Oesterreichische Nationalbank

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Alphabetisches Nahmens-Verzeichniss der Aktionäre der privililegierten Oesterreichischen National-Bank
Daten zur Organisation
Art der Organisation Anstalt
Datum von 1816
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 44662
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Letzte Änderung am 7.04.2017 durch WIEN1.lanm08wei
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Bildunterschrift Alphabetisches Nahmens-Verzeichniss der Aktionäre der privililegierten Oesterreichischen National-Bank
  • 9., Otto-Wagner-Platz 3

Frühere Adressierung

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48° 12' 58.16" N, 16° 21' 16.10" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gründungsphase

Seit dem frühen 18. Jahrhundert war der Versuch gemacht worden, die staatliche Kreditaufnahme durch die Gründung einer Bank zu erleichtern und zu verbilligen. 1705 wurde dafür die Wiener Stadtbank gegründet, die als Vorgängerinstitution der späteren Nationalbank bezeichnet werden kann. Die Stadtbank war mehr als ein Jahrhundert aktiv. Beginnend 1762 gab die Stadtbank auch das erste Papiergeld in Österreich aus. Die finanziellen Anforderungen der Napoleonischen Kriege überstiegen aber die Möglichkeiten des österreichischen Staats. Die Papiergeldmenge wurde massiv erhöht und 1811 musste der Staat seine Zahlungsunfähigkeit eingestehen (Staatsbankrott). Kurz nach dem Wiener Kongress (1814/1815) und um das öffentliche Vertrauen in die Währung wiederherzustellen wurde entschieden, eine neue Notenbank unter Beteiligung privater Aktionäre zu gründen. Am 1. Juni 1816 erließ Kaiser Franz I. das Haupt- und Bankpatent, die der neuen Institution den Namen "privilegirten oesterreichischen National-Bank" gaben. Von der Staatsverwaltung unabhängig, jedoch mit dem Privileg der Banknotenausgabe ausgestattet, vermochte das Institut, durch umsichtiche Gebarung die Währung zu stabilisieren.

Erwähnung der Österreichischen Nationalbank im Beethoventestament
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: B16/3, fol.33-34

Stabilisierung

In den folgenden Jahren des Vormärz wurde das alte Papiergeld aus dem Umlauf gezogen und durch neue Banknoten jederzeit in Silbermünzen einwechselbare Banknoten ersetzt. In ihrer Geschäftstätigkeit operierte die Bank im Wesentlichen als Bankier des Staats, der auch den Großteil des Kredits der Bank in Anspruch nahm. Im erneuerten Bankprivileg aus dem Jahr 1841 wurde der Einfluss der Aktienbesitzer zugunsten der Staatsverwaltung weiter ausgebaut. Aufgrund einer umsichtigen Politik gelang es dennoch, den Wert der Banknoten bis 1848 stabil zu halten. In den krisenhaften Jahren 1848-1854 kam es nicht zuletzt auf Grund der hohen Militärausgaben die durch eine Ausweitung der Geldmenge finanziert wurden phasenweise zu einer starken Geldentwertung. In der Folge versuchten Staat und Nationalbank mehrfach, die Währung wieder zu stabilisieren, was jedoch durch die Kriege 1859 und 1866 und den damit verbundenen Finanzierungsanforderungen verhindert wurde. Während die Nationalbank so weiterhin eine wichtige Rolle in der Finanzierung des Staats einnahm, veränderte sich langsam ihre Position im Finanzsystem. Die im Vormärz begonnene Industrialisierung beschleunigte sich. Mit dem Wachstum der Sparkassen, der Gründung von großen in der Finanzierung von Eisenbahnen und Industrie tätigen Aktienbanken und dem Entstehen eines Genossenschaftssektors wandelte sich die Nationalbank von einem Dienstleister des Staats in das Zentralinstitut des immer wichtigeren Finanzsektors. Die Bank weitete ihre Dienstleistungen aus, auch geografisch. 1913 zählte man über 100 Filialen in der ganzen Monarchie. Der Giroverkehr der Bank ermöglichte den Zahlungsausgleich auch zwischen den entferntesten Regionen. Nach dem Ausgleich mit Ungarn (1867) wurde die Nationalbank nach schwierigen Verhandlungen in ein Institut übergeleitet, an dem Österreich und Ungarn gleichermaßen beteiligt waren und das die Aufgaben einer Notenbank beider Reichshälften erfüllen sollte. Ab 1878 führte die Nationalbank den Namen "Oesterreichisch-ungarischen Bank". Nachdem die österreichischen Banknoten seit 1848 nicht mehr in Silber einlösbar gewesen waren und der Kurs des österreichischen Gulden gegenüber den stabilen ausländischen Währungen entsprechend geschwankt hatte, einigten sich Österreich und Ungarn 1892 auf die Einführung einer neuen Währung, der Krone, und ihre Bindung an Gold. Die Umstellung wurde ein Erfolg, und bis 1914 gelang es der umsichtigen Politik der Bank, die Wechselkurse entsprechend stabil zu halten. Mit dem expliziten Wechselkursziel, dass 1910 gesetzlich verankert wurde, erhielt die Oesterreichisch-ungarische Bank erstmals eine makroökonomisch definierte Zielvorgabe.

Erster Weltkrieg, Zwischenkriegs- und NS-Zeit

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlor die Oesterreichisch-ungarische Bank de facto ihre Unabhängigkeit. Die Kriegsfinanzierung erfolgte großteils über eine inflationäre Ausweitung der Geldmenge. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs musste aufgrund der Friedensverträge von 1919 die Oesterreichisch-ungarische Bank liquidiert werden. An ihre Stelle trat (wieder in Form einer AG) die Oesterreichische Nationalbank, die im Jänner 1923 ihre Tätigkeit aufnahm. In diese Zeit fällt die durch die immense Nachkriegsinflation notwendig gewordene Währungssanierung, die 1924 mit der Einführung der Schillingwährung erfolgreich abgeschlossen wurde. Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich (1938) wurde die Notenbank in Liquidation versetzt, was rein rechtlich bis 1945 nicht abgeschlossen wurde. Die OeNB-Hauptanstalt wurde in die „Reichsbankhauptstelle Wien“ umgewandelt und die Gold- und Devisenbestände wurden nach Berlin gebracht. Die Reichsbankhauptstelle Wien erreichte auf Grund der Geschäftsbeziehungen zu den teilweise besetzten Teilen Ost- und Südosteuropas 1943 die höchsten Umsätze unter allen Reichsbankstellen. Über währungs- oder geldpolitische Befugnisse verfügten diese Stellen jedoch nicht.[1]

Zweite Republik

1945 nahm die Oesterreichische Nationalbank ihre Tätigkeit wieder auf. In der Eröffnungsbilanz bestanden ihre Aktiva nur zu 0,2% aus Gold, Devisen, Valuta und Wechsel. Mit dem "Gesetz über die Verringerung des Geldumlaufs und der Geldanlagen bei Kreditunternehmungen" aus dem November 1947 wurde eine erste Währungsstabilisierung erreicht. Bestimmte Einlagen wurden ersatzlos gestrichen, für andere lief eine Umtauschaktion. Dadurch wurde die Bargeldmenge deutlich reduziert. Unterstützend wirkten die Lohn-Preis-Abkommen. Erst 1952 gelang jedoch eine vollständige Stabilisierung. 1953-1955 wurde der zuvor gespaltene Wechselkurs des Schillings vereinheitlicht. Mit dem "Nationalbankgesetz 1955" erhielt die Bank eine moderne Form; bei dieser Gelegenheit wurde ein neues währungspolitisches Instrumentarium geschaffen, zu dem die Mindestreserven- und Offenmarkt- sowie die Devisen- und Wechselkurspolitik gehören. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kam das internationale Währungssystem von Bretton Woods, das die stabile Entwicklung der Nachkriegsjahre begleitet hatte, zunehmend unter Druck. Mit der Abwertung des U.S. Dollar gegenüber Gold stellte sich auch für Österreich die Frage nach der künftigen Gestaltung des Wechselkurses. Schließlich entschied sich Österreich für eine stabilitätsorientierte Hartwährungspolitik. Der Schilling wurde mit dem Ziel an die D-Mark gekoppelt, die niedrigen Inflationsraten aus Deutschland nach Österreich zu importieren. Der Erhalt des Währungs-Pegs erforderte in den kommenden Jahren massive Anstrengungen, um die österreichische Exportwirtschaft konkurrenzfähig zu halten. Trotz hohen Wirtschaftswachstums gelang es durch die Hartwährungspolitik die Leistungsbilanz auszugleichen.

Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 wurde die Oesterreichische Nationalbank 1998 Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken mit der Europäischen Zentralbank (EZB) an der Spitze. Dank der jahrelangen Hartwährungspolitik war Österreich bestens auf die Anforderungen der Europäischen Währungsunion vorbereitet, die nach langen Vorbereitungen 1999 schließlich Wirklichkeit wurde. Für Geld- und Währungspolitik war ab diesem Zeitpunkt die EZB zuständig in deren ständigen Rat die Nationalbank durch den Gouverneur vertreten ist. An den Stabilitätszielen änderte sich damit nichts, wohl aber die geldpolitische Strategie. Ging es zuvor um die Aufrechterhaltung stabiler Wechselkurse standen jetzt stabile Preise im Vordergrund. Während die Geldpolitik nun gemeinsam auf europäischer Ebene entschieden wird, sind die nationalen Notenbanken wie die OeNB weiterhin für eine Vielzahl von Aufgaben verantwortlich. Dazu zählen unter anderem die Verwaltung der Währungsreserven, die operationale Umsetzung der Geldpolitik, die Bargeldversorgung, den Zahlungsverkehr, die Beobachtung der österreichischen Wirtschaft, die Bankenaufsicht und die Kommunikation mit der österreichischen Bevölkerung zuständig. Als Organe der Nationalbank fungieren die Generalversammlung, der Generalrat und das Direktorium.

In der Eigentümerstruktur änderte sich 2010 gravierendes. Durch die staatliche Unterstützung für die BAWAG P.S.K. 2006 mussten BAWAG und ÖGB ihre Aktienpakete an den Bund abtreten. Als in weiterer Folge wichtige Kompetenzen in der Bankenaufsicht ebenfalls an die Nationalbank abgetreten wurden entschloss sich der Bund 2010 die verbliebenen privaten Anteile zu übernehmen. Seitdem ist er zu 100% Eigentümer der Oesterreichischen Nationalbank.


Leitung

Gouverneure (1816-1878 Privilegirte Oesterreichische National-Bank, 1878-1922 Oesterreichisch-ungarische Bank, seit 1998 Oesterreichische Nationalbank):

  • Adam Graf Nemes von Hidveg (1816-1817)
  • Joseph Carl Graf von Dietrichstein (1817-1825)
  • Melchior Freiherr von Steiner (1825-1830)
  • Adrian Nicolaus Freiherr von Barbier (1830-1837)
  • Carl Joseph Alois Freiherr von Lederer (1837-1847)
  • Franz Breyer Ritter von Breynau (1847-1848, ab 9.2.1848 führte Carl Joseph Alois Freiherr von Lederer provisorisch die Amtsgeschäfte fort))
  • Josef Mayer Ritter (ab 1850 Freiherr) von Gravenegg (1848-1849)
  • Dr. Josef (ab 1856 Ritter von) Pipitz (1849-1877)
  • Alois Moser (1878-1892)
  • Dr. Julius Kautz (1892-1900)
  • Dr. Leon Ritter von Bilinski (1900-1909)
  • Dr. Alexander Popovics (1909-1918)
  • Dr. Ignaz Freiherr Gruber von Menningen (6.3.1919-18.3.1919; war als Vizegouverneur von Februar 1918 bis 6. März 1919 mit der Leitung der Notenbank betraut) )
  • Dr. Alexander Freiherr von Spitzmüller-Harmersbach (1919-1922/1923)
  • Dr. Klaus Liebscher (1998-2008)
  • Dr. Ewald Nowotny (2008-)


Präsidenten (1922-1938, 1945-1998):

(1. Vizepräsident Andreas KORP führte zwischen September 1966 und Jänner 1968 die Geschäfte des Präsidenten)

(1. Vizepräsident Prof. Dr. Herbert KOLLER führte zwischen Jänner und September 1988 die Geschäfte des Präsidenten)

(1. Vizepräsident Dkfm. Dr. Heinz KIENZL führte im April und Mai 1990 die Geschäfte des Präsidenten)

s. auch:

Einzelnachweise

  1. Clemens Jobst / Hans Kernbauer: Die Bank. Das Geld. Der Staat. Nationalbank und Währungspolitik in Österreich 1816-2016, Frankfurt/M. 2016, S. 192f.

Literatur

  • Clemens Jobst / Hans Kernbauer: Die Bank. Das Geld. Der Staat. Nationalbank und Währungspolitik in Österreich 1816-2016, Frankfurt/M.: Campus Verlag 2016.
  • Michael Wagner: Erneuerung durch Integration. 175 Jahre Oesterreichische Nationalbank, Wien: 1991.
  • Katalog Geld - 800 Jahre Münzstätte Wien. 1994.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 743 ff.
  • Österreichische Nationalbank. Wien 1925.
  • Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft in Österreich. Wien 1992, S. 253 ff.
  • S. Pressburger: Oesterreichische Notenbank 1816-1966. 1966.