Theodor Kramer: Unterschied zwischen den Versionen

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Theodor Kramer, * 1. Jänner 1897 Niederhollabrunn, Niederösterreich, † 3. April 1958 Wien, Dichter.
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==Biografie==
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Theodor Kramer war der Sohn des jüdischen Gemeindearztes Dr. Max Kramer und seiner Frau Babette (Betty; geborene Doctor). Nach den ersten Schuljahren in Niederhollabrunn und Stockerau übersiedelte die Familie 1908 nach Wien, wo Kramer die Realschule Vereinsgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk besuchte. Nach der Matura 1914 war er bis Juli 1915 Student an der [[Wirtschaftsuniversität|Exportakademie]] in Wien. Als Offiziersanwärter wurde Kramer im Oktober 1915 zum Kriegsdienst einberufen, im Juni 1916 an der Front schwer verwundet und hatte danach unter einer lebenslangen Behinderung zu leiden. 
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1933 war er mit [[Fritz Brügel]], [[Josef Luitpold Stern]] und anderen einer der Mitbegründer der "Vereinigung sozialistischer Schriftsteller". Gesundheitliche Probleme und die politischen Umwälzungen brachten Kramer, der 1933 seine Lebensgefährtin Inge Halberstamm heiratete, in eine prekäre finanzielle Lage. Schriftstellerkolleginnen und -kollegen wie [[Otto Basil]], [[Fritz Hochwälder]] oder [[Paula von Preradović]] unterstützten ihn in dieser Zeit. Seine Notlage schlug sich auch in den Gedichten des 1936 erschienenen Bandes "Mit der Ziehharmonika" nieder.
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Theodor Kramer schrieb in eindringlicher Sprache gehaltene Gedichte und gehörte zu den wichtigsten österreichischen Lyrikern der Zwischenkriegszeit. Seine Bücher wurden von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] in Deutschland verboten; nach langem Zögern ging er nach der Annexion Österreichs 1939 mit Hilfe von Thomas Mann nach Großbritannien ins Exil. 1940/1941 war er dort als "feindlicher Ausländer" auf der Insel Man interniert, 1943 erhielt er eine Stelle als Bibliothekar in Guildford. In dieser Zeit schloss er Bekanntschaft mit [[Erich Fried]] und [[Hilde Maria Eva de Spiel|Hilde Spiel]].  
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1946 erschienen im kommunistischen [[Globus|Globus-Verlag]] in Wien die Bände "Wien 1938 die grünen Kader" und "Die untere Schenke". Der Gedichtband "Vom schwarzen Wein" kam 1956 heraus, 1960 folgte der lyrische Auswahlband "Einer bezeugt es" (postum 1972 "Lob der Verzweiflung").  
|Auszeichnung=Preis der Stadt Wien für Literatur
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|Verleihung=1958
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Erst 1957 kehrte er aus dem Exil nach Wien zurück und wechselte (nachdem er 1908/1909 im 2. Bezirk Am Tabor 22 gewohnt hatte) oft sein Wiener Quartier. Zuletzt lebte er in 9., Lazarettgasse 9.  
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Kramer Theodor, * 1. Jänner 1897 Niederhollabrunn, Niederösterreich, † 3. April 1958 Wien 16, Wilhelminenspital (Zentralfriedhof, Ehrengrab), Dichter (sozialkritischer Lyriker), Gattin (1933) Inge Halberstamm, Schauspielerin, Sohn des jüdischen Gemeindearztes Dr. Max Kramer. Übersiedelte mit seinen Eltern 1908 nach Wien, wurde 1915 an der Front schwer verwundet (lebenslange Behinderung), studierte 1918-1921 Jus, war 1921-1926 als Buchhändler und 1926-1931 als Verlagsvertreter tätig. Obwohl er bereits seit seiner Jugend geschrieben hatte, begann er erst 1927 mit Veröffentlichungen (Gaunerzinken, 1928; Wir lagen in Wolhynien im Morast, 1931; Mit der Ziehharmonika, 1936). Kramer schrieb in eindringlich Sprache gehaltene Gedichte und gehörte zu den wichtigsten österreichischen Lyrikern der Zwischenkriegszeit. 1932 war er einer der Mitbegründer der Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten in Deutschland verboten; nach der Annexion Österreichs ging er nach langem Zögern 1939 mit Hilfe Thomas Manns nach Großbritannien ins Exil (1940/1941 dort als „feindlicher
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Theodor Kramer wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1958 postum mit dem Preis der Stadt Wien für Literatur. 1983 benannte man die [[Theodor-Kramer-Straße]] im 22. Bezirk nach dem sozialkritischen Lyriker. Die 1984 gegründete [[Theodor-Kramer-Gesellschaft]] widmet sich unter anderem der Erforschung seines Lebens und Werkes und vergibt seit 2001 den Theodor-Kramer-Preis.
Ausländer" auf der Insel Man interniert, 1943 Bibliothekar in Guildford, Kontakte zu [[Erich Fried]] und Hilde Spiel), aus dem er erst 1957 nach Wien zurückkehrte. 1946 erschienen im kommunistischer Globus-Verlag in Wien die
 
Bände „Wien 1938 - die grünen Kader" und „Die untere Schenke", erst 1956 erschien der Gedichtband „Vom
 
schwarzen Wein" und 1960 der lyrischen Auswahlband „Einer bezeugt es" (postum 1972 „Lob der Verzweiflung"). Kramer wechselte (nachdem er 1908/1909 in 2, Am Tabor 22, gewohnt hatte) oft sein Wiener Quartier (zuletzt lebte er 9, Lazarettgasse 9). Preis der Stadt (1928), Preis der Julius-Reich-Stiftung (1931), Preis der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen (1947), Theodor-Körner-Preis (1956, 1957); Preis der Stadt Wien für Literatur (1958; postum). [[Theodor-Kramer-Gesellschaft]], [[Theodor-Kramer-Straße]].
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
+
* Harald Hahn / David Fuhr: Lob der Verzweiflung. Lieder und Texte zu Gedichten von Theodor Kramer. Stuttgart: Ibidem 2006
*Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999 
+
* Herbert Staud / Jörg Thunecke [Hg.]: Chronist seiner Zeit. Theodor Kramer. Klagenfurt: Theodor Kramer Gesellschaft / Drava 2000 (Zwischenwelt, 7)
*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
+
* Erwin Chvojka / Konstantin Kaiser: Vielleicht hab ich es leicht, weil schwer, gehabt. Theodor Kramer 1897–1958. Eine Lebenschronik. Wien: Theodor Kramer Gesellschaft 1997
*Helmut Olles [Hg.]: Literaturlexikon 20. Jahrhundert. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1971 
+
* Daniela Strigl: Wo niemand zuhaus ist, dort bin ich zuhaus. Theodor Kramer – Heimatdichter und Sozialdemokrat zwischen den Fronten. Wien: Böhlau 1993
*Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990, S. 75
+
* Theodor Kramer Gesellschaft [Hg.]: "Über Kramer hinaus und zu ihm zurück". Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1990 (Zwischenwelt, 1)
*Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963, S. 133 f.
+
* Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u .a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 139 ff.
*Konstantin Kaiser: Theodor Kramer. 1897-1958. Wien: Dokumentationsstelle für Neuere Österr. Literatur 1983
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* Konstantin Kaiser: Theodor Kramer. 1897–1958. Wien: Dokumentationsstelle für Neuere Österr. Literatur 1983
*Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 139 ff.  
+
 
*Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 43
+
==Weblinks==
* Mitteilungen des DÖW, Folge 89, 1988, S. 4
+
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Kramer Wikipedia: Theodor Kramer]
*Niederösterreichische Kulturberichte. 4/1983, S. 6; 7-8/1988, S. 7
+
* [http://theodorkramer.at/tkg/theodor-kramer/biographie-und-werk/ Theodor Kramer Gesellschaft: Theodor Kramer]
*Frankfurter Allgemeine Zeitung, o5. 12. 1987 (''Literaturbeilage'')
 
*Neue Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag, 10.01.1986
 
*Volksstimme 05.01.1986, 04.01.1987 (Gerald Grassl, Wenn ich Wiederkehr...), 18.11.1988
 
*Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag, 29.12.1956, 29.12.1971
 

Aktuelle Version vom 7. November 2023, 12:31 Uhr

Daten zur Person
Personenname Kramer, Theodor
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16475
GND 118715461
Wikidata Q86382
Geburtsdatum 1. Jänner 1897
Geburtsort Niederhollabrunn, Niederösterreich
Sterbedatum 3. April 1958
Sterbeort Wien
Beruf Dichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 14. April 1958
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 30 B, Reihe 1, Nummer 2
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 2., Am Tabor 22 (Wohnadresse)
  • 9., Lazarettgasse 9 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1928)
  • Julius-Reich-Preis (Verleihung: 1931)
  • Preis der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen (Verleihung: 1947)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1958)
  • Theodor-Körner-Preis für Literatur (Verleihung: 1957)
  • Theodor-Körner-Preis für Literatur (Verleihung: 1956)

Theodor Kramer, * 1. Jänner 1897 Niederhollabrunn, Niederösterreich, † 3. April 1958 Wien, Dichter.

Biografie

Theodor Kramer war der Sohn des jüdischen Gemeindearztes Dr. Max Kramer und seiner Frau Babette (Betty; geborene Doctor). Nach den ersten Schuljahren in Niederhollabrunn und Stockerau übersiedelte die Familie 1908 nach Wien, wo Kramer die Realschule Vereinsgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk besuchte. Nach der Matura 1914 war er bis Juli 1915 Student an der Exportakademie in Wien. Als Offiziersanwärter wurde Kramer im Oktober 1915 zum Kriegsdienst einberufen, im Juni 1916 an der Front schwer verwundet und hatte danach unter einer lebenslangen Behinderung zu leiden.

Ab Mai 1918 war er Gasthörer für Philosophie, Germanistik und Geschichte an der Universität Wien, ehe er hier von 1919 bis 1921 Jus studierte. Aus finanziellen Gründen musste er sein Studium beenden und arbeitete von 1921 bis 1931 unter anderem als Buchhändler und Verlagsvertreter. Obwohl er bereits seit seiner Jugend geschrieben hatte, wurde sein erstes Gedicht erst 1926 veröffentlicht. 1928 erschien der erste Gedichtband "Die Gaunerzinke" beim Verlag Rütten & Loening in Frankfurt am Main. Beim Wiener Zsolnay-Verlag folgte 1931 "Wir lagen in Wolhynien im Morast …", eine verspätete Auseinandersetzung mit den Erlebnissen im Ersten Weltkrieg.

1933 war er mit Fritz Brügel, Josef Luitpold Stern und anderen einer der Mitbegründer der "Vereinigung sozialistischer Schriftsteller". Gesundheitliche Probleme und die politischen Umwälzungen brachten Kramer, der 1933 seine Lebensgefährtin Inge Halberstamm heiratete, in eine prekäre finanzielle Lage. Schriftstellerkolleginnen und -kollegen wie Otto Basil, Fritz Hochwälder oder Paula von Preradović unterstützten ihn in dieser Zeit. Seine Notlage schlug sich auch in den Gedichten des 1936 erschienenen Bandes "Mit der Ziehharmonika" nieder.

Theodor Kramer schrieb in eindringlicher Sprache gehaltene Gedichte und gehörte zu den wichtigsten österreichischen Lyrikern der Zwischenkriegszeit. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten in Deutschland verboten; nach langem Zögern ging er nach der Annexion Österreichs 1939 mit Hilfe von Thomas Mann nach Großbritannien ins Exil. 1940/1941 war er dort als "feindlicher Ausländer" auf der Insel Man interniert, 1943 erhielt er eine Stelle als Bibliothekar in Guildford. In dieser Zeit schloss er Bekanntschaft mit Erich Fried und Hilde Spiel.

1946 erschienen im kommunistischen Globus-Verlag in Wien die Bände "Wien 1938 – die grünen Kader" und "Die untere Schenke". Der Gedichtband "Vom schwarzen Wein" kam 1956 heraus, 1960 folgte der lyrische Auswahlband "Einer bezeugt es" (postum 1972 "Lob der Verzweiflung").

Erst 1957 kehrte er aus dem Exil nach Wien zurück und wechselte (nachdem er 1908/1909 im 2. Bezirk Am Tabor 22 gewohnt hatte) oft sein Wiener Quartier. Zuletzt lebte er in 9., Lazarettgasse 9.

Theodor Kramer wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1958 postum mit dem Preis der Stadt Wien für Literatur. 1983 benannte man die Theodor-Kramer-Straße im 22. Bezirk nach dem sozialkritischen Lyriker. Die 1984 gegründete Theodor-Kramer-Gesellschaft widmet sich unter anderem der Erforschung seines Lebens und Werkes und vergibt seit 2001 den Theodor-Kramer-Preis.

Literatur

  • Harald Hahn / David Fuhr: Lob der Verzweiflung. Lieder und Texte zu Gedichten von Theodor Kramer. Stuttgart: Ibidem 2006
  • Herbert Staud / Jörg Thunecke [Hg.]: Chronist seiner Zeit. Theodor Kramer. Klagenfurt: Theodor Kramer Gesellschaft / Drava 2000 (Zwischenwelt, 7)
  • Erwin Chvojka / Konstantin Kaiser: Vielleicht hab ich es leicht, weil schwer, gehabt. Theodor Kramer 1897–1958. Eine Lebenschronik. Wien: Theodor Kramer Gesellschaft 1997
  • Daniela Strigl: Wo niemand zuhaus ist, dort bin ich zuhaus. Theodor Kramer – Heimatdichter und Sozialdemokrat zwischen den Fronten. Wien: Böhlau 1993
  • Theodor Kramer Gesellschaft [Hg.]: "Über Kramer hinaus und zu ihm zurück". Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1990 (Zwischenwelt, 1)
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u .a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 139 ff.
  • Konstantin Kaiser: Theodor Kramer. 1897–1958. Wien: Dokumentationsstelle für Neuere Österr. Literatur 1983

Weblinks