Café Taroni

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1748
Datum bis
Benannt nach Johann Jakob Taroni
Prominente Personen
PageID 15051
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 29.11.2023 durch DYN.gzemann
  • 1., Graben 15
  • Zum Jüngling (1825)

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48° 12' 31.69" N, 16° 22' 9.17" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Taroni (1, Graben 14-15).

Die Anfänge unter Johann Jakob Tarone

Der verarmte Wasserbrenner Johann Jakob Tarone (vulgo Taroni) erhielt am 11. Februar 1732 das Bürgerrecht der Stadt Wien. Daraufhin wurde es ihm gestattet, ein Kaffeehaus auf dem Graben zu eröffnen. Das Café wurde im heutigen Grabenhof eingerichtet und erhielt den Namen Café Taroni. Die zentrale Lage war für die Etablierung des Kaffeehauses von großem Vorteil, denn an diesem Treffpunkt konnte das Leben und Treiben von ganz Wien beobachtet und genossen werden, so Gustav Gugitz[1]. Bald erreichte Johann Jakob Tarone als geschäftstüchtiger Kaffeesieder eine internationale Popularität. Er hatte auch die Erlaubnis erhalten, vor dem Kaffeehaus Tische und Stühle aufzustellen, was ihn gewissermaßen zum Pionier in der Entwicklung des Wiener Schanigarten werden ließ.

Im Mai 1754 war dem Kaffeesieder Tarone darüber hinaus bewilligt worden, auf dem Graben ein Zelt zum Ausschank von "Erfrischungswasser" aufzuschlagen. Derartige Zelte – sogenannte "Gifthäuser" oder "Sommerkaffeehäuser" – bestanden bereits Am Hof und in der Brandstätte. Am Graben war Tarone allerdings der erste mit der Erlaubnis, ein solches Zelt zu positionieren. Sein Wunsch, auch am, vom Adel rege besuchten, Hof ein Zelt zu errichten, wurde ihm aber abgeschlagen. Zu Beginn der 1770er Jahre war Johann Jakob Tarone zum Vorsteher der Kaffeesiederinnung gewählt worden, aus welchem Grund ihm wohl am 18. Dezember 1772 ein Dekret erteilt wurde mit der Aussage, er möge sein "Resfriskadenzelt" auf der Wasserkunstbastei eröffnen. An derselben Stelle soll schon zuvor ein derartiges Zelt gestanden haben, sodass der Platz wohl neu belebt werden sollte. Tarone starb als vermögender Mann am 22. Jänner 1777. Seine Witwe Magdalena, die bald darauf einen Mann namens Josef Mazella heiratete, führte das Geschäft samt der "Limonaden- oder Gifthütte" am Graben weiter. Das Kaffeehaus behielt den Namen Taroni bei, denn es war durchaus üblich, dass die Kaffeehäuser den Namen des ersten Besitzers beibehielten.

Das Café Taroni in josephinischer Zeit

Wie auch andere Kaffeehäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war auch das Taroni mit Billardtischen und eigenen Spielzimmern ausgestattet. Die vor dem Haus aufgestellten Stühle aber bildeten die Besonderheit des Cafés am Graben. Sie waren der Reihe nach an der Hauswand positioniert und luden zu Erfrischungen aus der "Limonadenhütte" ein. Da die vor dem Haus aufgestellten Stühle aber schon bald dem anwachsenden Verkehr hinderlich waren, gestattete die Polizei im Jahr 1797 nur noch eine Reihe an Stühlen. Lange Wartezeiten und ein Gedränge um die verbliebenen Sitzplätze waren die Folge.

In der josephinischen Zeit wurde das Taroni zu einem Sammelpunkt der in Wien lebenden Italiener. Auch Glücksspieler zählten zum ständigen Klientel und ein lebhafter Handel mit Freikarten für diverse Bälle wurde betrieben. Es waren dies die sogenannten Redoutenbillets, Freikarten, welche die Hofbediensteten erhielten. Im Jahr 1807 starb Josef Mazella, Nachfolger von Johann Jakob Tarone. Ihm wiederum folgte 1815 zunächst Anton Simon und daraufhin – ab 1821 – Josef Schweiger. Schweiger war, wie schon Tarone gut 50 Jahre vorher, Obervorsteher der bürgerlichen Stadtkaffeesieder. Sowohl Simon, als auch Schweiger behielten den alten Schildnamen "Zum Taroni" für das Kaffeehaus bei. Ein Gedicht aus dem Jahr 1828 von Ignaz Franz Castelli beschreibt das Kaffeehaus als einen "Anhaltspunkt zum Nichtstun". Es sei überaus gut besucht und besonders im Winter, wenn die Stühle außen nicht genutzt werden könnten, drängten sich die Besucher so aneinander, dass das Spiel an den Billardtischen nahezu unmöglich war. Zurückgeführt wird diese Popularität vor allem auf die zentrale Lage des Cafés. "Wollen zwei mit einander ins Theater gehen/ So heißt's: ,Um sechs Uhr werden wir uns bei Taroni sehen!'", so Castelli in besagtem Gedicht.[2] Josef Schweiger ließ das große Eingangszimmer in der oberen Bräunerstraße zu einem Damenkaffeehaus herrichten, wo auch den Damen Gefrorenes geboten wurde.

Das Café Zum Jüngling

Nachdem auch Josef Schweiger gestorben war, ging das Kaffeehaus an Ignaz Schlegel über. Er war es nun, der erstmals mit den Traditionen rund um das Café Taroni brach und das Lokal in "Zum Jüngling" umbenannte. Auf dem Schild am Eingang, an der Seite des gotischen Portals, war nun ein junger Mann mit Frack, weißen Beinkleidern, einem Zylinder und einer Reitpeitsche zu sehen. Ansonsten änderte sich aber nicht sehr viel: das Kaffeehaus war immer noch Stammcafé der Italiener und es wurde weiterhin regelmäßig Billard gespielt. Unter anderem zählte Friedrich Horschelt, damals der berühmteste Billardspieler Wiens, zu den Stammgästen, um sich seinen Unterhalt zu erspielen. Hinzugekommen war unter Schlegel ein Damensalon, der sich vor allem aufgrund des umfangreichen Speiseeis-Angebots großer Beliebtheit erfreute. 1848 war das Kaffeehaus der Hauptsitz der "Gutgesinnten" oder "Schwarzgelben", wie die Nationalgarde des Kärntner Viertels bezeichnet wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor das Café Taroni aber zunehmend an Bedeutung und als die alten Grabenhäuser einem umfassenden Umbau unterzogen wurden, konnte das Kaffeehaus nicht erhalten bleiben.

Literatur

  • Viktor Ecker: 250 Jahre Wiener Kaffeehaus. Festschrift. Hg. vom Gremium der Kaffeehausbesitzer in Wien. Wien 1933, S. 20
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 51-54 und 193
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 69-76
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 29 und 65-66

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 51
  2. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 53