Zwischenkriegszeit: Unterschied zwischen den Versionen

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*Peter Eigner / Michael Wagner / Andreas Weigl: Finanzplatz: Wien als Geld- und Kapitalmarkt. In: Günther Chaloupek / Peter Eigner / Michael Wagner (Hg.): Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938. Tl. 2 (Geschichte der Stadt Wien Bd. 5), Wien 1991, S. 909-997.
 
*Peter Eigner / Michael Wagner / Andreas Weigl: Finanzplatz: Wien als Geld- und Kapitalmarkt. In: Günther Chaloupek / Peter Eigner / Michael Wagner (Hg.): Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938. Tl. 2 (Geschichte der Stadt Wien Bd. 5), Wien 1991, S. 909-997.
 
*Peter Eigner / Andreas Resch: Die wirtschaftliche Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert. In: Franz X. Eder / Peter Eigner / Andreas Resch / Andreas Weigl: Wien im 20. Jahrhundert. Wirtschaft, Bevölkerung, Konsum (Querschnitte 12), Innsbruck / Wien / München / Bozen 2003, S. 8-140
 
*Peter Eigner / Andreas Resch: Die wirtschaftliche Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert. In: Franz X. Eder / Peter Eigner / Andreas Resch / Andreas Weigl: Wien im 20. Jahrhundert. Wirtschaft, Bevölkerung, Konsum (Querschnitte 12), Innsbruck / Wien / München / Bozen 2003, S. 8-140
 
*Historischer Atlas von Wien, 6.Lfg.: Karte ”Bevölkerungsentwicklung nach dem heutigen Gebietsstand 1783-1939”. Wien 2001
 
*Historischer Atlas von Wien, 6.Lfg.: Karte ”Bevölkerungsentwicklung nach dem heutigen Gebietsstand 1783-1939”. Wien 2001
 
*Wolfgang Maderthaner: Von der Zeit um 1860 bis zum Jahr 1945. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 175-544
 
*Wolfgang Maderthaner: Von der Zeit um 1860 bis zum Jahr 1945. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 175-544
*Gerhard Meißl: Ökonomie und Urbanität. Zur wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 651737
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*Gerhard Meißl: Ökonomie und Urbanität. Zur wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 651-737
 
*Michael Mesch / Andreas Weigl: Angestellte und Tertiärisierung in Österreich. In: Wirtschaft und Gesellschaft 37 (2011), S. 95-138
 
*Michael Mesch / Andreas Weigl: Angestellte und Tertiärisierung in Österreich. In: Wirtschaft und Gesellschaft 37 (2011), S. 95-138
 
*Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien. Wien: Pichler-Verlag 2000 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 1)
 
*Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien. Wien: Pichler-Verlag 2000 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 1)
 
*Andreas Weigl: Soziale Ungleichheiten in der großstädtischen Gesellschaft. In: Andreas Weigl/Peter Eigner/Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2015  (Geschichte der Stadt Wien, 8), S. 17-62
 
*Andreas Weigl: Soziale Ungleichheiten in der großstädtischen Gesellschaft. In: Andreas Weigl/Peter Eigner/Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2015  (Geschichte der Stadt Wien, 8), S. 17-62

Version vom 26. Januar 2021, 12:56 Uhr

Das Neue Wien. Karte mit Einzeichnung der bis 1931 neu errichteten Wohnhausanlagen, Siedlungen, Bäder und Gartenanlagen.
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Epoche
Datum von 1918
Datum bis 1939
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 63599
GND
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Objektbezug Zwischenkriegszeit (Portal)
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Letzte Änderung am 26.01.2021 durch WIEN1.lanm09mer
Bildname DasNeueWien.jpg
Bildunterschrift Das Neue Wien. Karte mit Einzeichnung der bis 1931 neu errichteten Wohnhausanlagen, Siedlungen, Bäder und Gartenanlagen.

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Die Zwischenkriegszeit folgt dem Langen 19. Jahrhundert und umfasst den Zeitraum zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg.

Poltische Geschichte

Mit dem Ende des Krieges und der Monarchie im Spätherbst 1918 war die frühere Reichshaupt- und Residenzstadt der Habsburger zur Hauptstadt eines Kleinstaates geworden. Der riesige Verwaltungsapparat der Donaumonarchie musste mühsam abgebaut werden. Die überproportionale Konzentration der Bevölkerung in der Bundeshauptstadt im Vergleich zu den nunmehrigen Bundesländern trug ihr die Bezeichnung "Wasserkopf" ein. Für die deutschsprachigen Gebiete der Monarchie konstituierte sich am 21. Oktober 1918 im Niederösterreichischen Landhaus in Wien eine Provisorische Nationalversammlung, die am 30. Oktober eine provisorische Verfassung beschloss sowie eine provisorische Regierung unter Karl Renner einsetzte. Am 11. November verzichtete Kaiser Karl I. auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte, am 12. November wurde im Parlament die Republik Deutschösterreich (als Bestandteil der deutschen Republik) ausgerufen; ein Putschversuch der kommunistischen Roten Garde am gleichen Tag scheiterte.

Für Wien wurde im Dezember 1918 ein provisorischer Gemeinderat gebildet, der den tatsächlichen Machtverhältnissen mehr Rechnung trug, als das im bisherigen in Kurien gewählten Gremium der Fall gewesen war. Der zwischen den Parteien vereinbarte Schlüssel von 84 Christlichsozialen, 60 Sozialdemokraten, 19 Deutsch-Freiheitlichen und zwei Deutschnationalen sicherte der Partei von Bürgermeister Richard Weiskirchner zwar eine knappe absolute Mehrheit, die angesichts der politischen Realität und Revolutionsgefahr aber eine enge Kooperation mit den Sozialdemokraten suchte. Anstehende Probleme wurden einvernehmlich gelöst, die wichtigsten Vorlagen gemeinsam vorbereitet. Eine zentrale Frage blieb die Ernährungssituation, die sich nach dem Zusammenbruch der Monarchie noch prekärer gestaltete.

Die erstmals nach dem allgemeinen gleichen Wahlrecht für Männer und Frauen durchgeführte Gemeinderatswahl vom 4. Mai 1919 brachte der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei eine absolute Mehrheit, die sie bis zu ihrer Ausschaltung im Februar 1934 verteidigen sollte. Diese Periode als international beachteter Modellfall einer sozialdemokratisch geführten Stadtverwaltung wird als "Rotes Wien“ bezeichnet. Als Bürgermeister jener Zeit fungierten Jakob Reumann und Karl Seitz.

Mit 1. Jänner 1922 kam es zur endgültigen Trennung der bisherigen Verbindung Wiens mit dem umliegenden, agrarisch geprägten Niederösterreich. Die Trennungsgesetze vollzogen die bereits in der Bundesverfassung 1920 festgeschriebene Errichtung eines eigenen Bundeslandes, worauf auch die Stadtverfassung von 1920 bereits Rücksicht genommen hatte. Federführend bei deren Ausarbeitung und auf zahlreichen anderen Politikfeldern war Robert Danneberg.

Bereits ab den späten 1920er Jahren zeichnete sich vor dem Hintergrund einer immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage eine zunehmende politische Radikalisierung ab. Zwischen den beiden großen politischen Lagern – dem sozialdemokratischen wie dem christlichsozialen – ergab sich eine immer deutlichere Polarisierung. Im Juli 1927 kam es im Gefolge von Demonstrationen der Arbeiterschaft nach einem als skandalös empfundenen Urteil zum Brand des Justizpalastes. Die Spirale der politischen wie wirtschaftlichen Krise begann sich immer stärker zu drehen.

Die politischen Spannungen eskalierten im Bürgerkrieg des Februar 1934. Nachdem die Regierung bereits 1933 das Parlament ausgeschalten hatte und mit Hilfe des Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes des Jahres 1917 regierte, wurden nach der Niederschlagung des Schutzbund-Aufstandes auch die demokratischen Strukturen der Stadt Wien beseitigt. Wien verlor den Status eines Bundeslandes und wurde zur "Bundesunmittelbaren Stadt" unter Führung des vom Regime eingesetzten Bürgermeisters Richard Schmitz. An die Stelle des demokratisch legitimierten Gemeinderats trat nun die aus ernannten Mitgliedern bestehende Wiener Bürgerschaft. Im folgenden Juli scheiterte ein Versuch der österreichischen Nationalsozialisten, die Macht im Land zu ergreifen (Juliputsch).

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht und der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Österreich am 13. März 1938 zum Bestandteil des Deutschen Reichs proklamiert. Die bereits vollzogene Angliederung wurde durch die Volksabstimmung vom 10. April nachträglich scheinlegitimiert. Am 24. Mai 1938 wurde Österreich in sieben Reichsgaue eingeteilt, darunter Wien, das im Oktober 1938 durch die Eingemeindung von 97 niederösterreichischen Ortsgemeinden um das Fünffache vergrößert wurde ("Groß-Wien"). Die Stadt bestand nun aus 26 Bezirken. Insbesondere in Wien kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, die im Novemberpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ihren ersten Höhepunkt fanden.

Stadtverwaltung

Stand die erste Zeit nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie vor allem im Zeichen der Versorgung der unter Hunger und Mangel leidenden Bevölkerung, suchte die sozialdemokratische Stadtregierung ab 1920 ihre Realutopie einer modernen Stadtverwaltung umzusetzen. Dabei gründete das Experiment des "Roten Wien" auf einer "doppelten Ironie" (Wolfgang Maderthaner): Einerseits brachte erst das dauerhafte Ausscheiden der Sozialdemokratie aus der Bundesregierung im Jahr 1920 und die damit verbundene Unmöglichkeit, sozial- und gesellschaftspolitische Visionen auf dieser Ebene umzusetzen, diese dazu, ihr gesamtes politisches Potenzial auf Wien zu konzentrieren. Andererseits machte erst das Scheitern der von ihr forcierten zentralstaatlichen Pläne in den Verhandlungen über die Bundesverfassung zugunsten stärkerer Autonomie der Bundesländer die Finanzierung ihrer kommunalpolitischen Reformen möglich.

Die Politik des "Roten Wien" manifestierte sich vor allem in einer radikalen Umgestaltung der kommunalen Finanz- und Steuerpolitik, die den besitzenden Schichten deutlich höhere Steuerlasten auferlegte ("Breitner-Steuern", darunter die Wohnbausteuer, die Fürsorgeabgabe, die Lustbarkeitsabgabe, die Kraftwagenabgabe oder die Anzeigenabgabe). Diese war die Voraussetzung für die Realisierung der weitreichenden Reformen der Stadt Wien. Der weit über die Grenzen Österreichs hinaus als wegweisend angesehene kommunale Wohnbau (Gemeindebauten) sah die Schaffung von mit Wasser und Toiletten ausgestatteten, lichtdurchfluteten Wohnungen sowie die Ausgestaltung der Wohnanlagen mit Grün- und Erholungsräumen vor. Stand in ersten Überlegungen noch das Modell der "Gartenstadt" dem Bau von Siedlungshäusern Pate, sahen die 1923 und 1927 verabschiedeten kommunalen Bauprogramme innerstädtische Lückenverbauung und "Superblocks" mit bis zu 1.500 Wohneinheiten (Sandleitenhof, Karl-Marx-Hof) an der Peripherie vor. Der typische Wiener Gemeindebau war durch eine Verbauung der Grundfläche in einem Ausmaß von 50 Prozent gekennzeichnet, der Rest diente (meist in Form von Höfen) der Gestaltung von Spiel-, Erholungs- und Grünraum. Die Wohnungen selbst folgten einem vorgegebenen Standardmaß in drei Kategorien und waren mit fließendem Wasser, eigener Toilette, Gasherd, einem kleinen Vorraum und ausreichend natürlichem Licht ausgestattet. Statt langer Verbindungsgänge wie in den Mietzinskasernen der vorhergehenden Jahrzehnte erschlossen mehrere Stiegen die Wohnungen, die in der Regel über den Hof zugänglich waren. Insbesondere größere Anlagen beherbergten Gemeinschaftseinrichtungen wie Brause- und Wannebäder, Waschküchen, Trockenräume, Kinderaufenthaltsräume oder Büchereien.

Unter der Verantwortung des Anatomen Julius Tandler und nicht zuletzt auf Basis der Expertise des Individualpsychologen Alfred Adler reorganisierte die Stadtregierung das Fürsorge- und Gesundheitswesen unter dem Aspekt der Prävention mit den Schwerpunkten Jugendfürsorge, Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit und der Tuberkulose. Die Zahl der städtischen Kindergärten wuchs auf das Vierfache an, zusätzlich wurden Horte, Mutterberatungsstellen und Schulzahnkliniken eingerichtet. Ein internationales Vorzeigemodell war die 1925 eröffnete Kinderübernahmestelle für kranke, verwaiste oder verwahrloste Kinder und Jugendliche in Wien-Alsergrund, das erste Institut seiner Art in Europa. 1927 wurde das Schloss Wilhelminenberg zu einem Kinderheim umgestaltet und im selben Jahr das kostenlose Säuglingswäschepaket bei gleichzeitiger gesundheitlicher Kontrolle der werdenden Mütter Realität.

Darüber hinaus war Tandler für den Ausbau von Spitälern und die Übernahme privater Kinderkrankenhäuser in städtische Führung verantwortlich. Nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der Hygiene baute Wien zahlreiche Volks- (etwa das Amalienbad, das Ottakringer Bad oder das Kongressbad) und rund 20 Kinderfreibäder sowie Sportanlagen (darunter das Praterstadion; Austragungsort der Arbeiter-Olympiade im Juli 1931) und legte neue städtische Grünflächen an. Weiters wurden die Straßenbahn modernisiert und die Stadtbahn in die kommunale Verwaltung übernommen.

In der Zeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes (siehe auch "Schwarzes Wien") erfuhr die Gemeindeverwaltung einschneidende Veränderungen, vor allem durch eine gesellschaftspolitisch neu orientierte Steuerpolitik und das vollständige Erliegen des kommunalen Wohnbaus. An dessen Stelle traten der Wiener Assanierungsfonds, ein Hausreparaturfonds für Althäuser und der Bau von Familienasylen. Die Bautätigkeit der Gemeinde Wien konzentrierte sich auf Infrastruktur wie Straßen und Brücken sowie Kirchen, darunter der Neubau der Reichsbrücke, die Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche oder die Höhenstraße auf den Kahlenberg.

Nach dem "Anschluss" im März 1938 brachte das nationalsozialistische Regime innerhalb weniger Monate die Wiener Stadtverwaltung unter seine Kontrolle und konnte sie für seine Zwecke instrumentalisieren (siehe Stadtverwaltung nach dem "Anschluss"). Obwohl Wien nicht dieselbe städtebauliche Aufmerksamkeit erhielt wie andere Städte des Reichs, sollte auch hier das Stadtbild nachhaltig verändert werden. Prächtige Monumentalbauten und protzige Prunkstraßen wurden geplant, ein Autobahnring um Wien sollte geschaffen werden, der heute in der A 21 und der S 1 teilweise verwirklicht ist. Statt neue Wohnungen zu errichten, wurden Wohnungen der jüdischen Bevölkerung Wiens "arisiert", deren vormalige Besitzerinnen und Besitzer zur Emigration gezwungen, vertrieben oder deportiert. Zahlreiche Wiener Gebäude und Verkehrsflächen erhielten neue Funktionen und Namen.

Bevölkerungsentwicklung und soziale Schichtung

Die Bevölkerungsentwicklung Wiens in der Zwischenkriegszeit war durch zwei Schrumpfungsphasen und eine lange Stagnationsphase gekennzeichnet. Gegen Kriegsende und in der unmittelbaren Nachkriegszeit sank die Einwohnerzahl im damaligen Stadtgebiet von mehr als 2,1 Millionen bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf 1,84 Millionen laut Volkszählung vom 20. Jänner 1920. Bezogen auf den heutigen Gebietsstand lebten damals etwas mehr als 1,9 Millionen Menschen in Wien. Neben dem Geburtenausfall und dem Anstieg der Sterblichkeit während des Krieges war dafür in den unmittelbaren Nachkriegsmonaten eine große Abwanderungswelle in die neugegründeten Nachfolgestaaten der Donaumonarchie verantwortlich. Allein rund 150.000 Personen verließen Wien in Richtung des neugegründeten Staates Tschechoslowakei. Die Zahl der im nunmehrigen Ausland geborenen Wienerinnen und Wiener nahm im Vergleich der Jahre 1910 und 1923 um rund 200.000 ab. Während der 1920er und 1930er Jahre kennzeichnete die weitere Entwicklung eine Stagnation. Negative Geburtenbilanzen wurden durch Zuwanderung aus Ostösterreich ausgeglichen. Die Bevölkerung mit israelitischem Glaubensbekenntnis war durch Kriegs- und Pogromflüchtlinge auf etwa 200.000 im Jahr 1923 angewachsen. Durch Abwanderung und durch Geburtenrückgang sank ihre Zahl bis 1934 auf 175.000. In der Folge sorgten vor allem Geburtendefizite für einen weiteren Rückgang noch vor dem "Anschluss".

Durch den Geburtenrückgang, aber auch gestiegene Lebenserwartung hatte die klassische Alterspyramide eine eher baumartige Form angenommen und der die mittleren Altersjahrgänge dominierten. Der Anteil der über 60-Jährigen war von 8 Prozent im Jahr 1920 bis 1934 auf 13 Prozent erheblich gestiegen. Zu einer tatsächlichen "Geburtendepression" kam es mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise in der ersten Hälfte der 1930er Jahre. Statistisch gesehen hatte eine Wienerin nach den altersspezifischen Fertilitätsraten des Jahres 1934 im Durchschnitt nur etwa 0,6 Kinder zu erwarten. Die Tuberkulose- und Säuglingssterblichkeit sank in nur wenigen Jahren rasant. In der ersten Hälfte der 1930er-Jahre hatte Wien bereits die niedrigste Säuglingssterblichkeit aller österreichischen Bundesländer.

Die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg, die folgende Hyperinflation, der industrielle Wandel und die Weltwirtschaftskrise sorgten für gravierende Veränderungen der sozialen Schichtung. Im Herbst 1918 wurde das alte, feudal-ständische Gesellschaftsmodell auch offiziell zu Grabe getragen. Die alten Eliten, soweit sie nicht im Strudel des Umbruchs ihren Status und Vermögen verloren hatten, entwickelten unter den neuen republikanischen Verhältnissen eine Ausdrucksform des diskreten, unauffälligen Reichtums. Keine vergleichbaren Brüche gab es zunächst im Wirtschaftsbürgertum, doch ging auch an den Wirtschaftseliten der Umbruch keineswegs spurlos vorüber. Einen demonstrativ aufwändigeren Lebensstil pflegten noch einige neureiche Privatbankiers. Insgesamt war die Verbürgerlichung der ehemals aristokratischen Oberschicht jedoch nicht aufzuhalten, nicht zuletzt weil der "managerial capitalism" Einzug in die obersten Etagen der Großbetriebe nahm und zunehmend eine "positionale" die alte "plutokratische" Elite ersetzte.

Das Kleinbürgertum war durch einen Aufstieg der Angestellten und einer Krise der kleinen Selbständigen geprägt. Im Zeitraum 1910-1923 stieg der Angestellten- und Beamtenanteil sprungartig von 13 auf 25 Prozent an und erreichte 1939 einen Stand von 30 Prozent. Der Anteil der Arbeiter sank in der Zwischenkriegszeit kurzfristig, nahm jedoch in der Folge wieder zu und erreichte 1939, am Höhepunkt der Rüstungskonjunktur, sogar 55,5 Prozent. Der kontinuierliche Rückgang der Beschäftigungsform der häuslichen Bediensteten setzte sich fort. Der Beruf des Hausmädchens wurde immer anachronistischer. Im Jahr 1934 zählten nur noch 4 Prozent der Berufstätigen zum Hauspersonal.

Hinsichtlich der Zusammensetzung des Einkommens- und Vermögensportefeuilles hatten die Wirkungen von Krieg und Nachkriegsinflation zu einer drastischen Entwertung des Immobilienbesitzes beigetragen. Von dem von der Einkommenssteuer erfassten Einkommen entfiel beispielsweise im Jahr 1924 nur mehr 0,05 Prozent auf Gebäudebesitz. Dazu trug vor allem das 1917 eingeführte weitgehende Einfrieren der Mieten im Zuge des Mieterschutz bei. Die Verarmung des Mittelstandes durch die Hyperinflation tat ein Übriges. Auch die Einkommen aus Kapitalvermögen hatten massiv an Bedeutung verloren. Sie umfassten weniger als 3 Prozent des versteuerten Einkommens. Selbst unter den beiden Hauptquellen der Einkommensbesteuerung, den Einkünften aus Unternehmungen und aus Dienstbezügen (von Beamten und Angestellten), trat eine radikale Veränderung ein. Letztere waren mehr als doppelt so hoch wie erstere, während sie vor dem Ersten Weltkrieg noch annähernd gleichwertig neben einander gestanden waren. Die Einkommensunterschicht vergrößerte sich stark. Im Durchschnitt der Jahre 1911/1914 waren etwa 400.000, 1931/1936 nur noch 160.000 Personen einkommensteuerpflichtig. Zu diesen Niedrigverdienern zählte nicht zuletzt eine steigende Zahl weiblicher Arbeitnehmer. Ende der 1920er Jahre dürfte ein Drittel bis die Hälfte aller weiblichen Angestellten unter dem Existenzminimum verdient haben. Selbst diese waren noch vergleichsweise besser gestellt gegenüber den Langzeitarbeitslosen, den "Ausgesteuerten", deren Zahl im Frühjahr 1934 etwa 130.000 betragen haben dürfte.

Religiöses Leben

Diese eindeutige Anerkennung des neuen Staates und der republikanischen Staatsform durch das katholische Episkopat trug zur Stabilisierung und zur Vermeidung eines breiten gesellschaftlichen Zerwürfnisses bei. Die christlichen Kirchen besaßen eine starke volkskirchliche Verankerung und bildeten mit ihrer Vielzahl an Organisationen einen gesellschaftlichen Machtfaktor. Die auch personell enge Verschränkung mit der Christlichsozialen Partei verhinderte weitreichende gesetzliche Veränderungen gegen den Willen der katholischen Kirche. Strittige Materien stellten das Schulwesen, der Religionsunterricht, kirchliche Vermögensfragen oder die Ehegesetzgebung ("Sever-Ehen" dar, die die Sozialdemokraten zu säkularisieren versuchten. Erst das nationalsozialistische Regime änderte dieses mit der Einführung der obligatorischen Zivilehe.

Die organisatorische Basis des politischen Katholizismus bildeten die konfessionellen Vereine und Verbände. Diese fungierten als Vorfeldorganisationen der Christlichsozialen Partei; darin betätigten sich nicht nur katholische Laien, sondern auch Priester. Ignaz Seipel, der bedeutendste Exponent des parteipolitischen Katholizismus,bestimmte als Bundeskanzler wesentlich die Geschicke Österreichs in den Jahren von 1922 bis 1924 und von 1926 bis 1929. Dessen parteipolitische Gegner forcierten die antikirchliche und antiklerikale Propaganda und forderten zum Austritt aus der "Seipel-Kirche" auf. Der mit der Sozialdemokratie eng verknüpfte Freidenkerbund forderte die Abschaffung des Religionsunterrichts an den Schulen und die Zulassung der von der Kirche abgelehnten Feuerbestattung, die 1922 mit dem Bau des Krematoriums in Wien-Simmering möglich wurde.

Das autoritäre Dollfuß-Schuschnigg-Regimes wurde von der katholischen Kirche grundsätzlich unterstützt. Bereits 1933 beschloss die Bischofskonferenz den Rückzug des Klerus aus der aktiven Parteipolitik.

Wirtschaftsgeschichte

Vom Zerfall des gemeinsamen Wirtschaftsraums war die Wiener Wirtschaft in besonders starker Weise negativ betroffen. Die überregional ausgerichteten Produktions- und Dienstleistungsbetriebe versuchten zumeist in Form einer "Donauraumstrategie" der neomerkantilistischen Politik der Nachfolgestaaten entgegenzuwirken, was nur temporär gelang. Spätestens mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise zeigte sich die Beschränkung auf den kleinen nationalen Markt in ihren vollen Konsequenzen. Innerhalb Österreichs nahm die Wiener Wirtschaft eine überdominante Stellung ein. Zwar ging der Anteil Wiens an den Berufstätigen im Produktionssektor von 1910 bis 1934 von 44 auf 40 Prozent zurück und jener im Dienstleistungssektor von 53 auf 49 Prozent, doch blieb die Konzentration nach wie vor ganz erheblich. Die Tertiärisierung schritt nur langsam voran, weil die Wiener Industrie über zahlreiche Großbetriebe in den jungen industriellen Leitsektoren wie der Elektroindustrie, der Fahrzeugindustrie und im Maschinenbau verfügte die zumindest in den 1920er Jahren in der Regel eine günstige Entwicklung zeigten. Beispielsweise die Zahl der Elektromotoren in Wiener Betrieben verdoppelte sich im Zeitraum 1910-1928 beinahe. Auch die Wiener Bekleidungsindustrie bewahrte ihre Stellung weitestgehend, zumindest auf dem nationalen Markt. Auch der Dienstleistungssektor wies innerösterreichisch eine sehr hohe Konzentration auf Wien auf. Dies betraf den Handel, die Wirtschaftsdienste, besonders aber das Kreditwesen. Mit der "Nationalisierung" des Bankwesens ging ein Rückgang des Bankgeschäfts einher. Deren Industriekonzerne gingen großteils an die Nachfolgestaaten verloren. Um ihre überregionale Position nicht zu verlieren vergaben die Wiener Banken langfristige Kredite an Unternehmen in den Nachfolgestaaten denen jedoch nur kurzfristige Kredite von westlichen Finanzgebern gegenüberstanden. Gleichzeitig schrumpfte der aufgeblähte Finanzsektor. Immer mehr Banken krachten. Als die Creditanstalt-Bankverein 1929 mehr oder minder gezwungen die angeschlagene Bodencreditanstalt übernahm war das der Anfang vom Ende des Wiener Bankplatzes. Im Zuge der CA-Krise 1931 musste die einzige verbliebene Großbank, sieht man von der 1934 geschlossenen Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft ab, mit enormen Staatsmitteln gerettet werden. Nach der Sanierung beschränkte sie sich im Wesentlichen auf ein stark reduziertes nationales Geschäft. Auch der Versicherungssektor erlebte im Skandal um die Phoenix einen Höhepunkt der krisenhaften wirtschaftlichen Entwicklung.

Das Wiener Kleingewerbe erlebte zunächst einen Rückgang, ehe im Zug der Weltwirtschaftskrise die Anzahl der Betriebe wieder zunahm. Viele kleine Handelsfirmen hatten jüdische Besitzer die im Zug der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 enteignet und viele Geschäfte geschlossen wurden. Der Wiener Arbeitsmarkt war einerseits durch eine Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit andererseits durch eine Zunahme des Angestelltenanteils gekennzeichnet was für eine hohe Marktintegration spricht. Von 1910 bis 1923 sprang der Angestellten- und Beamtenanteil an den Erwerbstätigen von 14 auf 22%. In der Folge verlief der Anstieg kontinuierlich auf 25% bis 1934. Im Jahr 1939 waren 30% erreicht. Dafür waren zum Teil Konzentrationsprozesse in der österreichischen Industrie, die durch die Verwerfungen der Kriegsproduktion und der darauffolgenden Überproduktionskrise verstärkt wurden verantwortlich. Aber auch im tertiären Sektor sorgten Konzentrationsprozesse, fortschreitende innerbetriebliche Arbeitsteilung und strukturelle Verlagerungen für eine erhöhte Nachfrage nach Angestellten. In Wien standen einem starken Anstieg der Beschäftigung im Handel und in den Verkehrsgewerben – beides Bereiche mit einer bereits sehr entwickelten Angestelltentradition – ein etwa gleich hoher Rückgang der „häuslichen Dienste“ gegenüber, für die Angestelltenverhältnisse die Ausnahme der Regel bildeten. Besonders wie weibliche Angestelltenquote machte im Zeitraum 1910 bis 1923 einen Sprung von 7 auf 17%. Auch in der Folge stieg sie überproportional an und erreichte 1934 25%. Die Zunahme beruhte allerdings primär auf der Zunahme weiblicher Angestellter im Niedriglohnbereich (Sekretärin, Telefonistin, Kindergärtnerin). Sektoral betrachtet kam über den gesamten betrachteten Zeitraum rund ein Viertel der Angestellten und Beamten aus dem Produktionssektor. Der Anteil stieg zunächst bis Mitte der 1930er Jahre an, um dann nach dem „Anschluss“ um rund 2%-Punkte zu fallen.

Bildung und kulturelles Leben

Otto Glöckel, der bis Oktober 1920 in der Bundesregierung als Unterstaatssekretär für das Schulwesen zuständig war, suchte sein Reformprogramm ("Wiener Schulreform") nun als Geschäftsführender Präsident des 1922 ins Leben gerufenen Stadtschulrats für Wien auf kommunaler Ebene zu verwirklichen. An die Stelle einer lebensfremden "Lernschule" sollte die "Arbeitsschule" mit größerer Praxisnähe und der Förderung von selbständigem Denken und Kreativität treten. Für wesentliche Impulse sorgte das 1922 gegründete Pädagogische Institut der Stadt Wien als Ausbildungs- und Fortbildungsort der Wiener Pflichtschullehrer, das eng mit dem Wiener Psychologischen Institut von Karl und Charlotte Bühler, führenden Entwicklungspsychologen ihrer Zeit, kooperierte. Sie traten als Vortragende am Pädagogischen Institut ebenso auf wie Alfred Adler, Max Adler, Wilhelm Jerusalem oder Hans Kelsen. Flankiert wurde die Schulreform von verschiedenen Modellversuchen (auch zur gemeinsamen Schule aller Zehn- bis 14-Jährigen), einer Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, der Abgabe kostenloser Lehrmittel an Volksschulen, der Einrichtung moderner Schulbüchereien oder der Einrichtung von Elternvereinen.

Als Ergänzung zum Schulwesen verstanden sich die vom "Roten Wien" massiv geförderten Institutionen der Volksbildung, allen voran die Volkshochschulen, deren Netz signifikant expandierte. Eine wesentliche Rolle war auch den heute im Rahmen der "Büchereien Wien" zusammengefassten Arbeiterbüchereien zugedacht.

Die intellektuelle Blüte in der Wiener Moderne um 1900 erlebte in der Zwischenkriegszeit eine Fortsetzung. Vorrangig zu nennen ist ein 1922 um Moritz Schlick ins Leben gerufener Zirkel von Philosophen, Mathematikern und Logikern, der unter dem Namen "Wiener Kreis" weit über die österreichische Szene hinaus Bedeutung erlangte. Diese Gruppe war keineswegs homogen, sondern teilte sich vor allem in einen politisch engagierten Flügel, für den vor allem Otto Neurath als repräsentativ gelten kann, und einen eher unpolitischen. Weitere Träger waren etwa Kurt Gödel, Hans Hahn, Herbert Feigl, Rudolf Carnap oder Friedrich Waismann. Ludwig Wittgenstein und Karl Raimund Popper hatten ein Naheverhältnis zum Wiener Kreis, waren jedoch nie aktive Protagonisten dieses philosophischen Vereins.

Auch die Leistungen der "Wiener Nationalökonomischen Schule" fanden eine Fortsezung: Ihre Begründer Carl Menger, Friedrich Wieser und Eugen Böhm-Bawerk hatten in ihrer Theorie vom Grenznutzen und -wert eine Gesetzmäßigkeit der Ökonomie bezüglich des Tauschwerts von Gütern herausgearbeitet. Auch ihre jüngeren Vertreter wie Joseph A. Schumpeter, Ludwig Mises oder Friedrich August Hayek erlangten internationale Geltung. Die drei Wiener Schulen der Psychotherapie - Sigmund Freuds Psychoanalyse, die Individualpsychologie Alfred Adlers und die Logotherapie von Viktor Frankl, sind ebenfalls ein wichtiger Beitrag der österreichischen Geistesgeschichte.

Zum Stammpublikum der Wiener Kaffeehäuser gehörten nicht nur Schriftsteller und Maler wie Alfred Adler, Peter Altenberg, Hermann Bahr, Hermann Broch, Egon Friedell, Hugo von Hofmannsthal, Anton Kuh, Robert Musil, Joseph Roth, Felix Salten, Arthur Schnitzler, Franz Werfel, Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka, sondern auch Architekten und Komponisten wie Otto Wagner, Franz Lehár und Alban Berg. 

aus diesem Nährboden psychoanalytische Strömungen erwuchsen, die bis heute mit Wien assoziiert werden. Gegen diese Doppelbödigkeit, wie sie vor allem Schnitzler oder Stefan Zweig in Novellen und Theaterstücken darstellten, äußerte sich das Unbehagen an diesen Lebensstilen in einer Art ‚Reinheitsgebot‘, oder zumindest einem Verlangen nach klaren Abgrenzungen. Die Zwölftonmusik Arnold Schönbergs, Alban Bergs, Anton von Weberns und auch Matthias Hauers ist ebenso ein Beispiel dafür wie der Kampf von Adolf Loos gegen das Ornament und letztlich auch die Sprachkritik eines Karl Kraus,

Kulturell erlebte Wien, auch durch die Emigration von Künstlerinnen und Künstlern aus dem seit 1933 nationalsozialistischen Deutschland nach Österreich, nochmals eine Blüte. So spielten zeitweise bis zu 25 Kellerbühnen gleichzeitig in Wien. Im Jänner 1935 ging der erste "echte" Opernball über die Bühne.

Stadtplanung und Architektur

Das ehrgeizige kommunale Wohnbauprogramm diente nicht nur der Befriedigung des enormen Bedarfs an Wohnraum, sondern versuchte auch Ansprüchen der architektonischen Avantgarde jener Zeit zu genügen. Entsprachen frühe Bauten oft noch romantisch-historisierenden Vorbildern, entfaltete sich ab etwa 1925 eine spätexpressionistische bis kubistische Phase – gerade deren Ikonografie wird in der Regel auch mit den Wohnbauten des "Roten Wien" assoziiert –, die schließlich von einer reduktionistischen Phase der "Stilberuhigung" abgelöst wurde. Das abwechslungsreiche Erscheinungsbild der Bauten ist nicht zuletzt auch Konsequenz der Heterogenität der beteiligten knapp 200 Architekten. Neben beamteten Architekten des Magistrats fällt der hohe Anteil an Schülern Otto Wagners auf, von denen manche mit Aufträgen regelrecht überhäuft wurden, während etwa die Repräsentanten der Technischen Hochschule oder der Akademie der bildenden Künste beim Gemeindebau deutlich unterrepräsentiert waren. Adolf Loos und ihm nahestehende Personen blieben ebenfalls nur Nebenfiguren.

Elementarereignisse

Hier ist vor allem der Eisstoß 1929 zu nennen.

Literatur

  • Peter Eigner / Michael Wagner / Andreas Weigl: Finanzplatz: Wien als Geld- und Kapitalmarkt. In: Günther Chaloupek / Peter Eigner / Michael Wagner (Hg.): Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938. Tl. 2 (Geschichte der Stadt Wien Bd. 5), Wien 1991, S. 909-997.
  • Peter Eigner / Andreas Resch: Die wirtschaftliche Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert. In: Franz X. Eder / Peter Eigner / Andreas Resch / Andreas Weigl: Wien im 20. Jahrhundert. Wirtschaft, Bevölkerung, Konsum (Querschnitte 12), Innsbruck / Wien / München / Bozen 2003, S. 8-140
  • Historischer Atlas von Wien, 6.Lfg.: Karte ”Bevölkerungsentwicklung nach dem heutigen Gebietsstand 1783-1939”. Wien 2001
  • Wolfgang Maderthaner: Von der Zeit um 1860 bis zum Jahr 1945. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 175-544
  • Gerhard Meißl: Ökonomie und Urbanität. Zur wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklung Wiens im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In: Peter Csendes/Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 651-737
  • Michael Mesch / Andreas Weigl: Angestellte und Tertiärisierung in Österreich. In: Wirtschaft und Gesellschaft 37 (2011), S. 95-138
  • Andreas Weigl: Demographischer Wandel und Modernisierung in Wien. Wien: Pichler-Verlag 2000 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 1)
  • Andreas Weigl: Soziale Ungleichheiten in der großstädtischen Gesellschaft. In: Andreas Weigl/Peter Eigner/Ernst Gerhard Eder [Hg.]: Sozialgeschichte Wiens 1740-2010. Soziale und ökonomische Ungleichheiten, Wanderungsbewegungen, Hof, Bürokratie, Schule, Theater. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2015 (Geschichte der Stadt Wien, 8), S. 17-62