Liechtensteinsches Sommerpalais: Unterschied zwischen den Versionen

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* Standard, 20./21.09.2003, S. 38
 
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* Neue Kronen-Zeitung, 29.08.2003, S. 29  
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* Erwin Melchart: "Dieses Haus spielt alle Stückeln". Liechtensteinmuseum: Das Wiener Palais ist fast fertig. Viele wichtige neue Ankäufe. In: Neue Kronen-Zeitung, 29.08.2003, S. 29
* andere Tageszeitungen
 

Version vom 12. Mai 2014, 17:55 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Domenico Egidio Rossi, Domenico Martinelli
Prominente Bewohner
PageID 16448
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.05.2014 durch WIEN1.lanm09mai
  • 9., Fürstengasse 1

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48° 13' 21.26" N, 16° 21' 34.74" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Liechtensteinsches Sommerpalais (Roßau; 9, Fürstengasse 1), im Auftrag Hans Adam I. Fürst Liechtensteins in zwei Bauphasen errichtet (1691-1694 nach Plänen von Domenico Egidio Rossi, 1700-1705/1706 nach einigen Abänderungen des vorangehenden Projekts von Domenico Martinelli fortgeführt; Innenausstattung 1704-1709, Nebengebäude 1705-1711). Das Liechtensteinsche Sommerpalais gehört zu Wiens schönsten Palaisbauten. Mit seinem Bau begann die barocke Anlage des von Johann Adam Fürst I. 1699 begründeten Stadtviertels Lichtental. Das Portal in der Fürstengasse (1814) wird Kornhäusel zugeschrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Palais Liechtenstein das Österreichische Bauzentrum etabliert (geschlossen 1978); seit 1979 beherbergt es (nach entsprechender Adaptierung) das Museum moderner Kunst.


Äußeres:

Kubisch geschlossenes, streng gegliedertes Gartenpalais am Übergang zum Hochbarock. Dreigeschossige Hauptfassade mit seichtem, leicht überhöhten Mittelrisalit.

Inneres:

Von der freskengeschmückten Durchfahrt führt je eine marmorne Prachttreppe von gigantischen Dimensionen in das erste Stockwerk. In der Erdgeschoßhalle 27 Freskenmedaillons mit mythologischen Szenen und Allegorien von Johann Michael Rottmayr (Erneuerung 1905 durch Karl Geiger). Im ersten Stock Räume mit Leinwand-Deckenbildern und Stuck (von Marcantonio Franceschini und Antonio Bellucci), im zweiten Stock Deckenölbilder von Antonio Bellucci. Die Liechtensteinsche Gemäldegalerie (heute in Vaduz) wurde aus dem Liechtensteinschen Majoratshaus, die Fideikommißbibliothek aus dem Liechtensteinpalais (1) hieher gebracht.

Park und Belvedere:

Im Park befindet sich eine um 1795 von Franz Anton Zauner geschaffene Brunnenfigur aus Blei (Nereide mit Kind). Im unteren Teil stand das nach Plänen J. B. Fischers von Erlach 1700 vollendete „Belvedere", ein Pavillon, der (nach Demolierung) 1873-1875 durch ein von Heinrich Ferstel errichtetes Gartenpalais für die Fürstenwitwe ersetzt wurde (9, Alserbachstraße 14-16).

Gemäldegalerie

Im Liechtensteinschen Sommerpalais war ab 1807 die zuvor im 1705 vollendeten Stadtpalais (1, Bankgasse 9) untergebrachte Liechtensteinsche Gemäldegalerie ausgestellt und ab 1814 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) der Öffentlichkeit zugänglich. Während des Zweiten Weltkriegs im Burgenland in Sicherheit gebracht, transportierte man die Galeriebestände im Februar 1945 ins Schloss Vaduz, wo sie über ein halbes Jahrhundert verblieben, ohne dass es trotz intensiver Bemühungen gelungen wäre, die Galerie wieder nach Wien zu bringen. Das Liechtensteinsches Sommerpalais beherbergte nach dem Zweiten Weltkrieg das Österreichische Bauzentrum und nach dessen Schließung (1978) seit 1979 (nach entsprechender Adaptierung) das „Museum moderner Kunst"; dieses verließ das Liechtensteinsche Sommerpalais am 31. Dezember 2000.

Fürst Franz Josef (der Vater Fürst Hans-Adams II.) versprach die Sammlung 1969 der Stadt Vaduz unter der (trotz positiver Volksabstimmung niemals erfüllten) Bedingung, dass diese in einem neu zu erbauenden Kunstmuseum untergebracht werde. Vom 2. Jänner 2001 bis Ende 2003 wurde das Palais durch Fürst Hans-Adam II. im Zusammenhang mit der nunmehrigen Absicht des Fürstenhauses, einen Teil der in Vaduz befindlichen Gemäldesammlung nach Wien zurückzubringen und hier als Privatmuseum zu präsentieren, grundlegend renoviert (neben der eigentlichen Restaurierung neue Unterkellerung und Elektrifizierung, Klimatisierung und modernste Sicherheitseinrichtungen; Gesamtkosten bis Ende 2003 fast 20 Millionen Euro) und am 25. März 2004 offiziell beziehungsweise am 29. März mit der Ausstellung „Meisterwerke aus den Fürstlichen Sammlungen in Vaduz" (200 ausgesuchte Kunstwerke, darunter die weltweit größte Sammlung an Rubens-Gemälden, 50 Skulpturen und Objekte des Kunsthandwerks sowie die berühmte französische Galakutsche des Rokoko [„Goldener Wagen"] des Fürstenhauses) für das Publikum geöffnet. Mit Hilfe eines hoch dotierten Ankaufsbudgets wurde die Sammlung in jüngster Zeit um erstrangige (bei internationalen Auktionen erstandene) Gemälde bereichert; diese werden (wie etwa der „Unbekannte Mann" von Franz Hals, der bis 1938 den Rothschilds gehört hatte, danach ins Kunsthistorische Museum kam, jedoch 1998 restituiert und schließlich für Fürst Hans-Adam II. 2002 in New York um 2,8 Millionen Dollar ersteigert wurde) erstmals wieder in Wien ausgestellt.

Gleichzeitig mit der teilweisen Transferierung der Galerie von Vaduz nach Wien begann eine Kooperation mit anderen (ehemals aristokratischen) Sammlungen (Harrach'sche Familiensammlung, Sammlung Schönborn Buchheim, Esterházy-Privatstiftung, Residenzgalerie Salzburg [mit umfangreichen Adelsbeständen] und Gemäldegalerie am Schillerplatz [deren Kern die Sammlung Lambert bildet]). Besichtigt werden können auch bisher nicht der Öffentlichkeit zugänglich gewesene Räumlichkeiten des Palais (beispielsweise die Bibliothek) und die historische Gartenanlage.

Im Palais wurden das Luxusrestaurant „Rubens Palais" (gehobene Gastronomie) und „Rubens Brasserie" (bodenständige Küche) untergebracht.

Zum Staatsakt für Ehrengäste samt einem Konzert lud Fürst Adam II. am 26. März 2004, am 27. März brachte ein Sonderzug aus Vaduz rund 1.000 Gäste nach Wien und am 28. März fand der Eröffnungskonvent für das Publikum statt. Der Erfolg der ersten Wochen veranlasste das Fürstenhaus, auch eine grundlegende Restaurierung des Stadtpalais in der Bankgasse ins Auge zu fassen, in dem ab etwa 2006 ein weiterer Teil der Liechtensteinschen Sammlung (mit den Schwerpunkten Barock und Biedermeier) präsentiert werden könnte.


Literatur

  • Bruno Grimschitz: Wiener Barockpaläste. Wien: Wiener Verl. 1944, 6 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 397 ff.
  • Gerhart Egger: Palais Liechtenstein in der Roßau. In: Notring-Jahrbuch 1970, S. 121
  • Hubert Kaut: Wiener Gärten. 4 Jahrhunderte Gartenkunst. Wien: Bergland Verl. 1964, S. 26
  • Karola Bielohiawek: Die Baudaten von J. B. Fischer v. Erlachs Belvedere Liechtenstein. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 11,1929, S. 1 ff.
  • Norbert Knopp: Das Garten-Belvedere Liechtenstein zu Wien von Fischer v. Erlach und die Bedeutung des Ausblicks in der Gartenkunst. München-Berlin 1966 (Kunstwisenschaftliche Studien, 36)
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 62 ff.
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 124 ff.
  • Carl Hofbauer: Die Rossau und das Fischerdörfchen am oberen Werd. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der alten Vorstädte Wien's. Wien: Dirnböck 1859, S. 92 ff., S. 161 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 568 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958

Zu Gemäldegalerie:

  • Standard, 20./21.09.2003, S. 38
  • Erwin Melchart: "Dieses Haus spielt alle Stückeln". Liechtensteinmuseum: Das Wiener Palais ist fast fertig. Viele wichtige neue Ankäufe. In: Neue Kronen-Zeitung, 29.08.2003, S. 29