Postsparkassenamt: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gebäude wurde als Zentrum des Stubenviertels (dessen frühere Verbauung durch die hier stehende [[Franz-Joseph-Kaserne]] und das Franz-Joseph-Tor verhindert wurde) in zwei Etappen (1904-1906, 1910-1912 [Kassenraum für den Effektenverkehr]) nach Plänen von [[Otto Wagner]] auf einem trapezförmigen, symmetrischen Areal für die [[Österreichische Postsparkasse (Finanzinstitut)|Postsparkasse]] errichtet, weil die rasche Expansion des Instituts eine Umsiedlung in ein größeres Gebäude erforderlich gemacht hatte. Die [[Österreichische Postsparkasse (Finanzinstitut)|Postsparkasse]] war am 12. Jänner 1883 von ([[Georg Theodor Coch|Georg Coch]]) gegründet worden; vor dem Gebäude befindet sich das [[Cochdenkmal]].
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Das Gebäude wurde als Zentrum des Stubenviertels (dessen frühere Verbauung durch die hier stehende [[Franz-Joseph-Kaserne]] und das Franz-Joseph-Tor verhindert wurde) in zwei Etappen (1904-1906, 1910-1912 [Kassenraum für den Effektenverkehr]) nach Plänen von [[Otto Wagner]] auf einem trapezförmigen, symmetrischen Areal für die [[Österreichische Postsparkasse (Finanzinstitut)|Postsparkasse]] errichtet, weil die rasche Expansion des Instituts eine Umsiedlung in ein größeres Gebäude erforderlich gemacht hatte. Die [[Österreichische Postsparkasse (Finanzinstitut)|Postsparkasse]] war am 12. Jänner 1883 von ([[Georg Theodor Coch|Georg Coch]]) gegründet worden; vor dem Gebäude befindet sich das [[Cochdenkmal]]. Die Grundlage der Bebauung bildete der 1892/93 von der Baubehörde genehmigte Bebauungsplan der von Otto Wagner selbst verfasst worden war. Die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs fand im Frühjahr 1903 statt. Die Jury prämierte fünf Entwürfe und entschied sich schließlich sehr eindeutig für jenen Otto Wagners. Der Spatenstich erfolgte am 12. Juli 1904.
  
 
Im Hinblick auf die Entwicklung der modernen Architektur handelt es sich wohl um das wichtigste Werk Otto Wagners. Für die Gestaltung war Wagners Konzept der Materialökonomie und ein metaphorischer Funktionalismus bestimmend. Die Materialwahl für die Außengestaltung hat die Wirkung des Gebäudes wesentlich beeinflusst. Die Granitplatten des Sockels sind mit versenkten, die (nur 2 cm starken) Marmortafeln der Obergeschosse mit erhabenen Bolzen mit Aluminiumköpfen fixiert, woraus sich ein zartes Ornament ergibt. Das Prinzip der Punktverankerung mittels Befestigung der Fassadenbekleidung an der tragenden Ziegelkonstruktion bestimmt die äußere Wirkung des Gebäudes.<ref>Michaela Tomaselli, Thomas Hasler: Des Nagels Kern und seine Hülle. Über die kontruktive Wahrheit des legendären Scheinnagels. In: Andreas Nierhaus, Eva-Maria Orosz: Otto Wagner (418. Sonderausstellung des Wien Museums), Wien: Wien-Museum, Residenz Verlag 2018, S. 97</ref> Den Mittelrisalit bekrönt ein mit Lorbeerkränzen dekorierter Attikaaufsatz; die 4,3 Meter hohen Eckfiguren (erstmals aus Aluminiumguss) schuf [[Othmar Schimkowitz]].
 
Im Hinblick auf die Entwicklung der modernen Architektur handelt es sich wohl um das wichtigste Werk Otto Wagners. Für die Gestaltung war Wagners Konzept der Materialökonomie und ein metaphorischer Funktionalismus bestimmend. Die Materialwahl für die Außengestaltung hat die Wirkung des Gebäudes wesentlich beeinflusst. Die Granitplatten des Sockels sind mit versenkten, die (nur 2 cm starken) Marmortafeln der Obergeschosse mit erhabenen Bolzen mit Aluminiumköpfen fixiert, woraus sich ein zartes Ornament ergibt. Das Prinzip der Punktverankerung mittels Befestigung der Fassadenbekleidung an der tragenden Ziegelkonstruktion bestimmt die äußere Wirkung des Gebäudes.<ref>Michaela Tomaselli, Thomas Hasler: Des Nagels Kern und seine Hülle. Über die kontruktive Wahrheit des legendären Scheinnagels. In: Andreas Nierhaus, Eva-Maria Orosz: Otto Wagner (418. Sonderausstellung des Wien Museums), Wien: Wien-Museum, Residenz Verlag 2018, S. 97</ref> Den Mittelrisalit bekrönt ein mit Lorbeerkränzen dekorierter Attikaaufsatz; die 4,3 Meter hohen Eckfiguren (erstmals aus Aluminiumguss) schuf [[Othmar Schimkowitz]].

Version vom 2. Mai 2018, 18:47 Uhr

Große Schalterhalle im Postsparkassenamt (aufgenommen am 12. Dezember 1906)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Otto Wagner
Prominente Bewohner
PageID 17077
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 2.05.2018 durch WIEN1.lanm08wei
Bildname Postsparkassenamt.jpg
Bildunterschrift Große Schalterhalle im Postsparkassenamt (aufgenommen am 12. Dezember 1906)
  • 1., Georg-Coch-Platz 2

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48° 12' 35.99" N, 16° 22' 50.50" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Postsparkassenamt (1, Georg-Coch-Platz 2).

Das Gebäude wurde als Zentrum des Stubenviertels (dessen frühere Verbauung durch die hier stehende Franz-Joseph-Kaserne und das Franz-Joseph-Tor verhindert wurde) in zwei Etappen (1904-1906, 1910-1912 [Kassenraum für den Effektenverkehr]) nach Plänen von Otto Wagner auf einem trapezförmigen, symmetrischen Areal für die Postsparkasse errichtet, weil die rasche Expansion des Instituts eine Umsiedlung in ein größeres Gebäude erforderlich gemacht hatte. Die Postsparkasse war am 12. Jänner 1883 von (Georg Coch) gegründet worden; vor dem Gebäude befindet sich das Cochdenkmal. Die Grundlage der Bebauung bildete der 1892/93 von der Baubehörde genehmigte Bebauungsplan der von Otto Wagner selbst verfasst worden war. Die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs fand im Frühjahr 1903 statt. Die Jury prämierte fünf Entwürfe und entschied sich schließlich sehr eindeutig für jenen Otto Wagners. Der Spatenstich erfolgte am 12. Juli 1904.

Im Hinblick auf die Entwicklung der modernen Architektur handelt es sich wohl um das wichtigste Werk Otto Wagners. Für die Gestaltung war Wagners Konzept der Materialökonomie und ein metaphorischer Funktionalismus bestimmend. Die Materialwahl für die Außengestaltung hat die Wirkung des Gebäudes wesentlich beeinflusst. Die Granitplatten des Sockels sind mit versenkten, die (nur 2 cm starken) Marmortafeln der Obergeschosse mit erhabenen Bolzen mit Aluminiumköpfen fixiert, woraus sich ein zartes Ornament ergibt. Das Prinzip der Punktverankerung mittels Befestigung der Fassadenbekleidung an der tragenden Ziegelkonstruktion bestimmt die äußere Wirkung des Gebäudes.[1] Den Mittelrisalit bekrönt ein mit Lorbeerkränzen dekorierter Attikaaufsatz; die 4,3 Meter hohen Eckfiguren (erstmals aus Aluminiumguss) schuf Othmar Schimkowitz.

Im Vestibül befindet sich eine Büste Franz Josephs I. von Richard Luksch.

Die Kunstform als Zweckerfordernis bestimmt auch die Innenaustattung, doch versteckt hinter der sachlichen Außenerscheinung ein "Tempel des Geldverkehrs".[2] Sie wurde nach den Prinzipien der Typisierung (große Stückzahlen, gleiche oder verwandte Formen) und der Hierarchisierung (Ausstattungs- und Ausführungsqualität nach dem Status) von Wagner durchgeplant. Dabei sind drei Bereiche erkennbar: der Direktionsbereich, der Bereich der internen Manipulation und der Bereich für den Kundenverkehr.[3] Das Prunkstück, die Kassenhalle, ist 554 Quadratmeter groß, mit einem verglasten Satteldach versehen, welches durch ein gläsernes Zwischendeck vom Saal getrennt ist. Für den Zwischenraum erfand Wagner eine neuartige Beheizungsform.

1970 wurde mit einer Generalsanierung des Gebäudes begonnen (1974/1975 Renovierung des Kassensaals), die bis 1985 im wesentlichen abgeschlossen werden konnte, jedoch auch in den 1990er Jahren noch fortgesetzt wird (auch Bau einer Tiefgarage).

Der Kassensaal des Postsparkassenamtes.

Literatur

  • Michaela Tomaselli, Thomas Hasler: Des Nagels Kern und seine Hülle. Über die kontruktive Wahrheit des legendären Scheinnagels. In: Andreas Nierhaus, Eva-Maria Orosz: Otto Wagner (418. Sonderausstellung des Wien Museums), Wien: Wien-Museum, Residenz Verlag 2018, S. 96-109
  • Otto Wagner: Die Österreichische Postsparkasse. The Austrian Postal Savings Bank. Wien: Österreichische Postsparkasse, Falter Verlag 1996
  • Das k. k. Österreichische Postsparkassenamt in Wien. 1913
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Wien: J & V Ed. ²1990, S. 17 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 328 ff.
  • Heinz Geretsegger, Max Peintner: Otto Wagner. 1964, Register
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 73
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 66
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 319 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 139 f.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, Register
  • 75 Jahre Österreichisches Postsparkassenamt. 1958
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 15 ff.
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003. Band 93, S. 88 ff.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 745 ff.

Einzelnachweise

  1. Michaela Tomaselli, Thomas Hasler: Des Nagels Kern und seine Hülle. Über die kontruktive Wahrheit des legendären Scheinnagels. In: Andreas Nierhaus, Eva-Maria Orosz: Otto Wagner (418. Sonderausstellung des Wien Museums), Wien: Wien-Museum, Residenz Verlag 2018, S. 97
  2. Otto Wagner: Die Österreichische Postsparkasse. The Austrian Postal Savings Bank. Wien: Österreichische Postsparkasse, Falter Verlag 1996, S. 50.
  3. Otto Wagner: Die Österreichische Postsparkasse. The Austrian Postal Savings Bank. Wien: Österreichische Postsparkasse, Falter Verlag 1996, S. 56.