Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi
- Gattin Ida Roland
- Nichte Barbara Coudenhove-Kalergi
Richard Nikolaus (Graf) Coudenhove-Kalergi, * 16. November 1894 Tokio, † 27. Juli 1972 Schruns, Vorarlberg, Politiker, Schriftsteller.
Biografie
Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi war der Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten, Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi 1859-1906), sowie dessen japanischer Frau Mitsuko Aoyama (1874-1941). Der Doppelname weist auf die Herkunft aus flämischen sowie byzantinisch-kretischen Adel hin. Er wuchs auf dem Familiengut Ronsperg in Westböhmen (heute: Poběžovice, Tschechien) auf und besuchte unter anderem Schulen in Pilsen und in Wien, wo er am Theresianum maturierte. Anschließend studierte er an den Universitäten Wien und München Philosophie und Geschichte und promovierte - vom Kriegsdienst aus gesundheitlichen Gründen befreit - 1917 zum Doktor der Philosophie.
Zunächst arbeitete Coudenhove-Kalergi als Journalist. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde er tschechoslowakischer Staatsbürger, empfand sich selbst aber als übernationaler Europäer. 1922 kompilierte er seine Ideen für eine friedliche Zukunft des Kontinents in einem programmatischen Aufsatz, der als Gründungsdokument der Paneuropa-Bewegung gilt. Ein Jahr später publizierte er das Buch "Paneuropa", das einen mehrstufigen Zusammenschluss der europäischen Staaten (ohne Großbritannien und Russland) bis hin zur Gründung der "Vereinigten Staaten von Europa" entwarf. Ab 1924 unterstützter die Zeitschrift "Paneuropa" sein Anliegen.
Die von ihm gegründete "Paneuropa-Union" mit Sitz in Wien hielt im Oktober 1926 ihren ersten Kongress ab, bei dem Coudenhove-Kalergi zum Präsidenten der Organisation, die zahlreiche Ländergruppen umfasste, gewählt wurde. Zu den wichtigsten österreichischen Unterstützern zählten Ignaz Seipel und Karl Renner, aus Deutschland Konrad Adenauer, Albert Einstein und Thomas Mann, außerdem der mehrmalige französische Ministerpräsident Aristide Briand oder der tschechoslowakische Außenminister Edvard Beneš. Zeitweise bemühte sich Coudenhove-Kalergi, den faschistischen Diktator Benito Mussolini für seine Idee zu gewinnen, was heute kritisch gesehen wird.
Zu den entschiedensten Gegner der Paneuropa-Idee zählte der Nationalsozialismus. In Deutschland bereits zuvor verboten, musste Coudenhove-Kalergi 1938 aus Wien flüchten und fand schließlich in der Schweiz, dann in Frankreich (ab 1939) und ab 1940 in den USA Exil. In dieser Phase begann seine enge Zusammenarbeit mit Otto von Habsburg, mit dem er auch einen (erfolglosen) Versuch unternahm, eine österreichische Exilregierung zu gründen.
1946 kehrte erb nach Europa zurück, wo er sich in der Schweiz niederließ. 1947 gründete er hier die "Europäische Parlamentarier-Union", die später mit der "Europäischen Bewegung" fusionierte. Über diese Bewegung nahm er auch Einfluss auf die Entwicklung des Europarates. 1954 reaktivierte er die "Paneuropa-Union", deren Sitz 1965 nach Brüssel verlegt wurde. Die Präsidentschaft in dieser Organisation behielt er bis zu seinem Tod im Juli 1972.
Coudenhove-Kalergi begleitete auch nach dem Zweiten Republik seine Vision auf vielfältige publizistische Weise, darunter "Der Kampf um Europa" (1949) und "Eine Idee erobert Europa" (1958). 1950 erhielt er als erster Preisträger überhaupt den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. 1982 wurde in Erinnerung an den Vorkämpfer der Europa-Idee eine Grünfläche in Wien-Hietzing in Coudenhovepark benannt.
Der Schriftsteller war in erster Ehe mit der Schauspielerin Ida Roland verheiratet.
Quellen
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992