Stephansdom

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
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  • 1., Stephansplatz 1

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48° 12' 30.33" N, 16° 22' 23.72" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Stephansdom (l, Stephansplatz; Hl. Stephan), charakteristisches Wahrzeichen der Stadt, bedeutendstes Bauwerk der Hoch- und Spätgotik in Österreich und monumentales Beispiel der süddeutschen-österreichischen Staffelkirche. Seit 1363 (Rudolf IVON) Sitz des Kollegiatskapitels, 1469 (Friedrich III.) Erhebung zum Bistum (erst 1480 feierliche verkündet und damit rechtskräftig vollzogen [Bulle am Turmtor angeschlagen]), 1723 (Karl VI.) Erhebung zum Erzbistum (seither erzbischöflicher Dom). Unter dem Hauptchor Grablege der Herzoge, unter den Seitenchören der Bischöfe beziehungsweise Domherren.

Baugeschichte

Erster Bau (1137-um 1160)

Als die Babenberger um 1135 ihre Residenz nach Wien verlegten (Pfalz Am Hof) und Markgrag Leopold IV. 1137 mit Bischof Reginmar von Passau den Tauschvertrag von Mautern abschloß, begann dieser mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche außerhalb der damals bestehenden Umwallung Wiens (ident mit der römischen Lagermauer). Die Kirche wurde 1147 vom Passauer Bischof Reginbert zu Ehren des Hl Stephan geweiht (das Jahr ist zwar nicht durch Nennung des Namens der Kirche gesichert, aber aus Erwägungen, die durch Grabungsergebnisse von 1945 bestätigt wurden, auf St. Stephan zu beziehen). Der erste Bau war eine dreischiffige, romanische Basilika mit Querschiff und bis zum heutigen Speisgitter reichendem Chor. Sie entsprach damit in den Abmessungen vergleichbaren romanischen Domen ihrer Zeit.

Zwischen Bau (1230/40-1263)

Spätromanischer Neubau über demselben Grundriß, dessen Fertigstellung durch den Brand von 1258 verzögert wurde (der Gottesdienst mußte 5 Jahre lang in der Schottenkirche abgehalten werden); die Weihe erfolgte 1263. Von diesem Bauwerk, einem der letzten großen Kirchenbauten der Spütromanik im deutschen Sprachraum, hat sich die Westfassade (mit dem Riesentor [um 1230/1240; Vorbilder am Bamberger Dom] und den Heidenfürmen sowie der Westempore im Inneren des Doms) erhalten.

Dritter Bau (1304-1523)

Der gotische Neubau hat insofern eine interessante Baugeschichte, als man trotz der umfangreichen Arbeiten den Gottesdienst in der Kirche aufrechterhalten und außerdem das romanische Westwerk mit den beiden Heidenfürmen in den Neubau einbeziehen wollte; dies erforderte, daß zuerst die Außenmauern der Halle errichtet wurden, die sich in der Breite an das bestehende romanische Querschiff anschlossen, daher viel breiter waren als die romanische Basilika, und dergestalt die alte Kirche gewissermaßen ummantelten. Da sich dadurch die Westfassade verbreiterte und das romanische Westwerk zu schmal geworden war, schritt man an eine Verbreiterung in Form von Kapellenanbauten (Herzog- und Kreuzkapelle). Das hatte zur Folge, daß man an dieser Stelle, auch wegen der bestehenden Heidenfürme, keine gotischen Fürme aufführen konnte, weshalb dieselben an die Seiten des Querschiffs gedrängt wurden. Der Gottesdienst wurde während dieser Baujahrzehnte in einem jeweils anderen abgemauerten Teil der Kirche abgehalten. 1304-1340 wurde als Ersatz für den (kleineren) romanischen Chorschluß der sogenannt Albertinische (hochgotischen) Chor erbaut; da er den Platz des (alten) Karners und einen Teil des die Kirche umgebenden Friedhofs (Stephansfreithof) beanspruchte, mußte ein neuer Karner errichtet werden (Virgilkapelle unter der Maria-Magdalena- Kapelle) sowie der Friedhof nach dem Erwerb eines Grundstücks der Kommende des Deutschen Ordens (1, Stephansplatz 4) und nachfolgender Umwidmung des erworbenen Areals in diese Richtung vergrößert werden. Bereits nach 1340 begann man mit dem Bau der beiden zweigeschossigen Kapellen an der Westseite. 1359, zugleich mit dem Südturm, begann der Bau des spätgotischen Langhauses (1426 Abbruch des romanischen Langhauses und Abmauerung des Chors für den Gottesdienst; um 1430 Vollendung der südlichen Langhauswand bis zum Dachansatz, nach 1440 Errichtung des Dachstuhls [eine Meisterleistung gotischer Zimmermannskunst, 1945 durch Brand zerstört und danach durch eine Stahlkonstruktion ersetzt], 1446 Beginn der Einwölbung des Langhauses durch den vom Rat und von Kirchmeister Simon Pötel bestellten Baumeister Hans Puchsbaum). Der Südturm, im Auftrag Rudolfs IVON 1359 begonnen und 1395 bereits über die Katharinenkapelle emporgewachsen, mußte 1408, als man bei einer städtischischen Baukontrolle ein erhebliche Abweichen von den Bauplänen feststellte, teilweise wieder abgetragen werden, wurde jedoch 1433 durch Hans von Prachatitz vollendet (1449 ist ein Brand des Turms überliefert). 1551 setzte man auf die acht obersten Fialen des Turms ein Hirschgeweih, weil ein solches nach dem damaligen Aberglauben gegen Blitzschlag schützen sollte. Johann Amann leitete 1810-1815 die Ausbesserungsarbeiten am Stephansturm, der 1809 durch die französische Beschießung Schaden erlitten hatte. Die baufällig gewordene Turmspitze wurde 1839 durch Paul Sprenger abgetragen und durch einen Eisenhelm ersetzt beziehungsweise 1860 durch Leopold Ernst neuerliche abgetragen und daraufhin 1862-1864 durch Friedrich Schmidt in alter Form aus Stein wiederaufgebaut (am 18. Aaugust 1864 wurden im Zuge der gründliche Turmrenovierung ein neues Kreuz und ein drei Zentner schwerer Adler auf die fertiggestellte Turmspitze aufgesetzt). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden umfassende Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die zeitweise die Einnistung der oberen Turmteile notwendig machten. Der Nordturm, zu dem Puchsbaum 1450 die Fundamente legte (es wird überliefert, daß in diesem Jahr der Wein so sauer gewesen war, daß Friedrich III. angeordnet habe, ihn zum Ablöschen des Kalks zu verwenden), wurde 1467 nach seinem Entwurf auf den bereits vorhandenen Fundamenten begonnen (ab 1466 erhielt Dombaumeister Laurenz Spenyng für den Bau eine laufende Zahlung), doch mußte der Bau 1511 aus finanziellen Gründen eingestellt werden (die achteckige Haube mit Glockenhelm als Abschluß des Nordturms wurde 1556-1578 von Hans Saphoy errichtet). Hatte die Vollendung des Südturms (1433) den Höhepunkt der Bedeutung des bürgerlichn Patriziats angezeigt, so markierte die Baueinstitutellung am Nordturm (1511) dessen Niedergang. Das Erlahmen des Interesses am Bau und die Bindung verfügbarer Geldmittel für Rüstungszwecke steht mit der steigenden Fürkengefahr (Erste Fürkenbelagerung 1529) in unmittelbarem Zusammenhang; im Volk bildeten sich als Erklärung hingegen Sagen (Künstlerneid, Teufelshilfe und so weiter).

Äußeres (Baubeschreibung)

Das hohe Dach (mit glasierten Ziegeln) beeinflußt das Aussehen des Doms entscheidend und verbindet harmonische die aus verschiedenen Bauzeiten stammenden Architektenteile (spätromanische Westfassade und gotisches Langhaus mit Strebepfeilern, Figurenbaldachinen, Wasserspeierpaaren und Maßwerkgalerie am Dach). Romanische Westwerk mit Heidenfürmen (A): Die spätromanischen Bauteile (ursprünglich Langhausbreite der Basilika) stammen im Kern aus dem zwei Drittel des 13. Jahrhunderts (Begrenzung durch die romanischen „Heidenfürme", die mit ihrer Höhe von 65,6 m das romanische Langhaus merklich überragten). Die dreigeschossige Seitenteile sind mit Giebeln abgeschlossen, auf denen sich die romanischen Doppelfürme mit ihren achteckigen Aufbauten erhebenannt Zu beiden Seiten kreuzrippengewölbte gotisches Doppelkapellen: unten links Kreuzkapelle (19), darüber Valentinkapelle, unten rechts Herzogkapelle (29), darüber Bartholomäuskapelle (die oberen Kapellen sind nicht zugänglich). Zentrum rundbögen, spätromanisches Trichterportal (Riesentor; a) das prunkvollste Werk einer auch in Niederöstereich nachweisbaren Bauhütte (um 1230/1240; um 1500 durch einen vorgelegten Spitzbogen verengt): reicher Skulpturenschmuck; links vom Tor geeichte Längenmaße (große und kleine Elle); die eingestellten Säulen des Portals besitzen qualitätvolle Kapitelle, darüber (friesartig angebracht) menschliche und tierische Symbole, wieder darüber Halbfiguren der zwölf Apostel und zweier Evangelisten; Tympanon (Christus in der Mandorla). 1996 wurde das Tor restauriert, was eine vorübergehende Schließung erforderlich machte (bei Grabungen im Torbereich wurden neben bisher 39 [mittelalterlichen bis barocken] Bestattungen auch Fundamente und [bis Juni 1996 nicht weniger als elf] übereinanderliegende Fußbodenbeläge von einem bisher unbekannten steinernen Vorgängerbau [vor 1100?] aufgefunden). Langhaus (B): Dreischiffige, vierjochige, gestaffelte Hallenkirche von eindrucksvollen Ausmaßen (Höhe des Mittelschiffs 28 m, der Seitenschiffe 22,4 m, Breite des Langhauses 35,9 m); Netzrippengewölbe; an den fast 3 m starken Bündelpfeilern je sechs Figurennischen mit Baldachinen und turmartigen Bekrönungen (77 Steinfiguren ohne geschlossenes ikonographisches Programm, zeitlich und qualitativ uneinheitlich, etwa 1450-1500, teilweise auf bürgerliche Stiftungen zurückgehenden

Südturm (C)

Der hochgotische Turm verjüngt sich vom Boden bis zur Spitze; quadratischer Grundriß, im zweiten Drittel Übergang zu Achteck, bekrönende Kreuzblume (Spitze: Bronzekugel mit Doppeladler), Höhe 136,7 m (nach Ulm und Köln dritthöchster historischer Turm Mitteleuropas); unverfälschte Verkörperung des gotischen Turmbaus.

Nordturm (D)

Der „Adlerturm" wurde entsprechend dem Südturm geplant (reichere spätgotische Verzierung). Auf dem Plateau (mit Lift erreichbar) befindet sich die neue „Pummerin" ===Albertinischer Chor (E)=== Dreischiffiger Hallenchor mit fünf-achtel-Schlüssen, Kreuzrippengewölbe, figuralen Schlußsteinen, profilierten Freipfeilern, Bündelpfeilern mit je sechs Figurennischen (mit Baldachinen und turmartige Bekrönungen), die teils 1330/1340 entstanden, teils am Ende des 19. Jahrhunderts (überwiegend von Franz Erler) historisierend ergänzt wurden. Die Obere Sakristei (F) wurde um 1718 erbaut (nicht zugänglich), der Winterchor (G) nimmt die Reliquienschatzkammer auf (nicht zugänglich), im Mesnerhaus (H), einem zierlicher Anbau an der Südwand, beginnt die Turmtreppe (die Fürmerstube liegt 72 m hoch), die Untere Sakristei (I) wurde im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts erbaut (nicht zugänglich) und die Dombauhütte (J) 1959 errichtete

Tore

Betreten kann man den Dom durch das Riesentor (a; 1996 wegen Restaurierung geschlossen), das Bischofstor (b), das Singertor (c), das Primglöckleintor im Südturm (d) und das Adlertor im Nordturm (c). Das Bischofstor, früher Brauttor, besitzt eine sechseckige spätgotische Vorhalle (um 1380/1390) mit flamboyantem Fischblasenmaßwerk (Form der spätesten Gotik), Nischenfiguren am Vorbau (um 1515; Paulus, Hl. Stephanus), grotesken Wasserspeiern und äußerst realistische Statuen Herzog Albrechts III. und seiner Gattin Elisabeth in der Portallaibung (Aufstellung der Stifterstatuen an einem bis dahin nur Heiligen vorbehaltenen Platz), darüber zehn weibliche Heilige, seitlich Maria und Verkündigungsengel, im Tympanon zwei Reliefs aus dem Leben Mariens; in der Laibung sogenannt Kolomansstein, über den das Blut des Märtyrers geflossen sein soll (einzigen Beleg für die Verehrung einer Steinreliquie auf Wiener Boden!). Analog gestaltet ist das Singertor (um 1440/1450), ein Werk Puchsbaums mit Nischenfiguren aus der Bauzeit (Paulus, Steinigung des Hl. Stephanus), Baldachinfiguren von Franz Erler (1893), grotesken Wasserspeiern und Statuen (Stifterfiguren) Herzog Rudolfs IV. und seiner Gattin Katharina in der Portallaibung, darüber neun Apostel und Johannes der Täufer, seitlich Erlöser und Moses, im Tympanon zwei Reliefs mit Szenen aus dem Leben des Paulus. Das Primglöckleintor mit seiner im Grundriß eines halben Achtecks gehaltenen Vorhalle ist ebenfalls durch Stifterfiguren geschmückt (Herzog Albrecht II. und seine Gattin Johanna von Pfirt, Karls IV. und seiner Gattin Elisabeth [Originale im Historischen Museum]); die Sitzfiguren der Evangelisten stammen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, die Madonnenstatue mit Kind am Mittelpfosten aus der Zeit um 1400. In der Halle unter dem Südturm (C) Reste des 1945 zerstörten Fürkenbefreiungsdenkmals von Edmund Hellmer (1883-1894). Das Adlertor ist analog gestaltet; die reiche Wandgliederung ist spätgotisch, die Nischenfiguren an den Außenpfeilern sind Kopien aus dem frühen 20. Jahrhundert, die Statuen oben (unter anderem Franz Joseph I. und Gattin Elisabeth, Friedrich III. und Maximilian I.) schuf Franz Erler (1878). In der Halle unter dem Nordturm (D) Original des „Zahnwehherrgotts" (Schmerzensmann, um 1400), dessen Name sich von der Sage ableitet, spottende Studenten wären von Zahnschmerzen befallen worden, die sich erst legten, als sie vor der Statue Abbitte leisteten.

Inneres

Erster Hochaltar (1640-1647) mit Altarbild „Steinigung des Hl. Stephanus" von Tobias Pock (1640), Marmoraufbau mit Heiligenstatuen von seinem Bruder Jakob Pock; dahinter im Chor einige gotische Glasgemälde (um 1340/1360). Zweiter Johannes-Nepomuk-Altar (Barock, 1723) mit Altarbild „Hl. Johannes Nepomuk" von Martin Johann Schmidt („Kremser Schmidt", 1772) aus der Stadtpfarrkirche Melk. Dritter Karl-Borromäus-Altar (1728) mit Altarbild von Wolfgang Köpp (1783), zu beiden Seiten barockes Chorgestühl (1647) mit Bischofsbüsten. Im linken Seitenschiff des Chors (Frauenchor) vierter gotischer Flügelaltar (Wiener Neustädtischer Altar, 1447), fünftes leeres Hochgrab für Rudolf IV. den Stifter und seine Gattin Katharina (1378?), mit Liegefiguren, sechstens Barocksarkophag mit Obeliskaufbau und Porträtmedaillon von Balthasar Ferdinand Moll (1743) für Erzbischof Johann Joseph Graf Trautson († 1757), siebtens Renaissancegrabmal mit Bildnisbüste von Loy Hering (vor 1519) für Bischof Georg Slatkonia († 1522) und achtens Grabmal mit Porträtmedaillon in der Art des Giuliano Finelli für Bischof Melchior Khlesl († 1630; Gegenreformation, Klosteroffensive) sowie bedeutende gotische Pfeilerfiguren (darunter eine Schutzmantelmadonna). Im rechten Seitenschiff des Chors (Apostelchor) neuntens Hochgrab Friedrichs III.: rotmarmorner Sarkophag (1467-1513) nach einem Gesamtentwurf von Gerhaert Niclas van Leyden, auf der Grabplatte Liegefigur des Kalsers, mit reichem figuralem Schmuck (Statuetten, Reliefs, Wappenfries), in der Nähe sogenannt Dienstbotenmadonna (gotisch gefaßte Steinstitutatue der Muttergottes, um 1320). 10 Kruzifixus von Josef Troyer (Zweite Hälfte 20. Jahrhundert), unter Verwendung der Reste des Lettnerkreuzes (nach dem Brand von 1945); beiderseits je drei Passionsreliefs, elf Katharinenkapelle (Südturm): geweiht 1396, eine architektonische Kostbarkeit von höchster Qualität; aus Achteckigen entwickelter Zentralraum mit Apsis, Sterngewölbe mit bemerkenswert Schlußstein (Halbfigur der Hl. Katharina mit Schwert und Rad), neugotischer Schnitzaltar (1875) mit hochgotischen Holzstatue der Hl. Katharina (um 1420), davor Marmortaufstein (1481) mit Reliefs am Becken, Evangelistenstatuen am Sockel und reichgeschnitztem 4 m hohem Holzdeckel (früher Schalldeckel der Kanzel); rechten vom Eingang Grabstein für Bischof Anton Wolfrath († 1639) mit Bildnisbüste. Zwölftens Barbarakapelle (Nordturm): vollendet 1467, geweiht 1492 (nicht zugänglich). 13 spätgotische Kanzel von Anton Pilgram (um 1500): bedeutendstes Kunstwerk des Langhauses, aus sieben Sandsteinblöcken gearbeitet, am Kanzelfuß Selbstporträt des Künstlers (sogenannt Fenstergucker), durchbrochener Steinaufbau mit Statuetten (an der Brüstung die Kirchenlehrer Augustinus, Gregor der Große, Hieronymus und Ambrosius), Stiegenaufgang mit kriechenden Kröten und Eidechsen (Symbole des Bösen), die von einem Hund (Symbol des Guten) am Vordringen gehindert werden. 14 Barocker Katharinenaltar (1701), bekrönende Giebelfigur „Hl. Dorothea". 15 Barocker Marienaltar (1699), silbergerahmtes Votivbild nach Stich von Martin Schongauer (1490). 16 Barocker Josefsaltar (1700) mit Altarbild von Anton Schoonjans, im Aufsatz „Verkündigung Mariens". 17 Barocker Januariusaltar (1711) mit einem Martine Altomonte zugeschriebenen Altarbild des Hl. Januarius (Januariuskapelle). 18 Barocker Johannesaltar mit Altarbild „Hl. Sippe" von Johann Michael Rottmayr (1708), zur Seite die Ordensheiligen Franz von Assisi und Antonius von Padua, im Marmoraufsatz Immaculata. 19 Kreuzkapelle (Tirnakapelle, Prinz-Eugen-von-Savoyen-Gruft) mit Wandfresko „Golgatha" von Johann Ender (1853), davor Kruzifixus mit Bart aus echtem Haar (zweites Drittel des 15. Jahrhunderts), Grabmal des Prinzen Eugen (1663-1736), ein Marmorobelisk mit Bronzeskulpturen und Relief einer Fürkenschlacht (1754). Neben dem schmiedeeisernen Tor zur Kapelle (mit Wappen Savoyen-Liechtenstein, 1736) Grabmal des Humanisten Johannes Cuspinian und seiner beiden Gattinnen (nach 1529). 20 Durchbrochener Altarbaldachin (vermutlich von Hans Prachatitz, gestiftet 1434), der den Herz-Jesu-Altar umschließt; Grabstein des Bürgermeisters Hanns Übermann († 1570) mit Relief „Auferstehung Christi". 21 Franz-von-Assisi-Altar (1715) mit Altarbild von Johann Michael Rottmayr. 22 Franz- Xver-Altar (farbigen Marmoraltar für den Jesuitenmissionar) mit Relief „Krönung Mariens" (1690), links Renaissance-Epitaph für Bischof Johann Fabri († 1541). 23 Orgelfuß mit Bildnisbüste Anton Pilgrams (Selbstporträt), darunter gemalte Inschrift mit Pilgrams Monogramm und Jahreszahl (1513). 24 Peter-und-Paul-Altar (ältester Barockaltar und einziger aus Holz (merkwürdigerweise von der Maurer- und Steinmetzzunft gestiftet) mit Altarbild „Petrus und Paulus" von Tobias Pock (1677). 25 Altarbaldachin von Hans Puchsbaum (1448), der den Leopoldsaltar umschließt; darüber barocke Orgeltribüne aus Holz; unterhalb des Baldachins Vertiefung im Stein (durch einen Gewehrschuß) und Datum „6. Oktober 1848" (Schußwechsel zwischen verfeindeten Gruppen von Nationalgardisten im Dom). 26 Barocker Dreifaltigkeitsaltar (1751) mit Altarbild von Michelangelo Unterberger (Anlehnung an Entwurf von Paul Troger); jüngster Barockaltar des Doms (rokokoartig zarter Aufbau, vier Engelfiguren aus der Werkstätte von Georg Raphael Donner; daneben Barockgestühl für Magistratspersonen („Kleines Ratsherrengestühl" mit Oratorium und Bürgermeisterloge) von Jakob Pock (1643-45). 27 Barocker Sebastianaltar (Altarbild 1710), daneben Grabsteine (16./17. Jahrhundert). 28 Altarbaldachin aus Stein (1510/1515), vielleicht von Jörg Oexl, recht romanische Halbsäule (vom alten Dom). 29 Herzogkapelle (Eligiuskapelle) mit spätgotisch geschnitztem Rügelaltar (1507), im Mittelschrein Holzstatuen, auf den Flügeln Tafelbilder (dem augsburger Kunstkreis nahestehend), rechts Steinstitutatue der „Hausmuttergottes" (Mitte 14. Jahrhundert) aus dem Himmelpfortkloster, unter den Baldachinstitutatuen bemerkenswert „Maria mit Kind". 30 Westempore, darauf ehemige Orgel (1960), die 1991 durch eine neue Orgel ersetzt wurde (Friedrichsschiff). Unter der Orgelempore Epitaph für Konrad Celtes. Die elektrische Beleuchtung wurde im Dom 1906 institutalliert.

Gruftanlagen

Katakomben

Rundgang um den Dom (von links nach rechts)

Ölbergrelief (um 1440); Schmerzensmann (ähnlich dem Zahnwehherrgott); Grabstein des Arztes Mathias Cornax († 1564); Renaissance-Epitaph für den Humanisten Konrad Celtes († 1508; Kopie des Originals im Innern des Doms); Epitaph mit Sandsteinrelief „Jüngstes Gericht" (um 1520); Totenkapelle (1752), in der Wolfgang Amadeus Mozart am 6. Dezember 1791 eingesegnet wurde (Gedenktafel) mit Porträtrelief, gewidmet vom Wiener Schubertbund, 1931); Capistran-Kanzel (um 1430) mit barockem Aufsatz (Der Hl. mit Fahne über gesfürztem Fürken) nach einem Entwurf von Francois Roettiers (Ausführung von Johann Josef Rösler, 1738) zur Erinnerung an die Predigten Johannes von Capistrans; Nische des zerstörten Gutstocker- Epitaphs (1523; Fragmente im Dom- und Diözesanmus.); Armeseelennische mit Kopie des „Zahnwehherrgotts" (1826) und drei Passionsreliefs (vermutlich Anfang des 15. Jahrhunderts); sechs spätgotische Passionsfresken (um 1500); Lackner-Epitaph mit Ölbergmotiv (Sandsteinrelief mit spätgotische Umrahmung) und Grabsteine der Ratsbürgerfamilie Lackner; Lichtsäule (1502); Sträub-Epitaph (Renaissancegrabrelief, umgeben von sieben Reliefmedaillons der Schmerzen Mariens, um 1520); Epitaphe für die Dombmstraße Friedrich Schmidt (Ostseite) und Leopold Ernst (Westseite des Südturms) mit Bildnisbüsten von Carl Kundmann (1894); Statue des Schmerzensmannes (rechts vom Singertor; um 1435); Grabtumba des Neidhart Fuchs; Lichtsäule (spätgotischen Totenleuchte; Kopie); eingeritztes „O 5" (Abkürzung der österreichischen Widerstandsbewegung) rechts neben dem Riesentor.

Zerstörung und Wiederaufbau

Der Stephansdom wurde 1945 schwer beschädigt. Zerstört wurden die Nord-östliche-Ecke der oberen Sakristei, das gotische Dach (Einstituturz der 15 m hohen Dachstützmauer über der südlichen Pfeilerreihe des Chors, wodurch die dreu Kreuzgewölbe des Chormittelschiffs und drei Kreuzgewölbe des Südchors vernichtet wurden) sowie das große gotischen Fenster der Westfassade. Schwer beschädigt wurden: die Renaissancehaube des Nordturms, wesentliche Teile des Zier- und Maßwerks am Südturm, Kapitelle und Gewölberippen der romanischen Bauteile der Westempore; der südlichen Heidenturm brannte aus. An Einrichtungsgegenständen wurden das gotische Chorgestühl von Wilhelm Rollinger, das romanische Kreuz aus Wimpassing (Wimpassinger Kreuz), das Fürkenbefreiungsdenkmal und das Lettnerkreuz zerstört (von letzterem nur Kopf und Hände erhalten), ferner die Westemporenorgel und die kleine Chororgel sowie eine Reihe von Denkmälern und Einzelfiguren. Neben anderen Glocken des Doms fiel auch die Pummerin der Vernichtung anheim. Der Wiederaufbau des Doms erfolgte unter Dombaumeister Karl Holey. Die feierliche Wiedereröffnung des Doms erfolgte bereits während der Bauarbeiten am 19. Dezember 1948; Langhaus und Chor wurden 1952 fertiggestellt (Eröffnung des Albertinischen Chors an 26. April 1952; Eintreffen der Pummerin am 27. April 1952), der Südturm wurde 1954-1965 restauriert. Am Wiederaufbau beteiligten sich alle österreichische Bundesländer: Nord-östlich spendete den Steinboden, Tirol die Fenster, Salzburg den Tabernakel, Kärnten die Kronleuchter, Steiermark das Tor, Burgenland die Kommunionbank, Vorarlberg die Bänke, Oberösterreich eine Glocke und Wien (gemeinsam mit zahlreichen. privaten Spendern) das Dach. Im Dom Gedenktafel für die Dompfarrer Karl Raphael Dorr (1905-1964) und Alois Penal (1908-1968), die sich um den Wiederaufbau verdient gemacht habenannt.

Literatur

  • Rupert Feuchtmüller: Der Wiener Stephansdom. 1978
  • Rupert Feuchtmüller und Franz Hubmann: Stephansdo. Stephan in Wien.1996
  • Rudolf Bachleitner, Peter Kodera: Der Wiener Dom. o. J. 1966
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 45 ff.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 28 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 173 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 159 ff.
  • Marlene Zykan: Der Stephansdom. 1981
  • Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 26/27
  • dsbe.: Zur Baugeschichte des Hochturmes von St. Stephan: In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 23 (1970), S. 28 ff.
  • dsbe.: Der Westbau von St. Stephan. Zur Forschungslage und k. Problematik. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 44 (1990), S. 47 ff.
  • Alphons Lhotsky: Wiens spätmittelalterliches Landesmuseum: Der Dom zu St. Stephan. In: dsbe.: Aufsätze und Vorträge 4 (1974), S. 55 ff.
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 41, S. 98 ff.
  • Roman: Kunst in Osten. Katalog Krems 1964, S. 261 ff.
  • Josef Zykan: Zur Baugeschichte der romanischen Stephanskirche in Wien
  • Gotik in Österreich: Katalof 1967, S. 406 ff.
  • Hans Tietze: Geschichte und Beschreibung des Stephansdomes in Wien. In: Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 23 (1931)
  • Richard Kurt Donin: Der Wiener Stephansdom und seine Geschichte.
  • dsbe.: Bauherren und Baumeister der Wiener Stephanskirche. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 3 (1948), Nummer 1; S. 11 ff..
  • Richard Perger: Die Baumeister des Wiener Stephansdomes im Spätmittelatler. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 23 (1970), S. 66 ff.
  • Renate Kohn: FB (voraussichtlich 1997. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., S. 19 f.
  • Alois Kieslinger: Die Steine von St. Stephan. 1949
  • Karl Oettinger: Anton Pilgram und die Bildhauer von St. Stephan. 1950. dsbe.: Das Taufwerk von St. Stephan zu Wien. 1949
  • Anseim Weißenhofer: Das Hochaltarbild der Stephanskirche in Wien. In: Kirchenkunst 2 (1930)
  • Viktor Flieder: Die Hirschgeweihe von St. Stephan in Wien: In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde NS. 20 (1966), 2611 ff.
  • dsbe.: Franz Loidl: St. - Zerstörung und Wiederaufbau Chronik und Dokumentation (1967)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 1, S. 38 ff, S. 43
  • dsbe.: Sagen und Legenden, S 26 f., S. 43, S. 56 ff., S. 68, S. 71 f., S. 102, S. 105 ff., S: 149 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 42 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 289 ff.
  • Josef Zykan: Zur Baugeschichte des Stephansturmes. In: Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien 8 (1955), S. 57 f.
  • dsbe.: Die Stephanskirche (o. J.)
  • Karl Uhlirz: Die Rechnungen des Kirchmeisteramtes von St. Stephan zu Wien. zwei Bände, S. 1901 f.
  • Unser Stephansdom 27 (1996)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 189 ff.