Prater

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48° 12' 15.75" N, 16° 24' 58.29" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Prater (2).

1) Naturpark:

Der Prater ist bereits 1403 urkundlich nachzuweisen. Die Praterauen hatten einst verschiedene Besitzer, unter anderem das Himmelpfortkloster und das Stift Klosterneuburg. 1537 ließ König Ferdinand I. die großen Kastanienalleen anpflanzen, die vom Augarten zum Lusthaus führten (heute Heinestraße und Hauptallee). Maximilian (II.) löste 1560 einige Teile ein, nahm andere in Pacht und vereinigte alles mit jenem Teil, den die Landesfürsten schon früher besessen hatten, zu einem ausgedehnten (gänzlich eingezäunten) Jagdgebiet, das von ihm häufig aufgesucht wurde und in dem vor allem Fasane, Rehe und Hirsche gejagt wurden. Die Abschließung des Praters wurde durch den Fugbach erleichtert, der quer durch den Unteren Werd am Ende der späteren Praterstraße und von da an südlich in die Au verlief, bis er in den Donaukanal mündete. Für seine Jäger stellte Maximilian „Unter den Feibern" Grundstücke für Wohnhäuser zur Verfügung (Jägerzeile), verbot aber generell den Eintritt in den Prater. Rudolf II. legte 1592 die Bewilligung zum Besuch des Praters in die Hände des kaiserlichen Forstknechts Hans Bengel (dessen rüpelhaftes Vorgehen angeblich den Übergang seines Namens auf Menschen mit schlechten Manieren zur Folge gehabt haben soll). 1641 verbot Ferdinand III. neuerlich den Wienern das Betreten des Praters, ebenso Leopold I. 1675, der 1687 dem Forstmeister Niklas Schlosser befahl, lediglich Kavaliere und Damen, kaiserliche Räte, Sekretäre und Hofkammerbeamte einzulassen. Maria Theresia ermahnte die zugelassenen Besucher (Equipagenbesitzer, Kavaliere zu Pferd), sich nur in der Hauptallee und deren nächsten Seitenwegen aufzuhalten; für die Öffentlichkeit blieb der Prater weiterhin gesperrt. Erst Joseph II. öffnete ihn am 7. April 1766 allen Bewohnern Wiens als Erholungsgebiet und gestattete bürgerlichen Gastwirten und Kaffeesiedern, im Prater ihre Zelte aufzuschlagen. Nur der hinterste Teil des Praters, die Hirschau, wo Rehe, Edel- und Damhirsche gezüchtet wurden, blieb noch kaiserliches Reservat; allerdings fanden sich gerade dort mit Vorliebe Liebespaare, Duellanten und so weiter. ein. 1775 wurden die Gitter am Pratereingang niedergerissen und so der Prater auch nachts zugänglich. Durch die Öffnung des Praters wurde die Anlage des „Wurstelpraters" ermöglicht. Am 20. Jänner 1938 wurde der Prater Eigentum der Gemeinde Wien Das Gebiet des Praters wurde ab den 1850er Jahren öfters verkleinert: der Winterhafen mit seinen Anlagen und Öltanks, der Atomforschungsreaktor und die Wiener Molkerei nahmen größere Flächen in Anspruch, entlang des Donaukanals und der Rustenschacherallee errichtete man Häuserzeilen, durch Rotunde, Wiener Messe und Stadion ging ebenfalls Grund verloren. Neben dem Stadion und dem ihm angeschlossenen Stadionbad sind im Prater auch der Trabrennplatz (Krieau), der Rennplatz Freudenau (Galopprennen), das Hallenstadion, Tennisplätze, das Gelände der Campagnereiter-Gesellschaft und der Hundedressurplatz untergebracht.

2) Volksprater:

In dem vor dem Eingang zum Prater liegenden Stadtgut, das der Gemeinde Wien gehörte, befanden sich bereits Anfang des 18. Jahrhunderts einige gut besuchte Wirtshäuser, neben denen es Kegelbahnen, Schaukeln und primitive Ringelspiele (Calafatis Ringelspiel) gab. Die Wirtshäuser und Buden übersiedelten nun in den nördlichen Teil des Praters und bildeten gemeinsam mit den Häuschen, in denen sich der Kasperl produzierte, die Anfänge des späteren Volksbelustigungsorts, des sogenannten Wurstelpraters (1. Numeration der Praterhütten). 1773 brannte der aus Bayern eingewanderte Johann Georg Stuwer auf dem Feuerwerksplatz sein erstes Kunstfeuerwerk ab (das erste Feuerwerk im Prater hatte bereits am 24. Mai 1771 Peter Paul Girandolini abgebrannt). Auf dem Plan von Mauer (1782) sind im „Wurstelprater" 47 Objekte (43 Wirtshäuser, zwei Ringelspiele, die „Optica nova" und eine Hütte, in der „mechanische Vögel" zu sehen waren) verzeichnet (1854 waren es 82, 1873 bereits 187). 1784 und 1788 wurden durch Stuwer beziehungsweise Enslin vom Prater aus die ersten Luftschifferproduktionen veranstaltet (Ballonfahrten). Am 6. Juli 1791 unternahm Blanchard vom Prater aus seine erste Luftfahrt in Wien; mit seinem großen Montgolfierballon landete er in Groß-Enzersdorf. In der Hauptallee wurden 1782-1790 von Matthias Benko, Ignaz Wagner und Anton Simon drei Kaffeehäuser errichtet (Erstes Kaffeehaus, Zweites Kaffeehaus, Drittes Kaffeehaus). Nach Zuschüttung des Fugbachs trug man die Brücken über denselben ab. 1814 fand im Prater das Erinnerungsfest an die Schlacht bei Leipzig statt. Bereits zur Zeit Karls VI. fand in der Hauptallee alljährlich am 1. Mai das Wettrennen der Laufer statt (letztmals 1847). Ein gesellschaftliches Ereignis, das am selben Tag stattfand, war die sogenannte Praterfahrt, das große Wiener Frühlingsfest im Prater. Im Mittelpunkt desselben stand eine Wagenauffahrt privater und öffentlicher Equipagen (meist bis zu 500 Wagen, die sich bei der Rückfahrt oft vom Praterstern bis zum Stephansplatz stauten); die Zahl der Schaulustigen wird von Bäuerle 1845 mit 30.000 beziffert. Der 1. Mai war zugleich der Stichtag für die Präsentation der Wiener Modeneuheiten; was bei dieser Gelegenheit von bedeutenden Personen der Wiener Gesellschaft getragen wurde, setzte sich in der kommenden Saison durch. Zwischen 17. und 23. August fand das Kaiser-Geburtstagsfest im Prater statt (erstmals am 23. August 1863), nachdem bereits am 29. April 1854 (anläßlich der Vermählung Franz Josephs I. mit Elisabeth) ein Kaiserfest gefeiert worden war (ebenso am 27. April 1879 anläßlich der Silberhochzeit des Kaiserpaars und am 8. Mai 1881 anläßlich der Vermählung des Thronfolgers Rudolf); 1854 waren in der Hauptallee bis zum Rondeau 142 Säulen mit Beleuchtungskörpern aufgestellt, und neben dem Kaisergarten war eine Tribüne für Johann Strauß errichtet (dessen „Elisabethklänge" erstmals gespielt wurden), 1879 stellte Hans Makart seinen Festzug im Prater zusammen. Am 17. Juni 1866 veranstaltete Johann Strauß ein Volksfest (auf der Zirkuswiese spielte Morelli, im Ersten Kaffeehaus Philipp Fahrbach, im Zweiten Kaffeehaus spielten Josef und Eduard Strauß), am 19. Mai 1867 folgte eine ähnliche Veranstaltung (bei der im Zweiten Kaffeehaus Carl Michael Ziehrer spielte, im Dritten Kaffeehaus hingegen Josef und Eduard Strauß). 1868 fand das 3. Deutsche Bundesschießen auf der Wasserwiese im Prater statt (Eröffnung am 24. Juli; Schießhalle und Schießstände nach Plänen von Architekt Hinträger). 1871/1872 wurde der Prater im Zuge der Vorbereitung der Weltausstellung (1873) durch Architekt Lothar Abel „reguliert" (2. Numeration der Praterhütten), damit jedoch eines großen Teils seiner Poesie beraubt; der Bau der Rotunde (der Aushub wurde als Konstantinhügel aufgeschüttet) und ausgedehnter Ausstellungsgebäude veränderte einen Teil des Praters in nachhaltiger Weise. Der älteste Praterbaum, ein 500jähriger Nußbaum gegenüber dem Gasthaus „Zum Eisvogel", fiel einer weiteren „Regulierung" (1876) zum Opfer. Die Praterfeste der 70er Jahre wurden teils in der Hauptallee, teils auf den Praterwiesen abgehalten, ab 1874 auch in der Rotunde. 1883 beging man im Prater die Säkularfeier der Zweiten Türkenbelagerung, ab 1886 zog der alljährliche Blumenkorso die geschmückten Equipagen der Gesellschaft sowie Scharen von Schaulustigen an, 1890 fand hier das Sängerfest statt, an dem ein Chor von 8.000 Sängern teilnahm (Orchester Karl Komžak, Dirigenten Franz Mair und Eduard Kremser), ab 1890 zog an jedem 1. Mai die Arbeiterschaft in den Prater (man zählte 1890 60.000-70.000 Arbeiter), um den (erstmals arbeitsfreien) Tag (Erster Mai) im Kreis der Familien in der Natur zu feiern, 1895 nahm im Kaiserpark das Vergnügungsetablissement Venedig in Wien den Betrieb auf (in dessen Mitte man 1897 das Riesenrad errichtet und in dem bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs Jahr für Jahr neue Attraktionen das Besucherinteresse wachhielten), 1897 gab es einen Radfahrerblumenkorso, 1909 entstand auf dem Gelände hinter dem Riesenrad die Hochschaubahn, im gleichen Jahr wurde die 100-Jahr-Feier der Schlacht bei Aspern begangen. Die Vergnügungsstätten des P.s paßten sich stets Novitäten (1874: Velocipedezirkus; 80er Jahre: Photographiesalons, Aeroplan-Karussell; 1910: Autorennpalast, Autokarussell; Elektrodrom, Autodrom; Elektrizität) und Trends sowie dem Publikumsgeschmack an. Am 6. Juli 1921 nahmen an einem Trachtenfestzug 40 Musikkapellen teil, 1928 fand das 10. Deutsche Sängerfest statt (Bau der Sängerhalle auf der Jesuitenwiese, Inbetriebnahme der Liliputbahn) und am 9. Juli 1929 wurde ein Gewerbefestzug abgehalten. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs (April 1945) wurde der Volksprater durch Bomben und Brände weitgehend zerstört, nur 18 Objekte blieben erhalten (darunter das Riesenrad [dessen Waggons allerdings verbrannten] und das Lustspieltheater). Man entschloß sich zu einem Wiederaufbau in modernisierter Form. Am 15. März 1948 verkehrte zwischen Riesenrad und Stadion der erste Zug der wiederhergestellten Liliputbahn, am 25. März 1948 wurde ein Flächenwidmungs- und Bebauungsplan beschlossen, ab 1948 gab es den „Praterrummel"; auf der Jesuitenwiese veranstaltete die KPÖ alljährlich ein Volksfest. Die 200-Jahr-Feier wurde 1966 festlich begangen. 1986-1988 wurde, beim Calafattiplatz beginnend, eine Neugestaltung des Volkspraters vorgenommen. – Im zweiten Bezirk nehmen verschiedene Kunstwerke an Wohnhäusern auf den Prater Bezug: Ausstellungsstraße 49 (Mosaik „Calafatti"); Ausstellungsstraße 53 (Praterszenen, Rotunde); Erlafstraße 2 (Jagdszenen); Ferdinandstraße 2 (Jagdszene); Kleine Pfarrgasse 2 (Mosaik mit Praterszenen); Schüttelstraße 19c (Jagdszene); Springergasse 17 (Volkertstraße 19; Falkenjagd). Böhmischer Prater (siehe auch Nachtrag Band 5), Jedleseer Prater, Lusthaus, Wallfahrtskirche Maria Grün, Rudolfsheimer Prater, Zirkus.

Literatur

  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde) (unter anderem Geschichte: S. 11 ff.; Feuerwerke: S. 50 ff.; Zirkus: S. 73 ff.; Luftschiffahrt: S. 117 ff.; Praterfeste: S. 128 ff.; Kaisergarten: S. 152 ff.; Praterunternehmungen: S. 193 ff.; Bestandnehmerverzeichnis:

296 ff.)

  • Hans Pemmer, Ninni Lackner: Der Wiener Prater einst und jetzt. 1935
  • Hans Pemmer: Zur Geschichte des Praters. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 14. 1932, S. 184 ff., S.195 ff.
  • Hans Pemmer: Die allmähliche Verbauung des Praters. In: Wiener Geschichtsblätter 3. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1948, Nr. 4, S. 54 ff.
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. In: Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 77 ff. (P:)
  • Hans Pemmer: Der Prater. In: Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 101 ff.
  • Hugo Hassinger: Wandlungen des Landschaftsbildes des Praters seit dem 16. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 4. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1949, Nr. 1, S. 21 ff.
  • Naturgeschichte Wiens. 1970 ff., Register
  • Otmar Rychlik: Die Entwicklung des Wiener Praters. in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 36. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1982, S. 11 ff.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 55 ff., S. 110 f., S. 124 f., S. 163 f., S. 184 ff., S. 207 ff., S. 327 f.
  • Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 46, S. 83, S. 149 ff., S. 183, S. 187 ff.
  • Sportzentrum Wiener Prater. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Band 38. Wien: Compress / Jugend & Volk 1960
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 5: Generalregister. Wien: Jugend & Volk 1962, S. 173 (Register)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 90 ff.