Ignaz von Kuffner: Unterschied zwischen den Versionen

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Ignaz Karl (1878 von) Kuffner, * 22. April 1822 Lundenburg (Břeclav), † 23. März 1882 Wien, Industrieller, Vater von [[Moritz Kuffner]], 1. Gattin: Fanny Kuffner (Tochter seines Bruders Simon, 4.3.1830 Lundenburg-21.7.1851 Wien-Ottakring), 2. Gattin: Rosalie geb.Spitzer (um 1826 Preßburg-21.12.1899 Wien). Die Brüder von Fanny Kuffner Gottlieb (29.12.1834 Lundenburg-22.1.1887 Wien-[[Oberdöbling (Vorort)|Oberdöbling) und Adolf Kuffner (18.3.1840 Lundenburg-1903 Wien) kamen 1878 nach Wien und erwarben die Hernalser Brauerei.
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Ignaz Karl (1878 von) Kuffner, * 22. April 1822 Lundenburg (Břeclav), † 23. März 1882 [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]], Unternehmer, [[Politiker]].
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==Biografie==
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Ignaz Kuffner stammte aus einer [[Juden|jüdischen]] Familie, die in Lundenburg mit Unterstützung der [[Liechtenstein (Familie)|Fürsten von und zu Liechtenstein]] durch die [[Bier]]- und Branntweinproduktion zu einem größeren Vermögen gelangt war. Nach dem frühen Tod seines Vaters brach Ignaz Kuffner seine Ausbildung ab, um in Lundenburg in den Familienbetrieben zu arbeiten.
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Nach 1848 kam er mit seinem Cousin Jakob Kuffner und dessen Söhnen Wilhelm und Karl nach Wien.  
  
Ignaz Kuffner stammt aus einer jüdischen Familie, die in Lundenburg mit Unterstützung der Fürsten von und zu Liechtenstein durch die Bier- und Branntweinproduktion zu einem größeren Vermögen gelangt war.<ref>Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler – Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Band 25, Heft 8/2000, S. 243 ff.</ref> Er kam mit seinem Cousin Jakob (20.3.1817 Lundenburg-8.5.1891 Wien) und dessen Söhnen Wilhelm (4.4.1846 Lundenburg-14.4.1923 Wien) und Karl (28.7.1847-12.12.1924 Wien, ab 1896 Edler von Diószegh) nach 1848 nach Wien. Er erwarb 1850 von Heinrich Plank die Brauerei in Ottakring<ref>Die Familie Kuffner nutzte dabei das kurze Zeitfenster, während dem die Pillersdorfsche Verfassung 1848-1851 Juden den Eigentumserwerb erlaubte, was dann in Wien erst 1859 wieder erlaubt wurde.</ref>, baute sie zu einer Fabrik aus und erweiterte sie durch eine Preßhefeproduktion nach dem Wiener Verfahren von Ignaz Mautner. Kuffner gelangte so zu großem Wohlstand und unterstützte seine Gemeinde Ottakring finanziell, so dass er von 1869 bis 1882 zum Bürgermeister gewählt wurde. Er baute in dieser Zeit die Infrastruktur des Vorortes aus (Postamt, Feuerwehr, Polizeikommissariat, Schulen, Kinderbewahranstalten) und versuchte gegen den Widerstand des Klerus und der Politiker den ansässigen Juden die gleichen Rechte wie den Katholiken zu gewähren.<ref>Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren – das goldene Bierjahrhundert. Wien 2014, S. 146 f.</ref> Er ließ in der [[Hubergasse]] die erste Synagoge dieses Vorortes errichten. Aus der Brauerei machte er einen Vorzeigebetrieb, indem er das technische Niveau erhöhte, den Produktionsausstoss vervielfachte und vorbildliche arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen einführte.<ref>Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Diplomarbeit Wien 2008, S. 4</ref> Der Unternehmer galt als wesentlich sozialer als seine Brauherrenkollegen und bot seinen Arbeitern eine eigene Werksküche und humanere Arbeitsbedingungen. Kuffner zählte zu den Gegnern der Eingemeindung Ottakrings zu Wien und der Gründung einer Kommunalsparkasse, wie sie damals in den benachbarten Vororten entstanden. 1873 wurde er erster Ehrenbürger von [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]]. 1878 wurde er in Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen und aufgrund seiner humanitären Verdienste als "Edler von Kuffner" in den Adelsstand erhoben. Sein Grab in Břeclav (Lundenburg) besteht noch immer (Gemälde von [[Rudolf von Alt]])  
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Ignaz Kuffner war in erster Ehe mit seiner Cousine Fanny (* 4. März 1830 Lundenburg, † 21. Juli 1851 Wien-[[Ottakring (Vorort)|Ottakring]]), der Tochter seines Onkels Simon, verheiratet. Ihre Brüder Gottlieb, Adolf und Wilhelm übernahmen 1878 das [[Hernalser Brauhaus]].  
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In zweiter Ehe war er mit Rosalie Spitzer verheiratet. Von Ignaz Kuffners fünf Kindern (zwei Söhne aus erster Ehe, zwei Söhne und eine Tochter aus zweiter Ehe) erreichten nur [[Moritz Kuffner|Moriz]] und Katharina (* 1862) das Erwachsenenalter.
  
siehe auch [[Kuffnergasse]]
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1850 kauften Ignaz Kuffner und sein Cousin Jakob die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene [[Ottakringer Brauerei]] von Heinrich Plank. Ermöglicht wurde das durch die [[Pillersdorfsche Verfassung]], die es [[Juden]] erlaubte, Eigentum zu erwerben. 1856 erwarben sie auch das [[Oberdöblinger Brauhaus]]. Ignaz Kuffner blieb in [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]], Jakob ging nach Döbling.
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Anschließend baute Ignaz Kuffner die Brauerei zu einem Großbetrieb aus und erzeugte neben [[Bier]] auch Spiritus sowie Presshefe nach einem von [[Adolf Ignaz Mautner]] entwickelten Verfahren. Aus der Brauerei machte er einen Vorzeigebetrieb, indem er das technische Niveau hob, den Produktionsausstoß vervielfachte und vorbildliche arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen einführte. Der Unternehmer galt als wesentlich sozialer als seine [[Brauherren|Brauherrenkollegen]] und bot seinen Arbeitern eine eigene Werksküche und humanere Arbeitsbedingungen.
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Zu großem Wohlstand gekommen, unterstützte er seine Gemeinde Ottakring finanziell. Nachdem er schon längere Zeit im Ottakringer Gemeinderat tätig gewesen war, wurde Ignaz Kuffner 1869 zum [[Bürgermeister (Vororte)|Bürgermeister]] gewählt.
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In dieser Zeit baute er die Infrastruktur des Wiener [[Vororte]]s ([[Post|Postamt]], [[Feuerwehr]], [[Polizeikommissariate|Polizeikommissariat]], [[Schule|Schulen]], [[Kinderbewahranstalt|Kinderbewahranstalten]]) aus und versuchte, gegen den Widerstand von Klerus und Politik den ansässigen [[Juden]] die gleichen Rechte wie den [[Katholiken]] zu gewähren. So schenkte er beispielsweise der [[Israelitische Kultusgemeinde|Kultusgemeinde]] ein Grundstück in der [[Hubergasse]] für die Errichtung der ersten [[Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde 16, Hubergasse 8|Ottakringer Synagoge]]. Sein Plan, Ottakring an die [[Erste Hochquellenleitung]] anschließen zu lassen, scheiterte am Widerstand der Bevölkerung. Noch heute wird das "Ottakringer" mit [[Wasser]] aus dem hauseigenen [[Brunnen]] gebraut.
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[[Datei:Ignaz Kuffner.jpg|390px|thumb|Porträt des Brauherren Ignaz Kuffner]]
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Die [[Nordpolexpedition]] unter der Leitung von [[Julius Payer]] und [[Carl Weyprecht]] unterstützten Ignaz und Jakob Kuffner finanziell.
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Kuffner zählte zu den Gegnern der [[Stadterweiterung|Eingemeindung]] Ottakrings zu Wien und der Gründung einer [[Kommunalsparkassen|Kommunalsparkasse]], wie sie damals in den benachbarten [[Vororte|Vororten]] entstanden. 1873 wurde er erster Ehrenbürger von [[Ottakring (Vorort)|Ottakring]]. In Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen und aufgrund seiner humanitären Verdienste erfolgte 1878 seine Erhebung in den [[Adelige in Wien|Adelsstand]] als "Edler von Kuffner". Als Ignaz Edler von Kuffner am 23. März 1882 in Ottakring starb, trat sein Sohn Moriz von Kuffner das alleinige Erbe an.
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Auf eigenen Wunsch wurde Ignaz Kuffner in Břeclav (Lundenburg) bestattet, das Grab besteht noch immer. Bereits zu Lebzeiten benannte man die in unmittelbarer Nähe zur Ottakringer Brauerei liegende Verkehrsfläche [[Kuffnergasse]] nach dem Unternehmer.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Michael Darthé: Ottakringer Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien 207 S. 21 ff.  
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* Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Böhlau 2016
* Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Diplomarbeit Wien 2008
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* Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014, S. 141–152
* Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Band 25, Heft 8/2000, S. 243-251
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* Michael Darthé: Ottakringer. Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien: LIT 2007, S. 21 ff.  
* Georg Gaugusch: Wer einmal war - Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800 – 1938. Wien 2011 – Stichwort Kuffner
+
* Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2008
* Kuffner, Ignaz Edler von: Biografie. Druckschriftensammlung der Wienbibliothek. o.V./ o.J.
+
* Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 8 (2000), S. 243–251
* Gustav Otruba: Kuffner, Ignaz v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Berlin 1982
 
* Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren – das goldene Bierjahrhundert. Wien 2014, S. 141 – 152
 
* Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien 2016
 
 
* Karl Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring. Wien 1892
 
* Karl Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring. Wien 1892
  
==Links==
+
==Weblinks==
 
* [http://www.deutsche-biographie.de/pnd136601596.html Neue Deutsche Biographie: Ignaz von Kuffner]
 
* [http://www.deutsche-biographie.de/pnd136601596.html Neue Deutsche Biographie: Ignaz von Kuffner]
 
+
*[http://kuffner-sternwarte.at/sternwarte/familie-kuffner.php Kuffner-Sternwarte: Familie Kuffner]
==Einzelnachweise==
+
*[https://www.ottakringerbrauerei.at/die-brauerei/unternehmen/geschichte Ottakringer Bauerei: Unternehmensgeschichte]
<references />
 

Aktuelle Version vom 8. Januar 2024, 19:01 Uhr

Ignaz Kuffner, Porträt
Daten zur Person
Personenname Kuffner, Ignaz Karl von
Abweichende Namensform
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 38387
GND
Wikidata Q1323163
Geburtsdatum 22. April 1822
Geburtsort Lundenburg 4074388-3
Sterbedatum 23. März 1882
Sterbeort Wien 4200552-8
Beruf Industrieller, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Bier, Brauherren, Ottakringer Brauerei, Hernalser Brauhaus
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Kuffner Ignaz.JPG
Bildunterschrift Ignaz Kuffner, Porträt

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bürgermeister von Ottakring (1869 bis 1876)

Ignaz Karl (1878 von) Kuffner, * 22. April 1822 Lundenburg (Břeclav), † 23. März 1882 Ottakring, Unternehmer, Politiker.

Biografie

Ignaz Kuffner stammte aus einer jüdischen Familie, die in Lundenburg mit Unterstützung der Fürsten von und zu Liechtenstein durch die Bier- und Branntweinproduktion zu einem größeren Vermögen gelangt war. Nach dem frühen Tod seines Vaters brach Ignaz Kuffner seine Ausbildung ab, um in Lundenburg in den Familienbetrieben zu arbeiten.

Nach 1848 kam er mit seinem Cousin Jakob Kuffner und dessen Söhnen Wilhelm und Karl nach Wien.

Ignaz Kuffner war in erster Ehe mit seiner Cousine Fanny (* 4. März 1830 Lundenburg, † 21. Juli 1851 Wien-Ottakring), der Tochter seines Onkels Simon, verheiratet. Ihre Brüder Gottlieb, Adolf und Wilhelm übernahmen 1878 das Hernalser Brauhaus. In zweiter Ehe war er mit Rosalie Spitzer verheiratet. Von Ignaz Kuffners fünf Kindern (zwei Söhne aus erster Ehe, zwei Söhne und eine Tochter aus zweiter Ehe) erreichten nur Moriz und Katharina (* 1862) das Erwachsenenalter.

1850 kauften Ignaz Kuffner und sein Cousin Jakob die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Ottakringer Brauerei von Heinrich Plank. Ermöglicht wurde das durch die Pillersdorfsche Verfassung, die es Juden erlaubte, Eigentum zu erwerben. 1856 erwarben sie auch das Oberdöblinger Brauhaus. Ignaz Kuffner blieb in Ottakring, Jakob ging nach Döbling.

Anschließend baute Ignaz Kuffner die Brauerei zu einem Großbetrieb aus und erzeugte neben Bier auch Spiritus sowie Presshefe nach einem von Adolf Ignaz Mautner entwickelten Verfahren. Aus der Brauerei machte er einen Vorzeigebetrieb, indem er das technische Niveau hob, den Produktionsausstoß vervielfachte und vorbildliche arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen einführte. Der Unternehmer galt als wesentlich sozialer als seine Brauherrenkollegen und bot seinen Arbeitern eine eigene Werksküche und humanere Arbeitsbedingungen.

Zu großem Wohlstand gekommen, unterstützte er seine Gemeinde Ottakring finanziell. Nachdem er schon längere Zeit im Ottakringer Gemeinderat tätig gewesen war, wurde Ignaz Kuffner 1869 zum Bürgermeister gewählt.

In dieser Zeit baute er die Infrastruktur des Wiener Vorortes (Postamt, Feuerwehr, Polizeikommissariat, Schulen, Kinderbewahranstalten) aus und versuchte, gegen den Widerstand von Klerus und Politik den ansässigen Juden die gleichen Rechte wie den Katholiken zu gewähren. So schenkte er beispielsweise der Kultusgemeinde ein Grundstück in der Hubergasse für die Errichtung der ersten Ottakringer Synagoge. Sein Plan, Ottakring an die Erste Hochquellenleitung anschließen zu lassen, scheiterte am Widerstand der Bevölkerung. Noch heute wird das "Ottakringer" mit Wasser aus dem hauseigenen Brunnen gebraut.

Porträt des Brauherren Ignaz Kuffner

Die Nordpolexpedition unter der Leitung von Julius Payer und Carl Weyprecht unterstützten Ignaz und Jakob Kuffner finanziell.

Kuffner zählte zu den Gegnern der Eingemeindung Ottakrings zu Wien und der Gründung einer Kommunalsparkasse, wie sie damals in den benachbarten Vororten entstanden. 1873 wurde er erster Ehrenbürger von Ottakring. In Anerkennung seines Wirkens im Brauwesen und aufgrund seiner humanitären Verdienste erfolgte 1878 seine Erhebung in den Adelsstand als "Edler von Kuffner". Als Ignaz Edler von Kuffner am 23. März 1882 in Ottakring starb, trat sein Sohn Moriz von Kuffner das alleinige Erbe an.

Auf eigenen Wunsch wurde Ignaz Kuffner in Břeclav (Lundenburg) bestattet, das Grab besteht noch immer. Bereits zu Lebzeiten benannte man die in unmittelbarer Nähe zur Ottakringer Brauerei liegende Verkehrsfläche Kuffnergasse nach dem Unternehmer.

Literatur

  • Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Böhlau 2016
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker 2014, S. 141–152
  • Michael Darthé: Ottakringer. Eine Unternehmensgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümerverhältnisse. Wien: LIT 2007, S. 21 ff.
  • Katja Fischer: Jüdische Kunstsammlungen in Wien vor 1938 am Beispiel der Familie Kuffner. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2008
  • Georg Gaugusch: Die Familie Kuffner. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 8 (2000), S. 243–251
  • Karl Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring. Wien 1892

Weblinks