Erwin Stransky

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Daten zur Person
Personenname Stransky, Erwin
Abweichende Namensform
Titel Dr. med., Univ.Prof.
Geschlecht männlich
PageID 19239
GND 130159433
Wikidata Q1363514
Geburtsdatum 3. Juli 1877
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. Jänner 1962
Sterbeort Wien
Beruf Psychiater, Neurologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 28.09.2023 durch WIEN1.lanm09ua1
Begräbnisdatum 2. Februar 1962
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 30 A, Reihe 3, Nummer 11
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 2., Kaiser Josefstraße 25 (Geburtsadresse)
  • 8., Skodagasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Stransky Erwin, * 3. Juli 1877 Wien, † 26. Jänner 1962 Wien (Zentralfriedhof, Grab 30A/3/11, Grabwidmung ehrenhalber unter Inobhutnahme gemäß Bürgermeister-Entschluss vom 10. Juni 1983), Psychiater, Neurologe. Nach Studium an der Universität Wien (Dr. med. uni. 1900) trat Stransky in die damalige erste Psychiatrische Universitäts- Klinik im Allgemeinen Krankenhaus unter Julius Wagner von Jauregg ein, Habilitiert 1908 für Neurologie und Psychiatrie. Weitere neurologische Ausbildung bei Heinrich Obersteiner und Lothar von Hochwart Frankl (erste Medizinische Universitäts-Klinik, Neurologische Ambulanz). Ab 1906 war Stransky psychiatrischer Sachverständiger beim Handelsgericht in Wien und ab 1915 in dieser Funktion auch für die Wiener Militärgerichte zuständig. 1911 wurde er zum Neurologen des Verbands der Wiener Genossenschaftskrankenkassen bestellt. 1915 titular ao. Professor. Im Juli 1938 musste er aus politischen Gründen seine Lehrtätigkeit an der Universität Wien zurücklegen; Wiedereinsetzung 1945. Titular o. Professor 1946, Honorar-Professor 1947. Von Mai 1945 an war Stransky mit dem Wiederaufbau und der Leitung der Wiener Städtischen Nervenheilanstalt Rosenhügel (heute Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien) betraut (bis 1951). Rund 300 wissenschaftliche Publikationen, darunter Krankheitsbild der Schizophrenie, für die Stransky als pathogenes Moment die sogenannte „intrapsychische Ataxie" postuliert (deutlich unterschieden von der psychoanalytischen Richtung Sigmund Freuds). Weiters wichtige Untersuchungen des manisch-depressiven Formenkreises. Neurologischen Arbeitsschwerpunkt Stranskys bildete unter anderem die multiple Sklerose. Gemeinsam mit Otto Kauders gründete Stransky die Österreichische Gesellschaft für Psychohygiene; war auch Begründer des Vereins für angewandte Psychopathologie und Psychologie (1920) und Ehrenmitglied der American Psychiatrie Association.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe hatte Erwin Stransky eine deutsch-nationale Einstellung. Ungeachtet seiner jüdischen Herkunft und der Verfolgung in der NS-Zeit, im Zuge dessen er seine Lehrerlaubnis zurücklegen musste, sympathisierte er mit dem Nationalsozialismus. Ideologische Berührungspunkte waren bereits in seinen Schriften von 1919 („Großdeutschland und die Ärzteschaft“, „Der Deutschenhaß. Eine Studie“) gegeben, die u. a. von seiner antislawischen und großdeutschen Haltung mittels rassistisch-biologistischer Fundierung zeugen. Während des Krieges distanzierte sich Stransky jedoch zunehmend von Hitler.

Stranskyweg

Literatur

  • Judith Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die Medizin Fakultät der Universität Wien 1938. Biographie entlassener Professor und Dozenten. Diss. Univ. Wien. Wien 1980, S. 261 ff.
  • Fischer: Eriwn Stransky. Ein Rückblick über 60 Jahre neurologische-psychiatrische Tätigkeit. In: Geriatrie und Praxis. Vorträge des fünften Österreichischen Fortbildungskurses für Geriatrie. Hg. von Wolfgang Doberauer. Wien: Selbstverlag 1960, S. 235 ff.
  • Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten. In: Wiener Zeitschrift für Nervenheilkunde und deren Grenzgebiete 20 (1962), Heft 1-3, 17 ff.
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 98 (1948), S. 309
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 107 (1957), S. 832
  • Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer. Wien: Verlagshaus der Ärzte 12 (1957), S. 529 f.
  • Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer. Wien: Verlagshaus der Ärzte 32 (1977), S. 874
  • Mediziniscer Circle Bulletin 9 (1962), Heft 6, S. 93
  • Herbert Reisner: Erwin Stransky als Mensch und Psychiater. In: Wiener Zeitschrift für Nervenheilkunde und deren Grenzgebiete 20 (1962), Heft 1-3
  • Hans Hoff: In memoriam Universität-Professor Dr. Erwin Stransky. In: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 112 (1962), S. 181 f.
  • Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1962/1963. Wien: Selbstverlag der Universität, S. 213 f.
  • Erich Menninger-Lerchenthal: Die Bedeutung Stranskys als psychiatrischer Sachverständiger. In: Wiener Zeitschrift für Nervenheilkunde und deren Grenzgebiete 20 (1962), S.14 ff.
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 286
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 56–58
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013