Niemals vergessen! Antifaschistische Ausstellung, Wiener Künstlerhaus

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Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Ausstellung
Status
Gewidmet
Datum von 1946
Datum bis
Stifter
Art des Stifters
Architekt Victor Theodor Slama
Standort Im Gebäude
Ortsbezug
Bezirk 1
Historischer Bezug Austrofaschismus und Nationalsozialismus
Thema der Erinnerung
Gruppe
Geschlechtsspezifik
PageID 64219
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 14.04.2021 durch DYN.krabina
  • 1., Karlsplatz 5

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48° 12' 1.81" N, 16° 22' 17.51" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bereits wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und damit auch der nationalsozialistischen Herrschaft, wurden Überlegungen angestellt, wie ein kultureller und politischer Neuanfang gelingen könne. Im Rahmen einer breit angelegten politischen Aufklärungskampagne sollten die Propagandamechanismen und Verbrechen des Nationalsozialismus in einer Ausstellung für die breite Öffentlichkeit dargestellt werden. Die Anregung dazu kam von der sowjetischen Besatzungsmacht, der kommunistische Wiener Kulturstadtrat Viktor Matejka wurde zum wichtigsten Proponenten dieser Idee.

Seitens der Stadt Wien beauftragte er den Grafiker Victor Theodor Slama nicht nur mit der Gestaltung, sondern auch der Konzeption und Gesamtleitung dieser "Antifaschistischen Siegesausstellung". Slama koordinierte in den folgenden Monaten ein Team aus mehr als hundert Personen, darunter viele Architekten, Maler und Grafiker wie Otto Prutscher, Max Fellerer, Paul Kirnig, Franz Herberth, Günther Baszel von Szászkabánya, Maria Tlusty, Hans Fabigan und Walter Harnisch.

Ursprünglich sollte die Ausstellung noch im Jahr 1945 stattfinden, fehlende Ressourcen der unmittelbaren Nachkriegszeit – es mangelte etwa an Fensterglas, um die beschädigten Glasflächen im Künstlerhaus zu ersetzen – machten eine Verschiebung notwendig.

Mit der längeren Vorbereitungszeit wurden auch die parteipolitischen Einflussversuche stärker. Manche Texte wurden bis auf Regierungsebene diskutiert und der ursprünglich geplante Titel verändert. Aus einer "Antifaschistischen Siegesausstellung", wie auf einem frühen Plakatentwurf noch zu lesen war, wurde "Niemals vergessen!", mit dem Untertitel "Antifaschistische Ausstellung".

Die Eröffnung am 14. September 1946 wurde als Staatsakt inszeniert, unter Anwesenheit von Bundeskanzler Leopold Figl, weiterer Vertreter der Bundesregierung, des Wiener Bürgermeisters Theodor Körner und Vertretern der Alliierten. In knapp 100 Tagen besuchten etwa 260.000 Personen die Ausstellung. In drastischen Bildern, stark mit dem Mittel der Collage arbeitend, wurden die Schrecken des Krieges, die Verbrechen von Faschismus und Nationalsozialismus dargestellt. "Niemals vergessen!" wurde als Teil eines didaktischen Umerziehungsprogramms verstanden. Registrierte ehemalige NSDAP-Mitglieder erhielten eine briefliche Einladung, die Ausstellung und ihr Rahmenprogramm – in erster Linie Vorträge – zu besuchen und konnten so "Gutpunkte" für ihre "Entnazifizierung" erwerben. Begleitend erschienen ein Ausstellungskatalog und ein Gedenkbuch.

Nach dem Ende in Wien sollte eine adaptierte Version als Wanderausstellung in den Landeshauptstädten zu sehen sein. Tatsächlich war "Niemals vergessen!" schließlich im Sommer 1947 in Linz und Innsbruck zu sehen. Pläne, die Schau in der Schweiz zu zeigen, wurden nicht umgesetzt.

Quellen

  • Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung ZPH 1123, 1.2.4
  • Österreichische Zeitung, 15. September 1946, S. 5

Literatur

  • Heidrun-Ulrike Wenzel: Von Anerkennung bis Zurückweisung. Die begleitende "NS-Aktion" zur antifaschistischen Ausstellung "Niemals vergessen!". In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019, S. 174–177
  • Heidrun-Ulrike Wenzel: "Eine Ausstellung ist wie ein Buch" – Victor Slama, der kreative Kopf hinter der Idee. In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen. Wien: Metroverlag 2019, S. 162–172
  • Heidrun-Ulrike Wenzel: Vergessen? Niemals! Die antifaschistische Ausstellung im Wiener Künstlerhaus 1946. Wien: Mandelbaum Verlag 2018
  • Die Schau mit dem Hammer. Zur Planung, Ideologie und Gestaltung der antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen!". In: Wolfgang Kos: Eigenheim Österreich. Zu Politik, Kultur und Alltag nach 1945. Wien: Sonderzahl 1994, S. 7–58
  • Gemeinde Wien, Verwaltungsgruppe III, Kultur und Volksbildung [Hg]: "Niemals vergessen!" Ein Buch der Anklage, Mahnung und Verpflichtung. Wien: Jugend und Volk 1946
  • Katalog zur antifaschistischen Ausstellung "Niemals vergessen!". September–November 1946 Wien, Künstlerhaus. Wien: Globus-Verlag 1946