es in Gutenberg-Lichtspiele umbenannte. Leontine Herzog wurde mit dem Transport IV/4, Nr. 680 von Wien in das KZ Theresienstadt und am 16. Mai 1944 von dort mit dem Transport Ea, Nr. 657 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.[5] Ihrem Sohn gelang die Flucht. Am 7. September 1944 wurde Engelbert Wahsiluk (*1. März 1892, 3., Kardinal-Nagl-Platz 14/7/3) als für die Einhaltung der behördlichen Vorschriften verantwortliche Person für das Filmtheater Gutenberg-Lichtspiele genannt.[6] Er kam am Sonntag, 8. April 1945, bei einem Fliegerangriff auf das Wohnhaus Wien 3., Kardinal Nagl-Platz 14 um.[7]

Öffentliche Verwaltung und Rückstellung des Gutenbergkinos

Am 16. April 1945 bat Ernestine (Erna) Moser (1., Mölker Bastei 14) bei Stadtrat Dr. Viktor Matejka um die provisorische Leitung eines Kinos und erhielt am 23. Mai 1945 von Ing. Hans Nord vom Referat Film der Kulturabteilung (als Öffentlicher Verwalter des Gremiums der Lichtspieltheater; 1947 verbüßte er eine Haft im Landesgericht) eine Vollmacht über die provisorische Leitung des Gutenbergkinos.[8] Im November 1947 wurde ihr diese entzogen, sie und ihr Mann Josef Moser wegen Betrugs verurteilt, und Robert Kellner als öffentlicher Verwalter bestellt, um den Weg für den Sohn der ehemaligen Inhaberin, Adolf Herzog, freizumachen. Adolf Herzog (zu diesem Zeitpunkt wohnhaft 2. Taborstraße, Hotel Zentral) übernahm am 24. November 1947 die öffentliche Verwaltung. Am 30. August 1949 wurde das Gutenbergkino durch das nunmehr abgeschlossene Rückstellungsverfahren an Adolf Herzog rückgestellt.[9]

Verkauf und Schließung des Gutenbergkinos

1959 wollte Adolf Herzog, das Kino verkaufen und seine Konzession aus diesem Grund zurückziehen beziehungsweise an den neuen Inhaber übertragen zu lassen, der Verkauf scheiterte jedoch und er zog die Konzessionszurücklegung am 27. Oktober 1959 zurück. Grund für den geplanten Verkauf dürfte das Urteils des Landesgerichts für Strafsachen Wien I vom 19. August 1959 gewesen sein, bei dem Adolf Herzog wegen Betrugs zu acht Monaten Kerkerstrafe verurteilt wurde. Am 22. Dezember 1959 wurde daher die ihm am 10. Dezember 1958 verliehene Kinokonzession entzogen.[10]

Am 27. Mai 1960 suchte die "Kiba" um die Kinokonzession für das Gutenbergkino an und wollte als Geschäftsführer Franz Brunner (*27. April 1908 Wien, wohnhaft 16., Thaliastraße 1) einsetzen. Sie erhielt die Kinokonzession am 27. Juni 1960 und setzte Franz Draxler als Geschäftsführer ein. Dieser führte das Kino bis zur Schließung mit 1. Mai 1972.[11]

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 203

Einzelnachweise