Georg Theodor Coch

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Daten zur Person
Personenname Coch, Georg Theodor
Abweichende Namensform
Titel Sektionschef, Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 21290
GND 120193108
Wikidata
Geburtsdatum 11. Februar 1842
Geburtsort Hesserode bei Kassel, Kurhessen
Sterbedatum 8. Jänner 1890
Sterbeort Konstantinopel
Beruf Nationalökonom
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 16.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor des Postsparkassenamtes (24.06.1882 bis 06.05.1886)

Georg Theodor Coch, * 11. Februar 1842 Hesserode bei Kassel, Kurhessen, † 8. Jänner 1890 Konstantinopel (auf einer Bahnreise in der Türkei), Nationalökonom, Gründer der Postsparkasse.

Biographie

Georg Theodor Coch wurde als Sohn des Predigers Adolf Ludwig Coch, der mehrere Jahre als Erzieher in Wien verbracht hatte, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule kam er in eine Privatschule in Kassel, wo er neben dem Unterricht in den klassischen Sprachen auch einen solchen in der später von ihm vollkommen beherrschten französischen Sprache erhielt. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1850 konnte der Wunsch Georg Cochs, Philosophie, Geschichte und Sprachwissenschaft zu studieren, nicht realisiert werden. Er trat in die Firma eines Onkels mit Sitz in Konstantinopel (Istanbul) ein, die im damals noch zum Osmanischen Reich gehörenden Bulgarien sowie in Persien große, der Erzeugung von Rosenöl dienende Rosenplantagen besaß.

Georg Coch übersiedelte im Frühjahr 1858 nach Istanbul und unternahm ausgedehnte Geschäftsreisen. Familienverhältnisse veranlassten ihn, aus dieser Firma auszuscheiden. Er war dann im Unternehmen einer englischen Gesellschaft tätig und übersiedelte 1866 von England nach Wien. Nach kurzer Tätigkeit in einer Privatfirma widmete er sich nationalökonomischen Studien, verkehrte in Adelskreisen, beteiligte sich an der Verwaltung der Güter von Bekannten und erhielt auf Grund wissenschaftlicher Arbeiten das Doktorat der Philosophie von der Universität Graz verliehen.

Als Felix Pino von Friedenthal, ein Bekannter Cochs, 1881 Handelsminister im Kabinett Taaffe wurde, beauftragte ihn dieser, die Einrichtungen der damals in einigen Staaten bereits bestehenden Postsparkassen zu studieren. Diese Ergebnisse wurden von Coch 1882 unter dem Titel "Die Postsparkassen in England, Belgien, Holland und Frankreich mit Hinblick auf Österreich" veröffentlicht. Ein von ihm verfasster Gesetzesentwurf über die Einführung der Postsparkassen in Österreich wurde im Mai 1882 durch Kaiser Franz Joseph sanktioniert.

Mit Entschließung vom 24. Juni 1882 wurde Georg Coch zum Direktor des Postsparkassenamtes ernannt, das seinen Sitz vorerst im Dominikanerkloster hatte und am 12. Jänner 1883 eröffnet wurde. Diese Neueinführung hatte einen überaus großen Erfolg, wozu vor allem auch die von Coch im Herbst 1882 eingeführte Möglichkeit, auf jedem Postamt Abhebungen tätigen zu können, beitrug. Als ureigenste Erfindung des Nationalökonomen gilt die Einführung des Postscheckverkehrs, die mit Verordnung des Handelsministeriums vom 29. Oktober 1883 erfolgte, der Postsparkasse binnen kürzester Zeit eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben zuwies und sehr bald von anderen Staaten nachgeahmt wurde.

Die großen Erfolge Cochs riefen aber auch Neider auf den Plan, und im Gefolge einer Intrige um die Einführung eines neuen Statuts der Postsparkasse musste Felix Pino von Friedenthal im März 1886 als Handelsminister demissionieren. Drei Tage später wurde Georg Coch "aus Dienstesrücksichten" beurlaubt. Er zog aus den Kränkungen, die ihm widerfahren waren, die Konsequenzen und reichte ein Gesuch um Enthebung von seinem Posten ein, das am 6. Mai 1886 genehmigt wurde.

Nach einem längeren Erholungsurlaub arbeitete Coch als Gutachter für verschiedene Regierungsstellen. 1888 und 1889 versuchte er, in Syrien ein großes Bahnprojekt (Euphratbahn) zu realisieren, für dessen Finanzierung er ein großes Pariser Bankhaus gewann. Zur Einholung der dafür erforderlichen Konzession trat er Anfang 1890 eine Reise nach Istanbul an, in deren Verlauf er an einer Herzattacke starb. Vorerst im Instanbuler Stadtteil Pera begraben, wurde der Leichnam Cochs später in einem Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof wieder bestattet.

Siehe auch

Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 4. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1927
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1957, S. 150
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Berlin: Duncker & Humblot 1957, S. 304
  • Gertrude und Michael Wagner: Georg Coch. Zur Biographie des Postsparkassengründers. In: Roland Löffler, Michael Wagner [Hg.]: Kalkuliertes Wagnis. Zum 100. Todestag Georg Cochs. Viertes Postsparkassensymposium, 29. November 1990. Wien: Österreichische Postsparkasse 1991, S. 65 ff.
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Coch, Georg Theodor [Sign.: TP-007648]

Weblinks