Sozialwesen

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Letzte Änderung am 20.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Entwicklung seit dem Mittelalter

Wien war schon im Mittelalter Anziehungspunkt für unterprivilegierte soziale Schichten auf Arbeitssuche. Die Versorgung dieser Menschen oblag den Körperschaften und Innungen als ständische Gemeinschaften und Unterstützer ihrer Mitglieder. Die mittelalterlichen Spitäler waren Wohlfahrtseinrichtungen, Sondersiechenhäuser erfüllten die Spezialaufgabe der Betreuung von Personen mit ansteckenden Krankheiten; die Versorgung Bedürftiger wurde hauptsächlich durch Schenkungen sichergestellt, während sich reichere Bürger zur Altersversorgung in Spitäler "einkaufen" konnten. Bekanntestes Beispiel ist das um die Mitte des 13. Jahrhunderts eingerichtete Bürgerspital.

Die Armenfürsorge oblag dem primär aus Stiftungen und Fonds gebildeten privaten Sektor, da sich die Stadt nur in bescheidenem Maße darum kümmerte; von offizieller Seite her wurden restriktive Maßnahmen erlassen, wie das Meldewesen, die Polizeiordnung und etwa die Gerichtsordnung Karls V.

Ende des 17. Jahrhunderts wurden Bettler in Arbeitshäuser eingewiesen. Einschneidende Veränderungen brachte die Herrschaft Maria Theresias, die in der 1754 erlassenen "Bettlerschub- und Verpflegungsordnung" die Gemeinde zur Unterhaltsleistung verpflichtete, sofern der Betroffene zehn Jahre in Wien gelebt und gearbeitet hatte, sowie die Verpflichtung der Geburtsgemeinden zur Versorgung ab 1771; auch wurden Waisenhäuser errichtet und die Invalidenversorgung zur Staatsaufgabe gemacht. Die unter Joseph II. fortgesetzten Reformen erlangten ein bis Anfang des 20. Jahrhunderts unerreichtes Ausmaß; so wurden Anspruchsberechtigte genau differenziert und mit den "Direktiv-Regeln" Krankenpflege, Waisen- und Findlingsversorgung geregelt. Zur Zeit Josephs II. gab es in Wien 116 Bruderschaften, teilweise seit dem Mittelalter belegte Institutionen, die von ihm aufgelöst und zur Einheitsbruderschaft "Die Liebe zum Nächsten" zusammengelegt wurden, womit auch die Gründung des Wiener Armeninstituts verbunden war.

Für die Entwicklung ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Zeit des Nationalsozialismus siehe: Fürsorge, Erwachsenenfürsorge.

2. Republik

Nach 1945 war die Stadtverwaltung mit enormen Problemen konfrontiert, jedoch konnten bereits im Winter 1945/46 durch ausländische Hilfsgüter Bedürftige versorgt werden; wichtig war in dieser Zeit die Rückführung evakuierter Kinder und deren Erholungsfürsorge, wobei auch ausländische Organisationen wie das amerikanische und britische Rote Kreuz und die schwedische Rädda Barnen große Hilfe leisteten. Die Versorgung der Flüchtlinge und älteren Menschen stellte ebenfalls eine große Herausforderung für die Stadt Wien dar; 1952 wurde die "Landaufenthaltsaktion für Befürsorgte" organisiert, die nach 1945 geschaffenen Wärmestuben 1957 durch Tagesheimstätten für Senioren ersetzt, die bis heute in der Form von Pensionistenclubs weitergeführt werden.

In legislativer Hinsicht sind das Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz vom 1. Juli 1948 (BGBl. Nr. 146/1948) zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und das Jugendwohlfahrtsgesetz (BGBl. Nr 99/1954) zur Regelung von Vormundschafts- und Erziehungsrechtsfragen die bedeutendsten Errungenschaften. 1956 wurde auch ein Wiener Blindenbeihilfengesetz zur Unterstützung für Zivilblinde erlassen (siehe auch: Blindeninstitut, Blindenwohnheim).

In den 1950er-Jahren wurde der Fokus von materieller Versorgung auf prophylaktische Arbeit nach dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" verlegt; die freiwerdenden Mittel dienten danach dem Aufbau sozialer Dienste und zur Verbesserung der Behinderten- und Seniorenheime. Das 1960 errichtete Kuratorium Wiener Pensionistenheime errichtete bis 1985 etwa 30 Pensionistenheime. Ab 1968 wurden Mietzinsbeihilfen für sozial Bedürftige in Althäusern gewährt, 1969 Sozialberatungsstellen eingeliefert und die Aktion "Essen auf Rädern" in Zusammenarbeit mit privaten Institutionen eingeführt. 1971 folgte die Gründung der Aktion "Sozialer Notruf", 1973 trat das "Wiener Sozialhilfegesetz" in Kraft.

In diese Zeit fällt auch ein Teil der als "Wiener Weg der Jugendwohlfahrt" konzipierten Jugendfürsorge, ein Paradigmenwechsel von Erfassungsarbeit zur Vorbeugung mit angebotsorientierter Sozialarbeit. Die Protestbewegung gegen die Heime, die wachsende Attraktivität des Sozialarbeiterberufs und ein damit verbundener Personalwechsel trugen zu dieser Entwicklung bei. Auch die Einrichtung sozialpädagogischer Beratungsstellen ab 1977 und die Errichtung der Stadt des Kindes (1971 – 1974) sind Beispiele dieses innovativen Weges. Bis zur Mitte der 1980er-Jahre wuchs das Budget für Transferleistungen stetig an, auch wurden Maßnahmen zur Entbürokratisierung und Dezentralisierung gesetzt und die dringend benötigten Frauenhäuser finanziell unterstützt. Seit 1985 gibt es allerdings eine rückläufige Tendenz, die sich in der sinkenden Dotierung sozialer Bereich und der Schließung teils gut frequentierter Einrichtungen niederschlägt (so von 22 der 23 Sozialberatungsstellen und dreier Infocenter).

Liste einzelner Institutionen

Literatur

  • Othmar Pickl [Hg.]: Österreichisches Städtebuch. Band 7: Die Stadt Wien. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1999, S. 281 – 288.