Erika Pluhar

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Erika Pluhar bei einer Lesung in der Wienbibliothek im Rathaus (2013)
Daten zur Person
Personenname Pluhar, Erika
Abweichende Namensform
Titel Kammerschauspielerin
Geschlecht weiblich
PageID 35714
GND 118595210
Wikidata Q86551
Geburtsdatum 28. Februar 1939
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schauspielerin, Sängerin, Autorin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Akademietheater, Theater, Film, Fernsehen, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Volkstheater (Institution), Schauspielerin, Kammerschauspielerin, Sängerin, Josef-Kainz-Medaille, Ehrenmedaille
Quelle Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname ErikaPluhar.jpg
Bildunterschrift Erika Pluhar bei einer Lesung in der Wienbibliothek im Rathaus (2013)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • ist Lebensgefährtin oder Lebensgefährte von Peter Vogel

  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 18. Jänner 1977, Übernahme: 4. Mai 1977)
  • Josef Kainz-Medaille (Übernahme: 16. Jänner 1979)
  • Robert Musil Medaille der Stadt Klagenfurt (Verleihung: 1984)
  • Kammerschauspielerin (Verleihung: 1986)
  • Billy Wilder Award (Verleihung: 2007)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 5. November 1999, Übernahme: 24. Februar 2000)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen um Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (Übernahme: 2014)
  • Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (Verleihung: 2009)


Erika Pluhar, * 28. Februar 1939 Wien, Schauspielerin, Sängerin, Autorin.

Biografie

Theater und Film

Erika Pluhar studierte nach der Matura (1957) am Max-Reinhardt-Seminar, wo sie 1959 die Abschlussprüfung mit Auszeichnung bestand. Im selben Jahr wurde sie Mitglied des Burgtheaters, dem sie bis zu ihrer Verabschiedung 1999 angehörte. Ihr Rollenrepertoire reichte von der Salondame bis zum Charakterfach.

Der große Durchbruch gelang ihr 1968 in Helmut Käutners Verfilmung von Maupassants "Bel ami". Im selben Jahr stand sie in der Verfilmung von Gerhard Fritschs Roman "Moos auf den Steinen" vor der Kamera. Von da an konnte sie sich Film- und Fernsehrollen aussuchen, zwei Hollywood-Angebote schlug sie aus. Glanzrollen ihres Repertoires waren unter anderem die melancholischen russischen Frauen eines Tschechow oder Gorki, die Regine in Musils "Die Schwärmer", ein körperlich attraktiver, aber frustrierter Musicalstar in Stoppards "Akrobaten", eine sich emanzipierende Frau in Gorkis "Sommergästen" oder auch die mondän-weibliche Katarina in Lars Norens Ehehölle-Stück "Dämonen". Nach der Aufführung von Gorkis "Kinder der Sonne" nahm Erika Pluhar am 28. Februar 1999 offiziell Abschied vom Burgtheater. Zu ihrem 70. Geburtstag kehrte sie noch einmal auf die Bühne des Akademietheaters zurück. Zusammen mit Werner Schneyder spielte sie in der Bühnenfassung ihres Erfolgsromans "Entschuldigen Sie, ist das schon die Endstation?"; das von Schneyder dramatisierte Stück zeigten die beiden auch im Radiokulturhaus und im Volkstheater.

Pluhar interessierte sich immer schon nicht nur für die Schauspielerei, sondern auch für die Filmproduktion in all ihren Facetten. 1982 schrieb sie ihr erstes Drehbuch für den vom ORF produzierten Fernsehfilm "Marmortische"; es folgte 1993 das Drehbuch zu "Rosalinas Haus", eine Hommage Pluhars an die auf der Azoreninsel Fayal lebende Großtante Antonio D'Almeidas. 2001 produzierte die vielseitige Künstlerin ihren ersten Spielfilm "Marafona. Ein Film über das Lieben".

Nach dem Tod ihrer Tochter Anna Proksch (1999) aus erster Ehe mit Udo Proksch adoptierte Erika Pluhar Annas Adoptivsohn Ignaz, der auch Schauspieler ist. Ignaz' leibliche Eltern stammen aus der Westsahara, einem zum Großteil von Marokko annektierten Gebiet an der Atlantikküste Nordafrikas, und so beschäftigt sich Pluhar privat und auch beruflich mit dieser Region. 2011 unternahmen Erika und Ignaz Pluhar eine Reise in die Westsahara und verarbeiteten ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Film "Sahara in mir". Für den Fernsehfilm "Laguna" (Erstausstrahlung ORF 24.02.2014) schrieb Pluhar das Drehbuch und führte Regie.

Die Stadt Wien ehrte sie 1979 mit der Verleihung der Josef-Kainz-Medaille sowie im Jahre 2000 mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold.

Chansons

Ihre Karriere als Chansonsängerin begann Erika Pluhar Mitte der 1970er Jahre, angeregt durch ihren zweiten Mann André Heller. Zunächst sang sie Hellers Texte und Evergreens aus den 1920er und 1930er Jahren. Anfang der 1980er Jahre begann sie, Lieder selbst zu schreiben. Bestimmend für Pluhars musikalischen Weg war auch die enge Zusammenarbeit mit dem portugiesischen Komponisten und Pianisten Antonio D'Almeida und dem bulgarischen Gitarristen Peter Marinoff. Die drei bildeten über zehn Jahre hinweg ein ständiges Trio. Auch nach Marinoffs überraschendem Tod 1991 arbeitete Pluhar mit D'Almeida weiter zusammen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Klaus Trabitsch der musikalische Partner Pluhars. Gemeinsam unternehmen sie Tourneen durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Die Texte der meisten Lieder ihres Repertoires schreibt Erika Pluhar selbst, während die Kompositionen größtenteils von Klaus Trabitsch stammen.

Autorin

1981 trat Pluhar erstmals als Autorin an die Öffentlichkeit und machte mit Tagebuchaufzeichnungen auf sich aufmerksam. Als Claus Peymann die Direktion des Burgtheaters übernahm, bekam sie weniger Rollen und widmete sich verstärkt dem Schreiben. Die Schauspielerin Erika Pluhar wurde mehr und mehr zur Autorin, in den Konzerten und Lesungen aus dem eigenen Werk manifestiert sich diese Überschneidung ihrer Professionen sehr deutlich. Ihr Interesse an menschlichen Vorgängen, das sie einst in die Schauspielerei trieb, ist wohl auch Triebfeder ihres Schreibens. 2013 publizierte sie mit "Die öffentliche Frau" eine "Rückschau", die zwischen Autobiografie und Fiktion changiert. Sehr persönlich ist auch der Roman "Gegenüber" (2016), in dem sich die Autorin mit der Problematik des Alterns auseinandersetzt. Autobiografische Anklänge enthält auch der Roman "Anna", der die schwierige Kindheit der Tochter einer Schauspielerin und eines exzentrischen Designers thematisiert. Als politischer Mensch bezieht Erika Pluhar immer wieder öffentlich zu gesellschaftlichen und politischen Phänomenen Stellung.

Werke (Auswahl)

Literarische Werke

  • Erika Pluhar: Aus Tagebüchern. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt 1981
  • Erika Pluhar: Als gehörte eins zum andern. Eine Geschichte. Wien: Ueberreuter 1991
  • Erika Pluhar: Zwischen die Horizonte geschrieben. Lieder, Lyrik, kleine Prosa. Wien: Ueberreuter 1992
  • Erika Pluhar: Marisa. Rückblenden auf eine Freundschaft. Hamburg: Hoffmann und Campe 1996
  • Erika Pluhar: Am Ende des Gartens. Hamburg: Hoffmann und Campe 1997
  • Erika Pluhar: Matildas Erfindungen. Hamburg: Hoffmann und Campe 1999
  • Erika Pluhar: Der Fisch lernt fliegen. Unterwegs durch die Jahre. Hamburg: Hoffmann und Campe 2000
  • Erika Pluhar: Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation? Hamburg: Hoffmann und Campe 2001
  • Erika Pluhar: Die Wahl. Hamburg: Hoffmann und Campe 2003
  • Erika Pluhar: Die stillste Zeit. Geschichten und Gedanken nicht nur zu Weihnachten. Freiburg im Breisgau: 2004
  • Erika Pluhar: Reich der Verluste. Köln: DuMont 2005
  • Erika Pluhar: Paarweise. Geschichten und Betrachtungen zur Zweisamkeit. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2007
  • Erika Pluhar: Er. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2008
  • Erika Pluhar: Spätes Tagebuch. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2010
  • Erika Pluhar: Im Schatten der Zeit. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2012
  • Erika Pluhar: Eine öffentliche Frau. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2013
  • Erika Pluhar: Gegenüber. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2016
  • Erika Pluhar: Marisa. Eine Freundschaft. Berlin: Insel-Verlag 2017
  • Erika Pluhar: Anna – eine Kindheit. Salzburg: Residenz-Verlag 2018
  • Erika Pluhar: Der Fisch lernt fliegen. Unterwegs durch die Jahre. Hamburg: Hoffmann und Campe 2000
  • Erika Pluhar: Hedwig heißt man doch nicht mehr. Salzburg: Residenz-Verlag 2021
  • Erika Pluhar: Gitti. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 2023

Tonträger

  • Erika Pluhar singt (1972)
  • So oder so ist das Leben (1974)
  • Beziehungen (1978)
  • Vom Himmel auf die Erde falln sich die Engel tot: Pluhar singt Biermann (1979)
  • Liebende (1983)
  • Bossa a la Marinoff (1989)
  • Wiener Lieder mit Antonio V. D'Almeida, Peter Marinoff (1990)
  • Ein Abend am Naschmarkt mit Klaus Trabitsch (1996)
  • Lieder vom Himmel und der Erde (2002)
  • Es war einmal (2004)
  • Lied. Wien. Wir. (2006)
  • Mehr denn je − Ein Konzert mit Klaus Trabitsch (2011)

Literatur

Weblinks