Josephinismus

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Epoche
Datum von 1765
Datum bis 1790
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 21474
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns

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Josephinismus, Wiener (und österreichische) Form der rationalistischen Aufklärung, eine Reform im Sinn des Nützlichkeitsstandpunkts. Grundsätze des Josephinismus fanden bereits vor dem Regierungsantritt Josephs II. in Österreich Eingang (beispielsweise nach Grundsätzen der praktischen Bedürfnisse des Staates realisierte Verwaltungsreform beziehungsweise Einfluss des Staatskirchentums unter Maria Theresia). Unter Josephinismus im engeren Sinn versteht man einen aufgeklärten Absolutismus, einen zentralistischen Zentral- und Einheitsstaat (Vereinheitlichung von Verwaltung und Behörden) mit katholischer Staatsreligion und einheitlicher deutscher Sprache (obwohl sich in der Zeit des Josephinismus auf dem Balkan nationale Schriftsprachen auszubilden begannen).

Die von Joseph II. eingeleiteten Reformen auf den Gebieten der Verwaltung (Magistratsreform, 1783), der staatlichen Wohltätigkeit (Allgemeines Krankenhaus, 1784; Ersatz für kirchliche oder private Armenfürsorge) und der Wirtschaft (Merkantilismus und Manufakturen, Aufhebung des Zunftzwangs und des Gewerbes, Einführung von Schutzzöllen), des Rechts- (Josephinische Gerichtsordnung und Josephinisches Gesetzbuch, 1787), Schul- (Reichsvolksschulgesetz, 1771; staatliche Kontrolle des Unterrichtswesens, Heranbildung von Staatsbeamten an den Universitäten) und Kirchenwesens (Toleranzpatent, 1781; Klosteraufhebungen, 1782 (Diözesanregulierung, 1782) sowie des Agrarwesens (Aufhebung der Leibeigenschaft, 1781) überforderten die Menschen seiner Zeit und mussten von seinem Nachfolger in einigen Fällen zurückgenommen werden; Joseph beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen; die Romantik erneuerte vieles wieder.

Die Reformen des Josephinismus ersparten Österreich und Wien eine Revolution im Sinn der Französischen Revolution, die sich in den Erblanden kaum auswirkte (Jakobiner); durch die Tätigkeit Josephs II. drangen die Ideen der Aufklärung auch ins Bürgertum ein, bildeten hier die Voraussetzung für die Kultur des Biedermeier und des Liberalismus, trugen aber auch den Bazillus wirtschaftlicher Ausnützung und sozialer Missstände in sich.

Literatur

  • Georgine Holzknecht: Ursprung und Herkunft der Reformideen Josephs II auf kirchlichem Gebiet. Innsbruck: Wagner 1914
  • Fritz Valjavec: Der Josephinismus: zur geistigen Entwicklung Österreichs im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Wien: Verl. f. Geschichte 1945
  • Ferdinand Maaß: Der Josephinismus. 5 Bände. 1951-1961
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1740-1895. Wien: Jugend & Volk 1985, S. 64 ff. (Geschichte der Stadt Wien, 1)