Maria Lazar: Unterschied zwischen den Versionen

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Etwa acht Semester lang studierte Lazar nach ihrer Matura Philosophie und Geschichte an der [[Universität Wien]], konzentrierte sich aber dann ganz auf Literatur und Journalismus. Im März 1921 wurde ihr Einakter "Der Henker" an der Neuen Wiener Bühne aufgeführt. Ende 1922 begann Lazars Mitarbeit bei der renommierten Wiener Zeitung [[Der Tag]], bei der auch [[Alfred Polgar]], [[Robert Musil]] und Béla Balázs – den Lazar ebenfalls aus dem Schwarzwald-Kreis gut kannte – schrieben. Bis 1933 erschienen über hundert Beiträge von ihr in dieser Zeitung, aber auch in anderen – meist der Sozialdemokratie nahestehenden – Zeitschriften wie der Arbeiter-Zeitung. 1923 trat Lazar aus der katholischen Kirche aus und heiratete den Journalisten Friedrich Strindberg, Sohn von [[Frank Wedekind]] und Frieda Uhl, die zuvor mit August Strindberg verheiratet gewesen war. Der gemeinsamen Tochter Judith Strindberg (*1924) war Lazar nach der Scheidung der Ehe 1927 alleinerziehende Mutter – beide hatten durch Strindberg die schwedische Staatsbürgerschaft bekommen, die ab 1939 hilfreich sein würde. In dieser Zeit arbeitete Lazar vorwiegend als Übersetzerin, um für ihre Tochter und sich selbst den Lebensunterhalt zu verdienen, und übersetzte Werke aus dem Dänischen (Werke von Karin Michaelis) und Englischen (E. A. Poe, F. Scott Fitzgerald).
 
Etwa acht Semester lang studierte Lazar nach ihrer Matura Philosophie und Geschichte an der [[Universität Wien]], konzentrierte sich aber dann ganz auf Literatur und Journalismus. Im März 1921 wurde ihr Einakter "Der Henker" an der Neuen Wiener Bühne aufgeführt. Ende 1922 begann Lazars Mitarbeit bei der renommierten Wiener Zeitung [[Der Tag]], bei der auch [[Alfred Polgar]], [[Robert Musil]] und Béla Balázs – den Lazar ebenfalls aus dem Schwarzwald-Kreis gut kannte – schrieben. Bis 1933 erschienen über hundert Beiträge von ihr in dieser Zeitung, aber auch in anderen – meist der Sozialdemokratie nahestehenden – Zeitschriften wie der Arbeiter-Zeitung. 1923 trat Lazar aus der katholischen Kirche aus und heiratete den Journalisten Friedrich Strindberg, Sohn von [[Frank Wedekind]] und Frieda Uhl, die zuvor mit August Strindberg verheiratet gewesen war. Der gemeinsamen Tochter Judith Strindberg (*1924) war Lazar nach der Scheidung der Ehe 1927 alleinerziehende Mutter – beide hatten durch Strindberg die schwedische Staatsbürgerschaft bekommen, die ab 1939 hilfreich sein würde. In dieser Zeit arbeitete Lazar vorwiegend als Übersetzerin, um für ihre Tochter und sich selbst den Lebensunterhalt zu verdienen, und übersetzte Werke aus dem Dänischen (Werke von Karin Michaelis) und Englischen (E. A. Poe, F. Scott Fitzgerald).
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Ab 1929/30 begann Lazar unter dem Pseudonym Esther Grenen Verlagen erneut Romane anzubieten, wobei sie sich selbst als Übersetzerin anführte – und behielt dies Taktik für fast all ihre späteren Werke bei. "Der Fall Rist" und "Veritas verhext die Stadt" erschienen erfolgreich als Fortsetzungsromane in Wiener und Berliner Zeitschriften. 1933 machte Maria Lazar auch wieder als Dramatikerin von sich reden: Ihr antimilitaristisches Stück um einen Unfall in einer belgischen Giftgasfabrik – "Der Nebel von Dybern" – wurde bei S. Fischer veröffentlicht und am 10. Februar 1933 in Stettin uraufgeführt, wo es kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wieder abgesetzt wurde. Immerhin gelangte das Stück in London und Kopenhagen zur Aufführung und machte Lazar damit zu einer international gespielten Dramatikerin.

Version vom 11. August 2021, 14:29 Uhr

Daten zur Person
Personenname Lazar, Maria
Abweichende Namensform Esther Grenen (Psyeudonym), Maria Strindberg (Ehename)
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 358751
GND 119339056
Wikidata Q19295773
Geburtsdatum 22. November 1895
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. März 1948
Sterbeort Stockholm (Schweden)
Beruf Schriftstellerin, Dramatikerin, Übersetzerin, Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 11.08.2021 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Walfischgasse 11 (Geburtsadresse)
  • 1., Freyung 6 (Wohnadresse)
  • 1., Gonzagagasse 23 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maria Lazar, * 22. November 1895 in Wien, † 30. März 1948 in Stockholm (Schweden), Schriftstellerin.

IN ARBEIT

Biografie

Maria Lazars jüdische Herkunftsfamilien kamen ab den 1870er Jahren aus Mähren und Ungarn nach Wien. Ihr Großvater Alois Lazar und ihr Vater Adolf Josef Lazar (1844–1910) machten als Bahnbeamte Karriere. 1875 heiratete Adolf Lazar die aus Stuhlweißenburg (Ungarn) kommende Theresia Caesarina Seligmann (1857–1924), die in den folgenden 20 Jahren acht Kinder auf die Welt brachte. Im Mai 1881 konvertierte die Familie zum Katholizismus. Maria Lazar war das jüngste Kind der Familie – ihre Geschwister waren unter anderem der Kinder- und Jugendpsychiater Erwin Lazar, der Anwalt Ernst Alois Lazar und die Kinderbuchautorin Auguste Lazar (1887–1970), die als eine der Begründerinnen der sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland gilt.

Lazar wuchs in bürgerlichem Wohlstand auf und besuchte die fortschrittliche Schwarzwald-Schule im ersten Bezirk – Helene Weigel und Alice Herdan-Zuckmayer waren ihre Mitschülerinnen und blieben Freundinnen – und fiel dort bald mit eigenen Gedichten auf. Schwarzwald selbst, der Lazar zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb attestierte ihr früh großes schriftstellerisches Talent und brachte sie mit vielen progressiven Intellektuellen (Elias Canetti, Karin Michaelis etc.) in Kontakt: 1916 porträtierte Oskar Kokoschka Lazar unter dem Titel "Dame mit Papagei". Nach dem Ende der Schulzeit arbeitete Lazar immer wieder als Lehrerin an den Schwarzwaldschulen in Wien und am Semmering, wo sie in wenigen Monaten ihren ersten Roman "Die Vergiftung" verfasste, der aber erst Anfang 1920 bei E. P. Tal erschien.

Etwa acht Semester lang studierte Lazar nach ihrer Matura Philosophie und Geschichte an der Universität Wien, konzentrierte sich aber dann ganz auf Literatur und Journalismus. Im März 1921 wurde ihr Einakter "Der Henker" an der Neuen Wiener Bühne aufgeführt. Ende 1922 begann Lazars Mitarbeit bei der renommierten Wiener Zeitung Der Tag, bei der auch Alfred Polgar, Robert Musil und Béla Balázs – den Lazar ebenfalls aus dem Schwarzwald-Kreis gut kannte – schrieben. Bis 1933 erschienen über hundert Beiträge von ihr in dieser Zeitung, aber auch in anderen – meist der Sozialdemokratie nahestehenden – Zeitschriften wie der Arbeiter-Zeitung. 1923 trat Lazar aus der katholischen Kirche aus und heiratete den Journalisten Friedrich Strindberg, Sohn von Frank Wedekind und Frieda Uhl, die zuvor mit August Strindberg verheiratet gewesen war. Der gemeinsamen Tochter Judith Strindberg (*1924) war Lazar nach der Scheidung der Ehe 1927 alleinerziehende Mutter – beide hatten durch Strindberg die schwedische Staatsbürgerschaft bekommen, die ab 1939 hilfreich sein würde. In dieser Zeit arbeitete Lazar vorwiegend als Übersetzerin, um für ihre Tochter und sich selbst den Lebensunterhalt zu verdienen, und übersetzte Werke aus dem Dänischen (Werke von Karin Michaelis) und Englischen (E. A. Poe, F. Scott Fitzgerald).

Ab 1929/30 begann Lazar unter dem Pseudonym Esther Grenen Verlagen erneut Romane anzubieten, wobei sie sich selbst als Übersetzerin anführte – und behielt dies Taktik für fast all ihre späteren Werke bei. "Der Fall Rist" und "Veritas verhext die Stadt" erschienen erfolgreich als Fortsetzungsromane in Wiener und Berliner Zeitschriften. 1933 machte Maria Lazar auch wieder als Dramatikerin von sich reden: Ihr antimilitaristisches Stück um einen Unfall in einer belgischen Giftgasfabrik – "Der Nebel von Dybern" – wurde bei S. Fischer veröffentlicht und am 10. Februar 1933 in Stettin uraufgeführt, wo es kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wieder abgesetzt wurde. Immerhin gelangte das Stück in London und Kopenhagen zur Aufführung und machte Lazar damit zu einer international gespielten Dramatikerin.