Österreichische Postsparkasse (Finanzinstitut)

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1883
Datum bis 2005
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 40842
GND
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Objektbezug
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Bildname Postsparkasse1.jpg
Bildunterschrift Postsparkassenamt am Georg-Coch-Platz.
  • 1., Georg-Coch-Platz 2
  • K.k. österreichisches Postsparkassenamt

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48° 12' 35.90" N, 16° 22' 52.30" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gebäude

Nach einem kurzfristigen Provisorium befand sich die Postsparkasse in den Räumen der alten Universitätsbibliothek (heute: Universitätsarchiv) in der Postgasse 7. Später übersiedelte sie in das Postsparkassenamt.

Institut

Gründungsjahre

Das k.k. Postsparcassen-Amt eröffnete am 12. Jänner 1883 seine Schalter. Die Gründung ging auf den aus Hessen stammenden Georg Coch zurück. Sie folgte dem englischen Vorbild. In England war schon 1861 eine „Post Office Savings Bank“ gegründet worden. Ziel war es, auch kleinen Sparern die Möglichkeit zu eröffnen in einer Staatssparkasse ihre kleinen Ersparnisse zu deponieren und gleichzeitig damit dem Staat neue Geldquellen zu erschließen. Die gesetzliche Grundlage der Gründung bildete das Postsparkassengesetz von 28. Mai 1882. Die Geschäfte der Postsparkasse führte ein Zentralinstitut in Wien, das sich der Postämter in der Monarchie als Zahlstellen bediente. Dadurch war es möglich, eine Sparkasse mit einem unschlagbar dichten Filialnetz, welches sich über die gesamte österreichische Reichshälfte erstreckte, einzuführen. Die Postsparkasse blieb allerdings auf die kleinen Sparer beschränkt, da sowohl, was die Habenzinsen als auch das Höchstguthaben anlangte, eine enge Grenze gezogen wurde. Zudem durften die Spareinlagen ausschließlich in Staatsanleihen angelegt werden.

Der Erfolg der Postsparkasse stellte sich rasch ein. Ende 1884 hatte das Institut bereits 430.000 Einleger. Einen wichtigen Teil bildeten die über 200.000 Sparkonten für Kinder, Schüler und Studenten. Die zahlreichen Kleinsparer verursachten allerdings erhebliche Verwaltungskosten, die die Erträge kaum deckten. Hingegen erwies sich der 1883 eingeführte (und aus der bargeldlosen Überweisung von Postsparbuch zu Postsparbuch entwickelte) Scheckverkehr als gewinnträchtig, weil er auch kapitalkräftigere Kunden dem Amt erschloss. Die Einführung des Scheckverkehrs wurde Coch jedoch zum Verhängnis, da er damit die im Postsparkassengesetz gesetzten Grenzen deutlich überschritten hatte. Er musste 1886 zurücktreten. Der Scheckverkehr wurde weitergeführt und 1887 auf eine gesetzliche Basis gestellt. .

Staatsbank

Nach der Jahrhundertwende geriet die Postsparkasse unter Druck, weil die Renditen für Staatsanleihen sich den gesetzlich festgelegten Einlagenzinsen der Sparkonten näherten. Die Amtsleitung versuchte dies durch erhöhte Gebühren im Scheckverkehr und die Veranlagung der Aktiva dieses Geschäftsbereichs in gewinnträchtigeren Aktiva zu begegnen. Ab 1905 stieg die Postsparkasse zum Partner und schließlich führenden Institut im Emissionssyndikat für die österreichische Staatsschuld auf, was in die Vergabe der Emission der Kronenrente im Jahr 1910 durch die Postsparkasse gipfelte. 1910 trat mit Rudolf Schuster-Bonnot als Gouverneur zudem eine wichtige Persönlichkeit an die Spitze des Amtes. Schuster-Bonnot gelang es nach Umzug in das neue Postsparkassenamt am Ring (von Otto Wagner errichtetes Hauptgebäude) die Expansion weiter voran zu treiben. Im Postscheckverkehr gingen die Umsätze weiter nach oben. Iim Bereich der Sparguthaben spürte die Postsparkasse hingegen zunehmend die Konkurrenz durch die anderen Großbanken. Während des Ersten Weltkrieges spielte die Postsparkasse bei der Begebung der Kriegsanleihen eine große Rolle. Der Aufstieg des Amtes endete 1918 infolge des Zusammenbruchs der Monarchie.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie war aus dem „k.k. Postsparkassenamt“ das „Österreichische Postsparkassenamt“ geworden. Die Sparkonten wurden auf die Nachfolgestaaten aufgeteilt, die Schuldübernahme durch die 1922 abgeschlossenen Römischen Übereinkommen geregelt. Durch die Hyperinflation war jedoch der Realwert der in österreichischen Kronen notierten Vorkriegsanleihen auf ein Minimum geschwunden, wodurch die Deckung dieser Schulden keine Probleme machte. Als größeres Problem erwies sich die Flucht aus den Sparkonten, deren Wert monatlich und wöchentlich sank. Gravierender war die Entwertung der Einnahmen aus festverzinslichen Veranlagungen, denen weiterhin Ausgaben für das Personal gegenüberstand. Dies zwang zu spekulativen Veranlagungen. Auf Vorschlag eines Direktionsmitglieds nahm diese der Kriegsgewinner und Spekulanten Siegfried Bosel vor. Als die Spekulationen Bosels misslangen, suchte die Postsparkasse durch eine Spekulation gegen den französischen Franc die Verluste wieder wett zu machen, was ebenso scheiterte. Die eingetretenen Verluste wurden daraufhin vertuscht, doch 1926 war der Schaden in der Höhe von 160 Millionen Schilling nicht mehr vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Mit der gesetzlichen Sanierung der Postsparkasse wurde zwar auch eine verstärkte Kontrolle vereinbart, doch blieb eine enge Verquickung mit der Politik bestehen, die das Amt zwang auf politischen Druck unvorteilhafte Geschäfte einzugehen.

Durch den vermehrten Einsatz von Maschinen gelang es allerdings auch die Produktivität in der Zwischenkriegszeit erheblich zu verbessern. 1929 wurde der gesamte Scheckbuchungsverkehr für Großkunden auf maschinellen Betrieb umgestellt. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise sorgten allerdings ab 1931 wieder zu Nettoabflüssen im Sparverkehr, doch konnte eine große Krise wie im übrigen Finanzsektor vermieden werden.

NS-Zeit

Da NS-Deutschland über keinen Postsparverkehr verfügte und für die Aufrüstung alle verfügbaren liquiden Kapitalien heranzuziehen trachtete, erlangte das Postsparkassenamt eine für das gesamte „Dritte Reich“ geltende Funktion. Ab 1. Jänner 1939 verfügte das Amt über alle Zahlstellen in den Postämtern des Deutschen Reiches und den besetzten Gebieten. Zudem wurden Wehrmachtsangehörige ermuntert ihren Sold auf Postsparkassenkonten zu legen. Die Zahl der Postsparbücher erhöhte sich daher sprunghaft von 400.000 1938 auf 1,5 Millionen Ende 1939 und 8,5 Millionen Ende 1942. Der Guthabenstand stieg von 100 Millionen Reichsmark Ende 1938 auf über 3 Milliarden 1943. An die Spitze des Amtes trat Dr. Hans Nierschl. Der ehemalige Direktor und NS-Sympathisanten Dr. Kleinert wurde Vizegouverneur und trieb die Expansion voran. Das Personal wurde soweit wie möglich aufgestockt, vor allem durch weibliche Bedienstete. Mit rund 5000 Bediensteten wurde ein einmaliger Höchststand erreicht. Gleichzeitig wurden Gegner des Regimes innerhalb der Belegschaft verfolgt.

Zweite Republik

Nach Kriegsende nahm bereits am 26. April 1945 unter der interimistischen, ab November 1948 endgültig fixierten Leitung des in der NS-Zeit zwangspensionierten Vizegouverneurs Dr. Hoffmann das Amt seinen Betrieb wieder auf, ab 5. Juli 1945 auch den Zahlungsdienst. Durch währungspolitische Maßnahmen mussten Schilling und gesperrte Reichsmarkkonten geführt werden, was den Bearbeitungsaufwand deutlich erhöhte. Die Zahl der Bediensteten lag nun bei rund 2.500. Ab Februar 1946 war der bargeldlose Zahlungsverkehr (mittels Erlagscheine) und der Postscheckverkehr (nach Zustimmung der Besatzungsmächte) im gesamten Bundesgebiet wieder möglich. Erst 1949 wurde mit der Nostrifizierungsaktion die nichtösterreichischen Sparkonten ausgegliedert und abgewickelt. Angesichts der schwierigen Ertragslage stützte sich das Institut auf die Finanzierung über Gebühren. Erst nach der Währungsstabilisierung und dem Einsetzen der Hochkonjunktur verbesserte sich die Ertragslage entscheidend. Ein jährlicher Reingewinn von 15% des Gesamtertrags war nun keine Seltenheit mehr. Allerdings begann der übrige Kreditsektor die Monopolstellung der Postsparkasse beim Zahlungsverkehr zu unterminieren. Die Zahl der Postscheckkonten stagnierte daher von Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre. Der Marktanteil an den Spareinlagen sank in den 1960er Jahren von 7% auf 4%. Auch bei der Anzahl der Mitarbeiter machte sich die Konkurrenz der Geschäftsbanken bemerkbar. Ende der 1960er Jahre wanderten viele Bedienstete zu Konkurrenzinstituten ab. Das Qualifikationsniveau sank auf Grund der schlechten Bezahlung. Schon zu Beginn der 1960er Jahre wurde daher der EDV-Einsatz forciert. 1963 wurden bereits 700.000 Sparkonten auf EDV-Basis verwaltet. Ende der 1960er Jahre verwaltete die Postsparkasse 128.000 Scheck- und 827.000 Sparkonten. Nachdem die Schuld von 1945 getilgt war, stand einem eigenständigen Institut nichts mehr im Weg.

Die Postsparkasse als eigenständiges Institut

Mit dem Postsparkassengesetz von 1969 wurde das Institut eigenständig mit gemeinwirtschaftlichen Auftrag, der in der Unterstützung von Regierung und Nationalbank in der Währungs- und Kreditpolitik, insbesondere in Form der Übernahme und des Vertriebs von Schatzscheinen und Staatsanleihen, bestand. Der Gouverneur hatte nun die Stellung eines Vorstandsvorsitzenden. Ein vom Finanzminister entsandter Staatskommissär überwachte die Einhaltung des Postsparkassengesetzes. Die Automatisation des Scheckverkehrs wurde nun vorangetrieben. 1970 gelang es die anderen Geldinstitute von der Übernahme des in der Postsparkasse verwendeten Codierzeilenaufbaus der Belege zu überzeugen. Dadurch konnte die Stellung als zentrales Bindeglied zwischen Bar- und Scheckverkehr gehalten werden. In den 1970er Jahren wurden zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht (P.S.K. Prämiensparen, Sparbriefe, Privatsparbuch). Im Sparverkehr konnte sich die Kontenzahl während der 1970er Jahre verdoppeln. Mittels Tochterbanken konnte auch das Kreditgeschäft angekurbelt werden, was für Kunden mit Gehaltskonten von Bedeutung war. Die 1970er Jahre waren auch das Jahrzehnt großer Investitionen in die Infrastruktur und den EDV-Bereich. An der Rolle der Postsparkasse als Zwischenglied zwischen Nationalbank und Geschäftsbanken zum Zweck der Zurverfügungstellung kurzfristiger liquider Mittel an die Geschäftsbanken änderte sich zunächst nichts. Die Postsparkasse blieb dadurch verpflichtet große Mindestreserven zu halten, was für die Ertragsorientierung nicht förderlich war. Doch ermöglichten die Reformen der 1970er Jahre eine Verfünffachung des Bilanzvolumens welches 100 Milliarden Schilling erreichte. Die Umstrukturierung wurde auch dadurch deutlich, dass Provisionen und Gebühren, auf die 1969 noch 20% des Ertrages entfielen, nunmehr mit 3% keinen relevanten Ertragsanteil mehr darstellten.

Kassensaal des Postsparkassenamtes.

Die Fusion mit der BAWAG

Ende der 1980er Jahre wurde der Versuch unternommen, verstärkt in das internationale Geschäft einzusteigen, weil das auf Österreich konzentrierte Geschäft durch die verschärfte Konkurrenz in der Kreditwirtschaft nach dem Kreditwesengesetz 1979 nicht mehr die notwendigen Gewinne einbrachte. Pläne, die Post über die Briefträger in den Vertriebsapparat einzubauen, wurden von den Mitbewerbern heftig bekämpft. Es gab daraufhin zahlreiche Gespräche mit der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank sowie mit oberitalienischen Banken zwecks einer Beteiligung und Kooperation im internationalen Geschäft. Trotz anfänglicher Zustimmung seitens der Republik Österreich als Eigentümer konnten diese Pläne nicht umgesetzt werden.[1] Die Republik entschloss sich vielmehr sich von der P.S.K. vollkommen zu trennen und verkaufte im Jahr 2000 74,82 % der Anteile der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K.) an die BAWAG, die als BAWAG P.S.K. seit 2011 Finanzdienstleistungen (wie vorher die P.S.K.) über das Filialnetz der österreichischen Post anbietet. Mit November 2003 übernahm die BAWAG die restlichen 25,18 %, die seit 2000 von einer Gesellschaft, die sich im Mehrheitsbesitz der Bayerischen Landesbank und des ÖGB befand, gehalten wurden. Im Jahre 2005 fusionierte die BAWAG endgültig mit der P.S.K. und es entstand die BAWAG P.S.K. als viertgrößte Bankengruppe Österreichs. Heute existiert der Namen P.S.K. nur noch als Teil der Marke BAWAG P.S.K.[2]

Literatur

  • Freimut Dobretsberger: Die Postsparkasse vom Amt zur Universalbank als Gruppe. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 29-38
  • Peter Eigner, Andreas Weigl: Die Österreichische Postsparkasse als Modell? Möglichkeiten und Grenzen der Implementierung einer Finanzinnovation, in: Harald Wixforth (Hg.), Sparkassen in Mitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert (Geld und Kapital. Jahrbuch für mitteleuropäische Banken- und Sparkassengeschichte 1998), Böhlau Verlag, Wien 1998, 11-60.
  • Bernhard Heiller, Michael Wagner (Hg.): Im kurzen Wege. Hundert Jahre Postscheckverkehr, Wien 1987
  • Roland Löffler, Michael Wagner (Hg.): Kalkuliertes Wagnis. Zum 100. Todestag Georg Cochs, Wien 1991
  • Roland Löffler, Michael Wagner (Hg.): Stillstand ist Rückschritt. Der erste Postsparkassen-Gouverneur 1910, Wien 1986
  • Peter Tomanek, Michael Wagner: Bankiers und Beamte. 100 Jahre Österreichische Postsparkasse, Wien 1983

Einzelnachweise

  1. Freimut Dobretsberger: Die Postsparkasse vom Amt zur Universalbank als Gruppe. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 37.
  2. Freimut Dobretsberger: Die Postsparkasse vom Amt zur Universalbank als Gruppe. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 38.