Drittes Kaffeehaus

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Drittes Kaffeehaus, 1873
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1786
Datum bis 1962
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 22864
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Prater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Drittes Kaffeehaus.jpg
Bildunterschrift Drittes Kaffeehaus, 1873
  • 2., Volksprater

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Drittes Kaffeehaus (Praterhütte Nummer 12) am Generalstadtplan 1912.

Drittes Kaffeehaus (2, Volksprater, Prater). Hauptallee, Praterhütte 12, vor 1871 Nr. 20/21.

Dieses ebenfalls wie die beiden anderen Praterkaffeehäuser Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Kaffeehaus, war in Richtung Lusthaus das letzte der in der Hauptallee befindlichen Kaffeehäuser.

Einer Legende zufolge, in der Joseph II. einen bewusstlosen Mann bei Schnee im Prater entdeckt und der Besitzer des sogenannten dritten Kaffeehauses ihm bei dessen Rettung behilflich gewesen sein soll, soll Grund dafür gewesen sein, dass dieses dritte Praterkaffeehaus zunächst als Einziges im Winter geöffnet haben durfte. Joseph II. persönlich habe dem Besitzer dieses Privileg aufgrund seiner Hilfeleistung erteilt. Diese Erlaubnis sei gleichzeitig eine Aufforderung gewesen, hilfsbedürftigen Personen im Winter eine Zufluchtsstätte zu gewähren, so die Legende. Dieses Recht sei nach dem Tod des ersten Besitzer des dritten Kaffeehauses auf Ignaz Wagner und sein Zweites Kaffeehaus übergegangen, kam jedoch schon bald wieder an das dritte Café zurück. In Wirklichkeit war Joseph II. schon tot, als das dritte Kaffeehaus unter Karl Zimmer aus Frankenthal im Jahr 1793 im Prater erbaut wurde. Der Cafébetreiber erhielt aber in der Tat bereits damals das Recht, das Lokal im Winter offen zu halten. Im dritten Café wurde auch das Abhalten von Bällen erlaubt.

Am 25. Mai 1808 starb Karl Zimmer. Er starb allerdings derart mittellos und verarmt, dass er das Kaffeehaus wohl schon früher an einen neuen Besitzer abtreten hat müssen. Das Lokal ging in den Besitz von Josef Winsalzer über, der es bis zu seinem Tod im Jahr 1811 innehatte. Daraufhin erwarb es Julius Josef Schweiger. Das Café wurde von den drei Kaffeehäusern im Prater vor allem zu Beginn des Frühlings am meisten besucht. Da hatten zwar schon alle drei Häuser geöffnet, doch waren die anderen beiden nicht mit derart effektiven Heizsystemen ausgestattet, da sie zunächst ja nur als Sommerkaffeehäuser fungierten.

Im dritten Kaffeehaus wurden auch bescheidene Konzerte abgehalten. 1821 wird als neuer Besitzer Anton Simon genannt, der mit Dekret vom 15. Juli 1830 die Erlaubnis erhielt, an Sonn- und Feiertagen Tanzmusik halten zu dürfen. Aus dem Jahr 1827 liegt eine ausführliche Beschreibung des Kaffeehauses vor: "Das Kaffeehaus ist groß und geschmackvoll gebaut. Obschon von Holz, gewinnt das Ganze doch der massiven Struktur und des täuschenden Anstriches wegen das Ansehen eines steinernen Gebäudes. Die in der Mitte des Daches angebrachte erhöhte Kuppel ruht auf einer Reihe von Säulen, die im Saale einen dem Auge sehr gefälligen Kreis bilden. Die Wand des ganz runden Saales ist eine Reihe von hohen Fenstern, die nach allen Seiten freie Aussicht gewährend, den Saal spiegelhell machen. An den Fenstern sind im dichten Kreise Tische gestellt, die mit jenen zwischen den Säulen eine Allee bildend, den Gästen die bequemste Revue der Promenierenden geschaffen."[1] In der Mitte des Raumes befand sich das Orchester, außerdem gab es drei Nebenräume, darunter das Damenzimmer, wo nicht geraucht werden durfte. Der Besitzer Simon aber ging bankrott, sodass schließlich Alois Boynger das Lokal übernahm und es verstand, den Besuch im Café zu heben.

Das Dritte Kaffeehaus nahm nach einem Ausbau auch den Platz des Wirtshauses "Zum grünen Gattern" ein. Es lockte im Vormärz auch deshalb Besucher an, weil es ein Laboratorium beherbergte, in dem aus dem Saft von Ahornbäumen Zucker hergestellt wurde. 1866 erwarb Friedrich Hirschberger, der Besitzer der Neuen Welt in Hietzing und des "Kolosseums" in Rudolfsheim gewesen war, das Lokal und führte es in großem Stil. Das zum Kaffeehaus gehörende Salontheater wandelte sich unter Anton Ronacher im späteren 19. Jahrhundert zu einem Sommertheater, in dem neben Singspielen und Possen auch Operetten Offenbachs aufgeführt wurden ("Sommer-Orpheum"). Als 1886 ein Herr Pertl den Betrieb übernahm, entwickelte sich die Bühne allmählich zum Varieté, für das als Bühne der "Edengarten" gebaut wurde; hier gastierten ab 1908 Eisenbachs "Budapester Orpheumgesellschaft" sowie später die "Hölle" und der "Simpl". Im Jänner 1920 brannte das Kaffeehaus während eines Balles ab, wurde danach aber wieder errichtet und wurde auch in den 1930er Jahren viel besucht. Das Kaffeehaus brannte als einziges der drei Praterkaffeehäuser nicht 1945 ab und blieb bis 1962 in Betrieb. An der Stelle des Dritten Kaffeehauses wurde 1963 das Hockeystadion erbaut. (siehe Landhockey).

Quellen

Literatur

  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935, S. 115 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 249 ff.
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 115-116
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993.
  • Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum, Wien 2014.
  • Adolf Scherpe: Die Entwicklung des Wiener Kaffeehauses. Eine lokalhistorische Studie. Wien: Verlag des illustrierten unabhängigen Tagblattes "Die Neue Zeitung" 1919, S. 21
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 72-74

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 116